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nach der Rangordnung, und den obersten Rang nahm ganz von Franen, die Lenbach gegeben hat: was lebendig wirken sollte, selbstverständlich das Geld ein, daher Magda den ersten Ehren- ficht nur geztvungen aus, der Ausdruck dieses Gesichts mit den hoch­play erhielt. Neben ihr auf dem Sofa throute die Frau des gezogenen feinen Brauen und dem sprechend" geöffneten Mund ist ersten Amtsrichters, Frau Blau . Neben ihr auf dem ersten erkünftelt. Wer die Yveite Guilbert gesehen und beobachtet hat, wie Stuhl links Frau Amtsrichter Roth. Denn nach dem Geld auf ihrem Gesicht der leiseste Wechsel der Empfindungen sich spiegelt, so daß es in jeder Minute als ein andres erscheint, der wird vor kommen die Juristen. Es folgten die Frauen der beiden der starren Maste, als die Leubach ihre Züge wiedergiebt, fast er­Aerzte, Frau Dr. Horst und Frau Dr. Schreiber nebst Fienchen schredt zurückweichen. Die eigentümliche Haltung des Kopfs, der in den Schreiber. Dann die Frau Realschuldirektor Walter und ihr Nacken zurückgeworfen wird, ist da, aber was bei der Lebenden im Hihilieschen. Darauf die Frau des Chemikers Weber und Affett natürlich wirkte, erscheint im Bilde gezwungen, und wie hat sich Bettchen. Die Damen der beiden andern Fabrikbefizer hatten Lenbach an dem schönen Halse der Yvette verfündigt! Nur wie der abgesagt. Die beiden Pfarrfrauen gingen überhaupt nicht auf Blick unter den weit gesenkten schweren Lidern wie ein zuckender so rein weltliche Vergnügungen. Die Frau des Apothekers Blik hervorbricht, darin ist ein Moment, der bei der Künstlerin öfter stand wieder einmal dicht vor den Wochen. Mithin war so erschien, festgehalten. ziemlich die ganze weibliche Hautevolee versammelt.

Geradezu unfreundlich wurde Magda nur von Frau Amtsrichter Blau aufgenommen, so daß die Frau Oberförster ganz rot wurde vor Unwillen, da sie Magda sehr zugethan war. Frau Blau war ausschließlich für die Bildung und haßte die moderne Geldsadverehrung". Sie hatte näm­lich nichts.

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Der Salon Schulte, der sich bei dem Publikum aus Berlin W. einer besonderen Beliebtheit erfreut, wird moderner, nachdem im vorigen Jahre eine Aenderung in seiner Leitung eingetreten ist. War früher selten einmal etwas von ihm zu erwähnen, so hat er in seinen letzten Ausstellungen viel Beachtenswertes geboten. Gegen wärtig erregt in seiner Sammlung eine Reihe von sieben Gemälden eines bisher in Berlin noch unbekannten Spaniers, Ignacio Buloaga, berechtigtes Aufsehen. Die Spanier zählten bis heute in der modernen Kunstbewegung noch nicht mit. Auf den Effekt berechnete Bilder aus Stierkämpfen und glanzvolle Hochzeiten in prunkenden Kirchen, das waren ihre Lieblingsmotive. Nur in Barcelona hatten sich, nach den legtjährigen Kunst Ausstellungen zu urteilen,

