Meteorologisches. ss. Staubige Seefahrten, Von den Liebhabern des Seefahrcus wird es gewiß nicht an letzter Stelle als Vorzug be- trachtet, daß man dabei von dem Staub verschont bleibt, der einem die Fahrten über Land, sei es auf der Eisenbahn, sei es auf der Landstraße, meistens so sehr verleidet. Leider ist es aber gar nicht so, daß die Luft über der See uud sogar auf dem hohen Ocean wirllich staubfrei wäre. Wenn man z. B. auf einem großen trans- atlantischen Dampfer fährt, der täglich mehrere Hundert Tonnen Kohle verbrennt, und viele Hundert Passagiere an Bord hat, so mag man den sich im»ier wieder auf Deck ansammelnden Staub ans die Wirkung des Kohlenrauchs und der zu Tausenden über den Schiffs- boden hin und her wandelnden Füße schieben, aber die Erfahrmig lehrt, daß die Staubansamnrlung auf einen, solchen großen Dampfer sogar geringer ist, als auf einem Segelschiff mit wenigen Mann Besatzung und ohne jede Rauchentwicklung. Me, die mit den Verhältnissen auf Segelschiffen vertraut sind, wissen, daß inrmer eine außerordentliche Menge von Staub auf Deck zu finden ist, wie sorgfältig es auch am Morgen gewaschen und wie tvenig auch während des Tags gearbeitet werden mag. Der Staubfall er- eignet sich nach diesen Erfahrungen bei Einbruch der Nacht. Wahr- scheinlich ist, daß die dann eintretenden Nebel ihn aus der Luft herab bringen, denn es ist so gut wie erwiesen, daß die Wasser- bläsche» eines Nebels zu ihrer Bildung feiner Staubkörnchen be- dürfen, die gewissermaßen als Kerne zur Verdichtung des Wassers dienen, danach ist schon die Thatsache des Vorkommens von Nebel über dem Meere ein Beweis für die Anwesenheit von feinem Staub auch in der Scelnst. Daß auf Dampfern der Staubfall geringer ist als auf Segelschiffen kann dem Umstand zugeschrieben werden, daß der aus dem Schornstein aufsteigende Rauch den sonstigen Staub gerade von dem Schiffe fernhält, während die große Fläche von Segeltuch auf den Segelschiffen als Staubfänger wirkt. jAstronomisches. Die Geschwindigkeit der Meteore. Man schreibt der»Frankfurter Zeitung ':»Prof. E l k i n, Direktor der Sternwarte des Dale-College. hat einen Apparat in Thättgkeit gesetzt, der die Frage der Geschwindigkeit der Meteore im Räume genauer zu lösen bestimmt ist. als dies durch die bisherigen direkten Beobachtungen geschehen konnte. Zieht eine Feuerkugel ihre leuchtende Bahn an, nächtlichen Himmel, so kann aus Beobachtungen von verschiedenen Standorten auf der Erde der Weg, den sie innerhalb der Erd- atmosphäre zurückgelegt hat, nach Aufangs- und Endpunkt genau ermittelt werden. Um aber die Bahn im Weltraum, die das Meteor direkt auf die Erde stoßen ließ, rückwärts zu berechnen, ist es noch sehr wesentlich, die Geschwindigkeit in diesem letzten Teil der Bahn zu kennen. Diese ergiebt fich, da die Länge des Wegs aus dem Orte des Anfangs- und Endpunkts bekannt ist. sofort, wem, die Zeit genau festgestellt ist, die das Meteor zur Zurücklegnng dieses WegS brauchte. Es ist aber höchst schwierig. diese kurze Zeit, die oft weniger als eine Sekunde beträgt und fünf Sekunden wohl nur selten übersteigt, mit der erforderlichen Genauigkeit abzuschätzen. Die Plötzlichkeit der Erscheinung Heller- Feuerkugeln läßt dem meist in Schätzungen so kleiner Zeiten un­geübten Beobachter gar nicht die Ruhe, dieses wichtige Element genau abzuwägen