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waren, arbeitete in England der stille Forscher, der unabhängig und wird durch einfaches Ziehen an dem Kettchen des Kleinstellers vie frei von diesen verwirrenden Vorstellungen eine schier endlose Fülle die elektrische Bogenlampe sofort zur vollen Leuchtkraft gebracht. neuer Thatsachen auffand, welche unfren Kenntnissen von der Elektricität eine völlig neue Grundlage gaben. Danach ist es lediglich das den Raum erfüllende Agens, nenne man es mum Aether oder wie man sonst wolle, in welchem Veränderungen magnetischer und elektrischer Art vor sich gehen, die von Teilchen zu Teilchen sich fortpflanzend die Wirkung auf die entfernten Magneten und Ströme übertragen.

Faraday hat nicht die reguläre fachmäßige Ausbildung eines angehenden Naturforschers auf einer Universität genoffen, und viel leicht war es gerade dieser Umstand, der ihn vor den zu seiner Zeit gangbaren Vorurteilen der Schule bewahrte; doch nur vielleicht, möglicherweise hätte sein Genius die Vorurteile durchbrochen, auch wenn er in ihnen groß geworden wäre.

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Der große Vorteil dieser neuen Beleuchtung liegt nun in dem äußerst geringen Verbrauch an Gas, so daß sich diese Lichtquelle wesentlich billiger stellt als eine elektrische Bogenlampe. Eine Bogens lampe von 8 Ampère, die bekanntlich leider immer mit einer zweiten Bogenlampe zusammen brennen muß, um wirtschaftlich zu arbeiten, selbst dann, wenn man nur eine intensive Lichtquelle benötigt, fostet bei einem Strompreise von 55 Pf. für die Kilowattstunde 25,5 Pf. Das neue Lukas- Licht dagegen braucht nur 330 Liter Gas pro Stunde, in Städten, wo, wie zur Zeit in Berlin , der Kubikmeter Gas 16 Pf. foftet, stellt sich mithin die Brennstunde der Lukas- Lampe nur auf 8,5 Pf. Das elektrische Bogenlicht entwickelt 455 Normalferzen Lichtstärke, während das Lukas- Licht, trotzdem es dreimal billiger ist, sogar 500 Kerzen Leuchtkraft entfaltet. Wie bedeutsam die Kostenersparnis ist, läßt sich aus dem folgenden Beispiel leicht ersehen:

Ein Geschäft, welches bis abends 9 Uhr geöffnet ist, braucht im Jahre an 1060 Stunden künstliche Beleuchtung; sollen nun durch­schnittlich 500 Kerzen Leuchtkraft von einer Lichtquelle entfaltet werden, so foftet die elektrische Bogenlampen- Beleuchtung rund 270 M., während das Lukas- Licht mur 90 M. Gas verbraucht. Die Bogen­lampe bedarf bekanntlich täglich des Nachsehens und des ungemein häufigen Ersatzes der Kohlenstifte, dagegen braucht die Lukas- Lampe mur etwa alle 8-14 Tage der Erneuerung der Strümpfe im Jutereffe der Intensivität des Lichts.

Seine Schulbildung war eine sehr geringe. Als Sohn armer Eltern geboren( 1791) fein Vater war Grobschmied, die mit Kindern reich gefegnet waren, fonnte er nur eine niedere Schule, und auch diese nur wenige Jahre besuchen. Schon zu Anfang seines 13. Lebens­jahrs tam er zu einem Buchbindermeister in die Lehre, dem er zu nächst als Laufbursche diente und bei dem er denn sieben Jahre lang das Handwerk lernte. In dieser Zeit bildete er sich emsig durch eigne Arbeit weiter. Im letzten Jahre seiner Lehrzeit besuchte er an vier Freitagen die Vorlesungen, die der berühmte Chemiker Davy an der Royal- Institution hielt. Notizen über diese Vor­Lesungen fandte er ein Jahr später, als er sich an Davy um eine Anstellung in dessen Laboratorium wandte, an diesen zugleich mit seinem Briefe. Daby stellte ihn zunächst als Laboratoriums­gehilfen, später als Assistenten an und nahm ihn in den beiden folgenden Jahren, 1813 und 1814, auf eine große Sie Reise ins Ausland, nach Frankreich , der Schweiz und Italien , als Gehilfen mit. Diese Reise brachte Faraday mit den bedeutendsten Naturforschern, mit Ampère, Humboldt, Gay Lussac , Volta u. a. in persönliche Berührung und erweiterte seinen Gesichtskreis in ungeheurem Maße; sie ersetzte ihm durch die Fülle bon Anregungen, die er empfing, gleichsam das mangelnde Univer sitätsstudium.

