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Sö, Herr Buchhalter, ich hätt' Ihnen was zum fagen," begann er, vortretend.
„ Ah- sieh da, der- Kah- stuhl- luhs!" machte der andre: was giebt's? Hast Dir's überlegt? Ja, sirt, der Herr is scho lang furt. Gelegenheit versäumt. Fir muß mer fan in dera Wölt!"
,, Nein, Herr Buchhalter," entgegnete Kastl und vertrat ihm resolut den Weg, indem er zur mehrern Feierlichkeit sein feinstes Hochdeutsch auffezte: ich wollt nur frag'n, ob Sie sich das überlegt haben, net ich!-"
Der Buchhalter begann etwas zu ahnen und nahm die Cigarre aus dem Mund. Wollte der Lausbub ihn gar am End thätlich angreifen? Was denn?"
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Herr Buchhalter. Sie haben mich vor den andren Leut'n für' n Narr'n gehalten. Ich möcht nur frag'n, weg'n was?"
Bist Du berridt, Rastl?"
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" Des net grad. Aber ich frage nur"( wieder fein hochdeutsch und recht laut).„ ob das dazu gehört, daß ich mir das dees g'fall'n lass'n muß."
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die Schenke verließ. Er versäumte sogar zum erstenmale Der Dirigent wird freilich seinen Geist, feine Stärken und die Arbeit etwas deswegen. Aber in ihm kochte die Wut. Schwächen auch schon bei wenigen Proben in die Ausdrudsweise Es war ihm gerade recht, daß ein paar Leute herumftanden, des Orchesters hinüberführen. Dirigenten, deren Stärke nicht eben besonders einer von den Vorderburschen; die mochten's nur in der Rhythmik engeren Sinns( der Längenunterscheidung der Töne) und in der Metrit engeren Sinns( Gewichtunterscheidung der Töne) hören! liegt, werden es auch in der Phrasierung nicht weit bringen; Dirigenten, deren Stärke gerade in der Rhythmik( weiteren Sinnes) liegt, werden dazu besonders befähigt sein, werden aber vielleicht auf andre rhythmische oder dem Rhythmus verwandte Fragen- scharfe Klarheit der Tattgliederung, wuchtiges Accentuieren ein besondres Gewicht legen. So macht es z. B. der Leiter der SinfoniKonzerte der königlichen Kapelle, Weingartner. Ein Gegenstück zu ihm ist der Dirigent der populären philharmonischen Konzerte, scharf herauszuarbeiten und noch weniger darauf, aus diesem Aufbau Rebicet; er geht wenig darauf aus, den Aufbau der Takte hinwieder die Phrasen einleuchtend zu gestalten; auch die zu beiden Aufgaben gehörende Ausführung der Accentverschiedenheiten tritt nicht eben als eine besondre Leistung hervor. In Tschaikowskys Sinfonie pathétique" find die beiden Mittelfäge, bei ver hältnismäßig geringen sonstigen Vorzügen, gerade rhythmisch interessant. Die neuliche Wiederaufführung dieses beliebten Werks zeigte die geMendelssohns Hebriden"-Ouvertüre, wie immer man sonst über nannten Schwächen des Dirigenten hier besonders start. Auch den Vorzug gleichmäßigerer oder abwechselungsreicherer Vortragsweise dieses Wogenbildes denken mag, verlangt schon in dem gleich mit dem ersten Talt einfegenden Hauptmotiv ein plastisches Gestalten, dessen Mangel hier um so unangenehmer auffiel, als auch