930

17

be for the pata or finds. ope wher

daß sie stumm am Fuß der Treppe stehen blieb, ohne im Es brennt ja," sagte sie halblaut vor sich hin, ohne über stande zu fein, jetzt zu Otto auch nur in die Höhe zu blicken. die Thatsache irgendwie zu erschrecken. Otto schäumte noch vor Wut über diese bodenlose Un­verschämtheit, die ihm widerfahren, die er schweigend hatte hinnehmen müssen, um sich nicht noch lächerlicher zu machen. Er schrie, immer mit der Lampe leuchtend, von oben herunter: Was stehst Du denn da?! Komm doch herauf! Wo hast Du Dich denn herumgetrieben?"

"

Das war zu viel. Magda sah auf, und wilder Haß glühte aus ihren Augen zu dem Manne da oben mit der Lampe in der Hand. Mit bebender Stimme sagte sie:

Ich weiß alles, alles! O, Du!" Sie ballte die Hände nach ihm.

herab, und

Es brennt wirklich," wiederholte sie in demselben Ton und starrte auf das Feuer, das jekt hell aus dem Dach schlug, einen Augenblick wie eine dicke Schlange hoch in die Höhe zischte, um dann vom Sturm gefaßt, sich auf die Seite zu legen und nach allen Seiten züngelnd auf das nächste Dach überzufriechen. Sonderbar! Was sollte das heißen? ( Fortsegung folgt.)

iste

Sonntagsplandevei.

Einen Augenblick herrschte Stille. Da schoß auch aus seinen Augen glühender Haß auf sie er scrie: Du willst Dich aufspielen? als Moralische? Du?" Der Haß raubte ihm alle Ueberlegung, so daß er schrie, weil er wußte, daß sie das am tiefsten treffen würde, die da unten stand wie eine Richterin, noch lauter und höhnischer als bisher stand er doch auch oben und sie unten an der Treppe: Was meinst Du denn, was Dein Federfuchfer in den Tagen getrieben, wo er fort war? He? Studiert? Mit Frauenzimmern hat er sich rumgetrieben. Daß bewußtseins des Bolte. Alle Menschen werden nicht nur, als gleiche

Du's weißt!"

-

Das ist nicht wahr!!"

"

" Haha, frag ihn selbst, wenn Du mir nicht glaubst! Er hat's mir selbst gefagt."

Da sagte Magda mit äußerlich ruhiger Stimme: ift er?"

Wo

" Weiß ich's? Ich denke, bei Dir??" Sie blickte ihn einen Augenblick prüfend an. Sie fah, er sprach die Wahrheit. Schäfer war also nicht mit ins Städtchen gefahren, er war hier geblieben. Er war ihr also aus dem Weg gegangen, abfichtlich. Warum? Weil er ihr eben aus dem Weg gehen wollte. Warum? Weil er ein schlechtes Gewissen hatte. Warum? Weil er das gethan, was Otto eben behauptet. Warum? Weil er sie nicht liebte. Denn sonst war das undenkbar!

Wieder sah sie Otto aufmerksam an. Wie wüst dieser Mensch aussah, wie elend. Gerade so bleich und elend wie Schäfer, als er aus der Stadt kam.

"

..Mein Wort darauf!" rief Otto wieder, weil für ihn darin die beste Rechtfertigung lag. Er hat's getrieben, wie ich Dir sage. Ich liebe Dich nicht, aber er liebte Dich doch, nicht wahe! Und hat doch... hahaha!"

Als er aber langsam die Lampe auf den Tisch in seinem Zimmer stellte, tam ihm doch der Gedanke: Wenn sie sich mum ein Leid anthut? Dann bist du mit schuld. Ach was Dazu ist sie viel zu feig!

während einer Volkszählung ward der Heiland geboren. Der pähltag wurde zum Weihnachtsfest. Anch hente verlegt man diefen höchsten Feiertag der Statistik in den Weihnachtsmonat. Gewiß nicht aus Gründen christlicher Bietät wird der 1. Dezember als Termin gewählt, sondern aus Ursachen technischer Zweckmäßigkeit. Und doch liegt ein tieferer Sinn in dem Zusammentreffen von Bollszählung und Christi Geburt , von dem die Legende der Evangelien be­richtet. Ju der Zählung der Masse fliegt das Erivachen des Selbst­Zahlen, Brüder, sondern sie erkennen aus der Zahl ihre Macht, die Gewalt ihres Elends und die Möglichkeiten der Zukunft. In der dürren Statistit glimmt der Funke der Erlösung. Das Volk wird durch die Rechnung sich klar und gewinnt damit den Mut, an sich selbst zum Heiland zu werden. Als zum erstenmal die königlich preußische Statistit feststellte, daß laum vier Prozent der Bevölkerung das Minimum eines schlicht- bürgerlichen Einkommens erreiche, wirfte das wie eine revolutionäre Offenbarung; an ihr erstartte einst Laffalles befreiende Agitation. Die Zahl ist das Maß für die Erkenntnis der vermag die Welt aus den Angeln zu heben wie die Zahl in aller Dinge. Wer die menschlichen Verhältnisse an der Zahl mißt, der Mechanit Laften emporschleudert und Berge versetzt. So waren die Evangelisten in der That von tiefsinnig- ahmungsvoller Erkenntnis erfüllt, als sie jenes Symbol erfannen, daß der Erlöser mit der Bählung in die Welt fam.