Nach seiner Rückkehr wurde er Assistent an der Noyal- Juſtitution, später Direktor des Laboratoriums, welche Stellung er bis an fein Lebensende( 1867) bekleidete. Seine erfolgreiche Arbeit war lediglich der Ausfluß des Dranges nach Klarheit über die Zusammenhänge in den Naturerscheinungen, nie hat er sie zu persönlichem Gewinn zu verwerten gesucht. Dazu habe ich keine Zeit", lautete seine Ant­wort, als ein Freund ihm vorschlug, auf seine Entdeckungen und Erfindungen Patente zu nehmen.

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Die erste Anerkennung fanden seine Jdeen in England, wo sie bon Magwell weiter ausgebaut wurden. Auf dem Festland wurden sie besonders von Helmholz aufgegriffen, durch den an­geregt er die schönen Versuche ersann, welche das thatsächliche Borhandensein der elektrischen Wellen jedermann vor Augen führten, die in der drahtlosen Telegraphie bereits zu praktischen Erfolgen ge­führt haben. Doch ebenso wenig, wie bei den elektrischen Kraft­maschinen auch fie beruhen ja auf der von Faraday entdeckten elektro- magnetischen Juduktion liegt hier die Bedeutung in der praktischen Anwendung, die immer eine mehr oder minder zufällige sein muß; die größte Bedeutung dieser Arbeiten liegt in ihrem Wert für die menschliche Erkenntnis.-

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Technisches.

gr. Das Lukas Licht. Das elektrische Bogenlicht hatte bisher den Vorzug, für die beste Beleuchtung in Bezug auf erreich­bare Lichtstärke und Wirtschaftlichkeit des Betriebs zu gelten, da die Gastechnik trotz der gewiß ungeheuer bedeutenden Berbesserung durch die Erfindung des Glühstrumpfs sich bis jetzt vergeblich bemüht hat, einen gleichwertigen Beleuchtungsgegenstand zu schaffen. Wohl ist es gelungen, für manche Zwede in Form der Preßgas- und der Hydro­preßgas- Beleuchtung den Vorteil zu erreichen, daß das Gas wenigstens bezüglich der Lichtstärke mit dem elektrischen Bogenlicht konkurrieren konnte. Leider find aber Breßgas und Hydropreßgas nur anwendbar, wenn man die zum Betrieb derselben unbedingt nötigen besondren Anlagen Herstellen lassen kann. Weil nun diese umständlichen Gasbeleuchtungs­Arten sowohl im Betriebe, als auch in der Bedienung sehr teuer zu stehen kommen, so haben sie nicht Eingang finden können, zumal fie auch in der Konstruktion sehr kompliziert sind und daher mit großer Borsicht und Sorgfalt gewertet werden müssen.

Humoristisches.

- Böser Handel Erster Journalist: Was haben denn für den aufreizenden Leitartikel bekommen?" 8 weiter Journalist: Hundert Mart." Erster Journalist: Donnerwetter, das ist aber ein an­ständiges Honorar."

8 weiter Journalist: Ach, nicht doch, ich meine Hundert Mart Strafe."-

Zwischenruf. Dichter( sein Drama vorlesend): Der Erste floh, der zweite floh, der Dritte floh desgleichen." Theaterdirettor: Allmächtiger! Das ist ja das reine Iohtheater!"-

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- Ach so! Der Radfahrer Haylinger steht mit seinem Freund Tretloff vor einem Barnum- Plakat:

" Da mußt grad staunen, was der Barnum nicht alles bringt!" Das ist wahr, er hat sogar einen Radfahrer, der sich selbst über den Bauch fährt."