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Nach der allgemeinen Begrüßung regte sich zunächst das dringende Bedürfnis, Frau Magda ein wenig anzusehen, wozu man ja selten Gelegenheit hatte. Deshalb begann nicht so­fort wieder ein allgemeines Gespräch, sondern es bildeten sich Großen fleine Gesprächsgruppen, die sich scheinbar sehr angelegentlich Anzahl jüngere Maler zusammengefunden, die moderne unterhielten, in Wirklichkeit aber vor allem Frau Magda Probleme mit den den Mitteln der Freilichtmalerei zu lösen musterten. fuchten; aber sie entbehrten jeden eigenartigen Charakters, sie ne Frau Amtsrichter Roth that sich da besonders hervor. spanische Malerei auf andre Bahnen zu lenken, die der großen Ber­waren in Paris zu Hause. Zuloaga ist vielleicht bestimmt, die Sie war die anerkannte Schönheit des Städtchens und daher gangenheit würdiger wären als das, was sie heute bieten. dit immer ein wenig besorgt, es könne ihr jemand diese Stellung Es find, abgesehen von einem Stiergefecht", fast lebensgroß Streitig machen. Sie war auch gut gewachsen und gut an- dargestellte Scenen, die von Zuloaga gezeigt werden. Der Maler gezogen. Ihr Gesicht ein schönes" Gesicht, das heißt ein wohnt in Eibar , einem Orte im Baskenlande; diese Gegend giebt Puppengesicht, rot und weiß, porzellanern. Dagegen besaß ihm die Hintergründe seiner Bilder. Die Motive find dem spanischen sie wirklich schöne, große, blaue Augen. Leider waren sie Voltsleben entnommen. Da sieht man eine Straßenscene". Bor aber der Frau Amtsrichter nie groß genug, weshalb sie die- dem Stadtthore, durch dessen Bogenöffnung man eine Straße und felben immer noch mit aller Macht aufriß, so weit es irgend darüber den blauen Himmel sieht, versammeln sich gegen Abend die Burschen und Mädel der Stadt. Die eine steckt sich noch schnell eine ging, wodurch die schönen Augen sehr fälbern wurden. Rose an, die andre stolziert tokettierend und wartend einher, stämmige Burschen treten eben hinzu, ein Paar hat sich schon ge= funden. Ein andres zeigt Lola, die Zigeunerin". Auf dem Markt plazz rauscht eben Lola" in schwarzem Seidenkleide, ein weißes Spizentuch über der Schulter, vorüber; verächtlich wendet sie sich von der alten Kartenlegerin ab, deren Miene jedoch verrät, daß in der Vergangenheit wohl Beziehungen zwischen ihnen bestanden haben und tupft schnell noch ein wenig Puder auf die Bade; auf jenem zieht der Nachtwächter" durch die im Mondesglanz liegende Straße; auf einem dritten Versuchung" bieten zwei alte Weiber einer Schönen den Sündensold; den Dichter Don Miguel de Segovie" sieht man mit seiner neuen Manuskriptrolle über die Berge Stadt wandern, und das letzte Bild, mit kleinen vielen Figuren, zeigt ein Stiergefecht in meinem Dorfe": eben wird der Stier in die dürftige Arena, die am Fuße eines Berges aufgeschlagen ist, getrieben; Zuschauer und Zuschauerinnen figen allenthalben umher. 16411

In der That, Frau Magda war feiner gefleidet als sie. Das mußte Frau Roth zugeben. Aber sie war doch gar zu mager, fonnte sie sich gleich selbst beruhigen. Gar feine Figur, dachte Frau Roth, und meinte Brust, denn das heißt ja in der guten Gesellschaft Figur". Schöne, graue Augen hat sie auch. Aber doch nicht so große wie die Frau Amts­richter. förster zuwandte, die so eifrig auf sie einsprach. Jedenfalls Tein hiesiger Männergeschmack. Das war die Hauptsa che. id

hat sie auch wie bleich sie war, wenn sie sich der Frau Ober- müssen. Auf diesem Bilde tritt eine Zigenner- Schauspielerin" auf

( Fortsetzung folgt.)

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alten Spaniern stammt auch eine gewisse Vorliebe für dunkle braune, selbst schwarze Töne. Aber seine Farbengebung hat im ganzen trotzdem etwas Weiches, ein öfter wiederkehrender rosa Ton sogar Weichliches," Zucker", wie der Maler sagen würde. Zuloaga bringt eine Fülle von Farbentönen, die oft auch weit aus einander liegen, in seine Bilder, die bunte Tracht seiner Modelle, die frischen ge­blümten Kleider und die Rosen, die farbigen Hintergründe geben ihm Farbenvariationen genug, aber er eint sie zu einer vollen Harmonie; besonders in Bildern wie der Versuchung", einem Interieur, über das ein rotes Licht fällt, ist die farbliche Gesamt­ftimmung von großem Reiz, während sie in anderen, wie der " Straßenscene" und der Zigeuner Schauspielerin" troz reizvoller Einzelheiten kühler und nüchterner wirkt.

