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Nur ja nicht! Das verdürbe ja alles. Hab' nur keine Angst." 007" Hab' ich auch nicht, mein Lieber," kam es etwas spöttisch

aus Ottos Mund.

Gehen wir also möglichst systematisch vor. Wie viel Arbeiter hast Du?"

,, Etwa sechshundert.

"

Alle von hier?"

Nein. Aber meistens. Die andern aus den umliegenden Dörfern."

"

So bon weit her, aus Städten also keine?" Ein, zwei, mehr nicht."

Das ist mir sehr wichtig, paßt ausgezeichnet in meinen Plan. Und wie alt sind die meisten so ungefähr?" " Zwischen vierzehn und sechzig. Auch noch älter. Manchmal manche auch noch nicht vierzehn."

Und was verdienen die durchschnittlich?" Hör' mal, Du bist aber wirklich etwas zudringlich," scherzte Otto.

Gar nicht. Bitte, meine das doch nicht. Nur weißt Du, vorläufig bekomme ich durch diese Zahlen ein ungefähres Bild

bom Milieu."

Jedenfalls bitt' ich mir aus, daß Du keine Namen nennst, wenn Du solche Sachen verarbeitest."

" Versprech' ich Dir gern. Also was verdienen die

Leute?"

"

Gewandte Arbeiter viereinhalb, fünf, auch fünfeinhalb Mark pro Tag."

Finde ich gar nicht wenig."

sch auch nicht."

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Herbstes, denn kaum ist die töftliche, faftige Beere der Nebe in den Bottich des Wingers gerollt, wird schon der Korb hervorgeholt, in dem die mehlige und schmackhafte Frucht des edlen Kastanienbaums eingeheimft werden soll.

"

Sie fommt dann auch bald zur Geltung. Namentlich als Maron glacée" in Frankreich  . Hundert Hände sind da um fie be­müht. Immer von neuem wird sie in den dicken Zuckersaft eine gebettet, bis sie ganz von ihm durchzogen ist. Dann ist sie würdig, den Neujahrsgratulanten auf seinem Besuche zu begleiten.

Es giebt gar manche Träger dieser Frucht, welche sich einer Be­rühmtheit erfreuen. So findet sich einer der ältesten Kastanien­bäume in Deutschland   am Fuße des Donnersbergs in der Rhein­Pfalz. Wenn man bei der Station Kirchheimbolanden   die Eisenbahn verläßt, fagt Dr. H. Roedel, so führt die Landstraße den Wandrer in zwei Stunden dem Dorfe Dannenfels   zu. Je näher man demselben kommt, um so eigenartiger wird der Weg; bald enger, bald weitläufiger gestellt, erheben fich mächtige Edel­fastanien, Kästen", wie sie das Volk nemt, deren Stämme drei, vier, ja fünf Meter im Umfange messen. Inmitten des Dorfs er­hebt sich die größte, die auf einer Seite des Stamms viel höher vom Erdreiche umgeben ist, weil sie an einer Böschung steht. Höher hat die Zeit den Baum nicht gemacht; im Jahre 1875 erreichte er eine Höhe von ca. 18. Meter, aber um so kräftiger hat sich sein

Stamm entwidelt.

Der schönste Kastanienbaum Frankreichs  , aus dessen Centrum Maroni" von besonderer Größe herkommen, befindet sich 2/2 Stilo­meter von Bagnères- de- Bigorre   zu Medour in dem alten Kapuziner- Kloster. Seine Höhe beträgt 40 Meter, fein Stamm ist glatt und cylindrisch und steigt senkrecht aufwärts wie ein Mast­baum. Die ersten Aeste entspringen 30 Meter vom Boden und ein Heiner, tegelförmiger Wipfel segt dem Ganzen noch 10 Meter Höhe zu. Bei einem Meter über dem Boden hat er einen Umfang von 4 Meter 30 Centimeter. Er ist von den Kapuzinern gepflanzt,

" Und so'n Anfänger, was verdient der?" deren Klostergründung weit hinter das 16. Jahrhundert zurück

"

Anderthalb bis zwei Mark."

Das ist nicht sehr viel."

"

Mußt aber bedenken, daß es sofort angeht, wenn er aus der Schule kommt. Das ist für seine Verhältnisse, und wenn Du mal an die Studierenden denken willst, die dreißig Jahre und älter werden, bevor sie überhaupt was kriegen, gar nicht so schlecht."

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Allerdings, das kann man sagen." Außerdem mußt Du nicht vergessen, daß in einer Familie oft Vater und zivei Söhne, manchal auch drei bei mir arbeiten, da so' ne Familie, wenn sie sich dranhält, ganz gut neun, zehn, auch elf Mark verdient, am Ende der Woche also fünfzig, fechzig, auch fünfundsechzig Mark ins Haus kommen. Macht den Monat zweihundert bis zweihundert fünfzig Mart."

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Das ist ja ein ganzer Haufen!" Das mein' ich auch."

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( Fortsetzung folgt.)

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Kaffanien.

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( Nachdruck verboten.)

Wenn die Herbstfonne goldig durch das Geäft des Kastanien­walds strahlt, dann sieht sie wohl so freundlich und heiter drein, weil sie sich bewußt ist, an dem fräftigen breitkronigen Baume ein schönes Stid Arbeit geleistet zu haben.

datiert.

