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Das Beffemer Verfahren gedich in Deutschland nicht schnell zu„ Noch sieben.". Das Mädchen hatte rasch die einzelnen Stücke folcher Verbreitung, wie in England und Amerita. Es lag das durchgezählt. daran, daß die deutschen Eisenerze und das aus ihnen gewonnene Noch sieben!" Die Mutter fenfate. Wie spät ist es schon?" Roheisen phosphorhaltig find, während England und namentlich die Die Tochter sah nach der kleinen Weckeruhr, die am Fenster auf Vereinigten Staaten schier unerschöpfliche Gruben mit ganz phosphor- der Kommode stand:" Halb zivei." freien Eisenerzen befizen. Etwa 99 Proz. aller in Deutschland ge=" Halb zwei? Dann werden wir gut fertig." grabenen Eisenerze find phosphorhaltig, und der Phosphor wird bei dem geschilderten Verfahren nicht aus dem Eijen entfernt. Phosphorhaltiges Eisen aber ist für die Technik gänzlich unbrauchbar.
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Eine Aenderung trat in dieser Beziehung erst ein, als im Jahre 1879 Thomas und Gilchrist eine Abänderung des Bessemer Verfahrens erfanden, durch die es ermöglicht wurde, auch den Phosphor während des Prozesses aus dem Eisen zu entfernen. Die Bessemerbirne war nämlich mit einem Futter aus Quarz, d. i. im wesentlichen Kieselsäure, versehen, und die Gegenwart dieser Kiefelsäure bedingte die Beständigkeit des Phosphors. Thomas wandte nun ein Futter aus gebranntem Dolomitpulver an, das mit Teer verkittet war. Beschickte man dann die Birne zugleich mit dem Eisen mit gebranntem Kalt, so bildete sich eine phosphorhaltige Kaltschlacke( Calciumphosphat); diese Schlacke hat gerade wegen ihres Phosphorgehalts eine sehr bedeutende Wichtigkeit für die Landwirtschaft als Düngemittel gewonnen, und die Eisenwerke können gar nicht so viel Thomasschlacke liefern, als auf dem Lande verlangt wird.
" Sa."
Du bist wohl sehr müde."
Ach es geht noch!" Die Tochter versuchte einen hellen munteren Ton, er gelang ihr aber schlecht. Ihre Augenlider zuckten. Sie stützte den Kopf in die Hand.
Wenn wir nur bloß fertig werden." Die Mutter trat etwas rascher zu; die Räder kamen in Schwung.
Die Tochter fuhr auf:" Ja, ich mach' ja schon!" Sie fing von neuem an zu streichen. Scharf kragte die Nadel über das feine Linnen. Dann hielt sie wieder einen Augenblick inne: Wir haben ja gar nicht mehr viel. Das hier ist das letzte zum Streichen, dann tippe ich gleich die Priesen um, und die übersteppen, das geht doch schnell. Aber dann noch die Knopflöcher." Indi nod 9991
" Ja, die Knopflöcher." Sie schwiegen wieder beide. Die Mutter schob ein neues Heind unter die Maschine:" Nimm doch von dem diceren Garn dazu, damt geht es doch schneller."
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Roch auf ein zweites Verfahren zur Gewinnung von Flußeisen muß eingegangen werden, das neun bis zehn Jahre jünger ist, als die Erfindung Bessemers, und dem Bessemerprozeß nicht nur ebenbürtig, sondern sogar überlegen ist, das sogenannte Martin- hemden- Knopflöcher machen." Verfahren.
Dasselbe geht auf eine Erfindung der Brüder des bekannten Werner Siemens zurück, welche die Flammengase selbst noch zur Erhizung benutzten und benutzten und dadurch auf dem Herd be
deutend höhere Temperaturen erzielten; der Tigel, in welchem man bis dahin Gußstahl in geringeren Mengen erzeugt hatte, wurde hierzu durch einen überwölbten Herd eines Flammen ofens ersetzt, der ähnlich wie die Bessemerbirne ausgekleidet war, so daß er auch mit phosphorhaltigem Eisen beschickt werden kann. Nachdem man hier mit dem Roheisen zugleich schmiedbares Eisen hineingeschickt hat man verwendet dazu alles mögliche alte Eisen und Eisenabfälle, den sog. Schrott geht der Prozeß ähnlich wie in der Bessemerbirne vor sich auch hier ist das Endprodukt kohlenfrei, aber sauerstoffhaltig, und muß daher nachträglich wieder eine Buführung von tohlenstoffhaltigen. Substanzen eintreten.
