- 992
was wir von einem schönen oder wenigstens angenehmen Sinnes- auch gedulden. In drei Stunden war es neun, dann hörte der eindruck unter allen Umständen verlangen müssen: die„ Milde". Handel auf, dann ging es nach Hause und zu Hause gab es gleich Mild soll jeder, auch der dramatisch leidenschaftlichste Ton sein, mag Kaffee, sie heben ihm welchen auf. Also, wozu die Aufregung? er mun leise oder start, schwach oder kräftig, süß oder herbe, sanft Er drehte sich wieder um und sah fast herausfordernd nach und zart oder aber energisch und heftig sein. Sagen wir statt den hellen Fenstern hinüber; mochten die immer glänzen; ihm " mild" schön", so ist das hier Gemeinte ebenfalls getroffen, wenn thaten sie nichts mehr. Dann lachte er plötzlich heiser auf; er dachte wir nur nicht schön" zu enge nehmen, und hinwieder nicht auf höhere an seine Frau. Hatte die große Rosinen im Sad gehabt mit dem als auf solche elementare Eindrücke beziehen. Charakteristisch fann Straßenhandel. Der sollte sie rausreißen aus allem Elend, der dann ein Klang immer noch sein, in mannigfacher Weise, und er sollte womöglich noch was übrig lassen zu Weihnachten. Ach ja muß dabei nicht nur etwas Mildes" charakterisieren. Weihnachten! Kuchen Weihnachten! Mochten die Jöhren froh. sein, wenn sie am heiligen Abend' n Stück Brot in Kaffee stippen fonnten; er konnte nichts dafür, daß er schon fünf Wochen keine Arbeit hatte und, daß hier auch nichts zu verdienen war. Was ging sie Weihnachten an?
"
"
-
-
Ging es sie wirklich nichts an? Warum ging es sie nichts an? Warum sollten seine Kinder feinen Weihnachten haben? Eine wilde Wut flammte in ihm empor. Da liefen sie alle vorbei mit ihren Paketen. So viel Geld kam unter die Leute, warum nicht etwas auch zu ihm? Warum kauften sie ihm nichts ab? Sie sollten sollten kaufen sollten. Mit heiserer Slimme schrie er in das Publikum hinein: Ran, meine Herrschaften, nehme Se fich' n Kaiser von China in seine Hoffutsche! Wer will' n Kaiser von China und' n vergnügten Seehund?"
-
-
" Hat der' ne pugige Stimme 1" sagte eine Dame und blieb stehen. Ihre Begleiterin lachte laut auf:„ Er quaft wie' n Frosch, der heiser ist!"
"
Dies wären einige ungefähre Andeutungen in einer Sache, in der wir Bestimmteres eben noch nicht als Allgemeingut besigen. Indessen fann wenigstens jeder Beteiligte, ja selbst Fernerstehende fie selber nachprüfen und zwar zum Teil fogar auch auf andren Empfindungsgebieten: der Geschmack von Speisen, von Cigarren 2c. bietet in gewiffen Grenzen Analogien dar, bei denen sich ersichtlich auch mit mehreren von jenen Bezeichnungen operieren läßt. Angeregt wurden wir zu jenen Andeutungen durch die Eindrücke zweier aut sich nicht eben bedeutungsvollen Konzerte: durch das der Violin spielerin Juanita Brodmann und durch das des Klavierspielers Edmond Monod. Bei beiden Künstlern gab ihr Ton erfreuliche Gelegenheit, über die besprochenen Vorzüge von Tönen nachzudenken. Der Ton der Geigerin ist klein", je nach Bezeichnungsart sogar schmächtig", aber in der Regel„ solid", " ternig", nur selten durch fleine Geräusche getrübt, und anscheinend recht tragfähig." Mild" und weich" ist er auch, aber vielleicht nicht eben füß". Der Ton jenes Klavierspielers ist ebenfalls" mild"' n Froschen der Kaiser von China!" Der Mann hielt ihr das und„ rund" und noch dazu sehr„ zart". Auch„ anmutig" mag er Spielzeug gerade unter die Nase. Nehmen Se'n mit, schönes Fräufein, ohne deshalb auch das Lob des Graziösen" verdienen zu lein, für ihren fleinen Jungen. müssen. Indessen geraten wir damit zum Teil bereits in eine Kritit Pfui, wie empörend!" Die beiden Damen schreckten zurück und der Ausdrucksweise des Künstlers hinein. Darüber wäre viel zu eilten weiter. Ein paar junge Leute, die das Ganze mit angehört, sagen; genug daran, daß Monod für Durchschnittsforderungen über schrieen auf vor Vergnügen und blieben stehen. Beißt er?" fragte dem Durchschnitt des landläufigen Könnens steht. Seine Hervor der Kleine und zeigte auf den vergnügten Seehund. holung einer wohl wenig bekannten„ Aria" von Bach( Manuskript Wenn Du'n ärgerst, schnappt er zu," sagte sein Begleiter. mit auf der Hofbibliothek in Wien ) machte 1111s einem ,, Ach wo, er is' n gutes Vich nich wahr Sie, er is' n durch Verbindung von Melodie, Verständlichkeit und fünft gutes Vieh?" Der Kleine stieß den Händler in die Seite, der fuhr Für mit einem grotesken Sprung zurüd:„ Na Sie Männeken lerischem Ernst geradezu wundersamen Stüd bekannt. Stücke mit gewaltigen Höhen( selbst in Schuberts Moment faffen is nich!" Dabei humpelte er auf einem Bein, als wäre er musical" As- dur) und subtilen Feinheiten( wie Schumanns durch den Stoß lahm geworden. Die jungen Leute lachten auf, Papillons") müßte der Künstler noch beträchtliche Studien und ein paar andre blieben gleichfalls stehen und stimmten in das Gezwar namentlich auf dem Gebiete der Rhythmik machen. Auch lächter ein. Frl. Brockmann wirkt im Weichen, Lieblichen am besten. Allein mit der Solidität ist es noch nicht gethan. Etwas von einem kühnen, artistischen Schwung könnte ihr nicht schaden, etwas Frische, leppigfeit, man möchte fagen: etwas Sündhaftes! Vorläufig, vor einer Bertiefung ihrer Technik und sozusagen ihres fünstlerischen Herzens, ist ihr jedenfalls Beschränkung auf das Vorspielen von Stücken an zuraten, die nicht zu viel Gewichtiges enthalten. Sie spielte mit dem Philharmonischen Orchester unter Rebicet, der im Eingang die Coriolan- Ouverture von Beethoven vortrug, und zwar so solide, so gleichmäßig, daß der strengste Mechaniker seine Freude daran haben konnte.
-
-
Kleines Feuilleton.
"
SZ.
bl. Der Händler. Bei der Brücke am Museum hatte er seinen Plaz. Es war fein angenehmer Plazz. Der Wind pfiff von allen Seiten, und aus dem Wasser stieg es feucht herauf. Es gingen aber viele Menschen hier vorüber. Den ganzen Tag flutete die Masse auf und ab. Das war die Hauptsache.
-
"
-
-
-
alt=
„ Ob er' n gutes Vich ist, will ich wissen"- beharrte der Kleine. Der Händler zwinkerte ihn von der Seite an:
-
„ Na Fensterladen in' n Kaffee stippen thut er nich." Brüllendes Gelächter.
Der Händler schrie von neuem;' n Jroschen der Kaiser von China! Wer nimmt' n Kaiser von China mit?' n Froschen der Kaiser von China in seine Staatskutsche!"
Det is zu deier!" fagte eine Frau.
-
Der Händler fuhr herum:" Wat? Zu deier? Wenn' n Bülow man so billig kriegte, denn däht er sich freuen!"
Die Leute lachten von neuem, ein Maun trat vor.„ Her mit'm Kaiser von China !" Der Händler nahm ein Spielzeug aus seinem Tragekorb und wickelte es ein, dann wandte er sich an ein junges Mädchen, das verlangende Blicke auf seine Sachen warf: „ Na, Fräuleinchen, was soll's denn sein?"