Auch sonst kennt man in Frankreich   noch einige Kaftanienbäume von riesigen Verhältnissen. Einen solchen findet man bei Sancerre im Departement du Cher, von 10 Meter im Umfange, wobei er man schäßt sein Alter auf tausend Jahre doch noch Früchte

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trägt. Umgebung von Achado, 23 Kilometer von Funchal  . Die Höhe des

Auf Madeira befindet sich ein weiterer Niese dieser Art, in der selben erreicht fast 50 Meter, und ein Meter über dem Boden hat In fein Stamm einen Umfang von 11 Meter 60 Centimeter. feiner Mitle hat man eine Kammer und an seiner Südseite ein Fenster im Stamm angebracht.

eine

Der Goliath und gleichzeitig der Methusalem   unter den Rastanienbäumen ist derjenige am Aetna  , welcher den Namen Castagno di cento cavalli" führt, Welches Alter dieser Baum zählen mag, ist wohl schwer anzugeben, nimmt man aber an, daß die jährliche Stammeszunahme östreichische Linie( 1) beträgt, so würde dessen Lebensdauer zwischen 3600 bis 4000 Jahren variieren. In Sizilien  , two die Kastanie häufig vorkommt, find. einzelne Exemplare von 18 Meter Stammumfang bekannt.

Im Anlegen schattiger Kastanienwälder, wie solche in Spanien  , Frankreich  , Italien   und einigen füdlichen Gegenden Destreichs vor­tommen, hat der Mensch einen Gehilfen in Gestalt des Nußhähers ( Garrulus glandarius). Der Bogel   verfährt mit diesen Früchten gerade so wie mit den Eicheln; er verscharrt sie nämlich in den Boden, um sie gelegentlich während des Winters hervorzuholen und au verspeisen. Die nicht diesem Zwede zugeführten Kastanien be­ginnen schon im Frühjahr zu teimen.

Wie bei der Eiche, so geht es auch hier in den ersten acht bis zehn Jahren mit dem Wachstum sehr langsam vorwärts. Schön und gut. Berbindet doch seine Frucht, die Kastanie, das Die an geschüßten Stellen stehenden Bäume sind nach weiteren fünf fättigende Stärkemehl der Kartoffel mit dem Eiweiß- und Zucker- Jahren schon so in die Höhe geschoffen, daß man ihren Stamm zu Bei zwanzig bis dreißig gehalt der Mandel! Durch die stachlige grüne Hülle, zu der die Telegraphenstangen verwenden kann. glänzenden braunen Schalen einen wirtungsvollen Kontrast bilden, Jahren erlangen die jungen Bäume bereits so ansehnliche Größen erwirbt sich die Staftanie einen hervorragenden Plas unter den verhältnisse, daß sie zu den verschiedensten Bauzweden sich eignen. Ihre Tragfähigkeit ist jener der Eichen vollkommen gleich; umso Dekorationsstücken des Spätherbstes. mehr, da das Holz, obgleich mit breiten Markstrahlen versehen, phy­siologisch dem der Eiche nahe verwandt ist.

Ursprünglich glaubte man irrtümlich, daß die Edelfastanie von der Roßtastanie abstamme. Der alte Botaniker Matthiolus   bildete die leptere zuerst im Jahre 1565 als Castanea equina" ab. Bon da an erhielt sie den Namen Nokkastanie". Clufius war bekannt­lich der erste, welcher einen solchen Baum aus Samen zog. Er hatte diesen von dem kaiserlichen Internuntius David von Ungnad im Jahre 1576 aus Konstantinopel   erhalten. Vierzig Jahre später fam die Roßkastanie von da auch nach Frankreich   und nun ver­breitete sie sich über ganz Europa  .

Der Baum muß sich seiner Zeit vor dem Eise der Glazialperiode geflüchtet haben, denn aus den Betrefatten geht hervor, daß er schon zur Tertiärzeit in Europa   heimisch war. Die heutigen Botaniker sehen in ihm nicht die Stammform der edlen Kastanie, sondern weisen die letztere einer ganz andren Gattung zu, weshalb sie heute in der Wissenschaft den Namen Aesculus Hippocastanum  " führt.

Ob Lucullus den Gipfel der Gourmandise erstiegen und die Raftanientorte gefannt hat, ist nicht sicher gestellt. Virgil   jedoch mag die Kastanienpuree besser gemundet haben als unsren Gymnasiasten seine Aeneide. Er spricht nämlich von castanae molles. Unfre Frucht ist die Nachfolgerin des edlen Weins unter den Gaben des

Unter einem gelblichen Splinte befindet sich ein bräunlicher, schön geflammter Kern. In dem legtgenannten Alter zeichnet er sich durch eine überaus leichte Spaltbarkeit aus, wodurch das Holz zur Erzeugung von schmalen, aber sehr langen Faßdanben, gespaltenen Rebpfählen und dergleichen sehr gesucht wird.

Außer der schon eingangs erwähnten Beziehung zwischen der Rebe und der Kastanie, deren Ernten fast unmittelbar aufeinander folgen, finden wir nun noch eine andre, denn sowohl Bordeaux  - als auch Rheinwein fließt in Fässern, die aus Kastanienholz an­gefertigt find.

Ein weiterer Zusammenhang liegt in der Sitte, die ersten Kaftanien gebraten zum frischen Most zu genießen, wie dies bei den Südländern üblich ist.

Die Blüten bringt der Kastanienbaum erst im 20. Lebens­jahre hervor; er gleicht hierin der Weißbuche und der Bitterpappel, während die Rotbuche und die Stieleiche erst nach 60 Lenzen er blühen.

-OO

Dr. Ludwig Rarell