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Da erinnerte ihn der Vater an die Braut, an die er bis so zu gewaltsamen Mitteln, um wenigftens Spannung und da erzielen, dahin so gut wie nie gedacht hatte. Persönlich kannte er sie Effekt zu ihm die dramatischen Wirkungen Es ist nicht schwer überhaupt noch nicht. Auf einer Photographie, die er besaß, mu einmal nicht zwanglos zuwachsen. Es sah sie zwar nicht schön" aus nach seinen Begriffen, aber zu begreifen und auch sehr leicht zu entschuldigen, daß das Bild war schon alt, sie konnte inzwischen immerhin noch punkt des ästhetischen Interesses, was an und für sich gar kein trotzdem für die Bühne schreiben will. Die Bühne steht im Mittel " schön" geworden sein. Vor allem aber hatte sie Geld, und schlechtes Zeichen zu sein brauchte. Wenn aber die Leute, die für alle Beteiligten wünschten, daß es in der Familie bliebe, daß teures Geld ins Theater laufen, für den Buchhandel verloren sind, es kein Fremder erheirate. wenn sie es nicht mehr fertig bringen, in ihrer stillen Stube ein Er reiste hin, er sah die Brant an. Er war sehr ent- Buch zu lesen und so das Bücherschreiben zu einem melancholischen täuscht. Am liebsten hätte er sie nun doch nicht geheiratet. Gewerbe machen dann haben sie allerdings den Verdacht gegen Aber das Geld! Er brauchte es nötig und kam so am billigsten fich, daß sie nur Amüsement, Foyergeschwät und zerstreuung dazu. Er mußte die Fabrit durch die ungünstigen Zeiten eine Medaille, die eine recht bedenkliche ehrseite hat. Diese Ersuchen. Das zweifellose Aufblühen unsrer Theater ist somit durchbringen, schon wegen später, wenn er" frei" war. Erwägung kann natürlich nichts daran ändern, daß unsre jungen wußte ganz gut, daß es teine angenehme Ehe werden würde, Talente zum Theater strömen, und man müßte ein sonderbarer aber er heiratete Magda doch, er mußte ja. Mensch sein, um nicht zu begreifen, daß Hartleben dasselbe thut. Für seine Kunst freilich wäre es besser, wenn er es nicht thäte. Das beste am Rosenmontag" ist die getreue Wiedergabe des Milieus. Es ist im allgemeinen ein verdächtiges Lob, wenn man Milieu loben muß. an einem Drama in erster Linie wr eine drame und wie keinem andren Grunde, so aus dem einfachen, aber durchschlagenden, Drama fann nie und wird nie Milieu- Dichtung sein, wenn aus daß es auf diesem Gebiet dem Roman gegenüber immer roh bleiben muß. Der Roman kann die Stimmung eines Hauses, eines Standes, einer Stadt viel feiner geben, als selbst das raffi nierteste Bühnenstück. Wenn der fritische Proteft gegen die Milieus dramen ungehört verhallen sollte, werden schließlich die Schauspieler rebellieren, die mit vollem Recht ich bitte um Verzeihung!- nach Rollen, nach großen menschlichen Aufgaben verlangen.
Es ging freilich noch viel schlechter, als er gedacht. Hätte er das zuvor gewußt, entschuldigte er sich vor sich selbst, würde er doch nicht so leicht auf den Handel eingegangen sein. Da er keine Schwestern besaß, kannte er bis dahin so gut wie kein Mädchen aus den besseren" Ständen, diese meist bleichsüchtigen, oft so schwächlichen Geschöpfe, die nicht mehr genug Blut in den Adern( haben, weil die Väter es schon auf Generationen im voraus für sich verbraucht. Er hatte bis dahin nur mit„ andren" Mädchen verkehrt, die waren wie er und das Leben kannten. Jetzt wurde ihm auf einmal ein Wesen in die Arme geworfen, das von garnichts wußte.
