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Sie schlafen nicht?" sagte mein Gefährte.
Jah bin vor ein paar Minuten aufgewacht." ,, Haben Sie nichts gehört?"
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auffuhr: Mein Gefährte und ich lagen in einent offenen gebracht werden muß, weiß und betont der Verfasser ebenso, wie es Heuschuppen, die Stille und die weite einsame Ebene lenkten jeder Einsichtige würdigen wird. Aber gerade inmitten dieser die Aufmerksamkeit auf alles, was nur irgendwie hervortrat Gruppierungsschwierigkeiten hat Riemann einen besonders verdienstlichen Griff angewendet. auf diesem leblosen Hintergrunde. Ist schon gegenüber sonstigen geistesgeschichtlichen Darstellungen, die sich auf Höhepunkte und Hauptpersonen zu beschränken pflegen, Niemanns Eingehen auf die Gefamtheit des Kleineren und Mittleren ein gewaltiges Verdienst, so ist um so verdienstlicher das, was wir kurz die historischen Wurzelungen nennen möchten. Der Verfasser führt feine fachliche oder persönliche Haupterscheinung ein, ohne all den geschichtlichen Fäden nachzugehen, die aus weiter historischer Ferne her bis zu Kaum. Dieser Stepan muß ein Kert sein! Wie dieser Erscheinung zu verfolgen sind und je nachdem auch So beginnen die jeweils einem Hauptmeister gewidmeten Kapitel mit zurück,, Sie waren länger mit ihm zusammen, ich habe ihn nur greifenden Paragraphen und schließen zum Teil mit anaerzählen hören."
,, Nein, wie so?"
Mir schien, daß jemand weint."
,, Vielleicht schien es Ihnen bloß."
denken Sie?".
Sie haben ich möchte
Landstreicher Jdylle," sagte er farkastisch. natürlich schon eine Novelle daraus gemacht; wissen, ob auch nur ein Wort daran wahr ist." „ Warum?" Nun ja, ich weiß schon. Bei Ihnen zeigen alle Menschen gleich ihr innerstes sch und alle sind ungemein groß veranlagt. Da liegt auch so einer."
Er erhob sich halb und schaute Timocha an, der neben ihm lag. Der Alte hatte das Gesicht im Heu vergraben und schnarchte entsetzlich, dabei zitterte er wie im Todeskamipf. Augenscheinlich ließ er meinen Gefährten nicht schlafen und ich glaube, er hatte auch mich geleckt. Ich gestehe es, in diesem Augenblick hatte auch ich die Empfindung, als läge etwas bewußt Freches, Aufdringliches in diesem homerischen Schnarchen, wie ein höhnender Spott über unsre empfind lichen Nerven.
( Fortsetzung folgt.)
Eine neue Musikgeschichtke.
noch überem fie hinaus weiter leiten.
logen vorgreifenden; das inmitten dieses Rahmens stehende Hauptbild tritt mun so plastisch und perspektivisch wie möglich hervor. Glänzende Beispiele dafür sind die Kapitel über Schubert und über Weber; dort der Beginn mit einer Genefis des„ Klavierlieds", hier der mit einer Skizze aus der Operngeschichte und mit einer Herauswobei auch arbeitung des Entstehens der" Romantik"
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. Th. A. Hoffmann seine Stelle erhält. Die jetzt so beliebte und in bestimmten Grenzen unentbehrliche Auffassung der Geschichte eines einzelnen Gebiets als abhängig von der( kurz so zu nennenden) Geiamtgeschichte weist der Verfasser, vielleicht zu fehr, in ihre Schranken zurück. Richtig ist im allgemeinen die Ablehnung einer musikalischen Geschichtschreibung auf politischer Grundlage und der Appell an die inneren Entwicklungskräfte der Musikgeschichte selber. Daß aber Riemann nach dem Verhältnis der musikalischen Geschmadswandlungen zu sonstigen Geschmackswandlungen und schließlich zu socialen Vorsängen und Zuständen nicht fragt, fcheint uns doch ein Mangel zu selbst wieder nicht nur direkt ästhetisch, sondern auch technisch, materiell, sein. Erscheinungen in der Stilgeschichte der bildenden Kunst, die gesellschaftlich usw. bedingt sind, kehren zum Teil auf andren Gebieten wieder. Die Ansehung eines„ musikalischen Rokoko" ist angesichts einiger Seiten im Schaffen von Bach und besonders von Haydn und Mozart nicht abzuweisen; ein„ Biedermeierstil" drängt sich auch in der Musik der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit aller PlumpOptimismus eines Haydu zu wesentlich andren Zügen eines Beethoven, heit vor; u. dgl. m. Das Fortschreiten von dem gut bürgerlichen Chopin, Wagner ist doch nicht blos individuell und immanent mufifalisch. usw.
