Kleines Feuilleton.
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wenn er in seinem Tragsessel durch die Straßen zieht, stets von feiner Dienerschaft einen großen aus Holz gefertigten runden Schirmfächer vorantragen. Kommt nun zufällig ein andrer Mandarin des Weges, so halten die beiderseitigen Diener schnell diese Holzfächer vor die Tragseffel. Dann brauchen ihre Herren, weil sie einander nicht gesehen haben, nicht auszusteigen, was sie sonst bei einer Bes gegnung jedenfalls thun müßten. Die Fächer haben aber auch ihre Jahreszeiten. Während man die zusammenlegbaren immer benußen tann, find die aus Palmblättern oder Gänsefedern nur für den Frühling und den Herbst bestimmt. Kein Chinese, der etwas auf Etikette hält, würde schon im Frühling einen Palmblatt- Fächer gebrauchen.- Mufik.
Chinesische Fächer. Der Kölnischen Zeitung " wird gefchrieben: Die Chinesen haben im allgemeinen einen sehr geringen Begriff von Komfort. Man braucht nur einmal in einem chinesischen Gasthause, das zu den befferen gezählt wird, zu übernachten, um diese Behauptung vollauf bestätigt zu finden. Da vermißt man gar manches, was wir zu unsrer Bequemlicheit ungern entbehren. Aber eins wird während der warmen Jahreszeit nicht leicht fehlen: ein Fächer. Jeder halbwegs höfliche Gastwirt wird einen reifenden Sommer und die Schirmfächer aus Papier oder Seide für den Europäer, den er zu seiner Berwunderung ohne Fächer fieht, fofort einen anbieten und darauf bestehen, daß der Fremde ihn auf seiner Weiterreise mitnimmt, weil er gar nicht begreift, wie einer im Sommer ohne ein solches Instrument auskommen tam. In China gebraucht jedermann Fächer. Die Europäer bringen über ihren Eßfischen eine Art großer Fächer an, die man mit einem ostindischen der dahin geht, die Kunst möglichst breit durch unser gesamtes Leben Es ist nun doch in der modernen Welt ein Zug unverkennbar, Worte Puntah nennt. Diese werden von Kulis hin- und hergezogen, bringen zu lassen. Wo früher die Wohnungen schmudlos waren oder die sich dabei mit der andern Hand oft selbst Kühlung zufächeln. höchstens ein oder das andre isolierte Kunstwert in einer toten Um Schmiede lassen sich während der Arbeit von ihren Gefellen fächeln. gebung bargen, da wird jetzt auch das gesamte Am und Auf mit Auf Flüffen kann man häufig sehen, daß Leute, die im Schweiße mehr oder weniger Kunstreichtum belebt oder mindestens verschnörkelt. ihres Angesichts ein schweres Fahrzeug ftromaufwärts schleppen, Dazu war vor allem nötig, daß sich die Aufmerksamkeit der Künstler während dieser Arbeit den fast nadten Körper nach Kräften fächeln. und Kunstfreunde von den Malereien isolierter Staffeleibilder zum Teil Selbst Bettler haben manchmal zerbrochene oder zerriffene, auf der ab und mehr als bisher dem numehr sattsam besprochenen Kunst Straße gefundene Fächer in der Hand. gewerblichen und Dekorativen" zuwandte. Nun taucht eine Technit Das Material für die Anfertigung der Fächer, ist sehr ver- nach der andren, eine finstgewerbliche Gattung nach der andren auf und schiedenartig: Seide, Papier, Bambus, feine Holzarten, Federn, Elfen- ebenso eine Gelegenheit nach der andren, daß auch Minderbemittelte das bein und andres. Am häufigsten sieht man die bekannten Fächer Thrige finden können. Bucheinbände, Tanzkarten, Blafate usw., all das aus Blättern einiger in Südchina wachsenden Palmenarten. Die will mit hinein in diesen Zug einer angewandten Kunst", der überdies Blätter scheinen von der Natur faft für diesen 8wed bestimmt zu auch ein gut Stück socialen Strebens enthält. Vereine, die sonst bei fein, so gut eignen fie fich dazu. Die Kleineren Exemplare werden ihren Festlichkeiten nur an Vereinspropaganda, Unterhaltung und mit einem einfachen Samme von Zeng oder Seide versehen. Sie Nutzen gedacht