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Als der Lieutenant dann fortgegangen war, hatte ihm|( 1840-1876), ein längst geachtetes, hier aber derzeit so gut wie Karl draußen am Gitterthor etwas deutlich seine Meinung unbekanntes Werk. Der Komponist der Oper Der Widerspänftigen gefagt; am nächsten Tage hatte es einige steiffeierliche Besuche Bähmung" hat Schillers Nenie" für Chor und Orchester in einer gegeben und am übernächsten Morgen hatten sie den Ver- Weise vertont, die zwar nicht gerade neue Wege schlägt, aber doch über dem Durchschnitt der Cantaten- Komposition als eine ergreifend teidiger der Ehre des Hauses schwer verwundet heimgebracht; ernste Schöpfung steht. Die ersten Verse:„ Auch das Schöne muß der Lieutenant aber, ebenfalls, aber leichter verlegt, war seit sterben!" usw., und die letzten Verse:„ Siehe, da weinen die dem unsichtbar geworden. Götter" usw. mit besonders ansprechender Vertomung der Stelle: Alle im Hause Ebelein waren in tiefer Erschütterung. daß das Vollkommene stirbt" werden von der Gesamtheit Der Vater dachte in schwerer Bekümmernis an den braven der Stimmen mit der üblichen Häufigkeit und EindringJungen, den Karl, der vielleicht oben in seinem Zimmer lichkeit der Wiederholungen ausgestaltet. Dazwischen bringt vier Gruppen von Gesangsstimmen je einen jetzt schon mit dem Tode rang. Die Mutter entpfand über je eine der alles den Skandal, und die Tochter weinte um den nun under Doppelverse, die von Beispielen erzählen. Dasselbe wiederbringlich verlorenen Offizier. Aber dabei neigte sich oper, Die Feen" bekannt; außer interessanten Harmonienfolgen Konzert machte uns mit einer Stelle aus R. Wagners Jugenddie Mutter sowohl als vor allem die Tochter dem ritterlichen war aus diesem Stüdchen nicht eben etwas Besonderes herauszulesen. Karl zu. Vivi besonders hatte zum erstenmale Gelegenheit, Einige Teile aus Wagners, Parsifal ", zweiter Aft, waren eine die edelste Seite der weiblichen Natur zu offenbaren. Sie dankenswerte Erinnerung an das, was der gesamten kunstfühlenden pflegte aufopferungsvoll den, der für sie in den Zweikampf Welt dieses Weihfestspiel sein kann. Die Vorführung von gegangen war, und in dieser Aufopferung brach auch eine Beethovens Fantasie für Klavier, Soli, Chor edle, dankbewußte Neigung durch. Der Leidende merkte das und Orchester, Op. 80, dieſem bis in Einzelheiten vorbildlichen wohl und das graufante Weh seines Schmerzenslagers, die Urbild der„ Neunten Sinfonie", war ebenfalls eine gute That. Die ernste Gefahr, alles Düftere wurde ihm durch einen freund- täten. Der Dirigent Kurt Sösel gehört, wie zumal feine Ausführung all dessen schwankte zwischen gar verschiedenen Qualilichen Sonnenstrahl verklärt. Leitung von Beethovens Coriolan" Ouverture zeigte, einer Als er dann nach zehn bangen Tagen scheinbarer Besserung guten alten Zeit alt, int der man jeden Tatt dem schnell und unerwartet gestorben war, hatte Vivi im ganzen andern möglichst gleich machte. Inter den Solisten Hause wohl das bitterste Weh zu tragen; ihn hatte sie auf- ragten der bekannte Kammerfänger Karl Perron( dem aber richtig lieben gelernt, ihm hätte sie ihr Leben gern geweiht. die Slingfor- Stimme zu tief liegen dürfte) und die Führerinnen des In diesen zehn Tagen war ihr eine selige Hoffnung auf- Blumenmädchenchors hervor; sonst gab's manches Bedauerliche; der gegangen, einal glücklich zu sein, glücklich von innen heraus; Chor zeigte im ganzen ein tüchtiges Studium. das war ein kurzer Traum gewesen, und mun war alles leer um fie.
