962

Du bist im Gefängnis mein Ehemann gewesen. Dup efen. Du Mar Marusias Gestalt war längst zwischen den Bäumen ver­ängst zwischen den

Bald sah ich zwischen den Stämmen eine fleine Wald­blöße. Der Grund war schon aufgewühlt und die fetten Schollen mit ihrem starken Erdgeruch breiteten sich vor mir aus. Nur an einigen noch nicht gerodeten Wurzeln saß frisches. grünes Gras, wie kleine Inseln. Ich begann mit den Augen den unsichtbaren Pflüger und Marusia zu suchen, aber ich fand sie im ersten Moment nicht, sie waren näher als ich ge.

haft mich beim Würfelspiel gekauft, aber das ist egal, ein schwunden. Ich segte meine Cigarre wieder in Brand und andrer hätte mich nicht bekommen, eher hätte ich Hand an schlug dieselbe Richtung ein. Mich interessierte dieser unsicht­mein Leben gelegt. Also, das heißt, ich bin gern zu Dir bare dritte Bewohner der Hütte. gegangen. Für Deine Liebe, für Deinen Schuß, dafür, daß Du mich aus dem Gefängnis befreit hast, beuge ich mich bis zum Boden vor Dir... Und jetzt höre, was ich Dir sagen werde. Jekt, wo ich nicht mehr im Gefängnis bin, werde ich auch nicht von einer Hand zur andren gehen. Du hast mich bertrunken in der Nacht, wo ich im Weidengestrüpp auf Dich gewartet habe, und würdest mich ein zweites Mal ver­trinken. Leb' wohl Wenn die Greise es anders bestimmt dacht hatte. hätten, Ihr würdet mich alle zum letztenmal gesehen haben. Hinter einem großen Strauch in meiner unmittelbaren Na, der blieb stehen und sagte fein Wort. Die beiden Nähe glommen die Kohlen eines fleinen Feuers, und der fahen es jetzt, ihre Sache stand schlecht. Der eine sagte: Jch Theetopf summte. Marusia wandte mir halb den Rücken zu. werde in mein Dorf zurückkehren, und der zweite fagte: ch In diesem Augenblick schob sie ihr Kopftuch in den Nacken habe nirgends hinzugehen, ein Weg, ein Steg, Landstreicher- und strich die Haare zurecht. Dann fing sie zu essen an. art. Nur fönnen wir jetzt nicht gut zusammenwandern. Lebt wohl, Ihr Herren! Sie nahmen ihren Kessel und alle ihre Sachen und gingen wieder fort. Sie ruderten ungefähr fünf­zehn Werst den Fluß hinauf und zündeten ihr eignes Feuer an. Die Nacht habe ich nicht viel geschlafen, sondern inimer nur nach ihrem Feuer gefehen. Wenn der Mensch verzweifelt ist, dachte ich, kann sein Feuer brennen und er geht am Ufer spazieren. Aber es geschah nichts. Am nächsten Tage schwammen wir weiter."

Er schwieg.

,, Und wie seid Ihr zufammen hergekommen?"

Ach, das ging schon ganz einfach. Ich führte sie durch das ganze Parenster Gouvernement  . In Kamischtow wurden wir arretiert, wir nannten denselben Namen. Wegen Land­streicherei wurden wir zu Gefängnis verurteilt und weil alles überfüllt war, schickte man uns ins Irkutsker Gebiet. Von da an find wir zusammen, wie Mann und Frau."

In der Thür zeigte sich wieder Marusia mit dem Thee­topf und der Pfanne in der Hand.

V.

Ms wir mit dem Nachtmahl fertig waren, war es noch ganz hell. Der flare lichte Sommerabend brach ganz lang­fam herein, die Hize fant ganz allmählich und mit ihr ver­schwanden die glühenden Farben.

Einer meiner Bekannten, der sich einen großen Weiber. kenner nennt, sagte mir einmal lachend, man könne die Liebe der Bäuerin daran erkennen, mit wem sie am liebsten zu­sammen ißt. Diese Bemerkung fiel mir unwillkürlich ein, als ich jetzt Marufias ruhiges Gesicht sah. Mit uns hatte sie auch nicht einen Bissen gegessen, sondern sich kühl auf die Rolle der Hausfrau beschränkt und sogar auf die Rolle einer ziemlich unliebenswürdigen Hausfrau. Jekt teilte sie mit fichtlichem Wohlbehagen mit irgend jemand ihr Mahl. In ihrer Haltung, in allen Bewegungen lag so etwas Intimes. Freies und Behagliches.

Meine Lage als unwillkürlicher und unsichtbarer Zu. schauer war mir nicht angenehm. Ich machte einige Schritte auf dem weichen Moosboden und trat dann auf den Rain, an einer Stelle, wo man mich sofort sehen mußte. Jeder Argwohn in mir verschwand, als ich näher tretend Marusias Gefährten erblickte. ( Fortsetzung folgt.).