Noch beachtenswerter scheinen uns die Zusammenhänge des Mufitfchaffens und der Musikpflege einerseits mit dem Stand des Bildungswesens überhaupt und andrerseits mit dem der musikalischen Erziehung selber zu sein. Jene Seite hat Riemann überhaupt nicht angeschnitten; diese hat er mit wertvollen Paragraphen über Konfervatorien"," Unterrichts- Reformen" n. dergl. bereichert, gu denen freilich zerstreute Einzelheiten aus den übrigen Teilen des mit zugezogen sein woller( G. F. Richters Lehrbücher könntent kritischer angefaßt sein). Es scheint uns dies aber mindestens weit weniger zu sein, als Riemann selber und zwar gerade hier bieten könnte. Die Forderung. die wissenschaftliche Behandlung der Pädagogik auch auf das Bildungswefen der Künste auszudchnen, ist mun einmal seit mehreren Jahren erhoben und freilich infolge ungünstiger Verhältnisse nur erst in fleinsten Anläufen befriedigt worden. Wenn aber einer die Geschichte und Theorie der Muſikpädagogik vorwärts bringen kann, so ist es Riemann.
Später und mühseliger als die Geschichtsforschung und Geschichtsdarstellung andrer geistiger Produktionen hat sich die der Musik entfaltet. Aus bloßem Sammel- und Liebhaberwerk heraus und über akademische Gleichgültigkeit hinaus ist eine Musikwissenschaft entstanden, die zwar immer noch ihre historische Seite allzusehr auf Kosten der systematischen bevorzugt, sonst aber sich gleichwertig neben die älteren Wissenschaften stellen darf und nun auch von einigen wenigen Universitätsprofefforen vertreten wird die erste ordentliche Professur im Deutschen Reich wurde erst 1897 vergeben( Straßburg ). Ihre bisherigen Hauptverdienſte hat sie auf Gebieten errungen, die dem Popularintereffe ferner liegen: Geschichte der autiken Mufit, Geschichte der Notenschrift und der Instrumente, Begründung der Konsonanz usw. Daher auch der Mangel an Darstellungen, die den neueren Zeiten in einer sowohl wissenschaftlichen als auch allgemein anziehenden Weise gerecht werden. Glücklicherweise verfügt das deutsche Geistesleben über eine Persönlichkeit, die mit einer sonst so feltenen Bereinigung von theoretischer Gründlichkeit, allseitiger Bewandertheit und praktischer Einsicht bereits die allermeisten Gebiete der Musiklitteratur im weitesten Wortsium mit einem Erfolg bc= Und nun steht der Berichterstatter vor der Aufgabe, zu Duzenden arbeitet hat, dessen äußerer Wert seinem hohen inneren Wert aller von Einzelheiten mit feiner kritischen Zustimmung oder Abweisung dings noch lange nicht gleichkommt. Die zahlreichen Schriften auf herauszurücken oder vielmehr den Leser zu verschonen. Es ist ja gar zuzählen, in denen Prof. Hugo Riemann , derzeit Docent der nicht anders denkbar, als daß man die und die Komponisten zu gut, Musitwissenschaft an der Universität Leipzig , teils wiedergebend und teils andre zu schlecht behandelt glaubt. Darauf einen Nachdruck zu legen ist neuschaffend und immer fortschreitend die Interessen sowohl der Theorie um so unbescheidener, als es niemandem eine Schande machen wird, als der Praxis gepflegt hat, würde an dieser Stelle unmöglich sein. zuzugestehen, daß seine Kenntnisse an diese unglaubliche Fülle von Für den Anteil weitester Kreise an musikalischen Dingen dürfte wohl Material, das Niemann hier verarbeitet hat, nicht