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feiner Fleischlichkeit, dann sagen die Jüden ihm: Wir wollten dich weibliche Figur der Erde, die den Pfeffer versinnbildlichen soll, eigentlich murijen, aber du bist uns zu mager und zu welt. Und wirfen, wäre ihr nicht noch eine kleine weibliche Figur auf einem der Verschmähte geht dann, weil seine Eitelkeit verlegt, zum Stichter gerade nicht sehr organisch aus dem Untergrund Hervorwachsenden und schwört, daß ihn die Juden haben ritualmorden wollen!! Sodel vorgelagert!

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ind auch die Humoristen der Zeit entstammen angeblich längst Weit schöner erscheint der Degengriff Karls V., der nach einem verschollenen Jahrhunderten. Till Eugenspiegel kommandiert den Cellinischen Entwurf von der Familie Picinino gearbeitet sein soll. Berliner   Magistratus und reizt ihn da zu allerlei Schabernack. Und besonders meisterhaft erscheinen die Details der Emaille­Wo ein Not sich erhebt, da errichtet der Magistratus eine fassungen, mit denen die Edelsteine am Merkurbecher ungeben sind. wohlthätige Stiftung, nennt sie nach einem Hohenzollernsproßen Selten ist solch eine Fülle von Farben in solcher Frische und Leucht­sofort ist alles Elend gebannt. Löblicher Magistratus, noch immer kraft, und trotz des Farbenreichtums doch in harmonischer Wirkung giebt es nicht genug der runden Wasserspülungs- Tempel an Straßen zusammengestellt worden. Hier ist der Gesamteindruck bedeutend und und Plägen, allwo der Mensch der natürlichen Erlösung teil- gewichtig, feine Episode stört. haftig werden kann. Schaff' uns eine neue Stiftung, aus der du dieser Not steuerst, du magst sie nach Friedrich Wilhelm I.   taufen oder einem andren, dessen Ehrung dir am Herzen liegt. So lachen wir uns am Ende doch noch aus diesem Jahre des Jammers, Joci 1625, glüdselig heraus!-

Ausstellung im Kunstgewerbe­

Museum.

Zu Ehren des italienischen Goldschmieds Benvenuto Cellini  , der vor 400 Jahren geboren wurde, hat das Berliner   Kunstgewerbe­Museum eine Ausstellung von Originalzeichnungen alter Meisterwerte sowie von Stichsammlungen und Photo: graphien zahlreicher Gold- und Juwelenschäße veranstaltet. Dieses verdienstvolle übersichtliche Nebeneinanderreihen der Schmuck­Künste, der bedeutendsten Stücke aus allen möglichen Wufcen und Schatzkammern bietet soviel Anregendes, daß es nur möglich ist, das Allerwichtigste zu nennen.

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Neben diesem lauten und prahlerischen Florentiner fällt ein Mann auf, von dem bisher fast noch kein Mensch gesprochen: der Hamburger Meister Moers, der im Jahre 1612 gestorben ist. Von seiner stillen Thätigkeit sind uns nur eine Reihe von Original- Zeichnungen hinterblieben. Diese aber find in ihrer fein abgetönten Koloristik und ihrer zeichnerischen Gliederung so vollendet, daß sie die Attraktion der Ausstellung bilden. Vor allem legen sie dar, daß auch die nordischen Städte ihre kunstgewerblichen Werkstätten hatten, in denen so schöne Stücke nur nach langer Kultur fabriziert werden konnten. Die süddeutschen Kunstgewerbe- Städte waren also durchaus nicht die allein maß­wenn auch die meisten bekannten gebenden im Kunsthandwerk Meister in ihren Mauern aufwuchsen und schafften. Daß den nord­deutschen Meistern sogar eine gewisse Eigenart anyaftete und daß fie weniger von italienischem Wesen beeinflußt wurden, als die süd­deutschen, zeigen die Becher und Kannen des Moers  . Manch ein Stück verleugnet in seiner Derbheit und Schlichtheit nicht den Charakter der Waterkante.