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Dem Bessemer und Martin- Verfahren gegenüber spielen alle andren Prozesse zur Gewinnung des Flußeisens nur eine unter geordnete Rolle. Das Schweißeisen, das man ja aus der Schlacke heransholen muß und das daher immer schladehaltig ist, wird völlig vom Flußeisen verdrängt, weil dieses bedeutend größere Festigkeit besitzt. Die Eisenproduktion hat daher, in den letzten Jahrzehnten gewaltig zugenommen; 1840 betrug die Eisenproduktion der Welt erst 2900 Millionen Kilogramm, 1870 bereits über 12, 1890 über 27 und gegenwärtig 41 Milliarden Kilogramm. Das find Mengen, bei denen unsre Vorstellung versagt. Bauten wir auf einem Quadrat meter dieses Eisen in einer Säule auf, so würde dieselbe die Höhe des Erdradius, also fast 860 Meilen erreichen.
Schon aus den geschilderten Verfahrungsweifen geht hervor, wie die große Industrie die Kleine hier völlig verschlingen muß; ebenso bei der Produktion von Roheisen, das größtenteils zu Fluß eisen verarbeitet wird. Die Zahl der Hochöfen geht beständig zurück; 1872 hatten wir in Deutschland 348 Hochöfen, ihre Zahl faut in den Jahren 1884, 1890, 1893 auf 252, 222, 204. Gleich falls verminderte sich die Belegschaft, wenn auch nur wenig; fie fant von 26 000 auf
Damit ich morgen wieder was zu hören friege im Geschäft. Sie paßt ohnehin schon so auf die Knopflöcher, niemals sind sie ihr dicht geing." Dann fag' ihr, fie sollen wenigstens drei Mark für das Duzend Hemben geben, bei zwei Mart fünfzig fann man doch keine Ober" Ja, sie wollen's doch aber so haben, man muß doch schon." " Ja man muß!" Die Mutter seufzte und lehnte sich hintenüber. Jetzt werde ich müde," sie rieb die Augen.
Als ob das ein Wunder ist, drei Nächte hintereinander auf. Ich ' ne Kanne Kaffe tochen."
werbe uns rafeh ne sall
Aber die Frau schüttelte den Kopf. Nein, nein, laß nur; bleib' bloß bei der Arbeit, ich bin auch schon wieder munter. Wir legen uns um sechs noch' ne Stunde hin, bis dahin werden wir ja wohl fertig fein."
, Fa.“ Das Mädchen antwortete jes rein mechanisch, ihr Kopf fiel schwer auf die Brust, flog aber schon im selben Moment mit einem Ruck wieder in die Höhe.
Die Mutter feufzte von nenem: Ja, ja, laß man gut sein, Klärchen, wenn wir fertig sind, haben wir diesen Sonnabend auch fünfzehn Mart."
Ja, fünfzehn Mark." Es zitterte wie Hohn in des Mädchens Stimme. Sie lehnte fich an den Stuhlrücken und sah über die Arbeit fort durch das Fenster:" Jetzt macht der Bäcker drüben schon auf."
Die Mutter antwortete nicht, fie nähte weiter, erst nach einer ganzen Weile hob sie wieder das Haupt: Ja und es wird ja doch nicht ewig währen, laß doch den Hans nur erst aus der Schule sein, dann verdient der auch' n bißchen. Der Kaufmann drüben hat schon gefagt, er nimmt ihn als Lehrling und giebt ihm monatlich fünfzehn Mart, dann haben wir ja da auch Hilfe."
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" Jawohl, große Hilfe!". Wieder der zitternde Hohn in der Mädchenstimme.