Na- ist's möglich!"

Ja- mit der Hand natürlich."

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Notizen.

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( Luft. BL.)

-Herr Goldner" ist der Titel des neuen Lustspiels von Georg Hirschfeld , dessen Erstaufführung im Deutschen Theater stattfinden wird.

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Hedwig Niemann Raabe wird im Februar im Berliner Theater in La robe rouge" in der Haupts rolle( bastische Bäuerin) gastieren.- Ober- Regisseur Render vom Deutschen Theater in Prag wurde zum Direktor des Züricher Stadt. theaters für die nächste Saison gewählt.

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Maeterlinc soll jetzt am Münchner Marionetten theater aufgeführt werden. Bei Sternenschein? Frau Schumann- Heint tritt mit dem Beginn der nächsten Saison als ständiges Mitglied in den Verband des Opern hauses ein, ebenso Frl. Anna Rheinisch, die während zweier Jahre an das Stuttgarter Stadttheater beurlaubt war.

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- Die nächsten Novitäten des Opernhauses werden. Samson und Dalila " von St. Saens und Der Pfeifer tag" von Schillings sein.

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- Mag Schillings, dem Maeterlind seine Dichtung Schwester Beatrice" zur Komposition eingesandt hatte, hat das Anerbieten mit der Bemerkung abgelehnt, daß das Werk un­geeignet zur Komposition sei.

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C. Eine Versteigerung von Instrumenten der Das neue Lutas- Licht, welches in Berlin zunächst in der Friedrich- alten italienischen Schulen hat fürzlich in London stattgefunden; straße, zwischen Tauben- und Leipzigerstraße, als Straßenbeleuchtung sie hatte eine größere Anzahl von Liebhabern angezogen. Zwei erprobt werden soll, ist eine Beleuchtungsart, die den Leuchteffekt der Geigen von Gian Battista Guadagnini wurden für 145 bezw. Breßgasbeleuchtung mit der Einfachheit des gewöhnlichen Gas- 155 Pfd. Sterl. verkauft; der Geigenbauer, der Schüler seines glühlicht- Brenners verbindet. Dieser Erfolg wird in geradezu über- Vaters, der selbst ein Schüler von Stradivarius war, war das raschend einfacher Weise dadurch erzielt, daß der Cylinder dieser Haupt der Schule von Cremona . Für ein Violoncello von Ferdi Gasglühlicht- Intensivlampe in eine lange Röhre, die als Schornstein nando Gagliano wurden 400 Pfund gezahlt, für ein andres von bezeichnet wird, mündet und so eine Luftströmung erzeugt, die das Giovanni Battista Rugeri, der in Cremona gegen Ende des 17. Jahr­Gas mit großer Geschwindigkeit mit sich fortreißt und den ent- hunderts arbeitete, 56 Pfund. sprechend großen Glühstrumpf zum Glühen bringt. Die dichte Ver­In Olmüz( Mähren ) hat eine Frau bei der unlängst statt­bindung zwischen dem Glascylinder der Lampe und dem langen gehabten Volkszählung die Rubrik Sauptbeschäftigung" Abzugsrohre wird mittels einer Asbestscheibe gesichert. Das Lukas- mit der Angabe" Schwiegermutter" ausgefüllt. Licht( so nach seinem Erfinder Lutas" benannt) bedarf also keiner besonderen Anlage, sondern wird wie das gewöhnliche Gasglühlicht leicht an jede Gasleitung angeschlossen, ist sofort betriebsfertig und Sonntag, den 13. Januar.

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Die nächste Nummer des Unterhaltungsblatts erscheint am

Verantwortlicher Redacteur : Paul John in Berlin . Druck und Verlag vs May Bading in Berlin .