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empfindlich, daß seine Stadt feine schönere" Hauptstraße I standen, fie hätten alfo allochthonen Ursprung. Wie dem auch besaß. Sein Ehrgeiz ruhte nicht eher, als bis es auch hier sei, jedenfalls müssen überall, wo sich Kohlen bildeten, ganz eigens nach berühmten Mustern eine Ringstraße gab. Da die artige Bedingungen geherrscht haben, und es ist sehr merkwürdig, Bürger frei gefinnt waren, tauften sie diese Straße, trotzdem sie in dem Jahr angelegt wurde, da Bismarck das Wort von den Deutschen sprach, die nur Gott fürchten, nicht Bismarc straße oder Bismarckring, sondern Friedensringstraße, 1870 zu lieb. So weit war das ja ganz gut. Aber der Bürgermeister war auch ein moderner Mensch, der mit seiner Zeit fortschritt, und seine Stadtverordneten nicht minder.

So muß es denn eine moderne Straße werden. Zu gleich aber sollte das Geld dafür auch hübsch in der Stadt bleiben. Ein Hiesiger" entwarf also den Straßenplan und durfte ihn dann auch ausführen. Hiesige" Maurermeister bauten die Häuser, überhaupt lauter hiesige" waren thätig. So wurde denn alles modern und nach dem hiesigen" Ge­schmack zugleich.

Statt auf die alten Häuser, ihre Bauart, ihr Material Rücksicht zu nehmen, ging man hochmodern vor und baute die langweiligsten Steinkasten. Eins wie das andre, alle nach ein und demselben Riß, denn so war es billiger und schöner. Zweistöckig, so und so viel Fenster vorn, auf den Seiten und rückwärts, und so und so viel Quadratmeter Vorder- und Rückgarten für jedes einzelne.

daß diese Bedingungen in allgemeiner Verbreitung mur einmal auf find fämtliche Kohlenlager auf der Erde gleich alt. Das Alter selbst der Erde eingetreten sind. Abgesehen von einigen fleineren Stellen tönnen wir freilich nach unsren gewöhnlichen Zeitbestimmungen nicht messen. Der Kohlenperiode vorher geht die sogenannte devonische Formation. Da sehen wir fast das ganze heutige Europa vom Meere bedeckt. Landtiere finden wir in den Gesteinen dieser Periode gar nicht, ebenso wenig Süßwassertiere. Aber das ändert sich alles in der Steinkohlenzeit. Auf weiten Strecken steigt das Land aus dem Meere auf und es bildet sich eine große eigentümliche Flora. zwei gewaltige Kettengebirge, von deren äußerer Form heute nichts In Europa entstanden gegen das Ende der devonischen Periode mehr zu erkennen ist. Das Meer hat die Ketten abgewaschen, so daß nur ein Plateau übrig geblieben ist. Wir sehen von dem alten Hochgebirge nur noch einige Schollen wie Juseln hervor­ragen.

Die eine der beiden Ketten bestand aus dem rheinischen Schiefer­gebirge, dem Schwarzwald , den Vogesen , weiter gehörte der Speffart, der Harz , kleine Teile des Thüringer Gebirges dazu, sowie das Erz­bereits den Anfang der Alpen , unter denen aber vielleicht auch Teile gebirge und das ganze System der Sudeten ; die Karpathen bilden jener alten Kette liegen, deren höchste Spigen in den Vogesen und im sächsischen Vogtland vermutet werden.