Die Mutter sah freilich mit dem Sarge Karls auch alle ihre Pläne in den Boden sinken, denn der Neffe hatte ja den andern auch vertrieben. Aber allzu tief ging's ihr nicht, und fie gab Hoffnung, von allen Beteiligten zuerst ihre innere Ruhe wieder zu finden.
Der Vater, ohnedies leidend, war völlig niedergefchlagen; ihm war Karl wie ein plötzlich geschenkter Sohn gewesen, seitdem er zurückgekehrt. Und nun mußte der tüchtige, junge, fräftige Mann sterben! Er rang Tag und Nacht die Hände, auf seinem Marterstuhl liegend, und wollte ganz verzweifeln. Ringelmann hatte versucht, ihn zu sprechen wegen jenes Besuchs des Professors Kießling, aber vergebens. ( Fortsegung folgt.)
org in Gr
Aus der musikalischen Woche. Noch immer stecken wir tief im Winter. Daß der Jamnar vorfiber ist, thut nichts. Februar hat seine Mucken, Baut aus Eis oft feste Brucken ." Und dann danert es noch Monate, ehe es grün wird, und dann noch Wochen, che nach den Rückfällen des Mai wirklich auf schöne Zeit zu rechnen ist. Ehe nicht die Krähen vom Schneefeld gehen, glaubt der Bauer au fein Frühjahr, und ehe nicht der„ Bock" abgetrunken ist, glaubt der Münchener an feinen Sommer. Und träht im April der Hahn auf dem Mist, so ändert fich das Wetter, oder es bleibt wie es ist".
Nicht anders gehts mit dem Wandel der musikalischen Jahreszeiten. Auch hier werden uns im Februar noch ordentliche Eisbrücken gebant werden. Auch hier wird uns das Tautvetter des März noch tiefe Moräste und der Mai noch hageldice Rückfälle bringen. Ehe nicht das Orchester der Berliner Bürgerschaft, das philharmonische, seine Instrumente zur Reise gepackt hat, und ehe nicht die letzten österlichen und pfingstlichen Oratorien abgesungen find, glaubt der Konzert- Freiberger an teine Erholung vom Zwang der Freibillets. Und hat Fran Lilli Lehmann ihr angeblich letztes Konzert gegeven, so ändert sich das Konzertleben, oder es bleibt wie es ist.
Das alljährlich wiederkehrende Sängerpaar Anna und Eugen Hildach vertritt in längst anerkannter Weise die Welt einer guten Gesangs Unterhaltung. Einige Duette von Georg Henschel , einem in England wirkenden Sänger und Komponisten, gehören zu dem, was man je nach Geschmack entweder nicht übel" oder aber fad" nennt. Anders die Sopranlieder eines Berliner Modernen, Hans Hermann: fie bringen einen lebhaften Ausdrud nach Wagners Weise, als wären fie aus Pfiguers" Armem Heinrich" ein Herausherausgeschnitten, halten sich vorwiegend an arbeiten des Einzelnen und ergehen sich im übrigen in den 111111 typisch werdenden üppigen Begleitungs- Figuren. Einige Lieder von Engen Hildach selber zeigten sich von diesen Eigentümlichkeiten weit entfernt; fie enthalten in ihrer Bescheidenheit etwas Warmes, selbst Jiges. Der Sänger verfügt über eine volle sympathische Stimme, mit einigen Mängeln in der Konsonanten bildung und mit einem ansprechenden, doch nicht sehr tiefgehenden Ausdruck; die Sängerin war wahrscheinlich durch ein Familienleid, das bereits eine Verschiebung des Konzerts verursacht hatte, an einer vollen Entfaltung ihres Könnens gehindert. Doch erkannte man bei lebhaft ausgreifenden Liedern eine gute Stimme und Schulung: jedenfalls möchten wir raten, noch für eine gesättigtere Färbung mancher Vokale und für eine festere Tonhaltung namentlich au Anfangsstellen zu sorgen.