die Deutlichkeit zu wünschen übrig ließ die fich freilich beim richtigen Führen der Phrase am ehesten einstellt. Weniger Bedenken dieser Art machten einige einfachere Stüde , die in jenem Populären" famen. So ein jedenfalls noch nicht weit be= fanntes„ Sinfonisches Gedicht" voit Dvorát Die Waldtaube", eine darstellende Musik, die sich aber die steilen Höhen moderner Programmkompofition und auch die geheimnisvollen Tiefen moderner Polyphonie erspart und dafür durch hübsche, meist gerings wertige Melodit wirft. Das gilt ja von Dvorák überhaupt. Ob dieser Komponist nicht besonders geeignet wäre, an der uns nun bevorstehenden Entwicklung einer„ lleberbrett!"- Mufit mitzuarbeiten? Im übrigen möchte ich an diesem Komponisten, der mir sonst im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung nicht so wichtig scheint, daß fonderheit hervorheben. Er hört nicht gerne auf; er spricht gerne ich glaube, seinen Werken näher nachgehen zu müssen, eine Be weiter, nachdem er gefagt, was er zu sagen hat; er könnte sogar so, wie er's thut, noch lange weiter sprechen. Das mag jemand freuen oder ärgern; jedenfalls liegt darin eine besondere Verwertung des formalen Teils, der als„ Coda"( Schweif, Anhängsel) nach Erledigung der Themen und ihrer eigentlichen Behandlung nochmal auf dies oder das zurückommt, noch da eine motivische Schönheit unterstreicht, dort eine Stimmung verstärkt, u. dergl. m. In der Waldtaube" ist die Coda zu einem„ Epilog" geworden, der vielleicht den interessantesten Teil des Ganzen bildet. Jenes Konzert brachte, neben fleinerem, auch noch ein altes Lieblingsstück virtuoser Geiger, das Konzert D- dur von Paganini , eine jener Zweckmusiken, die heute doch schon feltener geworden sind. Herr Witet, der erste Konzertmeister der Kapelle, spielte es mit der Geläufigkeit, ohne die derartiges nun einmal nicht gut zu bringen ist. Eine hervorragende Weichheit des in der Hauptsache jedenfalls guten Tons fiel uns bei diesem Geiger nicht besonders auf; innigere Künstlerschaft zu zeigen war schon durch die Kompos fition nicht gerade erleichtert.
„ Des fannst halt'n wie d' magst!" rief lachend der Buchhalter. Willst vielleicht rauf'n? Da bist an den Unrechten gekommen. Deine Bräuerfäuft' und meine Hände das gäb' cin ungleiches Paar."
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Des waß i wohl. Drum will i a net rauf'n, sondern frag'n, grad wie Si mi' des g'fragt ham." Und da er fah, daß alles ringsum aufmerksam war, vertrat er dem Buch halter vollends den Weg und that seine Frage:
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Warum hab'n S mich für'n Narr'n? Ihab Eahna nix thon. bin a armer Bursch, i bin da auf'nommen worn, daß i was lern. Wenn mi d' Burschen seffieren, zahl i's ihna ham, wie's fimmt. Wann aber Sie mach'n, daß all's über mi lacht in der Gasistub'n, na hab i an schwer'n Stand; und am End is unseraner a net von Holz. 3'legt fann mi so was aus'm Haus treib'n, wenn i's net aushalt. Nachher steh i wieder af d'r Gass'n, und hab mei bissel Brot verlor'n".
( Fortsetzung folgt.)