Zu diesem Gebirge nun stehen unsre Kohlengebiete in engster Beziehung. Viele der vorhandenen Kohlenbecken sind nur 1111 So wurde dem alten, schönen Städtchen, bei dem die bedeutend; bei einigen lohnt der Abbau der Flöze überhaupt nicht, Voreltern, Sonne, Wind und Regen das Ihre gethan, um andre haben nur lokale Bedeutung. Die bedeutenden Becken ge­etwas Anfehbares daraus zu machen, ein badsteinern, hell- hören sämtlich der zweiten Hälfte der karbonischen Beit( Stein­grau Mäntelchen umgehängt, genannt Friedensringstraße, fohlenzeit) an. Doch hat die Erforschung der fleineren gerade für Friedensstraße, Friedensring oder ganz kurz und vornehm führenden Schichten liegen da ungleichförmig auf älterem Gestein die Erklärung eine große Bedeutung gewonnen. Die Steinkohlen Ring". Seitdem sah das Städtchen aus wie eine alte, auf; zum Beispiel die Becken in den Vogesen und in Baden würdige Bürgersfrau, die sich ein hellgraues, modernes gehören dahin. Auch die sächsischen Becken, wie die von Jackett umgehängt hat, aber von einem Dorfschneider fabriziert. Chemnitz und Zwickau sind wichtig in dieser Beziehung; auch das ( Fortsetzung folgt.) niederschlesische Kohlensystem liegt ersichtlich in den Falten jenes alten Gebirges. Bei allen diesen Becken, in denen die Steinkohlen von einer mächtigen Decke jüngeren Gesteins bedeckt sind, ist die Aus­dehnung gering und durch die Umgrenzung mit altem Gestein gegeben. Die Kohlen lagern hier ungleichförmig auf ihrer Unterlage und zeigen niemals Reste von Meerestieren, wohl aber solche von Süßwasser­tieren.

Ausdehnung und Bufammenhang sir dan Idout der deutschen

Steinkohlen- Felder.

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( Nach dem auf der 72. Naturforscher Versammlung in Aachen von Prof. Holzapfel gehaltenen Vortrag.)

Der Reichtum und die Macht eines Landes find heute nicht von seiner Landwirtschaft, sondern in erster Linie von seiner Industrie abhängig; diese wiederum ist eng mit dem Reichtum an Kohle und Eisen verbunden, und zwar mehr noch mit der Kohle als mit dem Eisen. Um eine Tonne Eisen herzustellen, werden etwa zwei Tonnen Eisenerze und drei Tonnen Kohle verbraucht; daher wandern die Eisenerze heutzutage zu den Kohlen, nicht umgefehrt. Deshalb beherrscht die Kohle die Industrie. Schwarze Diamanten hat man die Stein­tohle genannt; in diesem Vergleich liegt aber jedenfalls eine Ueber­schätzung der Diamanten, die in wirtschaftlicher Beziehung von einem ganz minimalen Werte sind.

Deutschland gehört zu den kohlenreichsten Ländern der Erde; in Europa wird es nur von England übertroffen, das seine führende Stellung in den letzten Jahren an die Vereinigten Staaten von Nord- Amerika abgegeben hat.

Diese Kohlen bildeten sich also in abflußlosen und deshalb see beckenartigen Gebieten zu jener Zeit, als die Faltungen, aus denen jenes Gebirge entstand, stattfanden.

Einige weitere Kohlenbecken treten nicht in Berührung mit dem älteren Gestein; das sind die Becken von Wettin und Saarbrücken . Bei beiden ist die Unterlage nicht bekannt. Auch bei ihnen fehlen Reste von Meerestieren, wohl aber find Land- und Süßwassertiere vorhanden. Auch die Kohlen dieser Becken, die ebenfalls innerhalb ienes Gebirgslands liegen, find also aus Binnenseen entstanden.

Unfre bedeutendsten Kohlengebiete sind das oberschlesische und das rheinisch- westfälische. Beide zeigen gegenüber den andren sehr wesentliche Unterschiede, namentlich ist der Umstand bemerkenswert, daß in den tieferen Partien Meerestiere auftreten, in den oberen dagegen finden wir wieder Sumpf- und Süßwassertiere. Hier bes gann also die Kohlenbildung bereits zu einer Zeit, als das Meer noch Zutritt hatte; später dagegen wurde der Zugang zum Meere abgeschnitten. Im oberschlesischen Gebiet hat sich die merkwürdige Thatsache ergeben, daß die Neste der Meeresbewohner in dünnen Lagen von Land- und Sumpftieren bedeckt werden, und zwar wiederholt sich das mehrmals hinter einander. Das Meer­wasser hat also mehrmals Zutritt gefunden und ist immer wieder abgesperrt worden, bis schließlich eine dauernde Absperrung statt­gefunden hat. Merkwürdig ist der Umstand, daß die schließliche und dauernde Absperrung vom Meere in beiden Gebieten nicht gleich­zeitig vor sich gegangen ist; in Westfalen war die Verbindung mit dem Meere länger offen als in Oberschlesien .