Mein Gott, sie that ihm ja auch leid, oft sogar sehr, er war ja garnicht so schlimm, wie es leicht aussah, wenn er gereizt wurde. Er hatte zu Zeiten auch die allerbesten Vorfäße. Aber was half es! Wenn er dies schmächtige Geschöpf nur sah, packte ihn, den Lebensvollen, schon eine stille But, daß er an so etwas gebunden war. Aber das Geld, das Geld! Da hieß es aushalten, bis der jüngere Bruder einspringen konnte.
( Fortsetzung folgt.)
Hartlebens ,, Rofenmontag".
( Deutsches Theater.)
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Bei Hartleben hat nun freilich die breite Wiedergabe des Milieu's einen guten ästhetischen Grund. In seinem Fall steckt die Tragik eben im Milieu und so giebt er mit dem Milieu zugleich die tragische Motivierung. Jnnerhalb dieser Grenzen ist sein Stid gut, von frischen und echten Farben. Seine Offiziere unterscheiden sich schr vorteilhaft von den Backfischidealen, die man im Theater der Frau Buße und anders wo genießen fam.
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Ganz schlimm erdacht und durchgeführt ist der eigentliche dramatische Konflikt. Hartlebens Phantasie ist hier wirklich in bedenk licher Weise von der Hintertreppenromantik angesteckt worden. Vergegenwärtigen wir uns die Fabel: ein junger Offizier, der nebenher auch ein wenig Mensch ist, hat ein Verhältnis mit einem Mädel, das er wirklich von Herzen liebt. Um diese fatale Sache das Herz ist an der Sache das fatale aus der Welt zu schaffen, schmieden zwei Vettern des Verliebten einen Plan, der wenig bewunderungswert, aber doch verständlich wäre, wenn er wirklich so ausschaute, wie Hartleben uns anfangs glauben läßt. Danach verkuppeln sie das kleine Mädel an einen Kameraden, Ju Hartleben kämpft offenbar ein feiner Poet mit einem während der Verliebte auf einige Wochen abwesend ist. Das ist nun, mit einem nicht feinen Theatralikaler. Hier und da fällt ein eine Handlungsweise, ganz würdig jener Damen, die Ghemänner Wort von feinstem, satirischen Reiz: Man freut sich an dem Humor verführen, um eine Ehescheidung herbeizuführen. Aber immerhin: und an der Sprachkunst, die das Werk geschaffen haben, um nach wenn sich das Mädel verkuppeln läßt, bleibt es menschenverständlich, einiger Zeit wieder durch brutale Theatermache gepeinigt zu werden. daß fie dem Liebhaber seine Thorheit zu Gemüt führen wollen- sei es das Mädel läßt Ganz rein und ganz fein ist fünstlerisch eigentlich nur die„ Sittliche auch durch eine grausame Gewaltfur. Aber Spaß Forderung". In dieser kleinen, aber köstlichen Arbeit finden wir den fich gar nicht verkuppeln. Hartleben läßt uns das einige Afte hinHartleben wieder, dessen Grazie und decente Sprachbehandlung wir durch glauben, um dann schließlich falt lächelnd zu erklären, daß er in seinen Humoresten bewundert haben. Ich kann das Stück nie sehen, uns genasführt hat. Das ist ein gewöhnliches Taschenspielerkunststück ohne daß wieder die alte Hoffnung in mir lebendig wird Hart- und nicht einmal ein schönes. Die Offiziere haben das Mädchen in leben wird uns noch einmal das seltene Glück einer Komödie be- die Wohnung eines Kameraden gebracht, haben ihr vorgelogen, daß scheren, die diesen Namen verdient. Zu seinem wahrhaft ihr Liebhaber heimlich verlobt sei, und als sie darüber nach einent guten Menschen" hat er es offenbar versucht. Er hat hier Weinkrampf ohnmächtig zusammenbricht segen sie sich, roh auch ein goldenes Motiv gefunden, ein Motiv, das in seiner humo- vie Buhälter, den Spieltisch und lassen das Gerücht ristischen Tiefe ganz allein beweist, daß hier ein Dichter am Schreib- in Umlauf kommen, daß