heranreichen. Man teine so erwünscht gekommen sein wie die Geschichte der Musik verstummt beinahe vor dieser Ueberzahl von Komponistennamen feit Beethoven ( 1800-1900). Berlin und Stuttgart , Verlag und Opuszahlen, zumal aus neuerer Zeit und z. B. auch in Engvon W. Spemann 1901"( 8,20 m., gebunden 10 M.). Es ist wahr- land; und man gewinnt die Sprache vielleicht erst wieder bei dem lich leicht, dieses Wert mit gutem Gewissen jedem engeren oder Gedanken, daß es eine stärkere Blamierung umfrer beschränkten Konzertweiteren Interessenten als eine meisterhafte Leistung zu empfehlen. programme schwerlich wieder giebt als diese historischen Demonstrationen Um so größer ist die Verlegenheit des Kritikers, wenn er nun an speciell fällt die beträchtliche Menge größerer Kammermusikwerke auf. gesichts eines Buchs von mehr als 800 Seiten großen Formats auch Innerhalb des oft recht einförmigen Trabs, in welchem hier ungezählte nur einen Bericht über das darin thatsächlich Dargebotene geben, Komponistennamen vorüberziehn, möchte wohl jeder Leser den oder geschweige denn mit den ungezählten Zustimmungen und Wider jenen stärker betont, plastischer herausgehoben, tiefer gewürdigt sprüchen fommen soll, die sich ihm und in andrer Verteilung wissen. Bei Einem Namen allerdings dürfte der Diffens über Geschließlich jedem Leser vor einer solchen Leistung aufdrängen. schmadsache hinausgehen. Die von uns oft beklagte Verkennung Von alle dem, was sonst zu sagen ist, drängt sich dem Be Julius Zellners hat nämlich auch der Verfasser, der sich doch sonst trachter die Bewunderung des Geschids auf, mit dem der Verfasser von leiner fremden Ansicht schleppen läßt, mitgemacht. Die kaum seinen, doch so leicht zu bloßen Anreihungen verleitenden, Stoff ent- 6 Zeilen, die diesem Sinfoniter und Kammermusiker gewidmet widlungsgeschichtlich behandelt und gemeistert hat. Allerdings ist find, enthalten nicht nur fein einziges Wort der Würdigung, sondern von einer geschlossenen Entwicklungslinie feine Rede. Diese massen sind auch nicht forrekt und erwähnen nicht einmal die Preiströnungen haft neben und hintereinander hergehenden, bald sich verflachenden, und bedeutsamen Aufführungen der Zellnerschen Werke. Einigen Kome bald sich abstoßenden Erscheinungen der Mufit im 19. Jahrhundert ponisten, die ähnlich wie Julius Zellner als felbständige Bewahrer machen glatte Gruppierungen möglich. Die vier„ Bücher", in die und Weiterbildner des klassischen und romantischen Schatzes das gesamte Wert zerfällt: Bis zum Tode Beethovens( Beethoven , zu rühmen sind, ist Riemann besser gerecht geworden, Schubert, Weber)"," Epoche Schumann Mendelssohn"," Epoche wenn man auch vielleicht einen Volkmann, einen Stiel, Wagner- Liszt", Epigonen", und die fein gegliederten Unterabteilungen einen F. Lachner, einen Rheinberger, einen Lalo, einen Grieg, noch dieser Hauptabschnitte sind eben unvermeidliche Hifsmittel, um über- runder aus der Menge herausgehoben, bei Grieg seine specielle Be haupt mit der Materie zurechtzukommen; daß dabei manches Ver- deutung für die Harmonik auseinandergesetzt wiffen möchte u. dgl. m. wandte getrennt, manches einander Fremdartige zusammen- Aus älterer Zeit scheinen mir Schuberts Klaviersonaten zu wenig
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