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Musik.

Ar­

Edouard Risler, spielte im 6. dieser Philharmonischen Konzerte die ganz einzigartige und auch in der Orchesterbearbeitung Liszts' - Die Musik Autographensammlung nicht umgebrachte Wandrer- Phantasie" von Schubert. Herr Risler taria foll, wie ein Posten in dem soeben erschienenen Etat des gab darin viel des Einschmeichelnden, Hingebungsvollen; von glän- preußischen Kultusministeriums besagt, für den Preis von 200 000 zender Technik nicht erst zu sprechen. Aber das ganz Eigenartige des Mart erworben werden. Die Firma A. Artaria. 1. Comp." war Stücks liegt in der Rhythmik der vier Töne, die sein Hauptmotiv zur klassischen Musitzeit Wiens der erste und bedeutendste musikalische ausmachen, und die das Stück mit den mannigfachsten, zum Teil Verlag der östreichischen Hauptstadt, und eine Reihe von Generationen nicht einmal melodisch anspruchsvollen Verwendungen dieses einen hat es sich angelegen sein lassen, das Archiv des Hauses zu ver­rein rhythmischen Motivs erfüllen. Auf die rhythmische Plastik mehren und seinen fostbaren Besitzstand zu erhalten. Allen Kennern diefer Töne tommt alles an, und gerade darauf der Musikgeschichte ist diese Handschriftensammlung als die größte die Aufmerksamkeit des Spielers am wenigsten gerichtet, und kostbarste bekannt, die jemals in Privatbesitz gewesen ist. wie es denn bei den so häufigen Aufführungen dieses Stücks aller Neben den Originalen unsrer ersten musikalischen Meister, Kompo­meistens zu gehen pflegt. Zu einem besseren Treffen dieser Plastik fitionen und Briefe, etwa 3000 Blatt, enthält sie eine Fülle von den dürfte es fich empfehlen, daß die Vortragenden in jedem der vier Stomopnisten revidierter Abschriften ihrer hervorragendsten Werke. Die Säge das Beitmaß anfangs recht mäßig nehmen, ganz nur darauf Bahl der Inedita ist hierbei außerordentlich groß. So finden sich bedacht, die jeweilige Bedeutung jener vier Töne, die in einem allein in den Abschriften Haydnscher Werte nicht weniger als 140 un extremen Tempo am ehesten schwindet, nachdrücklichst zu Gehör zu bekannte und ungedruckte Kammermusitwerke. Von Beethoven find bringen, und daß sie sich erst dann ins Ueberschnelle und Ueber- außer den Niederschriften seiner herrlichsten Werke, der Neunten langsame stürzen. Der letzte Sazz wird so auch seinen unleugbaren Sinfonie", der Missa solemnis" nicht weniger als 2000 Blätter Formalismus verlieren, zumal wenn er nicht, wie es von Risler von Musikfragmenten vorhanden, welche die bekannten, auf der geschah, gehaut sondern gestaltet und dann auch mit Gehiesigen föniglichen Bibliothet bewahrten Manuskripte auf das waltigkeit im besten Sinne des Worts ausgeführt wird. Dasselbe Konzert machte uns mit dem längst berühmten, aber glänzendste vervollständigen und so ein fast lückenlojes Ganzes aus Beethovens Nachlaß bieten. Eorgfältige fachverständige Brüfung hier noch wenig gehörten Franzosen Vincent d'Indy bekannt. hat ergeben, daß beide Handschriftenbestände sich auf das glücklichste Seine Sinfonie für Orchester und Klavier über einen Sang aus dem Gebirg"( chant montagnard, Hirtenmelodie oder dergl.) ist ein jedenfalls bedeutendes Wert, das schon durch seine Weiterbildung der Form des Klavierkonzerts- innigste Einfügung des durch Harse- Das Bittern des Espenlaubs, hat die Erklärungen ergänzten Klaviers in das orchestrale Ganze und durch seine der Botaniker herausgefordert. Bekanntlich beruht diese Beweglichkeit Erfüllung deutscher Kompositionskunft mit französischer Lebendigkeit des Blatts der Espe und andrer Pappelarten auf einer elastischen Ver­( zumal in dem grotesken Finale) eine nähere Betrachtung verdienen dünnung des Blattstiels am oberen Ende, dicht unter der würde, wenn es auch für einen an deutsche Musikgeschichte gewöhnten Blattspreite, während der untere Teil des Blattstiels starrer Geschmack mehr äußerlich als innerlich wirkt.

