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wissen, unser via Homburg entschivindener Kanzler war eben for aufzunehmen. Schwer wird es mir ja allmählich, die Geschäfte zu gewaltig als Mitsichselbstredner, wie er als öffentlicher Redner un tragen. Indessen ich muß ausharren, man rechnet auf mich, ich darf bedeutend war... ik nicht vom Plaz weichen. Mögen sie Wige über mich reißen, so viel Meine starknervigen Leserinnen und Leser, vernehmt die Herbst- fie wollen ich weiß doch, was ich will, wie unentbehrlich ich bin, tragödie eines Staatsmanns in naturgeirenen Selbstgesprächen! Der in der That un entbehrlich! Borhang erhebt sich!
Berlin , Wilhelmstraße, Lehnstuhl. Hohenlohe faltet die Hände auf dem Schoß, was nach Ablehnung der lex Scize ja noch gestattet ist, und hält an sich folgende Ansprache:
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Ein Junge läuft vorüber: Extrablatt, Extrablatt, neuestes Extrablatt!" Hier mein Kind, hast Du einen Groschen. Hm, was giebt es denn neues?( Er erhält die Nummer und lieft): Wie die Kölnische Zeitung " offiziell aus Homburg meldet, hat der Reichsfanzler Fürst Hohenlohe in Anbetracht seines hohen Alters..." Himmel, Maria, Joseph- Ich habe mein Entlassungs gesuch eingereicht und bewilligt erhalten!
Kleines Feuilleton.
Joc.
Excellenz, du mußt handelnd eingreifen. So geht das nicht weiter. Das Bolt will endlich ein bißchen Reichstag fchen. Fürst Hohenlohe, du mußt den Reichstag beschaffen.( Seufzend) Ja, ja, das glaube ich. Aber aber( stöhnend), dann muß ich eine Rede halten und diefe( die Thränen stürzen hervor) Chineserei verteidigen. die ich, beim Himmel, nicht verschuldet habe. Ich bin ein after, armer, geschlagener Mann. Warum quäle ich mich weiter? Ich will den Karren in Petschili stehen lassen und mich Gerb. Sei mir gegrüßt, Zeit der fallenden Blätter! Wir in mein Inneres still zurückziehen. Aber, Excellenz, bedenke haben dich oft genug geschmäht, num aber will ich dir ein Loblied deinen Namen. Jetzt, in diesen Augenblic gehen, das wäre fine the tie enheit will ich preiſen!. Deine Schönheit, Fahnenflucht! Und du nicht noch viel Nügliches wirken? welche ist wie die reife Schönheit einer Frau, die sieghaft hindurchBedenke, alle; Bundesstaaten rechnen auf dich. Du bist der Mann gegangen durch die keimezerstörenden Frühlingsfröste der Kindheit, ihres Vertrauens. Was sollen sie beginnen, wenn du nicht mehr durch die heißen, fräfteverzehrenden Leidenschaften des Sommers, fest und aufrecht in deinen Hemmmschuhen stehst!( Hohenlohe zieht der Jugend, jene Schönheit, die voller Kern und Stolz ist. zwei Briefe aus der Tasche, einen mit württembergischer, den andern Wohl: ein grauer Schleier oft deckt sie und wie greisenhafter Mißmit bayrischer Marke, und überblickt sie flüchtig.) Du hast recht, mnt lagert es drückend auf den öden Fluren deines Reichs. Aber Excellenz! Ich muß ausharren. Es ist meine Pflicht. Und warum wenn die Nebel zerreißen und das milde, helle Antlig deiner Sonne follte ich nicht auch die Beiho- Politit verantworten! Ich habe( nach versöhnend die wärmenden Strahlen auf die tropfenden Sträucher, finnend) die Umsturzvorlage vertreten, ich habe das prenßische Bäume und Gräser sendet, wenn es blinkt und glänzt und funfelt Vereinsgefey gedeckt, ich habe die Buchthausvorlage befürwortet, ich alliberall, wohin das Auge fieht, dann fühlen wir die herbe Schön habe mich für den Entwurf der ungichtigen Schambaftigkeit ins heit deiner Herrschaft und lächelnd sehen wir die roten Blätter, die Zeug gelegt und ich habe sie alle glücklich zu Tode geredet. gelben Nadeln von den Bäumen flattern und im ewig lebendigen, ( Entschloffen, leuchtenden Auges:) Ja, ich will auch für China , Welt- teimfrohen Stoffe vermodern. politik und den Waldersee so energisch die Verantwortung über Du bist die Zeit der Farben und der Früchte! nehmen, daß für 50 Jahre kein Mensch mehr von diesem Unfurg Der Landmann( mustert prüfend die gefüllten Schenern und eltvas wiffen will. Dazu ist aber schleunigst der Neichstag nötig. von der Tenne tönen im Taft die Schläge des Dreschflegels heil ( Rufend:) Emil, den Reiseloffer! 