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ist so scharf, daß er gleichfalls hautentzündungen verursacht. Echon haben sie oft genug kein Geländer. Der Aufstieg erfordert in solchen sein Blütenstaub erregt ein Rotwerden und Jucken der Haut. dun Die Liste der schönen und doch verdächtigen Zimmerpflanzen ließe sich erweitern. Da belauben wir mit Clematisarten( Wald reben) unsre Balkone und Veranden. Aber einige derselben sind durchaus nicht harmlos; man braucht nicht einmal nach der nicht auszurottenden Unfitte einen Blütenzweig in den Mund zu nehmen; schon durch die Ausdünstung der Pflanzen kann man sich Stopfweh zuziehen. Auch die herrlichen Nieswurzarten haben giftige Wurzeln, schädlich ist auch die Knolle des so beliebten Alpenveilchens, und ent­hält nicht das liebliche in Massen getriebene Maiglöckchen in seinen Blättern Blättern und Blüten ein Herzgift schönen Kinder der

Wer würde deswegen alle diese schönen Kinder der Flora aus unfren Zimmern vertreiben wollen? Sie können uns alle erfreuen, wenn wir mit ihnen richtig umgehen. Nur fennen müssen wir unfre Lieblinge und Pfleglinge, wiffen, wie diese Schönen auch fchädlich sein können. Dann ergeben sich die Vorsichtsmaßregeln von selbst. Leider wird diese Belehrung in den meisten Büchern, die für Blumenfreunde und Blumenliebhaber geschrieben sind, unter laffen. Es wäre gut, wenn man diese Lücke ausfüllen wollte.

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E. Falkenhorst.

Kleines Feuilleton.

Fällen völlige Schwindelfreiheit. Noch mehr ist diese nötig bei den­jenigen Pagoden, die überhaupt ohue Treppen find. Waghalsige Ausländer besteigen gleichwohl auch diese mitunter. Sie laffen sich von ummwohnenden Chinesen eine breite Latte geben, die von der Deffnung eines unteren Stockwerts nach der Oeffnung des folgenden herübergelegt wird. Dann muß der beherzte Freund diese impro­visierte Bride hinaufgehen. Ein Fehltritt oder das Nachgeben eines Steins, und er liegt mit zerschmetterten Gliedern unten. Eine weitere Gefahr besteht darin, daß die begleitenden Chinesen auf den Einfall kommen können, die Latte wegzuziehen und den Aus­länder in gänzlich hilfloser Lage oben zu lassen, bis er ihnen mehr Geld zahlt, als ursprünglich ausgemacht war. Solche Fälle sind thatsächlich vorgekommen. Obwohl die Pagoden selbst jetzt nur noch in wenigen Landesteilen religiösen Zweden dienen, so sind doch rechr häufig buddhistische Tempel an ihrem Fuße erbaut. Deren Mönche find meistens sehr habgierig. Sie erwarten von jedem Fremden, der auf die Pagode hinaufsteigen will, ein Geschenk. Auch wenn die Chinesen die Pagode illuminieren wollen, was in einigen Gegenden, z. B. in Futschon, im Herbste geschieht, müssen sie dafür bezahlen. Eine von oben bis unten mit chinesischen Papierlaternen behängte Bagode gewährt an ruhigen Abenden einen ungemein prächtigen Anblid.- Litterarisches.comjogge