sie in jener Nacht die Treue gebrochen tisch saß. Nicht sowohl einige unmögliche Episoden Das ist eine Gemeinheit, die - das sind habe. schließlich Einzelheiten als vielmehr die Führung der Handlung hoffentlich nicht übel im Milieu des Offizierſtands wirklich nicht vernichtet das Stüd. Die Arbeiterepisode ist beispielsweise im so ohne weiteres begründet ist. Die beiden Bettern mögen noch hinSinne eines äußerlichen Realismus gewiß unmöglich und der äußer- gehen fie find schließlich an der Sache direkt beteiligt. Daß aber liche Realismus ist ja hente vielfach Trumpf. Hartleben kann aber ein ganz unbeteiligter Offizier fich ohne triftigen Grund zur Hauptdas lehnen wir doch einwenden, daß der tiefere dichterische Gedanke der Scene durchaus rolle dieses Schurkenstreichs hergeben sollte- zutreffend ist. Daß die Arbeiter dem unklaren Helden ihr klares und hartes höflich ab. Kampfprogramm entgegenfeßen, ist glücklicherweise durchaus realistisch gedacht, und Hartleben will ja schließlich auch nicht die Arbeiter, sondern die charakterlose Güte des Helden ins Unrecht sehen. Wie sehr er sich dabei auch in der äußerlichen Gestaltung vergriffen haben mag, eine wie unmögliche Situation er auch für die Scene geschaffen hat vernichtet wird eine Dichtung durch so etwas nicht. Dazu muß ein Grundfehler vorhanden sein, und der ist allerdings vorhanden, indem die Handlung schließlich in Ernst umschlägt, nicht in den Ernst des Humors, sondern in den pathetischen Ernst, in den reinen Ernst, der mit der Komödie nichts mehr zu thun hat. Wir haben etwas länger bei dem Stück verweilt, einmal weil es ein Schmerzenskind des Dichters ist, und dann um auszusprechen, daß wir in dieser erfolglosen Arbeit immer noch mehr Kunst finden, als in dem erfolgreichen„ Rosenmontag". Wenn jemand daraus den Schluß ziehen sollte, daß uns der äußere Erfolg für die ästhetische Wertschätzung gleichgültig erscheint, würden wir nicht zu opponieren wagen.
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Die theatralischen Wirkungen im Rosenmontag" erklären sich am Ende aus dem Umstand, daß Hartlebens feines Talent im Grunde epischer Natur ist. Er weiß sehr wohl, daß man mit Feinheiten feinen Theaterabend bestreiten kann, und greift
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man nimmt uns das
Mit der Schuld des Mädchens fällt eigentlich das ganze Stück und sinkt zu einem bedauerlichen Irrtum herab. Wenn das Mädel unschuldig und gut ist warum hätte sich nicht ein Modus finden sollen, bei dem er Offizier und sie seine Geliebte bleiben könnte? Wie ihre Schuld eine erfundene Geschichte ist, so ist auch Hartlebens Tragödie eine erfundene Geschichte. Wir haben eine kompliziert ersonnene Theaterintrigue vor uns, die sofort auseinander fällt, wenn man einen Stich auftrennt. Maschinenarbeit, sagt Frau Alving.
Es sei mir gestattet, an Othello zu erinnern. Auch Desdemona ist unschuldig, auch Othello befindet sich im Irrtum- aber dafür macht Shakespeare auch den Irrtum zur Tragödie. In dem Handel zwischen Othello und Jago liegt die Tragödie. Daß jene große Natur von einem talten Schurken betrogen und verraten werden konnte, der Irrtum einer leidenschaftlichen Seele das eben ist die Tragödie. Hartleben macht nicht den Irrtum des Offiziers zur Tragödie er motiviert mit dem Irrtum eine ganz andre Tragödie, und das ist freilich ein etwas luftiges Fundament.
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Im Vordergrund der Darstellung standen Nittner, Bassers mann und Eise Lehmann. Wir müssen uns hente leider mit dieser kurzen Bemerkung begnügen. Erich Schlaifjer..