und die Notierungen der ErschcinungSdauer bei Meteoren fehlen daher meistens oder sind, wenn sie gegeben werden, nicht selten um 100 und mehr Prozent fehlerhaft. Dieser Fehler wirkt aber in vollem Betrage auf die Berechnung der kosmischen Bahn des Meteors und diese ist ja gerade das Interessante an der schönen Erscheinung. ES ist nun schon oft gelungen, Stemschnuppenbahne» zu photographieren mit Linsen, die ein sehr großes Feld des Himmels auf einmal auf- nehmen, und Elkin führte nun noch dietz Idee aus. vor der aufnehmenden Platte einen Rahmen mit Schlitzen derart rotieren zu lasse», daß der Rahmen die Platte gegen das Sternenlicht ver- deckte, die Schlitze aber diesem den Zutritt gestatteten. Flog nun eine Feuerkugel durch den abgebildeten Raum des Himmels, so zeichnete sie nicht, Ivie sonst, eine zusammenhängende Linie, sondern eine in gleichen Intervallen unterbrochene. Die UMerbrechlingen rührten von den Verdeckungen durch den Rahmen her und die ans- gezogenen Stellen geben nun durch ihre Zahl an, wie viel Schlitze vor der Liiise passiert waren, während das Meteor seine Bahn be- schrieb. Da die Zeit, die ein Schlitz zum Passieren braucht, bekannt war, weil sie von der Geschwindigkeit der Um- drchung des Rahmens herrührte, so folgte aus der Zahl der ausgezogenen Stellen die Zeitdauer, die das Meteor zum Zurücklegen seiner Bahn in der Erdatmosphäre brauchte. Traten nun hierzu Beobachtungen von- mindestens einer andren Station, so konnte die räumliche Geschwindigkeit berechnet werden. Elkin teilt die Ergebnisse von fünf gelungenen Aufnahmen mit, und zwar hatten die betreffenden Meteore Geschwindigketten von 34,«, 32, o, 32,«, 39.s und 34.o Kilo­metern in der Sekunde. Diese großen Zahlen, die die Geschwindig- leiten unsrer Eilzüge um das Zweitansendfache übertteffen, können nur den erstauen, der vergißt, daß wir es hier mit kosmischen Be- wegungen zu thun haben. Da diese Geschwindigkeiten in einem Punkt des Sonnensystems statthaben, der sich sehr nahe der Erdbahn befindet, so liegt es nahe, sie mit der Geschwindigkeit der Erde in ihrer Bahn zu vergleichen. Die Erde läuft aber pro Sekunde 30 Kilometer, und sie beschreibt nahe» zu eine Kreisbahn. Nach mathematischen Gesetzen wird nun die Geschwindigkeit eines der Sonnen-Anziehung unterworfenen Körpers an einem bestimmten Punkt immer größer, je nachdem die Bahn ei» Kreis, eine Ellipse, eine Parabel oder eine Hyperbel ist(andre Kurven als diese 4 sind undenkbar). In der Entfernung der Erde wird nun eine Kreisbahn mit 30, eine Parabel aber mit 42 Kilo- meter Geschwindigkeit durchsaust. Obige 5 Meteore beivegten sich also sämtlich in Ellipsen, die der zweiien und dritten wichen»och nicht stark von der Kreisform ab, das vierte aber beschrieb schon eine sehr langgestreckte säst parabelähnliche Bahn, innnerhin aber noch eine Ellipse. Und das ist das Wichtige. Denn die Ellipse ist noch eine geschlossene Kurve, was Parabel und Hyperbel nicht find. Die fünf beobachteten Meteore waren also danenide Glieder des Sonnensystems, die oft die Sonne umkreist hatten, bis sie mit der Erde znsaminenstteßen. Sie stammen mcht, wie das sonst von den Meteoren angenommen wird, ans wellen» fernen Räumen, als Trümmer der Planeten andrer Sonnen fort» geschleudert, und in rastloser Wanderung begriffen, der der Zusammen« stoß mit der Erde ein Ende machte. Die' Fortsetzung der Elkinschen Versuche ist gerade unter den, Gesichtspunkt interessant, ob sich auch Meteore mit hyperbolischer Geschwindigkeit finden, denn aus jenen fünf lassen sich ja allgemeine Schlüsse noch nicht ziehen. Humoristiscsies. Subalterne Sorgen.Ihr Adolf ist diel fähiger und fleißiger als der Sohn des Herrn Präsidenten.' Um Gotteswillen, Herr Professor, wenn das meinem Manne nur nicht in der Carriere schadet!'