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Gute goldige barmherzige Menschheit, Menschheit, die ich so schwer verkannt habe, Menschheit mit dem großen Herzen, das sich auch der Elendesten annimmt, Du wirst alles schon zum besten führen, Du bist gerecht! Du weißt es, was Du ihnen schuldig bist, den Katzen.  - Aus dem Gebiete der Chemie.

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Er stand auf, nahm den Sad über die Schulter und liebe Fische, sämtliche Fifchhändler der deutschen Hauptstadt müssen wischte sich mit dem Rodärmel die Augen: Entschuldigen Sie, lieber täglich ein Pfund Fische gratis lieferit. Herr, aber aber wir armen Leute haben's doch mitunter gar zu Aber wem predige ich das? schlimm." Der Fremde nickte teilnahmsvoll und stumm. Der andre sah vor sich hin ins Leere: Nu bin ich dran. Lange tann's nich mehr dauern... und" fügte er plötzlich hinzu, ich denk manchmal, es is gut so, wie es gekommen is." Er reichte dem Fremden die Hand zum Abschied. Der ließ ein Geldstück hineingleiten. Der Alte dankte stumm und ging, während er vor sich hin murmelte:" Ja, es is gut so es is gut so." Der Gast. war aufgestanden und fah aus dem Fenster dem Davougehenden nach, der wieder wie in fich zusammengetrochen über die schmutzige Straße schlich. Der Fremde weckte die dicke Wirtin, zahlte und trat vor die Thür. Es riefelte noch immer in langen, dünnen Fäden herab aus der großen Wolfe. Der Fremde jah, wie die Gestalt des Kräuter­Sammlers dort hinten im Nebel zu zerfließen schien und ganz ent­schwand. Er bohrte den Blick wie gebannt in die Ferne, wo ein feuchter, weißlicher Riesenschleier alles Leben mit tötender Macht zu umhüllen schien. Ein seltsames Leuchten zuckte in seinen Augen. Dann drückte er den Hut in die Stirn, schlug den Mantel zusammen und ging mit großen, festen Schritten hinein in die graue, troft lose Dede. Ernst Preczang.

ältesten Zeiten unter der Menschheit die Goldgier erwachte, ist wohl Das Alter der Goldreinigung. Daß schon in den erklärlich, da dieses edle Metall in gediegenem Zustande angetroffen wurde; doch hat man es wohl nirgends ganz rein und völlig frei von andren Metallen gefunden, und wenn sich auch von theore­iſchem Standpunkt die Möglichkeit des natürlichen Auftretens von nie und selbst Gold von nahezu 99 Prozent nur äußerst selten( ant ganz reinem Gold nicht leugnen läßt, ist thatsächlich solches doch Ural) nachgewiesen worden, und heit fogar unter 93 Prozent. Die gewöhnlichste und haupt­meistens bleibt die Rein fächlichste Veimengung des Golds besteht bekanntlich aus Silber, das feine Gegenwart auch in der je nach seiner gb. Das Asyl. Heute muß ich Buge thun. In Sad und Menge ausgeblaßteren Färbung anzeigt; an Silber sehr reiche Gold­Asche muß ich Buße thun. Ich bin ein großer Sünder. Hört, welcher legierungen sollen die Griechen mit dem Namen Elektron, die Schandthat ich fähig war!. Ich habe es gewagt, an der edelsten Aegypter als Asem bezeichnet haben. Als man nun das Gold' schon Tugend der Menschheit, an ihrer Gerechtigkeit zu zweifeln. zu schnieden gelernt hatte, verstand man doch nicht, es von seinen Ungerecht hab' ich die Menschen genannt, weil sie dem Reichen Beimengungen zu befreien, deshalb enthalten die ältesten Stücke Schimmernde Paläste baut und den Armen hinausstößt auf die Gasse. von Goldschmuck immer Silber in gleicher Menge wie das Berachtet hab ich die Menschheit, heuchlerisch hab' ich sie gefcholten, bes Golds fand, ist zunächst für Lydien   ermittelt worden, Waschgold. Der Zeitpunkt, zu dem man die Reinigung weil sie christliche Liebe predigt und aller Enden Kirchen baut, woher die ältesten Goldmünzen stammen; diese erweisen während die Armut in Frost und Hunger ohne Obdach umherirrt- auf der Gaffe.

Berhöhnt, verspottet hab' ich die Menschheit. Und sie ist doch so gut, so unendlich gut! Sie niet nicht im Staube vor dem Golde, ihr Christentum ist nicht bloß Henchelei, fie meint es ernst, wenn sie zur Stirche zieht und betet. Sie ist die Barmherzigkeit selber; ihr Herz fließt über vor Mitleid mit denen, die da Not leiden. Den Kleinsten, den Aermsten, den Allerelendesten widmet sie zuerst ihre Hilfe, ihr ganzes von Güte überfließendes Herz. Worau ich das mit einem Male erkannt habe? An einer Berliner   Litfaßsäule. Wenn Ihr es mir nicht glauben wollt, geht hin und lest es selber. Es steht an allen Straßeneden, wie herrlich gut die Menschheit ist.

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Oder soll ich es nicht die Krone aller Güte nennen, wenn man in diesen Tagen schwerer Not sogar daran geht, ein Asyl zu bauen für Kazen? Wahr und wahrhaftig ein Asyl für Katzen! Drei volle Tage wird die gute, die goldene, die barmherzige Menschheit dem edlen erstrebenswerten Ziele widmen. Drei volle Tage wird sie hinströmen in die Kapenausstellung zum Besten des Stazenasyls.

Menschheit, Du bist einfach ideal!

Tausende irren umber ohne Obdach, tausende haben nicht Brot noch Kohlen, du haft kein Geld ihnen Wohnung zu schaffen, du taunft sie nicht schüßen vor Frost und Hunger und doch erbarmst du dich der Katzen. Das Kazenashl ist entschieden das, was wir am nötigsten brauchen. Unfre öffentlichen Zustände schreien förmlich nach einem Kazenashl.

Das bis

sich zuerst aus der Regierungszeit des Krösus silberfrei. Die Entfernung des Silbers erfolgte leichtbegreiflicherweise noch nicht auf affent Wege, wie sie jetzt zumeist ausgeführt wird, denn die Scheidung von Gold und Silber durch Salpetersäure wird erst in Schriften aus der Mitte des 14. Jahrhunderts erwähnt. dahin übliche und schon von Plinius   mitgeteilte Reinigungs­verfahren ist vielmehr die Cementation", die jetzt hauptsächlich der äußerlichen Farbentönung von Goldsachen dient; auf trodenem Wege wurden Goldblätter mit einem Gemenge von Kochfalz und Eisen­vitriol derart verarbeitet, daß das entstandene Silberchlorid in das umschließende Cementierpulver drang und das reine Gold zurückblieb. Die für die lydischen Münzen geglüdte Feststellung des Zeit­punkts, von dem an das Gold gereinigt wurde, hat Berthelot uun auch für den Goldschmuck der ägyptischen Mumien ausgeführt und durch Untersuchung allerdings leider nur drei Proben, die ihm Maspero zu diesem Zwecke überließ, gefunden, daß gereinigtes Gold ( bon 99,8 Proz.) wie in Lydien   so auch in Aegypten   zuerst in der persischen Periode vorkommt, während die Goldflitter aus der Zeit der sechsten und der zwölften Dynastie nur 90,5-92,3 Proz. Gold enthalten. Die Zeitbestimmung leidet jedoch insofern an sehr be­deutender Musicherheit, als man annimmt, daß die versische Periode um ein Jahrtausend jünger ist als die der zwölften Dynastie; mithin kann schon sehr viele Jahrhunderte vor jener die Goldreinigung in ( Prometheus.")- Aegypten   geübt worden sein.

Humoristisches..

verfinsternden Bäumen bald ein fröhliches Leben entwickelt.

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Bur gleichen Zeit hält die Feuerwehr von Niederdorf eine Nach Uebung ab, wozu auch die Feuerwehrmusik ausgerüdt ist. Beendigung der Uebung findet die Feuerwehr leider den Löwen­garten von den Zipfelhauser Sängern besetzt und muß sich nun in die nidrigen heißen Zimmer des Löwenwirtshauses flüchten.

Die Katzen sind ein eignes Geschlecht. Es giebt fone" und folche" unter ihnen. Da find die Alte- Jungfer- Kazen. Oh, denen Das Gewitter. Der Gesangverein von Zipfelshausen geht's gut! Sie sind die Kapitalisten unter den Katzen. Prozig, wie| macht einen Ausflug nach dem benachbarten Niederdorf und läßt sich ein Berliner   Hauswirt, liegen sie auf weichen Stiffen und thun nichts. dort im schattigen Garten Bum goldenen Löwen", dem einzigen Sie tragen ein seidenes Bändchen um den Hals und arbeiten resp. Wirtshaus im Orte, nieder, wo sich unter den uralten, den Himmel mausen niemals. Dazu sind sie viel zu vornehm. Das haben sie nicht nötig. Das Essen wird ihnen aus Lager gebracht. schlürfen füße Milch und knabbern Zuderbrot. Wenn sie Kinder haben, hält man fie erst recht in Ehren. Man präsentiert sie mit den Kleinen, sobald Besuch kommt. Man schwärmt von dem reizenden Joy", man nimmt die Kleinen auf den Schoß, man streichelt sie zärtlich und liebfost sie: Die reizenden Kleinen, die süßen Kleinen!" Sie find in jeder Hinsicht gut gestellt, Alte- Jungfer- Katzen! Daneben giebt's aber auch noch andre Sagen, plebejische Kazen, Proletarier tagen. Das ist eine unglückliche Gesellschaft. Sie haben kein weiches Kiffen. Sie haufen im Stall, auf Böden, in falten' Kellerlöchern. Sie müssen arbeiten, wenn sie leben wollen, mausen, und da beim Mausen nicht viel zu holen ist, auch stehlen. Man treibt sie dem Verbrechen in die Arme, die unglücklichen Tierchen, man macht sie direkt zu Nafchlagen, zu Dieben.

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Im Garten ist inzwischen die Fröhlichkeit aufs höchste ge­stiegen als plöglich rollender Donner das Herannahen eines Ge­witters verkündet; bald darauf hört man das Rauschen des Regens in den Kronen der Bäume, und einzelne Tropfen dringen bereits durch das Blätterdach. Die Sänger flüchten eiligst in die Zimmer des Gasthauses, wo ihnen von den Niederdorfern in höf­lichster Weise Platz gemacht wird. Als die Zipfelhauser aber durch die Fenster schauen, sehen sie, daß draußen wieder heller Sonnen­schein leuchtet. Die Plätze im Garten sind aber inzwischen von der Feuerwehr besetzt worden, die vom Hofe des Wirtshauses aus mit Buhilfenahme der großen Trommel und der Feuersprige das Ge witter arrangiert hatte.

Schlechte Gewohnheit.

Man gönnt ihnen auch nicht einmal Familienfreuden. Wenn sie Kinder haben, ist das eine ekelhafte Schmußerei". Man nimmt ihnen ihre armen Kleinen und wirft fie ins Wasser. Man lacht sie aus, wenn sie darum jammern, will solche Kaze etwa anch Gefühl Wie viel Küsse mir haben? Lächerlich! Sie müssen ein Afyl haben, fie müssen mein Mann täglich giebt das weiß ich wirklich nicht!" entschieden ein Afyl haben, die Katzen, es iſt unbedingt nötig. Du Glückliche Sch bekomme höchst selten einen!... daß wir alle dahin streben, ihnen schiennigst ein Ashl zu Wenn mir mein Mann wirklich einmal einen giebt, dann dichtet fchaffen. In guter Gegend muß es natürlich liegen, das Katzenafyl. Ich schlage die Linden vor oder den Tiergarten, da wäre die Luft er mindestens vier Wochen d'ran herum!" am gefündeſten. Hoch und geräumig muß es sein, das Haus, denn Unter Freundinnen. Sie mögen fagen, was der Zulauf wird gewaltig werden. Auch für schöne Sletterböden Sie wollen, meine Damen, eine gute Eigenschaft hat die Rätin muß gesorgt werden und für sonnige Spielpläge für die Seleinen. doch sie ist ein sehr ergiebiges Gesprächsthema!"- Nnd daß dann auch ja das Essen gut ist, die Stagen effen mit Vor­

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( Flieg. Bl.")

Verantwortlicher Redacteur  : Heinrich Wetter in Groß- Lichterfelde  . Druckt und Verlag von Max Bading in Berlin  .