-

Freilich bis zum heutigen Tage hat man aus guten Gründen die ganze Fruchtbarkeit der Bolkszählung bei weitem nicht erschöpft. man begnügt sich mit der Feststellung der gröbften Aeußerlichkeiten imd hütet sich, den Schleier über der Selbsterkenntnis des Bolks völlig zu lüften. Die Statistit legt sich geffiffentliche Produktions­einschränkungen auf, fie hat fleritale Amvandlungen und empfindet es als Todsünde, allzu tief in den Apfel der Erkenntnis zu beißen. Man erfährt wohl das nötige über Alter, Herkunft, Kindersegen, Beruf, Konfeffion und Obstbäume, aber nichts über das, was das wesentlichste am Menschen ist.

Da drehte sich Magda um und lief aus dem Haus. Die Bolkszählung ist bisher nichts viel andres als Polizei-, Otto ging langfam, wegen der Lampe , die Treppe hin- Stenererheber- und Gefängnisstatistik. Mehr wünscht man nicht zu unter in fein Zimmer. Er zögerte auch nicht einen Augen- wissen, als die Polizei, das Steueramt und die Gefängnisverwaltung blick. Er war so voll Wut, er haßte seine Frau jetzt so interessiert. Daneben werden der socialen Wißbegier die not­sehr, daß sie sich vor seinen Augen hätte umbringen können, dürftigsten Konzeffionen gemacht. Von einer wirklichen Kultur­er würde auch nicht einen Finger gerührt haben, sie zurück statistik, von einer Bildungsstatistik sind wir so weit entfernt, daß zuhalten. nicht einmal das Verlangen nach solchem Unternehmen ernstlich auf­tritt. Während die Wiffenschaftsmänner die dunkelsten Zeiten und Länder aufzuhellen suchen, haben wir über unsre eigene Kultur nur höchst mangelhafte, oberflächliche und willkürliche Borstellungen. Wäre es nun wirklich unmöglich, eine Art von Bildungsstatistik aufzunehmen? Es dürfte sicher nicht allzu schwer sein, beispiels­weise einen litterarischen Fragebogen in Stichproben auszuarbeiten, der etwa in erster flüchtiger Stizze so lautet: Besigen Sie: Bibel- Goethe Heine Grimms Märchen Darwin- Marg- Bebel- Bellamy Erbauungsbücher Shakespeare Freytag Scheffel eine deutsche Litteraturgeschichte- eine Weltgeschichte( welche?) ben- Bola- Hauptmann- Sudermann- Feuerbach 2. Büchner Marlitt- Schopenhauer- Konversations­legiton- Gedichtsammlungen- Gottfried Keller - Hebbel­Kriegsbücher Reisebeschreibungen Kolportageromane? - Sind Sie auf Zeitschriften abonniert welche? Halten Sie Zeitungen welche? Lefen Sie aus Volks-, Leih- 2c. Bibliotheken? Sind Sie an Lesezirkeln beteiligt?

Magda lief blind drauf los. Nur einen Gedanken hatte fie noch Fort, fort, hinaus aus diesem Leben, fort, fort vor der Schändlichkeit der Menschen, fort, fort vor all der Schmach und Schande.

Sie lief, fam aber nicht schnell von der Stelle, denn der wilde Sturm, der wieder da war, packte sie an den Kleidern und hielt sie fest. Aber wenn sie auch nicht schnell vorwärts fam, ihre Füße liefen doch, liesen, liefen. Das war das wichtigste, das gab ihr den Eindruck, daß sie wirklich fort kam, fort, fort aus dieser Welt!

Doch fie lief nicht nach dem Wasser zu, wie sie meinte, sondern sie lief die Hauptstraße entlang, und dann, weil sie nicht überlegen fonnte, weil sie nur fort, fort wollte, in eine Seitenstraße ins Dorf hinein.

Als es bergan ging, blieb sie stehen, denn mun tam es ihr zum Bewußtsein, daß fie in die Berge lief statt in das Waffer.

Fort, fort! Sie fehrte wieder um. Sowie sie aber in Bewegung war, hatte auch schon jede Ueberlegung sie wieder berlaffen. Als sie wieder an die Hauptstraße gelangte, fehrte sie einfach nochmals um und lief, lief denselben Weg zurück, den sie eben erst gelaufen. Nur fort, fort, fort aus dieser

Welt!

Sie war völlig verstört. Wie von Simmen. Plöglich sah sie auf.

-

-

-

-

-

-

Schiller

-

Lessing

-

Kant

-

-

Gehen Sie ins Theater? Wie oft durchschnittlich im Jahr? Besuchen Sie Konzerte? Wie oft?

Besuchen Sie Specialitätenbühnen, Tingeltangel usw.? Sind Sie Mitglied von politischen Vereinen von allgemeinen Bildungsvereinen?

Nehmen Sie an geselligen Versammlungen teil? Besuchen Sie wissenschaftliche Vorträge?

tischen Durcharbeitung bedarf. Eine Fülle von Aufklärung aber Das ist nur ein roher, ungeordneter Entwurf, der der systema­würde aus solcher Zählung quellen und wie viele Nätsel, die unter unsrer dünntrustigen Stultur unheimlich im Hinterhalt liegen, würden ihre Lösung finden.

*