-
ielleicht die nötigen Exemplare Teihen? Es giebt doch solche Anstalten."
Die Frau Oberförster aber schlug vor, jede der Damen folle jede Woche zehn Pfennige in eine dafür bestimmte Büchse zahlen, dann würde man das Geld bald haben.
Die Frau Schuldirektor hätte diese unnötige Ausgabe zwar gern vermieden, aber die andren stimmten der Frau Oberförster zu. So war man denn doch nicht. Man that auch einmal etwas für die moderne Litteratur. Man wollte sich jetzt nicht lumpen lassen.
Man brach auf.
,, Es war reizend!"
"
,, Ganz entzückend, Frau Oberförster!" ,, Wirklich, Frau Oberförster!"
" Süß war's", erklärte Frau Roth und machte wieder einmal ihre größten Augen.
Bettchen wurde nochmals mit ihren Dienern vorgeführt, dann trennte man sich. Im Hausgang mußte Lieschen noch einmal Hihi sagen und Fienchen Schreiber hing sich eng an den Arm der Mama und fragte schon wieder:" Seid Ihr mir auch wirklich nicht böse?"
,, Nein", entgegnete die Frau Doktor ettvas unwirsch. Frau Amtsrichter Blau wartete unten auf Magda, als sie fah, daß diese ihren Wagen da hatte. Aber Magda dachte einfach nicht daran, die Frau Amtsrichter zum mitfahren auf zufordern.
So mußte sie denn durch den Schmuh heimtappen. Immer wieder murmelte sie dabei zornig:" Dies Geld, dies elende, gemeine Geld!"
( Fortsetzung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
Kartoffelfeuer.
Von Paul H. Hartwig.
Blaugrauer Nauch hüllt die Giebelhäuser der Kleinen Stadt in einen durchsichtigen, feinen Schleier. Er bleibt haften, und es sieht so aus, als ob er immer vorhanden wäre. Die Luft hindert sein Ausbreiten, die Luft, die so unbewegt ist und wie ein bleifarbenes, schweres Tuch herabhängt, in das die beiden Türme der alten verwitterten Kirche Löcher hineinzustoßen scheinen.
790
Von den Linden lösen sich langsam welte, frosterstarrte Blätter in ihrem müden Fallen liegt so viel Hoffnungslosigkeit. Und nun bleiben sie auf den feuchten Steinen der stillen Straße liegen und harren des Junkers Sturm, der sie zu tollem Tanze in die Lüfte entführt.
An dem Eckfenster eines altertümlichen Hauses steht ein Mann, in dessen Haar und Bart bereits viel Staub von der Landstraße des Lebens gefallen ist. Er ist der Stürme und steinigen Pfade herzlich müde gewesen und hat in dieser kleinen Stadt einen ficheren Hafen zum Ausruhen gefunden. Er beobachtet nur noch das Getriebe, das im Kleinen die große Welt da draußen wiederspiegelt und fühli sich in dieser Rolle wohl. Manchmal freilich
-
-
Gerade hat er die Fensterflügel geöffnet, da dringt etwas von dem scharfen Duft des blaugrauen Rauchs herein. Kartoffelfeuerrauch
Und jäh wird ihm ein Erinnerungsbild lebendig. Gerüche vermitteln so leicht Erinnerungen.
Er ist wieder ein Schuljunge in einem grauen Anzug, aus deffen zu kurzen Aermeln die stets leicht geröteten Hände abenteuerlich lang hervorsehen. Und nun erst, wo sie rissig, geschwärzt, mit kleinen Brandwunden bedeckt sind und sich unter den Fingernägelir gehörige Portionen vaterländischen Bodens befinden!
Im engeren Sinne ist dieser Boden ein Feld- ein Kartoffel feld von ungeheuerer Ausdehnung. Und an dieses Feld stoßen neue
-
-
ausgewählt, und diese mit Aepfeln harte Winterforten- in die glühende Asche geworfen.
Augenblicke erwartungsvoller Spamming. Scharfe Ohren vers nehmen ein leises Bischen. It's wohl schon so weit?
Richtig, Kartoffeln und Aepfel haben sich allmählich mit einer dicken schwarzen Kruste bedeckt und werden mühsam aus dem heißen Bade herausgefischt. Das giebt ein delitates Mahl.
Das Lottchen hat zu den köstlichen, wie Nußkern schmeckenden Erdäpfeln frische Butter aus der heimischen Speisekammer gehamstert; sie denkt auch an alles.
Ja, ja, das Lottchen.
Demi alternden Manne am Fenster des Eckhauses in der Kleinen Stadt greift die Erinnerung plöglich leise ans Herz, und mitten in den blauen Rauchschwaden steht das schönste Stück seiner Jugend. Wie viel übermütige Lustigkeit wie viel köstlicher Reiz in den gemeinsamen Heimlichkeiten.
-
Wie ihre schönen braunen Zöpfe flogen, wenn sie mittollte wie ein echter Junge. Sie hätte die braunen Zöpfe am liebsten radikal abgeschnitten, um den Jungens mur ähnlicher zu werden. Sie konnte ordentlich in Wehmut verfallen, wenn man ihr klar machte, daß sie nun einmal kein Junge jei.
auszuführen, und vorn dran, wenn es galt, für eine entdeckte FrevelEin lieber Kamerad war sie, stets bereit, übermütige Streiche
that einzustehen.