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Aus der musikalischen Woche. Die Philharmonischen Konzerte zu Berlin sind ein fo charakteristisches Bild dessen, was der gegenwärtige Geschmack des Bublifums und seiner hauptsächlichen Führer will, daß zu ihnen auch der mit Intereffe zurückkehrt, der vieles von ihnen bedauert und dieses Bedauern auch bereits mehrmals ausgesprochen hat. Sie find außerdem auch im allgemeinen ein schönes Beugnis dessen, was heutzutage ein gut ausgestattetes Orchester unter guter Führung Nach dem Typus dieses Beispiels find die populären philharmonischen Teisten kann, und markieren zugleich zum großen Teil den Stand Konzerte in der Hauptsache immer zusammengesezt, nur daß die, der gegentvärtigen Kompositionsfunft. Nehmen tvir gleich welche nicht eigentlich als Sinfonie Konzerte" bezeichnet das Beste an ihnen voraus, fo Tönnen wir mit lebhafter find, noch Populäreres" in der Wahl der Stärke und zumal in der Anerkennung die Kapelle Kapelle selber rühmen, die im Laufe Buntheit des Programms bringen. Ueber diese Eigentümlichkeit fast cines Monats eine solche Fülle after und neuer wie nenester aller gegenwärtigen Konzerte haben wir, zumal zur Kritik des Musikstücke zu bewältigen bekommt, daß sie schließlich mit dem Wertes unferer philharmonischen", uns oft genug ausgesprochen. größten Teil der bisherigen Mufiflitteratur innig vertraut sein und Wemt es darum zu thun ist, vielerlei Musit aufzunehmen, wird sich mit allem Neuauftauchenden rasch vertraut werden muß. Der Proben die unter den gegenwärtigen Verhältnissen anzuerkennende Eins können dabei unmöglich viele sein; wie es heißt, ist je eine Probe richtung der Populären" mit ihren mäßigen Preisen gern zu nuge das übliche. Eine solche Arbeitsweise unterscheidet sich beträchtlich machen. von der jener vielgenannten Meininger Kapelle, die nach dem seiner- Neben ihnen vertreten die im engeren Sinn so genannten„ Philzeitigen Muster Bülows das verhältnismäßig Wenige, das sie zur harmonischen Konzerte", die großen, vornehmen", den Typus gesellVerarbeitung bekommt, bis aufs feinste durchstudieren fann mag fchaftlich hervorragender Veranstaltungen. Die eigentümliche Mischung man mun an der betreffenden Darstellungsweise mehr oder weniger von wirklichem Bildungsinteresse und Bildungsschein, von Interesse an auszusetzen haben. Bei mehrbeschäftigten, aber tüchtigen Spielern fünstlerischen Sachen und an Personen als den Hauptmitteln fach wird sich nun die Kürze des Studierens nach verschiedenen Seiten licher Zwecke, die unsre„ oberen Schichten" besonders in der Pflege verschieden geltend machen. An der Gewandtheit der Spieler im der Musik kennzeichnet, aber auch die eigentümliche Mischung von Einzelnen und im Gesamtspiel sowie am Erfassen des Gesamt- innerer fünstlerischer Feinheit und äußerlichem Wirkungsdrang, die geiftes cines Werks wird es wohl am wenigsten fehlen; heute den berühmten Künstler" macht; all das giebt einem solchen schwieriger wird es bestellt sein mit dem Eindringen in die feineren Konzert seine charakteristische Physiognomie. Der Dirigent dieses Details, infonderheit in die Elemente des Ganzen. Das aber, was Cyklus, Nitisch, repräsentiert den modernen Kapellmeister Typus grade dabei hauptsächlich in Betracht kommt, ist der Rhythmus, als mit allem Glanz. Temperament und insbesondere Pifanterie im ein Hauptbestandteil dessen, was die Elemente des Ganzen als solche Herausbringen( oder vielleicht mehr im Hineinbringen) auffallender unterscheiden läßt, was also nach dem heutigen bewußten sowie zu Einzelheiten machen ihn zum richtigen Liebling des Publikums. Jene jeder Zeit nach dem schon in einem dunklen Gefühl liegenden Stand intimere Aufgabe eines Dirigenten von heute, die endlich gewonnene der musikalischen Ausdruckskunst die" Phrase" ausmacht. Das Ge- Phrasierungslehre immer breiter und tiefer in die Braris zu führen, stalten dieser Elemente und das Aufbauen der größeren Teile aus bleibt dabei doch noch zurück. Im Anfang war der Rhythmus", ihnen beides allerdings nicht bloß eine Angelegenheit des Rhythmus fagte Bülow, der wohl größte Praktiker der Phrasierung. Aber der -ist nun wohl das Vortragsproblem, das die eingehendsten Rhythmus ist noch im Anfang" so tönnte das Wort für heute Studien verlangt. lauten. Einer der typischen Lieblinge des Publikums, der Bianist
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