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Lönnte, lieber beiseite laffen. Eine Mezzosopranistin mit einem im lager dicht am Abgrund, hoch über einem in der Tiefe hinbrausenden allgemeinen sympathischen Können, mit dunkler Klangfarbe und mit Gebirgsbach. Hier", sagte er, liege ich am liebsten und habe einem in der Tiefe versperrten Ton, der in der Mittellage unsicher meine besten Gedanken." und ärmlich herauskommt, Antonie Stern, bracht neue, meist unveröffentlichte Lieder von Robert Kutner; mehr als eine hübsche, von Lied zu Lied gleichbleibende Stimmungsmache trat uns daraus nicht entgegen.

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Wir waren in dem bescheidenen Hotel zur Alpenrose abgestiegen, in dem Nietzsche   sein Mittagbrot, bestehend gewöhnlich in einer ein­fachen Kotelette oder dergleichen, einzunehmen pflegte. Dort zogen wir uns, um zu ruhen, für eine Stunde zurück. Kaum war sie ver: strichen, so war der Freund schon wieder an unsrer Thür, erkundigte fich zärtlich besorgt, ob wir noch müde seien, bat um Entschuldigung, wenn er zu früh gekommen sein sollte usw. Ich erwähne dies, weil eine solche übertriebene Besorgtheit und Rücksichtnahme früher nicht in Riezsches Charakter gelegen hatte und mir für seinen gegen wärtigen Zustand bezeichnend schien.

Am erfolglosesten als Komponist war, zum Teil mit Recht, Herr Edmund Herz. Sein Konzert für Klavier mit Begleitung des Orchesters" in G- moll wurde wohl nicht ohne Grund so bezeichnet. Es ist das richtige Klavierkomponistenwerk, mit einem Wald von Passagen, zum Teil wirkungsvoll, besonders im Andante usw. Aber viel steckt nicht dahinter. Beite Strecken sind durch die allbekannten Ziguren graulich öde. Indessen steckt auch hier und zwar neben vielem Am nächsten Morgen führte er mich in seine Wohnung oder, Pomp etwas von fröhlicher Wissenschaft". Eigenartiger, doch wie er sagte, in seine Höhle. Es war eine einfache Stube in einem wieder durch Pomp unbehaglich, waren zwei Stücke für Orchester Bauernhause, drei Minuten von der Landstraße, welche Nietzsche aus der Musik zu Jbsens Komödie der Liebe"; und einige Lieder er- während der Saison für einen Franten täglich gemietet hatte. Die freuten, trotz des wieder störenden Figurenwerts, wenigstens durch Einrichtung war die denkbar einfachste. An der einen Seite standen einheitliche Anlage. Als Dirigent kommt Herz wohl überhaupt seine mir von früher her meist noch wohlbekannten Bücher, dann nicht in Betracht. Wohl aber scheint ihm als klavierspieler unrecht folgte ein bäuerischer Tisch mit Kaffeetasse, Eierschalen, Manuskripten, gethan zu werden. Er ist einer der Wenigen, die sich um die Toilettegegenständen in buntem Durcheinander, welches sich weiter Phrasierung im Vortrag näher kümmern. Allerdings übernimmt" über den Stiefelknecht mit darin steckenden Stiefeln bis zu dem er sich dabei. Die Riemannsche Regel, immer dem Anfangs noch ungemachten Bett fortsette. Alles deutete auf eine uns ton einer Phrase einen kleinen Accent zu geben, übertreibt regelmäßige Bedienung und auf einen geduldigen, sich in alles er bis zum Hauen. Ebenso übertreibt er das Nuancieren ergebenden Herrn. Nachmittags brachen wir auf, und Nietzsche   gab im Zeitmaß und Stärkemaß und wird oft, wie die ganz besonders uns das Geleit bis zum nächsten Dorf, eine Stunde thalabwärts. affektvoll sprechenden Menschen, in seinem affettuoso- Ausdrud un- Hier sprach er, wie schon früher einmal, düstere Ahnungen aus, deutlich, allzuüppig usw. Allein er ist einer der gestaltungskräftigsten welche sich leider so bald erfüllen sollten. Als wir Abschied nahmen, Spieler mit viel Individuellen und notabene mit einer guten standen ihm die Thränen in den Augen, was ich früher nie an ihm Handhaltung. So machte er uns mit der Wiedergabe von gesehen hatte. Ich sollte ihn nicht mehr mit flarem Bewußtsein Schumanns prächtigem Konzert op. 54, zumal im ersten Saß, wiedersehen. viel Freude.