Aus der musikalischen Woche. Als Schubert das tunstmäßige Gesangslied so gut wie neu schuf, war eines seiner Hauptverdienste das Herstellen einer Be gleitung( auf dem Klavier), die den vom Gesang nicht erschöpften Stepan schlug eine kleine Jagdpartie auf wilde Gänse vor Gehalt des Dichtwerks instrumental charakterisiert. Es handelt sich und mein Gefährte griff sofort nach seinem Gewehr. hier bei Schubert fast gar nicht um die Wiedergabe einzelner Punkte Ich lehnte ab. Ich bin kein Jäger und dann hoffte ich des Tertes durch einzelne musikalische Wendungen, sondern um das auch, mit der Hausfrau allein bleiben zu können und sie Schaffen einer einheitlichen Grundstimmung, die den vokalen Teil vielleicht zu einem Gespräch zu bewegen. Aber sie ging fo- ist nun bald die vokale, bald die instrumentale Seite stärker untrennbar ergänzt. In der weiteren Entwicklung des Kunstliedes fort in den Garten hinaus und begann die Beete zu begießen betont worden. Das letztere findet Das letztere findet sich einigermaßen schon und Unkraut zu jäten, um mich kümmerte sie sich überhaupt bei N. Schumann, in stärferem Maß bei einigen Modernen nicht. wie R. Strauß und H. Pfitzner; dabei ist auch;, eben über Aus Langeweile ging ich in den Wald. Hier war alles Schubert hinaus, das enge Nachfolgen des Einzelnen in der ruhig und still. Zwischen den Stämmen lagen schon die Begleitung nach dem Einzelnen im Tert beinahe zu einer Mode ge­Schatten der Dämmerung, aber oben in den Wipfeln spielten noch worden. Ganz anders tritt uns ein junger Komponist Namens Lichtstrahlen. Der Himmel war flar, und in den Zweigen Franz Dannehl   entgegen. In seiner Matinee am letzten Sonn­rauschte ein leichter, leiser Abendwind. Ich setzte mich unter tag famen ausschließlich Lieder und Gesänge" von ihm zu Gehör und seine Terte in einer hochmodern vornehmen Ausstattung einen Lärchenbaum und steckte eine Cigarre an, um mit ihrem au Gesicht. Alle seine Kompofitionen haben ihr Schwvergewicht im Rauch die großen Waldmücken zu vertreiben, die zu Dußenden gesanglichen Teil; die Begleitung ist meistens jo primitiv, zum Teil um meinen Kopf schwirrten. Ganz unmerklich umfing mich selbst so simpel, daß man sich je nachdem durch zahlreiche Nummern jene süße, traumhafte Müdigkeit, die immer das Resultat durchhören muß, um nicht geradezu abgestoßen zu werden von starfer förperlicher Anstrengungen im Freien ist. Und ich den vier Gruppen, in die das ganze Programm verfiel, enthielten schlief ein. Als ich erwachte, hatte ich die Empfindung, eine die zwei äußeren fast nur Stüde  , denen man faum mehr als ganze Stunde verschlafen zu haben, aber es fonnten faum etwas melodiös Wohlflingendes, Volksliedmäßiges und jeden falls eine im ganzen gute Deflamation und Phrasierung zwanzig Minuten sein; die Cigarre in meiner Hand war nachsagen tann, die aber so sehr bon Bekanntem, ausgegangen, aber die Asche fühlte sich noch ganz warm an. von trivial Altem, von hausbadener Lieblichkeit und Mich hatte ein leises Geräusch geweckt. Zwischen den zum Teil auch von rythmischer Steifheit strotzen, daß Stämmen zeigte sich Marusias graziöse Gestalt. In der man sich eher in eine Privatunterhaltung als in ein vornehmes Rechten hielt sie einen irdenen Topf, der in ein Tuch ein- Konzert verjetzt glaubt. Einen bedeutend günstigeren Eindruck geschlagen war und ein Stück Brot. Sie mußte irgend jemand machten mehrere in die Mitte gestellte Kompositionen. Ganz bes das Nachtmahl bringen. sonders haben den Komponisten einige zitternd sehnsüchtige Gedichte bon Marie Madeleine zu entsprechend feinsinnigen Bertonungen an geregt. giegler- wächst das, was vorher und nachher zu wenig war, zum Hier und in einem ähnlichen Gedicht von Regine Rang eines einfachen, schlichten Mittels mit tieferer Wirkung empor. hier herrscht echter Empfindungsausdruck, den man in dem Lieb Untreu" geradezu meisterhaft nennen darf; auch die sonst so magere harmonische Ausstattung wird hier stellenweise etwas reicher. Das störend Eintönige, die Dürftigkeit im specifisch Musikalischen ist freilich auch hier zu merken. Der Natur des Komponisten kommt wohl am meisten entgegen die Dichtung von Karl Stieler  : Eliland. Ein Sang Scheffel am befanntesten gewordenen Dichtungsweise bringt nament vom Chiemsee  ". Dieses Beispiel aus einer vergangenen, durch lich das Primitive, Diskrete von Dannehls Begleitungsmache zu besserer Geltung. Schon in der furzen ersten Einleitung erscheint diese als interessant; ebenso in der Einleitung zur letzten Nummer

Aber wem? Dieser stille Winkel war also nicht nur von Marusia und Stepan bewohnt, es mußte noch eine dritte Person da sein. Ich konnte es mir auch nicht vorstellen, daß der Gemüsegarten von nur zwei Personen in stand gehalten wurde. Um dieses kleine Reich zu schaffen mitten in der sibirischen Einöde, dazu gehörte mehr als Arbeitskraft, das berlangte Schaffensfreudigkeit; und Stepans stumpfer, ber­schleierter Blick zeigte deutlich, daß er keine große Rolle in feinem eignen Reich spielte. Liebe zu seinem Besitz lag nicht in feinen Augen. Garten und Haus trugen Marusias Stempel, aber fie allein konnte da nicht genügen. Da mußte noch irgend eine eigensinnige Kraft mit im Spiel sein, kräftige Musteln