Anterhaltungsblatt des Vorwärts

Nr. 25. a

25]

Dienstag, den 5. Februar.

( Nachdruck verboten.)

Der Kaffl vom Hollerbräu.

Roman von R. von Seydlik.

In einer Viertelstunde wußte Ningelmann mancherlei. Sie fehnte sich fort, das Leben hier war unerträglich geworden. Schon, wissen S, wegen die Gäst. A anständige Frau kann das nit derleid'n auf die lange Zeit. Zudringlich, mei, wissen Gna ja, es is ja wahr,' s Geschäft verlangt's ja, daß s' recht viel trinf'n."

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" Na, hab'n S Angst jetzt, geltus, weil der Mann fort is?" fragte er.

"? Angst? O mei Gott, da kam i aus der Angst nimmer raus! Mei Mann, der ist der Acrgste. Wann mir nur fort waren!"

Und sie seufzte.

Ringelmann betrachtete sie sich. Voll und schön war sie gelvorden; aber wachsbleich. Und so still und langsam in jedem Thun !

1901

Die nächsten Tage schlich er wie ein Träumender herum; alles wuchs ihm über den Kopf. Kastl hatte sofort ein An­erbieten von einer angesehenen Brauerei in Erlangen er halten; angenommen hatte er noch nicht; das Konsortium J. Altstädter kündigte dem gesamten Personal, also auch ihm, dem Buchhalter; Mindelheimer hatte ihn wütend angesehen im Vorbeigehen. Toni und Luz lumpten in der Stadt herum und erzählten vielleicht in der Trunkenheit Dinge, die sie nicht sollten....

Nur ein Trost ging ihm auf: die Geschichte mit Haas hatte sich zerschlagen; angesichts der Konsolidierung des immer­hin noch gutrenommierten Hollerbräu mochten die andren Gründer ihr Projekt fallen gelassen haben.

Dann kam wieder etwas Neues: Ebelein bekant einen Schlaganfall, und die Verkaufsangelegenheit war mit dem Halbgelähmten schwer durchzuführen. Sturz, es waren vier­zehn Tage voll haftiger Arbeit, voll neuer Umwälzungen und tausendfacher Verwirrungen für Ringelmann.

Er hatte bisher sorgfältig vermieden, Mindelheimer zu sehen. Plötzlich aber trat niemand anders als der Gemiedene Da war irgend ein dumpfer Schmerz in ihr, das sah zu ihm ins Comptoir. Sie zogen sich in das kleine Zimmer man. Daß es etwa die Erinnerung an Staftl gewesen zurück, das Ebelein als sein Schreibzimmer verwandte, wäre, das kam Ringelmann, dem praktischen Manne, nicht wenn er in der Brauerei war. Und dort gab's eine ein. Ein Geschäftsfummer mußte es sein. Vermutlich der lange Unterhaltung, an deren Ende Ringelmann freude Maun, der ja, wie er feit langem wußte, eigentlich bloß trank strahlend aus dem Kabinett trat, hinter Mindelheimer her, und diesen bis zum Wagen begleitete. Dort schüttelten sie einander die Hände.

und bummelte.

Und mun trat Ringelmanns Bekannter ein, und sie sekten sich in die Fensternische, um ungestört zu plaudern; Frau Haas ging in die Küche.

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Und dann stürzte Ringelmann zum Krapfenwirt. Raftl" schrie er beim Hereintreten unsre Sach' Hier konnte Ringelmann nun in wenigen Minuten er is in Ordming; Du bist Bräumeister und i bin Verwalter fahren, was er wollte: Die Frau eifrig bemüht, das Ge- Vo was denn?" schäft über Wasser zu erhalten und erfolgreich in diesem Vom neuen Ludwigsbräu! Und der wird alles nieder­Thun; der Mann, ein Geck wie früher, und infolge des vielen bügeln, was sonst in München is. Frisch auf, Kastl , flüssigen Gelds ein Lebemann dazu; die Frau ehrbar, trob jetzt geht's Leben erst an. Die Ludwigsbrauerei soll leben der Vernunftehe und trotz aller Anbetung der meist jungen hoch!" Gäste; ein freudloses Dasein! Er desto freudvoller, stets fidel, mit dem unbändigen Glück, noch hie und da einigen Leuten vertrauenswert zu erscheinen..

Ringelmann, wenn Sie ja etwas Gutes thun wollen, warnen sie die Münchener vor ihm und seinen Brauerei plänen."

V.