haben, greifen nun auch nach fünstlerischer Hebung find außerordentlich billig und gehen zu vielen Millionen in alle ihrer Feste. Die modernen Rantenlinien, Schlangenweiber imd Teile des großen Reiches. Auch wer beffere Fächer besigt, pflegt halbmystischen Blumen wachsen jetzt auch in die Einladungskarten, während der Hige gewöhnlich die wohlfeilen Balmblätter zu Programme u. dgl. hinein, und ein dunkles Gefühl von einer neuen benußen. Diese dienen außerdem in jedem chinesischen Haushalt zu Aufgabe socialer Musikpflege läßt die Vereine auch ihre gefelligen den mannigfachsten andern Zweden: man bringt erlöschendes Feuer und jubilarischen Abende durch künstlerische Mufit heben. Noch einer damit wieder in Gang, man stänbt damit ab, man fächelt einem wird dazu verlangt: der Kunstreferent der Zeitnug; über den LokalSize, den man einem Gaste anbieten will, damit Kühlung zu, referenten dinkt man sich bereits erhaben. So ging's denn Sonn man fühlt das Essen für kleine Kinder damit, man sucht Säuglinge abend wieder einmal in den Friedrichshainer Saal, und damit in den Schlaf zu fächeln, man vertreibt die Mostitos damit zwar zum Turnverein Fichte", der ein Künstlers aus dem Moskitonege, wenn man dieses herunterläßt, usw. Die Konzert 811 m Besten seines Unterstütungs größern Exemplare der Palmblätter, die bis zu drei Fuß im Durch fonds" angekündigt und fich dazu tüchtige musikalische Kräfte messer haben, werden geschmackvoll umfäumt, und dann fächeln genommen hatte. Im Sinu jenes Strebens einer Kunst Ausdie Hände gekaufter Dienerinnen ihrer Herrschaft damit Kühlung dehnung", sozusagen, konnte denn auch dieser Abend Freude bereiten, zu. Unter den besseren Sorten Fächer kann man hauptsächlich drei und seine gesamte Anlage war nicht dazu angethan, die strengere Arten unterscheiden: Fächer aus Federn, Fächer, die sich zusammens Frage nach volkstümlicher Musilpflege neuerdings aufzuiverfen. Bu falten laffen, und endlich die sogenannten Schirmfächer, d. h. aus dem spielte das Berliner Zontünstler Orchester" unter einem runden oder mehreckigen Stück Papier oder Seide verfertigte. Franz von Blon ganz hübsch, namentlich wenn man manchmal Der junge chinesische Stuger, der in seinen seidenen Gewändern auf die Bläser nicht aufpaßte, und machte uns mit manchem langsam und selbstzufrieden einherstolziert, trägt gewöhnlich einen Selteneren befannt: so mit der Ouverture zu einer Oper Robes Schirmfächer aus Seide in der Hand, worauf ihm ein Freund eine pierre" des Pianisten, Komponisten, 48er Freiheitsmanns und nach Landschaft gemalt oder einige selbstverfertigte Verse geschrieben hat. herigen Mufit- Verlegers Litolff , einem der vielen die Marseillaise An langen Winterabenden ist es eine sehr verbreitete Beschäftigung verarbeitenden Musikstücke, und mit kleinen Kompositionen von gebildeter junger Chinesen, Fächer zu bemalen oder möglichst falli B. Kurz. Auch eine Sängerin, Frl. Elisabeth Volkmar graphisch zu beschreiben. Ist der Fächer die Widmung einer van Berge, erfreute durch eine wenigstens in der Höhe niedriger gestellten Berfon an eine von höherem Range, dann steht gut ansprechende Stimme. Warnen möchten wir aber doch manchmal eine ziemlich lange Adresse daranf; diese ist stets in dem vor Kompositionen oder gar Bearbeitungen für Harfe, bekannten schwülstigen orientalischen Stile gehalten, worin sich der Violine, Orgel Orgel und Orchester. Abgesehen davon, daß Unterzeichnete immer wieder entschuldigt, überhaupt geboren zu sein. die Orgel mit ihrer specifisch kirchlichen Tradition in solche weltlichen Dyer Ball versichert in seinem Buche Things Chinese", manche Anregungsabende nicht gut hineinpaßt, lenkt jene Zusammenstellung Chinesen ließen sich die Seide für Schirmfächer unmittelbar von von Instrumenten doch