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Chinesische Bagoden. Der Köln . Ztg." wird geschrieben: Wolzogen über Hauptmann und Bierbaum. Mit den Pagoden verhält es sich ähnlich wie mit dem Zopf: sie find 25 Jahre Litteraturgeschichte von mir aus" betitelte Ernst von nicht so urchinesisch, wie gewöhnlich angenommen wird. Wie an Wolzogen den Vortrag, den er am Dienstag in der Leffinggesell einem ägyptischen Landschaftsbild ohne Pyramide, scheint au einem schaft" hielt. Den Inhalt des Vortrags bildete ein ungezwungenes chinesischen ohne Pagoden etwas zu fehlen, so sehr sind wir an sie Aneinanderreihen und Schildern von Erlebnissen des Bortragenden gewöhnt. Weiter als ins dritte Jahrhundert nach Christus, wo die in litterarischen Kreisen Weimars , Berlins und Münchens . chinesische Geschichte doch schon etwa dreitausend Jahre alt war, Alten" und die Jimgen" marschierten auf: Emanuel Geibel und reichen auch sie nicht hinauf. Denn sie sind nicht einheimischen, Paul Heise, Theodor Fontane und Detlev von Liliencron sondern fremden Ursprungs, da sie mit dem Buddhismus bis zu den Allerjüngsten, Hugo von Hoffmansthal, Peter aus Indien ins Land gekommen sind. Das Bewußtsein davon Altenberg und Marie Medleine. Von all den Litte ist fast überall im Volk verloren. Jetzt schreibt man ihnen nur noch raten aber, die Wolzogen fennen gelernt, behandelte er mur geomantische Bedeutung zu. Die Pagoden spielen in dem zwei in etwas ausführlicherer Weise: Gerhart Hauptmann und Otto merkwürdigen, Fengshui genannten Glauben an die allgegenwärtige Julius Bierbaum . Einwirkung der Geister des Winds und des Waffers eine große Gerhart Hauptmann lernte Wolzogen in Berlin kennen. Haupt­Rolle. So sagen z. B. die Geomanten von Kanton, die betriebsame mann gehörte damals jener Friedrichshagener Schriftstellerkolonie Stadt mit ihren beiden Pagoden gleiche einer reich beladenen an, zu der auch Strindberg, Bruno Wille und andre gezählt wurden. Dichunke mit zwei Masten, ein Gleichnis, das dem Volle sehr ge- Der junge Hauptmann war, im Gegensatz zu den anderen lärmenden fällt. Die Pagoden haben die Kraft, alle guten Geister herbei- Dichtergeistern, ein im wahrsten Sinne des Worts zugeknöpfter" zuziehen und alle übelwollenden fernzuhalten. Eine Stadt ohne Menfcher trug fich à la Jäger mit einem Gesicht," halb das Bagode würde sehr geringe Aussicht hahen, daß ein aus ihr ge- eines Heiligen, halb das eines Verbrechers", dessen verträumte bürtiger Kandidat die großen Brüfungen bestände. Hiernach wird Augen mit den nach innen gerichteten Bliden" eine gar eigne es nicht wundernehmen, daß es überhaupt teine chinesische Stadt Sprache redeten. Hauptmann war immer, selbst wenn die andren ohne wenigstens ein solches Bantverk giebt; die meisten fönnen zwei in der ausgelassensten Stimmung waren, still und wortkarg. Nur oder mehr aufweisen, so Beting innerhalb und außerhalb der Mauer feinen vertrantesten Freunden las er gelegentlich was außer ihrer sechs. Seitdem um das Jahr 250 nach Christus die erste ordentlich selten geschah- Stellen aus seinen Dichtungen vor. Pagode in Nanking erbaut wurde, müssen sie sich ziemlich rasch ver: In dem Helden seines Erstlingsdramas Vor Sonnenaufgang " hat mehrt haben, denn die meisten machen jetzt einen verwitterten Ein- fich Hauptmann selbst geschildert, der damals Temperenzler, Vege­drud, obgleich man sehr viel besseres und widerstandsfähigeres tarier, Jägerianer usw. war. Material dazu verwandte, als zu irgendwelchen andern chinesischen Bauwerken. Gelegentlich sollen auch jetzt noch einzelne errichtet werden. Wahrscheinlich ist dies nur dann der Fall, wenn ein Ort zur Stadt gemacht wird, was aber in China , wo es wahrlich schon Städte genug giebt, recht selten vorkommt. Nach Williams giebt es im ganzen Reiche mehr als 2000 Pagoden. Sie verleihen dem firchturmlosen Lande entschieden einen hübschen architektonischen Schmuck. Ihre ursprünglich etwas steifen Linien erscheinen meistens durch das Alter gemildert. Hier und da haben sich Steine geledert und find herausgefallen und in den Lücken haben dann Vögel oder der Wind Samen getragen, die zu Gras und Sträuchern geworden find. Gerade weil sie oft an Ruinen erinnern, machen diese Türme auf den beschauenden Europäer, dessen Auge in den überall gleich mäßig einfachen chinesischen Städtebildern sonst fast nie länger ge­feffelt wird, einen gefälligen und wohlthuenden Eindruck.