210 agird Howie die goldnen Körner tanzend aus der Spren springen! Du aber * 13 alls suis ad hofingft die Begleitung dazu. Dein Atem weht um die Giebel und 12m Harmonitazug. Hohenlohe, in feinen Blaid ein pfeift durch die Dächer; er flappert mit den roten Biegeln und gewvidelt, ftudiert eine Karte von China . Er tippt mit dem Beige- flüstert durch die Rizen der Thüren und Fenster seine streitluftige finger auf einen Bunkt und ergreift das Wort: Melodie. Er trägt die Samenstäubchen hinweg aus reichen, bunten Gärten, hinaus über die höchsten Bäume in das weite Land und senkt sie in die schmalen Furchen des Heidewveges, daß sie teimen und im Frühling anferstehen in heller Bracht zur Freude des ein samen Wanderers, der heimatlos von Stadt zu Stadt zieht.
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Diese Geheimräte sind doch zu unzuverlässig. Sie haben mir gefagt, China fei ein so weitläufiges Land, daß es für mich uns möglich sei, mich darin zurechtzufinden. D. die Herren wollen mich von den Geschäften weglocken; sie intriguieren bereits für meinen Nachfolger. Aber ich lasse mich nicht benachfolgerit. Es ist ganz leicht, sich in China zu orientieren. Hier( triumphierend) habe ich bereits Tientsin gefunden, ich werde auch noch Beting zu finden wissen, am Ende gar selbst Niantichon.( Inbelnd.) So, hier liegt Beting, jetzt kann ich die chinesische Geschichte samt Walderfee vor jedermann verantworten. Ich sehe schon den Reichstag vor mir Und ich werde ihm sagen: Meine Herren( der Zug hält auf einer Station. Nufe: Bier gefällig? Warme Würstchen, Cognac, Aromatique Beitungen I Hohenlohe sich hinausbengend) Sie da, geben Sie mir doch mal ein Blatt!( der Händler wirft ihm die Woche" hinein. Der Zug setzt sich in Bewegung, Hohenlohe blättert.) So jezt bin ich vollkommen unterrichtet. Ist doch' ne schöne Einrichtung, diese Woche". Man lernt da alles fenuen. Das ist sehr interessant, sehr spannend. Der Billow läßt sich immer schon die Storrekturbogen tommen, darum weiß er auch alles früher als ich. Ich will an August Scherl schreiben, er soll sie mir auch schicken. Ich bin es meinem Amt ja schuldig( stöhnend), über dieses gräßliche China wohl informiert zu sein. stol julle his same
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Homburg . Hohenlohe wandelt auf der Kurpromenade und spricht: Es wird alles gut gehen. Man ist im Princip geneigt, meinem Wunsch nach Einberufung des Reichstags Folge zu geben. Ich freue mich wirklich auf den Tag, wo ich den Herren Boltsbertretern Rede stehen kann. Ich fühle mich nun drei Jahrzehnte jünger das macht das Bewußtsein topferer Handlungsweise Nur eins stört mich. Der Bülow ist auch angekommen, ich sah ihn vorhin vorüberfahren, und sogar der( erbleichend, zitternd) der Lukanus. Sollte der am Ende den Bülow holen? Nun, Dummheiten hat der gute Graf ja genug in der Chinasache gemacht; solche Noten, wie er angefertigt, wären in meiner Jugend unmöglich gewesen. Aber es ist nun einmal ein Zug der Zeit: der Niedergang der Diplomatie. Ich bin beinah überzeugt, daß der Bülow dran glauben muß. Wer wird aber sein Nachfolger werden? Der Phili? Der Herbert gar? Nun, ich werde dafür sorgen, daß keiner allzuviel Unheil anrichtet, sei es der oder diefer...