mid sind sie nie je piting Aus den Berliner Kunstsalons. ino Die beiden großen Berliner Kunstausstellungen des Sommers, All diese Scenen sind mit ausgezeichneter Technik gemalt. die im Glaspalast am Lehrter Bahnhof und die Secession", waren Keine Spur von den spizpinseligen Kunststückchen der Landsleute taum geschlossen, als die Salons, in denen das Kunstbedürfnis der Zuloagas, sondern Binselhiebe, fräftige Striche mit sicherer Wirkung Berliner im Winter seine Befriedigung finden fann, mit Herbst- breit hingesetzt. Augenscheinlich ist Zuloaga bei seinem großen ausstellungen" auf den Plan erschienen. Die furchtbare Ueber- Landsmann Velasquez in die Schule gegangen, vielleicht auch nur produktion", die auch auf dem Gebiete der Malerei und der Bild- durch die Vermittelung der Franzosen , namentlich Manets. Von den Hauerkunst herrscht, wird durch dieses Zusammendrängen von Aus­stellungen scharf beleuchtet. Wer all die Bilder, die ihm im Laufe eines Jahrs in Berlin vorgeführt werden, sehen wollte, der hätte fich mit vielen Tausenden abzufinden. Die Beschränkung auf das Wertvolle oder das Auffallende ist da von selbst geboten. Den verschiedenen Salons hat sich im Lauf der Zeit eine ganz bestimmte Physiognomie aufgeprägt. Seinen Charakter am meisten gewahrt hat der Salon Frizz Gurlitt. Man findet in seinen Sammlungen immer Namen bewährter, meist älterer Künstler und von diesen erlesene Stücke, sehr Verschiedenartiges nebeneinander, in der Hauptsache Arbeiten, die der gebildete Kunstliebhaber gern fauft. So ist auch die jetzige Ausstellung dieses Salons, von Böcklin bis Liebermann eine Fülle von Namen aus der Reihe der bekannteren älteren deutschen Maler. Es ist an dieser Stelle unmöglich, sie auf­zuzählen. Von Leibl fällt ein prächtiges Stüd in feiner früheren breiten dunklen Art, ein Savoyardenknabe", auf. Von Anselm Feuerbach sieht man neben einer kleinen Landschaft Felsen schlucht" und einem Selbstbildnis von 1878 vor allem ein sehr schönes Bildnis der Mutter Feuerbachs aus derselben Zeit. Ein weicher träumerischer Ausdruck liegt auf dem großzügigen edlen Gesicht der Matrone; das dunkele Gewand giebt mit dem rötlichen Grunde einen töftlichen Farbenaccord. Lenbach ist mit drei Porträts vertreten, die wegen der Dargestellten interessieren.

Ein Bildnis Böcklins ist merkwürdig glatt in der Behandlung, und von einem größeren Porträt der Schauspielerin Marie Barkany empfängt man denselben Eindruck wie von fast allen Darstellungen

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Zuloagas Charakteristik der Boltstypen ist schlagend. Seine Spanierinnen wirten echt. Geschmeichelt hat er nicht, mit ihren vor­stehenden Backenknochen, der stumpfen Nase und dem vollen Mund haben ihre Gesichter etwas Brutales, Sinnliches, aber ihre feurigen Augen, ihr schweres schwarzes Haar, aus dem dunkelrote Nosen hervorglühen, macht diesen kraftvollen Typus bestrickend. Die Männer find fuochige feste Gestalten, aber sie erscheinen stumpfsinniger. Eine große Kunst entfaltet Zuloaga darin, wie er seine Figuren so gruppiert, daß sie zwanglos beisammen stehen, und wie er sie schon durch ihre Haltung charakterisiert. Weniger ist auf seinen Bildern von echter Naturstimmung zu spüren. Selbst da wo er den Beschauer ganz in die freie Natur führt, fehlt in dieser gleichsam die Luft und auch das Licht, sie erscheint trocken und kalt. Nur in dem Nachts