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- Aus dem Reiche der Schminke. In der Kl. Pr."

Wenn eine neue Orchestervereinigung mit einem neuen Konzert­chilus auftaucht, so fragt der optimistische Idealist gleich wieder, plaudert Dr. B. Epstein über die Schaustellung der Theaterkunft was für ein künstlerischer Drang nach neuen Werten dazu getrieben Laien die Ausstellung der verschiedenen Toilettenartikel für das Theater in der Pariser Weltausstellung: Am merkwürdigsten mutet den hat. Beim Berliner   Tonkünstler Orchester", das unter der Dirigentenleitung von Karl Gleiz und Franz an; hier beginnt das langsame Schwinden der Jahre lang sorgsam bon Blou die noch lange nicht zu zahlreichen Orchesterkonzerte gehüteten Illusion. Wir befinden uns mitten im Reiche der Schminke. Berlins   vermehren will, fanden wir nichts von einem solchen Drang; entseglich, totenkopfartig ein und dasselbe Gesicht ohne Schminke Zwei Wachsfiguren in greller Rampenbeleuchtung zeigen uns, wie und die Einrichtung, in dem östlich gelegenen Deutschen Hof zu aussehen würde; es wird uns aber auch gleichzeitig der Beweis spielen, ist vielleicht nicht demokratischer Eifer, sondern bloße Saal­not. Jedenfalls ist, nach dem 1. Abonnementskonzert" vom neu- geliefert, was Schminke alles aus einem Gesichte zu machen im lichen Dienstag zu urteilen, die Programmverfertigung ganz die alte stande ist: die Teintschminke färbt die graue Gefichtshaut rofig, philharmonische und sonstige Wache. Soweit diesmal ein Bild zu der schwarze Stift giebt den Augen jenen trügerischen Glanz, den das Carmin läßt die blutleeren Lippen voll und frisch erscheinen, gewinnen war, wurde unter Herrn Blon- frisch und mit einer man sonst nur durch Belladonna zu erzielen im stande ist. Die gewissen glatten Eleganz gespielt. Das Hinübertönen der Blechbläser über die Streicher( gegen 40 an Baht) begrüßt uns auch hier als rauhen Hände und roten Arme werden durch Kremserweiß schneeig eine alte Sitte wieder. Natürlich kam auch der berühmte Solist; in die der alte Coulissenbesucher aber nie hineinfällt. Auch die schweren und ein blaugrauer Stift täuscht auf Kinn und Wangen Grübchen, trotzdem war das Publikum nur erst spärlich gekommen. Herr Emil Sauer   spielte zunächst sein eigenes nenes Klavier- leuten aus Papiermaché geliefert, während sie die Hoftheater aus Klavier- üstungen find eitel Trug; auf kleinen Bühnen werden sie den Kriegs­Konzert" E- moll, Auch dieses ist ein Klavierkomponisten wert, echt Klavieristisch" leichtem Messingblech benutzen; wie mancher Säbel eines Edelmanns gedacht, doch ein gut Stüd über jenem von Herz stehend. Neber ältere Klavier geht nicht aus der Scheide, und wie mancher Lauf einer Pistole ift konzerte reicht es dadurch hinaus, daß es mehr bietet als ein bloßes nicht einmal hohl. Das Tier, welches das eitle Schmuckbedürfnis des Nebeneinanderwirken von Klavier und Orchester; trotzdem ist dieses Königs mit seinem Leben bezahlen mußte, um ihm einen Hermelin­jenem wesentlich untergeordnet. Das Werk enthält hübsche, aber mantel zu liefern, fing bei Lebzeiten Mäuse. Und der Wandschrank der auch nicht viel Eignes fagende Motive, natürlich wieder mit reichlich Königin, in dem sie all ihre Juvelen, sowie sämtliche Wohl­foloraturartiger, ziemlich oberflächlicher Verarbeitung und mit recht gerüche von Schiras   aufbewahrt, hat keine Rückwand, ist von Bappe Aber auch die Juwelen selbst einförmiger Instrumentierung. Einige Züge von Machtvollem, zu­mal in Steigerungen, erhöhen noch den jedenfalls nicht geringen repräsentieren feinen hohen Wert, fie alle sind sogenannter Theater­Gesamtwert des Stücks. Daß es einen starken langen Beifall fand, Rampenlicht den Glanz der echten Steine möglichst getreu nach­schmuck und haben keine andre Aufgabe, als bei dem intensiven Sinne weiche" Vorträge andrer Klavierstücke hatten den ent- historischen Schmuck so getreu in leichtem Material nachzubilden, Die französische   Industrie hat es aber verstanden, sprechenden Erfolg; das Hervorholen eines J. P. Rameau  : Gavotte und Variationen A- moll, erfreute uns durch die Bekannt- daß man ihn kaum von echtem zu unterscheiden vermag. Einen schaft mit einem auch für unfre Zeit hochbeachtenswerten Stück. eigenen Zweig der Theaterindustrie bilden die sogenannten