all' zu sehr die Aufmerksamkeit von dem Seidenraupen auf einen bereitgehaltenen Rahment von Bambus fünstlerischen Wert des Cargebotenen ab. Die Mufitlitteratur ist Spinen. Dies ist sehr wohl möglich, weil die Chinesen Liebhaber für die verschiedensten Bedürfnisse so mannigfach reich, daß man von derartigen Kuriositäten sind. Bufammenlegbare Fächer find gleich nicht gut thut, au Surrogaten zu greifen. Und wenigstens irgend falls über das ganze Reich verbreitet. Die billigsten find aus ein Schrittchen auf dem Wege zu einer socialen Kunst sollte num fchwarzem Papier mit wenigen Goldtüpfelchen zur Verzierung; man doch geleistet werden, wenn ein Anspruch auf fünstlerische Höhe auf fieht sie überall. Die kostspieligeren haben reich verzierte und ge- tritt. schnitte Griffe aus Elfenbein, Ebenholz oder Perlmutter, und der andre Teil ist meistens hübsch bemalt. Für ihren eignen Gebrauch stellen die Chinesen nur zufammenlegbare Fächer gewöhnlichen For mats her. Die übertrieben großen Exemplare dieser Art macht man lediglich den fremden Barbaren zu Gefallen, weil man weiß, daß sie besonders in Amerika um so bereitwilliger gekauft werden, je uns bernünftiger ihre Größe ist.
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Der Fiebelbogen. Unlängst ist der Biolinbogenmacher Christian Süß, in Markneukirchen i. S., 70 Jahre alt, gestorben. Seine Bogen waren geschätzt und gingen bis nach England und Amerika . Berühmte Geiger besuchten wiederholt den schlichten Mann in seiner fleinen Werkstätte und wählten den ihrem Gelent am besten zusagenden Bogen unter den Vorräten aus. An diese Todess nachricht anknüpfend, wirft die Wiener Abendpost" folgenden Nüdblick auf die, Geschichte des Geigenbogens:
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An ganz heißen Tagen begnügt sich der Chinese keineswegs damit, mur seinem Gesicht Kühlung zukommen zu lassen, sondern er fächelt sich außerdem Brust und Naden, Arme und Beine. Die ge- Vont 12. bis zum 17. Jahrhundert war der Bogen, mit dem wöhnliche Art, einen Fächer zu tragen, ist selbstredend in der Hand; aus den Streich- Inſtrumenten des Mittelalters der Ton gezogen nicht selten sieht man jedoch auch, daß er, falls er sich zusammen wurde, dem Bogen ziemlich ähnlich, der Pfeile entsendete, ein falten läßt, in den Nacken oder in den Strumpf gestedt getragen Kreisabschnitt. Jm 17. Jahrhundert stellte sich das Bedürfnis wird. Einen Spazierstod gebraucht der Chinese niemals, aber dessen heraus, ihn bald straffer, bald loser zu spannen. Ein Metalldraht Blaz nimmt sehr oft der Fächer ein, da man auf diese Weise etwas besorgte das auf recht plumpe Weise, bis im Anfange des 18. Jahr in der Hand, hat, das man hin- und herbewegen und womit man hunderts Knopf und Schraube in Anwendung kamen, wie sie heutigen in der Erregung gestikulieren fain. Schulmeister haben stets ein Tags in Gebrauch sind, nur waren sie damals viel gröber und derber. Exemplar zur Hand, um die Kitaben damit leicht auf den Kopf zu Um 1725 wendete der Geiger Tartini, der Mann der„ Teufelsschlagen, oder um durch Klopfen damit ihre Aufmerksamkeit zu Sonate", dem Bogen erhöhte Aufmerksamkeit zu, ließ ihn aus erregen. Keinen öffentlichen Reduer wird man ohne diesen leichteren, elastischeren Hölzern anfertigen. Die Form war die alte, Gegenstand sehen. Meistens schwingt er einen zusammengelegten geschweifte, doch strebte sie schon mehr der graden zu. Gegen Fächer in der Hand, und wenn er sich dann in die nötige Ausgang des 18. Jahrhunderts war es die französische Wärme hineingeredet hat, entfaltet er ihn und schafft sich Kühlung, Arbeiterfamilie Tourte, deren Mitgliedern ein hohes Verum nicht in übertriebene Hige zu geraten. Ein Mandarin läßt sich, dienst um den modernen, den idealen Geigenbogen autommt.