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Die Mutter schüttelte den Kopf: Wie Dit das fagst Klärchen! Schäm Dich doch, so'n junges Ding, um so'n bißchen Arbeit! Sigen noch ganz andre Leute auf wie Du! Hab' Dich nicht!" Sie fing an au fchelten fie hätte eigentlich viel lieber gelveint aber sie wollte nicht weich werden, nicht den Groll aufkommen lassen, der auch ihr am Herzen fraß. Sie faut ordentlich in Etstafe, auch die Räder fetten fich in höchsten Schwung, blieben dann aber plöglich still 24 000, 24 000 Mann. Aber stehen. Die Mutter riß das Hemd mit zornigem Rod herum:" Ja, enorm stieg die Produktion dieser Defen; sie betrug 2, 3,6, 4,7, fie werden ims auf den Kopf kommen, tvennt wir hier immer 5 Millionen Tonnen und demgemäß mußte auch die durchschnittliche nachts Maschine nähen. Die Köchin von unten hat schon Leistungsfähigkeit jedes Ofens steigen: von 5770 Tonnen pro Jahr gesagt, der Herr will sich beim Wirt beschweren über das Geraffel, auf 14 000, 21 000, 24 500 Tonnen pro Jahr. So hat sich auch die feine Frau fönnte keine Nacht schlafen. Herr Gott, Klara, Leistung des einzelnen Arbeiters an der Erzeugung des fachlichen im weinſt Du auch noch!" Sie stampfte ungeduldig mit dem Reichtums ganz ungeheuer gesteigert; wie weit das dem Arbeiter Fuß auf. Müßte die da es einem noch doppelt fühlbar machen das selbst zu gute kommt und welche Folgerungen daraus zu ziehen find, Elend? Warum hielt sie nicht stille? Warum begehrte sie auf im ist an einem andern Blaze zu untersuchen, Wir wollen hier nur Jugendtrotz? Aenderte man damit etwas? Fügen lernen sollte die immer wachsende Bedeutung des Eisens, speciell des Flußeisens fie sich, fügen, fügen! Weiter blieb ja doch nichts übrig. Sie hervorheben, das man mit Recht bezeichnen kann als das Bau- ballte die Hände; zornig fuhr sie das Mädchen an:„ Laß das material der Zukunft. Heulen fein!"
Kleines Feuilleton.
Bt.
oe. Ju der Nacht. Sie hatten sich dicht neben den Ofen gesetzt, es war aber auch hier noch falt. Das Feuer war lange ausgebramit. Die Kacheln fühlten sich faum noch lauwarm an.
Die Mutter faß an der Maschine. Sie trat vorsichtig. Die Räder gingen leise und gedämpft. Die Tochter machte Handnäherei; fie strich die Falten an den Hemdenpassen. Keine von beiden sprach, schweigend faßen sie in dem tiefen Schweigen der späten Nacht.
Die Mutter hatte ein Stück fertig und warf es auf den Stuhl neben sich, das Mädchen reichte ihr ein andres hinüber. Wieviel find es noch?" fragte die Mutter,
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Die Kleine zudte mit feiner Miene, ihre Thränen aber rannen noch immer. Dann sagte fie plöglich:" Die unten hören uns heut nicht. Da ist gar keiner zu Haus'."
So feiner?" die Mutter war wieder ruhig. Gott , fie gürnte ja der Kleinen gar nicht, aber man durfte ihn gar nicht aufkommen laffen den Troy nein bloß nicht! Was sollte denn dann werden? Das Mädchen zog den Faden durch die Arbeit.
か!
Sie sind alle zum Ball."
„ So?"
" Ja, ich habe sie fortgehen fehen gestern, und die Frau hatte rote Seide an und die Tochter weiße Spizen, und dann sagten sie zur Köchin, fie tämen erst früh am Morgen wieder, und die Tochter fagte: Jch tauze die ganze Nacht."
Sie ließ die Arbeit einen Augenblick finken und sah ins Leere, und mit halblauter Stimme wiederholte fie: Ich tanze die ganze Nacht!"