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Kleines Feuilleton.

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SZ.

ergänzen.

Aus dem Pflanzenleben.

iſt. Kerner meinte, daß diese Einrichtung darauf abziele, das härtere Gegeneinanderschlagen der Blätter beim Winde und gegen die Zweige zu verhüten, da die Blätter der Pappeln sparsam genug an den Aeften verteilt sind, um sich bei dieser leichten Be­wegung im oberen Blattstiel nicht zu erreichen. Da diese Erklärung aber unleugbar etwas Gezwungenes hat( denn man muß doch sagen, - Etwas vom Rotwelsch . In der Zeitschrift des Allgemeinen daß ein solcher Schutz allen Bäumen gleich wünschenswert sei, wenn Deutschen Sprachvereins " behandelt Profeffor Friedrich Kluge unter er nötig wäre), so stellt Henry J. Colbourn eine andre Vermutung andren Geheimsprachen auch die Gaunersprache. Sie ist die reichste auf, wonach eine solche Beweglichkeit des Laubs im Luftstrome Berufssprache, die wir kennen. Nur die Waidmannssprache hat gleich besonders Bäumen, die an feuchten Orten wachsen, nüglich sei, alte und ebenso reichhaltige Bengnisse aufzuweisen. Seit dem weil fie die Wasserverdunstung in den Blättern befördere, und that­13. Jahrhundert kennen wir das Rotwelsch durch zahllose Wort- sächlich wachsen Espen, Weißpappeln und andre Pappeln am liften. Das Wort rotwelsch" selbst ist gannersprachlich: es bedeutet liebsten anf feuchtem Boden. Der Prometh." fügt dem noch hinzu, Bettlersprache( rot= Bettler). Das Wort Stromer" begegnet daß an fumpfigen Orten wachsende Bäume einer besonders starten schon im Rotwelsch des 14. Jahrhunderts als Kehlabschneider". Wasseraufnahme und Verdunstung bedürfen, weil Sumpfwasser " Hochstapler" stammt aus den 18. Jahrhundert, aber das einfache weniger mineralische Bestandteile enthält, als das Bodentvaffer " Stapler " begegnet mit der Bedeutung brotsammelnder Bettler" trockener Orte. Da der Sumpfbaum also zu seiner Ernährung mehr schon im 16. Jahrhundert. Der Gauner" hat seinen Namen von Wasser bedarf, so muß er größere Mengen mit seinen Wurzeln auf dem rotwelschen joner( Falschspieler), das ebenso alt ist. Schwindler" fangen und durch seine Blätter verdunsten. Diese Annahme würde ist ein Gaunerwort, das erst um 1800 in der deutschen Verbrecher- uns zugleich die langgedehnte Form des Weidenblatts erklären, sprache auftritt. Man sieht aus diesen Beispielen, daß unsre Gemein- welches ohne Zweifel besonders geeignet ist, viel Wasser zu ver­Sprache eine große Fülle von Worten aus dem Rotwelsch übernommen dampfen. hat. Woher stammt diese Gauersprache num? Sowohl Judendeutsch wie Zigeunerisch sind durchaus vom Rotwelsch verschieden und geben mur einzelne Bestandteile her. Das Notwelsch wurzelt zum größten Mit diesem Vortrage eröffnete die Urania im neuen Jahre würdig bt. Faraday und die englische Schule der Elektrifer. Teil wirklich in unsrer Voltssprache, aber nicht in der Boltssprache die Reihe der Mittwochs- Vorträge, welche den Freitags- Vorträgen einer einzelnen Landschaft, sondern die niedrigen Sprecharten der der Royal- Institution, an welcher Faraday ein halbes Jahrhundert verschiedenen Landschaften liefern dazu die Bausteine. Wie schon er­wähnt, ist das Judendeutsch ein starkes Element der Gaunersprache. lang gewirkt hat, nachgebildet sind. Ein Landsmann des großen Bei einem alten Chronisten wird das Rotwelsch geradezu als Forschers, Prof. Silvanus Thompson , war eigens aus London keimisch"( jüdisch) bezeichnet. Auch dem zigeunerischen Sprachgebiet fluß zu schildern, welchen Faraday auf die Entwicklung unsrer Air­herüber gekommen, um das Leben, die Forscherarbeit und den Ein­ist manches entnommen, so balo( Schwein), grai( Pferd), charo schauungen über die Elektricität ausgeübt hat. ( Degen), maro( Brot) usw.