braucht kaum erwähnt werden. Auch Sauers brillante und im besten

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Kleines Feuilleton.

SZ.

zuahmen.

Wattons: fie verfolgen sowohl einen positiven als einen negativen Zweck. Sie verleihen dem von Natur aus dürren Falstaff die notwendige Fülle des Leibes und mastieren gleich zeitig Romeos X- Beine, damit Julia sie nicht schon im ersten Aft bemerke, weil doch dann das Stück unmöglich zu Ende gespielt Von Nichsche erzählt Professor Paul Deussen   in der werden könnte. Die wichtigste Rolle aber spielen die Wattons bei Wiener Rundschau": Als ich mit meiner Frau im Herbst 1887 eine Hosenrollen, und zwar dann, wenn diejenige Stelle des menschlichen Reise durch Tirol, die Schweiz  , Italien  , Griechenland   und die Türkei   Störpers, an der sich gewöhnlich die Waden zu befinden pflegen, allzu unternahm, war es mir eine Herzensangelegenheit, meinen Jugend- stiefmütterlich bedacht ist. Hier helfen die Wattons thatkräftig nach freund und Schulkameraden Nietzsche   in Sils- Maria   zu besuchen. und gestatten dem Blick, über wohlgefällige Rundungen zu schweifen. Ungeduldig wartete er auf unfren angekündigten Besuch, zweifelte Was für die Beine die Wattons, das bedeutet für den Kopf die an dessen Ausführung und war erst beruhigt, als unsre vorausgefandten Berride; hier hat es die Theaterkunst wahrlich zur Vervollkommen Stoffer als Unterpfand in seine Hände kamen. An einem wunderschönen heit gebracht. Auch falsche Gebiffe und andre Schönheitssurrogate Herbstmorgen stieg ich mit meiner Fran, von Chiavenna kommend, über den haben wir in der Theaterausstellung zu bewundern Gelegenheit. Malojapaß, und bald lag Sils- Maria   vor uns, wo ich mit klopfendem Diese aber werden nicht nur im Reiche der Kulissen, sondern auch in Herzen dem Freund entgegen trat und ihn nach vierzehnjähriger der Komödie des Lebens angewendet, und so bilden sie gewisser­Trennung tief bewegt umarmte. Aber welche Veränderungen waren maßen den Uebergang aus dem Spiel zur Wirklichkeit. in dieser Zeit mit ihm vorgegangen! Das war nicht mehr die stolze Haltung, der elastische Gang, die fließende Rede von ehedem. Litterarisches. Nur mühsam und etwas nach der Seite hängend schien er sich zu Einen Gottfried Keller   Abend" hatte am schleppen, und seine Rede wurde öfter schwerfällig und stockend. Mittwoch im Architektenhaus Herr Kurt Holm, als zweiten Vielleicht hatte er auch nicht seinen guten Tag. Lieber Freund", modernen Vortragsabend in dieser Saison veranstaltet. Das Pro­fagte er wehmütig, indem er auf einige vorüberziehende Wolken gramm umfaßte einen einleitenden Vortrag, den Dr. Rudolf deutete, ich muß blauen Himmel über mir haben, wenn ich Steiner übernommen hatte, und verschiedene Recitationen aus meine Gedanken sammeln soll." Er führte uns dann zu seinen den Werken Gottfried Kellers. Dr. Steiner entwarf eine Lieblingsplägen. Besonders in Erinnerung ist mir noch ein Nasen- turze, doch umfassende Schilderung von Kellers Lebens

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