Bei der Bildung der Steinkohlen scheinen specifische Bakterien eine große Rolle gespielt zu haben. Heute treffen wir nirgends Verhältnisse an unter denen sich ausgedehnte Kohlenlager bilden können. Wollen wir daher die Bildung der Kohlenflöze erklären, so müssen wir in ihnen selbst nach Fingerzeigen Durch welche Vorgänge diese Scheidung der Kohlengebiete vom Meere suchen. Die sorgfältigsten Beobachtungen haben nun ergeben, daß bewirkt wurde, können wir mit Sicherheit nicht angeben, und doch hängt die Kohlen nichts andres sind, als veränderte Pflanzen, deren gerade davon die Entscheidung über die Ausdehnung und Begrenzung Struktur sich noch deutlich unter dem Mikroskop erkennen läßt, Und dieser Gebiete ab. Jm westfälischen Kohlengebiet ruhen die Stein­zwar find sie aus Landpflanzen entstanden, die im Boden wurzeln; fohlen gleichmäßig auf ihrer Unterlage. Nach Norden steigt die die Gesteine, auf welchen sie ruhen, sind vom Land abgeschwemmte Mächtigleit der Flöze, bei Dortmund haben wir bereits eine Dicke Massen; die tierischen Reste, die in ihnen gefunden werden, von 400 Meter, und weiter nach Norden werden die Flöze noch bestehen entweder alts Luftatmenden Landbewohnern, wie mächtiger. An zwei Stellen im Nordosten des Teutoburger Walds Schnecken, Lurche, Insekten, oder aus kiemen- atmenden Sumpf- treten sie an die Oberfläche, weiter hinauf tauchen sie dagegen bewohnern, wie Muscheln, Fische, Krebse. Eigentliche Meerestiere wieder unter dieselbe hinab. Dieses Becken des Münsterlands steht, fehlen vollständig. Ein flacher, weit ausgedehnter Landsaum mit wie man wohl annehmen darf, mit dem westfälischen in zahlreichen Lagunen muß daher der Schauplatz der Kohlenbildung Zusammenhang. Nach Westen hin sentt sich das Kohlengebirge gewesen sein.

und zieht unter dem Rhein nach dem andren Ufer hin­Auch herrscht über diesen Punkt eine ganz allgemeine Ueber- über; bei Aachen tritt es wieder zu Tage und hat hier die Vers einstimmung. Der Zweifel und Zwiespalt tritt erst bei der Frage anlassung zu dem ältesten Steinkohlenabbau in Deutschland gegeben. auf, unter welchen besonderen Bedingungen das Material für die Schon lange hat man versucht, durch Bohrungen festzustellen, ob ein Kohlen abgelagert worden ist. Zwei Ansichten stehen sich hier einander Zusammhang zwischen dem Aachener und dem Ruhr- Kohlengebiet schroff gegenüber: Nach der einen befinden sich die Kohlenlager besteht. Da das Aachener Becken sich nach Norden und Nordosten an den Stellen, wo auch die Pflanzen, aus denen sie entstanden, weiter erstreckt, so kann man einen solchen Zusammenhang, eine gewachsen sind, sie haben also autochthonen Ursprung, nach der Verbindung zwischen den Aachener und den Ruhrkohlen, wohl andern Ansicht sind sie aus zusammengeschwemmten Pflanzen ent- I mit Sicherheit annehmen. Die nördliche Begrenzung des Aachener