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Physikalisches .

Und dieser Einfluß ist ein umwälzender und grundlegender ges Die Versorgung des antiken Roms mit Wasser. In wesen. Zu einer Zeit, in welcher man gar keine Schwierigkeit einem vor der Institution of civil Engeneers" in London ge- darin erblickte, eine unvermittelte Wirkung ziveier Körper auf haltenen Vortrage, über den die Illustration" berichtet, verwies der einander durch den leeren Raum anzunehmen, fühte Faraday fich Vorsitzende des Vereins, Mr. Mausergh, die Behauptung, als feien von einer solchen Vorstellung im höchsten Maße abgestoßen und die alten Römer mit Wasser im Ueberfluß versorgt worden, in das bildete andre Anschauungen aus, welche heute die Grundlage unsrer Gebiet der Fabel. Das Wasserquantum, das durch die von Kenntnis von der Wirkung der Elektricität bilden. Auch der große Frontinus beschriebenen Aquädukte täglich nach Rom geleitet wurde, Landsmann Faradays, der unsterbliche Newton, welcher 150 Jahre schäßt Brony auf ungefähr 1400 000 Stubifmeter. Aber Mausergh früher die Lehre von der allgemeinen Gravitation oder Schivere der weist die Absurdität dieser hohen Ziffern nach, die eine schlechter- Himmelskörper begründet hatte, glaubte nicht an eine unvermittelt dings unmögliche Schnelligkeit des Abflusses voraussetzen. Schon durch den leeren Raum wirkende Kraft. Daß die Sonne eine Wirkung auf früher war Herschel auf Grund eingehender Studien zu dem die 20 Millionen Meilen entfernte Erde ausübt, ohne daß zwischen beiden Ergebnis gelangt, daß die neun Wasserleitungen, mit deren Auf- Körpern sich etwas befindet, was diese Wirkung übermittelt, schien ficht Frontinus betraut war, wahrscheinlich nur 315 000 Subit- ihm eine ganz undenkbare Vorstellung. Da er aber über solche, meter liefern konnten, von denen hinwiederum 112 000 unterwegs Bwischenwirkungen nichts feststellen konnte, sprach er von der verloren gingen oder nutzbar gemacht wurden, so daß nur 203 000 Gravitation als einer Kraft, deren Wirkungen sich so darstellen lassen, nach Rom famen. Wir wissen überdies von Plinius , daß die neun als ob es sich bei ihr um eine reine Fernkraft handle. Aquädukte Roms nur selten gleichzeitig funktionierten und daß im allgemeinen stets zwei oder drei wegen Reparaturen außer Benutzung waren, so daß man das täglich in Rom verbrauchte Quantum Wasser auf etiva 144 000 Stubikmeter veranschlagen muß. Demnach trifft nach Maßgabe der Bevölkerung Roms im ersten Jahrhundert it. Chr. ein Volumen von 144 Liter auf den Kopf ziemlich wenig, wenn man bedenkt, daß durch die Bäder und die öffentlichen Springbrunnen ein großes Quantum verbraucht wurde. Auch muß man in Rechnung ziehen, daß die Bevölkerung ihren Bedarf aus zahlreichen andren Quellen bezog.

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Als dann auf Grund der Newtonschen Lehre die Wissenschaft von Erfolg zu Erfolg eilte, gewöhnte man sich an die Vorstellung der Fernkräfte, und die darin liegende Schwierigkeit wurde allmählich ganz übersehen; dies Uebersehen war ein so vollständiges, daß man sogar die Geseze der magnetischen und elektrischen Kräfte, welche einige äußerliche Aehnlichkeit mit der Wirkung der Schwere zeigten nach diesem Muster zu erforschen suchte und sie ohne weiteres als Fernkräfte annahm. Aber zu derselben Zeit, in welcher auf Grund dieser Borstellungen auf dem europäischen Kontinent die glänzendsten Gelehrten mit dem Ausbau der elektrischen Theorien beschäftigt