Die Pagoden bestehen aus verschiedenen Stockwerken, meistens aus fieben oder neun, wie denn diese Chinesen durchweg eine große Borliebe für ungerade Zahlen haben. Der berühmte Porzellanturm in Nanking ist nichts anders als eine besonders prächtige Pagode; man wollte ihn eigentlich auf dreizehn Stockwerke bringen, aber der Ban verschlang so große Summen, daß man sich auf neu Stock werke beschränkte, deren Herstellung mehr als 12 Millionen Mark kostete. Als durchschnittliche Höhe der größten Pagoden wird 60 Meter angegeben. Der Borzellanturm war nicht weniger als 80 Meter hoch. Die Mauern find unten von gewaltiger Stärke und erinnern an solche von alten Schlössern. Nach oben zu nehmen Umfang und Dicke der Mauern allmählich ab, bis der Umfang des neunten Stock werts etwa ein Drittel des ersten beträgt. Jedes Stockwerk hat Oeffnungen, die ohne Thüren und Fenster find, ferner immer einen Vorsprung oder Sims, der häufig die Form einer rings um das Gebäude führenden Galerie annimmt. Von dort ist die Aussicht auf die Stadt sowie auf das umliegende Land gewöhnlich sehr schön. Nicht alle Pagoden find zugänglich. Einige befinden sich in einem so verfallenen Zustande, daß die Mandarinen ihren Befuch ver­bieten. Bei andren, deren Galerien teine Geländer haben, geschicht dasselbe, auch wenn sie gut erhalten sind, weil die in China sehr zahlreichen Selbsimörder allzu oft von dort oben den Sprung ins Jenseits gemacht haben. Die Treppen sind zuweilen in der dicken Mauer angelegt, meistens aber innen an der Maner, und dann

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Eine ganz andre Persönlichkeit war Otto Julius Bierbaum , ein lebensfroher Genußmensch, der im bier und tunstseligen München feine zweite Heimat fand. Den echten" Bierbann lernte Wolzogen gelegentlich eines Besuchs fennen. Bierbaum hatte sich in einer Schloßruine in der Nähe von Bozen häuslich niedergelassen. In diesem zu nenn Zehnteln zerfallenen Schloß waren nur noch zwei oder drei Zimmer bewohnbar. Eine steinerne, morsche und verwitterte Wendeltreppe, deren Geländer ein Hanfstrick bildete, führte zu den Wohnräumen empor. In dem einen Zimmer, das höher gelegen war, als die beiden andren und vordem wahrscheinlich den Turmwart beherbergt hatte, stand ein altes Klavier, das beim Spielen gleichzeitig eine Triangel und eine Baufe ertönen ließ; das war das" Harmonium" des Schlosses.) Rings um das Schloß breitete sich aber ein herrlicher Garten voll prächtiger Obstbäume. In diesem Garten traf Wolzogen den Herrn und die Herrin des Schlosses. Die Schloßherrin faß im Geäfte eines Kirschbaums. Sie hatte ein secessionistisches Gewand an ein Kostüm, das Bierbaum felbst entworfen hatte pflückte sich Kirschen vom Baum und heftete mit goldenen Fäden das Büttenpapier, das ihr Gemahl mit Bersen beschrieben. Ein bunter Papagei, der auf ihrer Schulter saß, ver­vollständigte das Märchenbild. Bierbaum selbst, allerdings nicht secessionistisch gekleidet, saß einem mittelalterlichen Ritter gleich unter einer Traner- Esche" und dichtete.

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eating spus siKulturgeschichtliches.

Bogen und Pfeil. In der letzten gemeinschaftlichen Sitzung des Naturwissenschaftlichen Vereins" in Hamburg und der Gruppe Hamburg- Altona der deutschen Anthropologischen Gesell­fchaft" sprach Dr. K. Hagen über" Bogen und Pfeil". Während Bogen und Pfeil bei uns mir noch als Kinderspielzeug auftritt, in England sportmäßig Verwendung findet, sehen wir dieses scheinbar so einfache Gerät noch in weitverbreiteter Benutzung für Jagd und Krieg bei einer Reihe von Naturvölkern. Bei näherem Studium des Bogens gewahrt man bald, daß er je nach der Herkunft eine äußerst mannigfaltige Ausführung im einzelnen zeigt, die dieses Gerät besonders als unterscheidendes Merkmal von Völkergruppen erscheinen läßt. Wann der Bogen erfunden wurde, läßt fich nicht einmal vermuten. Schon in den Funden der Steinzeit begegnen uns zierliche, aus Stein geschlagene Pfeilspitzen.