--
Die Kartoffelfeuer brennen immer noch, und die glücklichen Kinder, deren Lebensfreude nicht durch falsche Erziehung niedergehalten wird, versuchen, durch die brennenden, schwälenden Haufen zu springen.
Dabei schreien fie Taut ihre liebsten Wünsche.
Wer durch den Qualm gelangt, ohne daß ihm die Augen thränen, dem gehen sie in Erfüllung.
Kinderwünsche...
Wieder flammen die Feuer auf.
Eine andre Generation, nicht mehr so spielfroh und lustig, wie es scheinen will, übt auf den weiten, in Dunst verschwimmenden Feldern die alten Freuden.
Zwei junge Menschen, in deren Augen noch die ganze, durch nichts getrübte Lebenshoffnung funkelt, gehen fein fittsam den schmalen Feldweg hinauf.
Die braunen Zöpfe des Mädchens find tief im Naden zu einem Neft zusammengesteckt, und das blaue Kleid von feinem Wollstoff reicht bis auf die Füße.
Sie unterhalten sich ehrbar von der Zukunft, die in der Bälde ein andres Gesicht annehmen wird, wie die Gegenwart, derer sie müde find, weil sie vielleicht zu schön ist. Nun lachte in ihren Augen der Schalt. „ Du, die Feuer brennen, uns was dabei wünschen?"
und
ich
〃
Aber-"
-
wollen wir noch mal durchspringen
" Die Kinder sehen's ja bloß, oder genierst Du Dich etwa?" ,, Gewiß nicht, Lotte."
„ Na, also
Sie schürzt ihre Röcke.
Eins zwei
-
drei wie die Funken stieben!
„ Aber Du hast Dir ja nichts gewünscht."
,, Von Dir hab' ich auch nichts gehört, Lotte."
"
Bitte, mir war Rauch in die Kehle gekommen- gelvünscht hab' mir schon was."
-
" Ich auch, und es muß in Erfüllung gehen unsre Augen thränen ja nicht."
Das Orakel war diesmal trügerisch- die Erfüllung der stummen Bitten ist ausgeblieben. Mit den liebsten Wünschen pflegt's ja stets so zu gehen.--
Der Träumer am Fenster fröstelt.
macht sich ein rauher Wind auf. Er wirbelt die toten gelben Von den Bergen, die sich im Osten des Städtchens aufiürmen, Blätter der Linde empor und treibt den blauen schweren Rauch durcheinander, daß er bald nicht mehr von dem grauen Herbstgewölf zu unterscheiden iſt.-
und immer neue Felder, soweit der Blick reicht. Ab und zu tauchen Die Erforschung der Atmosphäre
wohl die unscharf umrissenen Silhouetten fnorriger, nackter Weiden, auf, die einen melancholischen Teich einrahmen. Die Stadt liegt weit hinten, in Nebelschleiern versteckt, in die sich der scharfe, blaue Qualm der Kartoffelfeuer hineinstiehlt. Der Kartoffelfeuer! Es ist eine Schar lustiger unbändiger Jungen gewesen und einige Mädel waren auch dabei. Es gab welche, die sich vom Stridstrumpf hinwegstahlen und mittobten, stürmischer fast wie die Jungen selber.
-
-
Nun sind sie brave Hausmütter und die Locken, die ihnen einst wild und kraus um die hübschen Köpfe flogen, sind in ehrfame, glatte Scheitel gebändigt.
Damals sind sie zur Zeit der Kartoffelfeuer immer dabei gewesen. Und mit welchem Eifer sie das dürre Kraut zu Haufen schichten ein Reisigbündel, die Glut zu verstärken, wird sorgsam verteilt. Eins zwei- drei ein schwälender Rauch, züngelnde Flammen hei, wie das brennt!
mittels Luftballon und Drachen.
Mit diesem Thema begannen die Vorträge, die während des Winters an jedem Mittwochabend in der Urania gehalten werden sollen. Prof. Aßmann, der Vortragende, gehört zu den Männern, welche selbst in hervorragender Weise an der Entwicklung der modernen wissenschaftlichen Luftschiffahrt zur Erforschung der Atmosphäre beigetragen haben. In seinem Vortrag kam das allerdings nicht zum Ausdruck, da sein Name überhaupt nicht erwähnt wurde.
Die wesentlichsten Daten, um deren Feststellung es sich beim Aufsteigen in die Höhe handelt, find die Temperatur und der Drud, wozu als drittes noch der Feuchtigkeitsgehalt fommt. Der Luftdruck läßt sich verhältnismäßig am einfachsten feststellen, dagegen macht eine genaue Beobachtung der Temperatur sehr erhebliche Schwierigkeiten. Jedermann weiß, daß ein Thermometer, welches die Temperatur der umgebenden Luft anzeigen soll, nicht den unDie Vorbereitungen zum Festmahl nehmen geraume Zeit in mittelbaren Strahlen der Sonne ausgesetzt werden darf; das Glas Anspruch. Von den gesammelten Kartoffeln werden die schönsten sowie das Quecksilber würden in hohem Maße Wärme ver
-
-