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Du bist ein Freund der Verlassenen, denn du singst ihre Weisen. Du bist wie das Leid, das die Sinne weckt und die Kräfte stählt, und eine gornesstimme ist dein Sturm.
Wie ein Ruf lange verhaltenen Grolls dröhnt er landauf, landab; die ragenden Kronen zittern und die morschen Zweige brechen frachend von den Bäumen. Er fegt über die Felder und brauft durch die Straßen, als wollte er Auskehr halten mit den dürren testen der vergangenen Sommerpracht; wirbelnd treibt er alles Belfe vor fich her und trompetet jauchzend ein Kampflied dazu... Du bist gar nicht rücksichtsvoll, Herbst. Darum mögen fie dich nicht, die Guten und Lieben, die ewig Zufriedenen, die Genügfamen und Feigen, die nichts fordern vom Leben. Ich aber liebe dich, verlästerter Rebell! Denn du bist die fiegende Kraft, die die bunten Sillen zerreißt und die Natur in ihrer nackten, erhabenen Schöne zeigt. Stein Glockenturm ist dir zu hoch, daß du nicht daran zu rühren wagtest, und jubelnd bläst du in die schwankenden Eulennester, daß das Nachtgefieder emporschridt aus seinen schmutzigen Winkeln. Dein zorniger Atem dringt hinab in die dunkelsten Tiefen des stumpfen, ruhenden Sees und wirft schäumend den verborgenen Schlamm des Grunds an die Oberfläche der aufgewühlten Gewäffer!...
Ich liebe dich, Herbst! Denn dein Zorn ist nicht ewig, und deine Abendsonne färbt die finsteren Wolfen mit heiterem, leuchtendem Frieden und malt uns rote, glühende Wunderlande mit flammenden Gipfeln. Ernst Preczang .
er. Arbeitsmarkt. Arbeitsmarkt, Menschenmarkt. bureau. Alte Mütterchen, junge Burschen, träftige Männer, blasse In dichten Massen umdrängen sie den Eingang zum Beitungs Mädchen, elende Kinder. Ob Sonnenglut grell auf dem Pflaster brütet, ob Herbststürme tosen, ob der Regen fällt, alle Tage wieder sind sie da. Nicht immer dieselben und doch stets die gleichen. Kinder der Armut, Kinder der Not. Mit hoffenden, bangenden Blicken hängen ihre Augen an dem Eingang des Ladens. Kommt er noch immer nicht der Junge, der die Blätter bringt, die ersehnten, die Arbeit verheißenden Blätter? Arbeit! Arbeit!
Stundenlang stehen sie und warten. Um 3 Uhr sind schon die ersten da. Sie wissen ganz genau, daß das Blatt erst um Fünf herauskommt, aber sie wollen vorne stehen, müssen die ersten sein, in deren Hand der glückverheißende Bettel fällt. Daß ihnen nur ja feiner zuvorkommt, daß fie feiner überholt in der wilden Hezjagd, der Jagd nach Brot. Eine ganze Reihe tommt zum erstenmal. Andre temmen einander bereits, ste treffen sich jeden Nachmittag hier, tagelang
Auf dem Weg eg zum Bahnhof, Hohenlohe stapft vergnügt wie ein Knabe durch das raschelnde Laub, das die Straßen bedeckt. Während er redet, lacht er von Zeit zu Zeit fröhlich auf: Abgemacht Es ist mir gelungen. Der Reichstag wird einberufen. Ich werde die übliche Rede sprechen. Hätte kaum gedacht, daß die Sache so glatt ablaufen würde. Von Billow wurde gar nicht gesprochen. Das ist ein schlimmes Zeichen für ihn. Er ist schon, wochenlang. eine gestürzte Größe. Um so sicherer stehe ich. Es ist wohl Der Arbeiter in der blauen Bluse schüttelte dem jungen Kaufverstanden worden, als ich von meiner Verjüngung sprach, daß mann die Hand: Auch wieder da?"
ich noch die Kraft in mir spürte, es mit einer Welt von Feinden
Auch wieder da."