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Außer den vielen Abbildungen der Stucke des grünen Gewölbes in Dresden  , leiten auch manche Gehänge der Sanimlung des Frei­herrn Karl von Rotschild, darunter mehrere Schützenkleinodien, von der Renaissance in das Barock hinüber. Auch die französischen   Stiche des Delaune und des Hurtu, fotvie des Pierre Woeiriot   stammen zum Teil aus dieser llebergangszeit. Während Hurtu aber über einen äußerst eleganten Strich verfügt, arbeitet Delane fräftiger, fast monumental. Seine Handspiegel sind, ohne die gallische Grazie vermissen zu lassen, doch nahezu edel aufgebaut.

Da ist zuerst der Schatz von Boscoreale  , deffen eine Schale mit dem charakteristischen und durchaus individuellen, aus dem Grund herausgetriebenen Porträt eines Römers die hohe jener Zeit dokumentiert. Daran schließen sich der Kopf­Zeer Technik schmuck aus Kallathos und der Schatz von Vernah mit seinen etwas maffigen Geräten. Während wir im Silberschatz von Hildes heimt noch einmal die peinliche genaue Treibkunst der römischen Zeit bewundern können, müssen wir in den Kronen- und Reliquien­schreinen aus der Zeit der Völkerwanderung den Niedergang des Die italischen Meister Caravaggio  , Montegna und Romano ge­technischen Könnens feststellen. Der Schatz des Westgothentönigs, hören wieder mehr in die Renaissance hinein, trotzdem man auch bei der im fiebenten Jahrhundert angefertigt sein soll und jetzt in der ihnen, wie bei Benvenuto Cellini   einen leisen Ruck nach dem Barock Madrider Schatzkammer aufbewahrt wird, sowie die Schäße von spüren kann. Monza zeigen die ganze technische Mangelhaftigkeit und Geschmad­losigkeit jener friegerischen Jahrhunderte. Die Edelsteine sind rob nebeneinandergesetzt auf platten Metallflächen, die nur dürftig der Kopfform oder der Rundung des Arms und des Fingers an­grpaßt find.

er hisle

Unter dem Barock und dem Rokoko entdeckte man Stiche von Deutschen  , die an Zierlichkeit den verzärteltsten Franzosen nichts nach­geben. So die Rokokomotive des J. E. Nilson, der fast wie ein Borläufer Chodowiechs erscheint, und die Barodskizzen des Johannes Hannias. Das sogenannte Bernwardkrenz, das angeblich von dem Hildes Diese Originalstiche werden ergänzt durch eine Unzahl von heimer Bischof Beruwward gearbeitet ist, zeigt schon einen großen Photographien Abbildungen von Sammlungen aus Bariser, Fortschritt. Der Bischof, der ums Jahr 1000 lebte und sehr tunft Londoner   und Petersburger Besitz. Es sind meist größere Geräte. finnig war, der mit ganzer Energie den etwas schwerfälligen Nord- Vor allem dürfte auffallen, welche schönen Schreibzeuge und Thee­deutschen Kunstsinn und Können beibringen wollte, der die Bild: service aus dem zu urecht viel geschmähten Rokoko stammen. Hier hauerei förderte, dürfte bei seinen Fehden mit andren Bischöfen aber ist die prahlerische Ueppigkeit des Stils überwunden; auch die trotzdem teine Zeit gefunden haben, noch außerdem mit Technit scheint feine üble zu sein was sonst vom Rokoto, vom Hammer und gange zu schaffen. Aber vielleicht ist er Stil des Scheins, nicht immer zu sagen ist. Eine Anzahl der Besteller des Kreuzes gewesen, zum ersten Empiregeräte aus der Zeit der zweiten, nichternen und mal feit langer Zeit nicht mehr die klumpige Zeichnung der steifen Renaissance, die aber eine wohlüberlegte Arbeit verlangte, andren Kleinodien aufwies. Seine Flächen waren mit einem feinen schließt die historische Wanderung. Das Ganze zeigt jedem Kunst­und auch verhältnismäßig forgfältig gearbeiteten Filigran belötet gewerbler die Entividklung des Stils au wirklich gearbeiteten Gegens und dadurch feinsinnig aufgelöst worden. Die reizende Technik der ständen. 100 Filigranbelötung, die, wie durch zahlreiche Photographien aus dem Pariser Louvre dargestellt wird, im Altertum zu großer Höhe ge­diehen war, lebte mun wieder auf.

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Als Kuriosum sind in der Mitte des Lichthofs die Dokumente der Berliner   Goldschmiede Innung ausgestellt. Da sind die ver­alteten, glücklicherweise überwundenen Sayungen vom Meisterstüc", Für die bald darauf emporivachfende Gothik war diese Technik von dem Recht" des Drahtarbeiters und des Goldschmieds nieder­allerdings zu zierlich und Heinlich. Aber getviß hat sie zur Aufgelegt diese Sagungen, die der Betternwirtschaft und schlimmster frischung des gesamten technischen könnens, das zu den kräftigen, Ausbeutung des Unprivilegierten durch den Privilegierten dienten. prächtig durchgebildeten gothischen Bischofsstäben, Weihrauchfäffern, wie es in jenen Blütezeiten" zugegangen im ehrlichen Handwerk", Monstranzen und ähnlichen Kirchengeräten nötig war, entschieden zeigt die strenge Bekanntmachung des Surfürsten Friedrich Wilhelm, beigetragen. der gegen die Unrichtigkeiten bei den Silberarbeiten wettert und Von den gothischen Stücken, die meist einen bewunderungswerten vierteljährliche Haussuchungen befiehlt, damit auch den heimlichen h. o. organischen Aufbau und schönes Maße oder Zwischenwert hatten, das Unterschleifen gesteuert würde.- troy seiner Stärke immer luftig und nie überladen wirkte, kommt man zu den Abbildungen aus der Renaissance. Das Eindringen der griechischen Motive brachte leider nicht die Ruhe und Gemessenheit der Klassischen Vorbilder. Von der Gothik her gewöhnt, die architektonischen Flächen und Linien in feine Verzierungen aufzulösen, was die großen Züge der gothischen Architektur doch nie­mals zerstören konnte, machten sich die Goldschmiede daran, auch die Renaissancemuster mit Zwischenwerk zu füllen. Da kam denn bald Ueberladenheit und die Betonung des Nebenfächlichen als Hauptfache zu stande. Manch' ungeheuerlicher Reliquienschrein und Brunfpokal bezeugt das. Selbst die Großen der deutschen Goldfanniedekunst, Birkenhuly, Mignot und auch Dürer   find davon nicht ganz freis zusprechen.

Kleines Feuilleton.

th. Das viele Geld. In der Vesperstunde gingen alle Arbeiterinnen hinaus auf den langen Korridor. Die Luft war da immer noch besser, als in den dumpfigen Fabriksälen, außerdem fonnte man auch auf den Hof hinabsehen, das Kommen und Gehen der Menschen dort unten brachte wenigstens etwas Wechsel in das ewige Einerlei der Maschinenarbeit.

Bu zweien und dreien wanderten fie untergefaßt den Korridor auf und ab, lachten und schlaßten und bissen dazwischen in die Befperfiulle. Einzelne standen am Fenster und neckten sich mit den Comptoirlehrlingen im Quergebäude gegenüber. Sie machten lange Nasen und schnitten Gesichter, wenn die jungen Burschen Kußhände und verliebte Blicke herüberwarfen.

Aber es ist auch nicht nötig, daß man die allgemeine Begeisterung mitmacht, die der Gefeierte, Benvenuto Cellini  , Hervorruft. An seinem allzu berühmten Salzfaß, das sich in der Wiener   Schazkammer be­findet, muß man ebenfalls eine gewisse Unfähigkeit zu edler, wirkungsvoller Beschränkung feststellen will man eben nicht bloß Es ging ungeheuer lustig zu am Fenster. Auf der langen Bank, vor einem großen Namen erschauern. Wie viel besser würde die wo am Vormittag in den Lieferstunden die auswärtigen Arbeiterinnen