Klagen über typische Kunstgesangsmängel brachte auch mein Vertreter heim, der das Konzert von Marie Kornatis und Her mann Lafont hörte. Die erstgenannte Sängerin, meines Erinnerus eine fleißige Kirchenfängerin und als solche den Gefahren dieser Eangesgattung ausgefeßt, befißt, wie ich höre, eine träftige Stimme, doch mit unschöner Klangfarbe und unvollkommener Ausbildung; sie verfügt über fein eigentliches forte; der Ausak der Kopftöne, besonders im Piano, flingt sehr heifer ein Zeichen, daß dieje eben nicht richtig gebildet sind; auch die Aussprache läßt viel Der Vortrag hingegen ist ganz temperaments zu wünschen übrig. voll, allein für den Konzertsaal viel zu dramatisch. Der an zweiter Stelle genannte Klavierspieler besitzt eine sehr gute Technik und einen schönen Ton, doch im Vortrag nichts besonders hinreißendes.
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Einen im allgemeinen ungetrübten Genuß bot der erste von drei populären Quartettabenden der Herren Halir und Genossen. Sie spielten u. a. das Harfenquartett" von Beethoven , das mittlere der drei in Es- dur geschriebenen, mit bewunderungswürdiger Feinheit und Bewegtheit und wie z. B. in der z: veiten Variation des vierten Sayes die Bratsche bewies ohne falsche Bescheidenheit". Alles Milde, Zarte, vielleicht mit einem Zuviel an Pianohauch, gelingt wunderbar; das Große, Scharfe freilich nicht so. Im vierten Sag könnte der Schluß der ersten Periode des Themas, im dritten das Hauptthema und der Schluß des Trios noch eitergischer, Konzentrierter genommen werden. Schließlich ist es individuell, ob man sich mehr eines zarten Dufts erfreut oder sich mehr nach einer noch größeren Leidenschaft und Tiefe sehnt.
Der Beobachter des Musiklebens. dem es nicht auf die Chronik der einzelnen Vorgänge, sondern darauf ankommt, aus ihnen typische Kennzeichnungen unsrer tonkünstlerischen Gesamtverhältnisse zu gewinnen, steht immer vor der Gefahr, sich in diesen winterlichen Schneemassen und Schneestürmen zu verirren und zu verlieren. Schon weil man vor den Konzerten, die man zum Besuch ausgewählt hat, noch nicht recht weiß, ob fie auch wirklich durch ihre Charakteristik und eventuell durch ihre Tüchtigkeit die Wahl recht- In dem Maße, als die neuere deutsche Musik namentlich seit fertigen werden. Zudem sind die besten Konzerte nicht immer die Philipp Emanuel Bach , dem einen Sohn Johann Sebastian Bachs , zu typischesten. So war es am letzten Montag mit dem großen Chor- den heute üblichen freieren Musikformen weitergeschritten ist, behauptet und Orchester- Konzert von Dresdener Künstlern. Die Dresdener der früher dominierende strenge Stil" zunächst mehr nur eine Musikerkreise haben immer etwas in Bereitschaft, das uns fehlt. historische Stellung. Sein Wesen liegt darin, daß in ihn der Sie befizen nicht nur sehr beachtenswerte Konservatorien( im Komponist sich der Hauptsache nach an eine bestimmte Anzahl von Land der hellen Pädagogen!) und jetzt sogar eine Volts- Stimmen bindet und diese ganz selbständig, nicht als Begleitung Singakademie: sie haben auch auch Komponisten wie Draefete oder Füllung behandelt; seine wohl systematischte Form ist die and Nicodé. Thre Dreyfiigiche Singatademie" Fuge, die" Flucht" der mehreren nacheinander einseßenden und nach rachte in jenem Konzert von einem früh Berstorbenen, der übrigens bestimmten Gestaltungen geführten Stimmen. In der That ist gimeist in der Schweiz gewirkt hatte, Hermann Gög freilich der strenge Etil feineswegs bloß historisch geblieben; er