(Simpl.') Mißverstandene Aufforderung. Mutter: .... Der Herr, welcher mffer Klavier kaufen wollte, ist nicht wiedergekommen! Was für eine Auskunst hast Du ihm eigentlich gegebe»?" T o cb t e r:»Gar keine! Ich habe nur gesagt: Sprechen Sie mit Mama!" Mutter:»Ja, das war aber auch leichtsinnig l' Aus einem Roman.... Außer sich vor Freude stürzte er zu der Geliebten und rief ihr schon von weitem zu: Teure» Herz, freue Dich, wir können jetzt heiraten! Es ist mir endlich ge- lnngen, eine Hütte zu ettverbe», in der wir glücklich sein werden. (Schloß folgt.)' Notizen. Ein Preisausschreiben veranstaltet der»Allgemeine deutsche Sprachverein", dessen Gegenstand die beste Verdeutschung der folgenden zehn Wörter ist: 1..Awateur, 2. Baby. 3. Concoura hippique, 4. Couplet, ö. Hotelrestaurant, 6. Pedal(beim Fahrrad), 7. Record, 8. Reclarne, 9. Rochade, rochiren, 10. Sweater(als Kleidungs­stück). Preise: je fünf Mark. Bedingungen: 1. Die Verdeutschung darf in keinem Fremd- oder Verdentschungs-Wörterbuch enthalten sein. 2. Bciverbnngen müssen spätestens an, 31. Dezember 1900 bei Herrn Oberlehrer Dr. Siebert, Wilmersdorf bei Berlin , Wegener» straße 19. eingehen. Fritz Skowronneks SchauspielMeine Tochter' (früherZwei Mütter' benannt) geht am Freitag im Luiseu-Theater zum erstenmal in Scene. Im Reuen Theater gelangt am Freitag Thilo von Trothas und Julius Freunds Schwank»Liebesprobe' zur erstmaligen Aufführung. »Der Brautvater', eine Gesangsposse von Adolf Rosse, mit der Musik von Heinrich Platz becker, wird dem- nächst am Central-Theater seine Erstaufführung erlebein c. Leoncavallos neue OperZaza" wird am 10. November in Mailand zum erstenmal in Scene gehen. In einem der größten Petersburger Theater herrscht nach der.Rossija' eine sonderbare Einrichtung: der Zugang Fremder zu den Garderoben der Schauspieler ist nicht ver- boten; um in die Garderobe der Schauspielerinnen zu gelangen, zahlt ein jeder Besucher fünf Rubel. Die ältesten Banknoten stamnren auS China und zwar aus dem Jahre 2S97 vor Christi Geburt. Ursprünglich wurden diese Noten von der kaiserlichen Schatzkammer ausgegeben, später auch von Banken, aber unter staatlicher Kontrolle. Sie waren mit blauer Farbe aus Papier gedruckt, welches aus den Fasern des Maul» becrbaumS gemacht worden. Eine solche Note ans dem Jahre 1399 vor Christi Geburt bewahrt das asiatische Museum zu St. Petersburg. Die erste Volksvorstellung im Weimarer Hof- t h e a t e r zu bedeutend ermäßigten Preisen war außerordentlich stark besucht. KleistsKäthchcn von Heilbronn" wurde gegeben. Die Karten waren an den gewöhnlichen Billetschaltern an jedermann ausgegeben worden. Die Folge war, daß Balkon und Logen zum größten Teil von Pensionsdamen besetzt waren, die sich den billigen Preis von 1 M. zu nutze machten. Verantwortlicher Redacteur : Dr. Georg Grndnauer in Grob-! Lichterfelde . Druck und Verlag von Max Babing in Berlin .