-
Die Kleine wies schüchtern auf das Spielzeug: Geben Sie mir doch einen Seehund!" „ Schön, Fräuleinchen, hier is' n Seehund futtern Se ' n jut!" Mit Schlagsahne?" fragte ein Herr. " Ja, mit Schlagsahne." Der Händler nickte und verzog das Gesicht. Neues Lachen. Der Händler steckte das Geld in seine Ledertasche, sein Herz schlug. So, man fonnte also doch noch Geschäfte machen, es war am Ende doch noch etwas mit Weihnachten?
Aber kalt war es doch, wenn man lange hier stand, er lief hastig ein paar Schritte hin und her. Dann zog er das Uhrwerk des fleinen Blechspielzeugs von neuem auf und segte es auf die Erde: Gravitätisch stolzierte der Strauß über den Damm. Der Chinese im Wägelchen drehte seinen Sonnenschirm, der Seehund pazte mit breiten Beinen dazwischen. Es sahen nicht viele Menschen nach ihnen hin. Sie hatten es alle eilig und hasteten vorbei. Sie hatten auch ihre Einkäufe schon gemacht, drinnen in der Stadt in den großen Bazaren, und die, die sie noch nicht gemacht, besaßen sich einfach kein Geld, nicht einmal genug für einen Seehund.
-
Ja es war ein fauler Tag Heute, oberfaul. Der Mann stampfte mit den Füßen, die ihm schon wie abgestorben am Körper hingen. Sieben Groschen eingenommen! Ausgerechnet sieben Groschen, noch nicht einmal den Einkaufspreis hatte man raus, vom Verdienst gar nicht zu reden und dafür stand man hier den Tag über und hungerte und fror!
-
-
Und er fing von neuem au zu schreien, und seine Stimme gröhlte und quiefte und grungte in allen Tonlagen und sein Gesicht verzog zu immer verrückteren Grimaffen.
Geben Sie mir' n Kaiser von China !" sagte eine alte Frau. Die beiden Studenten, die auch stehen geblieben waren, gingen topfschüttelnd weiter. Der ältere tippte au seine Stirne: Ekel=" haft vie sich' n Mensch so zum Fatte machen tann einfach etelhaft!"
-
-
Humoristisches.
"
Er warf einen verlangenden Blick nach den Kneipen, die drüben- Gefährliche Statistit. Professor der Techin der Burgstraße ihre hellen Fenster aufthaten. Wenn man dort nologie:... Deutschland erzeugt alljährlich etwa 21/2 Milliarden mal' rüber fönnte!' Ne ordentliche Tasse Kaffee, die mußte gut Biegel. Demnach fallen auf jeden Kopf der Bevölkerung 56 Ziegel!"- thu. So was Warmes in'n Leib und denn' n halb Stündchen Diagnose. Ich weiß nicht, was das ist, Herr Doktor, am Ofen fißen und die Beine lang ausstrecken aber nein mein Mann spricht immer im Schlafe!". man ja nicht. Ja nicht denken so was, nicht mal Ach, gönnen Sie ihm das er wird wohl bei Tag nie recht denken, vom Denken zum Thun ist nicht weit, und er hatte das Geld wahrhaftig so lose, um es in den Kneipen zu ver- au Worte kommen!"- jubeln Energisch drehte er den hellen Fenstern den Rücken und fah
-
-
1
-
Angenehme Aussicht. Bitte, reißen Sie mir den nach dem Museum hinüber, da war es dunkel, da kam man nicht in Bahn ich fann's vor Schmerzen nimmer aushalten!" Versuchung " Ja, wenn S' mur den furchtbar dünnen Hals nicht hätten- Der Magen knurrte ihm aber doch. Er schüttelte unwirsch den da derf ma' sehr achtgeben, daß der Kopf nicht mitgeht!" Kopf. Mochte er tmurren, er mußte sich eben gedulden, konnte sich
( Flieg. Bl.")