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Auf eigne Faust etwas anfangen, wenn auch im Kleinen deckt durch hinreichendes Kapital, jung, unabhängig und ge­aber doch unbehelligt von der Rücksicht auf Vorgesetzte, ge­sund und vor allem mit ziemlicher Kenntnis und Erfahrung nicht völlig begeistert hätte, wäre er eben nicht der Kastl ge­in allen Zweigen der Kunst, wenn solche Aussicht Kastl wesen. Und noch weit mehr: alles was er nicht verstand, Buch­führung, Geschäftsroutine, Vertrieb und Ankauf- das verstand der Oheim, der unbezahlbare, vom Himmel ihm eigens zu­ja kein Mensch, so weit die Braukunst bekannt ist, besser als gesandte Ohm Ringelmann.

-Und die nächste Nacht entführte den Buchhalter wieder gen München . Seine erhaltenen Auskünfte über Haas und dessen Kredit verbreitete er an alle, die es anging, und bat, mit dem Abschluß des Geschäfts zu warten. Inzwischen beruhigte er Staft und versprach ihm, alles für ihn zu thun. Am Abend cilte er hinaus in die Villa, sprach erst mit Frau Ebelein, legte ihr dar, wie jezt ohne Verzug Ebelein verkaufen müsse, wenn er überhaupt noch nach diesem bösen Eklat, den Es war zu schön, zu unbegreiflich schnell gekommen. Allers alle Welt wissen mußte, einen annehmbaren Preis haben dings, das konnte er sich gestehen, lange genug hatte für wollte, und drang dann bis zum Alten selbst vor; seinen Ehrgeiz der Winter seines Mißvergnügens" gedauert, die Frau ging mit ins Zimmer, und beide fetten dem so lange, daß er fogar jahrelang draußen im Malzklofter Stranten hart zu. Er geriet abermals in die ärgste Wut; auf alles verzichtet hatte. Aber jetzt brach auf einmal, da er aber zuletzt antwortete er gar nicht mehr. Da gingen beide gerade durch ein unerhörtes Ereignis seine Stellung, den hinaus; Frau Ebelein war hoffnungsvoll gestimmt, denn sie Boden unter den Füßen und die Hoffnung dazu, verloren hatte, wußte, wenn Ebelein auf vieles Zureden still wurde, überlegte die Erfüllung herein wie Frühlingssturm, und sofort begann er sich etwas. der alte Ehrgeiz in ihm wieder jäh aufzuschießen. Ringel­mann und er waren in fieberhafter Thätigkeit, und Mindel heimer, der mit andren Spekulanten, die von dem unsicheren Durch den Spektakel und die Entlassungen war so viel Haas abließen, sich verbündet hatte, feuerte sie täglich mehr Verwirrung in der Brauerei, daß Ringelmann alle Hände an. Ihm ging alles nicht schnell genug, die Einrichtung der boll zu thun hatte. Kastl war noch am selben Abend zum Brauerei in einer verkrachten Fabrik in der Au. die Ankäufe Strapfenwirt gezogen und Toni und Lutz waren seit vor von Gerste, das Beschaffen des Personals, mußten so gut es gestern mittag überhaupt verschwunden, ohne zu sagen wohin. ging beschleunigt werden, denn zum Herbst mußte der erste Da kam plöglich eine Bombe in das ohnehin verstörte Sud in die Pfanne kommen; die Münchener sollten ein Juwel Gebäude geflogen: Ebelein schrieb, er fonnte nicht kommen, von einem Bier zu fosten haben und der Winter sollte den da die Aufregung ihn kränker als je gemacht habe, dem Ruf des jungen Unternehmens festigen.

Ringelmann ging heim; er hatte gethan, was er fonnte. Morgen mußte man mun weiter sehen.

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Comptoir, daß er foeben, einem lange erwogenen Plan Am schwierigsten war die Beschaffung eines Lagerfellers. folgend den Hollerbräu einer Bankfirma verkauft habe!... Aber das Glück, das den Tapfern begünstigt, half auch hier: Bis hierher las Ringelmann mit Staunen, aber jetzt ent- in den letzten Augusttagen, als noch keine Aussicht sich bot fiel ihm das Blatt Die Firma war nicht Mindel- und das Konsortium Mindelheimer bereits erwogen, ob man heimer u. Co., sondern Jakob Altstädter! vorläufig einen Steller mieten sollte, stieß Kastl zufällig auf Ringelmann war völlig zu Boden geschlagen. Für was- den Obermälzer vom Hollerbräu, der jetzt auch seinen Platz für wen hatte er mun gearbeitet?! Mindelheimer mußte jegt gewechselt hatte eine Dummheit Altstädters und Konsorten, eben, auf der Börse, die Nachricht erfahren. Was mußte er die in Braukreisen belächelt wurde!- und der sagte ihm so von ihn, Ringelmann, denken?! a gemächlich nebenbei: