um etwas Geld ansprechen sollte,
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trat der Verwalter der Hollerbräu- Aktiengesellschaft bei ihm ein. Mit wenigen Worten berührte diefer das fatale Ereignis, beteuerte, von jeher an Hegebarts Unschuld geglaubt zu haben und lud ihn ein, die altgewohnte Schwelle einmal wieder zu überschreiten, in der unumwunden ausgesprochenen Absicht, ihn dauernd an das Haus zu fesseln.
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der Königstraße, an der Stechbahn, an den Werderschen Mühlen, in der Gertraudtenstraße waren die Läden bereits Hans für Haus, in der Friedrichstadt und den andren Vierteln aber sah man sie nur hin und wieder an den Straßenecken. Es waren kleine unansehnliche Räumlichkeiten und charakteristische Wahrzeichen, von denen sich faft nur das Schild des Glasers und die Beden des Barbiers erhalten haben, zeigten an, was man taufen konnte. Trat man dann in den Laden, so konnte man noch eine ganze Weile mit dem Geldstück auf den Ladentisch Kastl bat trok seiner Geldverlegenheit um Bedenkzeit; flopfen, bis endlich der biedere Kaufmann aus der Hinterstube, dem aber er ging gern, die alte Stätte seiner Freuden und Leiden Keller oder dem Garten herbeifam. Unter solchen Verhältnissen wiederzusehen. blühte natürlich desto lebhafter der Straßenhandel jeder Art. Vieles Er fand vieles anders. Die seitwärts an das zweite davon ist heute vollständig verschwunden, nur der Sandmann, die Flickhandwerker aller Art und die Obst- und Viktualienhändler erRückgebäude anstoßenden Häuser waren angekauft und um- cheinen noch auf den Höfen unsrer Mietsfasernen. Wo aber ist der gebaut worden. Die Wirtschaft vorn war verschwunden; im Cigarrenverkäufer hin, der dort, wo das Tabakrauchen im Freien Innern war alles verwandelt, alles vergrößert, alles verschönt, nicht streng verboten war, mit seinem Kasten nebst FidibusMaschinen über Maschinen engten die Räume ein, hoch über becher umherstand und fein Feldgeschrei ertönen ließ:„ Cigaro mit die Dächer ragte ein mächtiger Schlot auf. Man sah, der avec du feu!" Verschwunden ist auch die Zunft der KutschenHollerbräu hatte sich gehäutet, er war auf die Höhe der Zeit aufmacher", die bei Hochzeiten und Festen bereit standen, die Kutschen gebracht. zu öffnen und den dreigliedrigen Tritt zu handhaben, wofür fie dann ihr Trinkgeld gebieterisch forderten. Wo ist der Guckfastenmann geblieben, der Unter den Linden nahe der Friedrichsstraße stand und wo die Rigdorferinnen, die auf der Halleschen Thorbrücke hinter ihren Kiepen hockten und„ Kalatschen" verkauften. Verschwunden ist auch die Zunft der Holzhauer, die vor den Häusern auf dem Straßendamm fich aufstellten und dem Hausdas getaufte Brennholz zerkleinerten, verschwunden find schließlich auch die Märkte, die die Woche hindurch auf den verschiedenen Stadtplätzen abgehalten wurden. Dafür erheben sich heute in den Stadtvierteln die Markthallen, und das Geschäft des Waareneinkaufs hat sich vergrößert und vereinfacht.
( Fortsetzung folgt.)
Berlin vor zwei Menfrenaltern. herrn Auf der Höhe unfres modernen Weltstadtgetriebes kann man sich faum noch ein Bild machen, wie es in Berlin vor Jahrzehnten, vor zwei Menschenaltern, ausgesehen hat. Und doch in dies für eine Stadt wie Berlin nur ein verhältnismäßig furzer Beitraum Professor Holze hat vor nicht allzu langer Zeit in den Heften des Vereins für die Geschichte Berlins " über dies Thema eine größere Selbstgeschautes an der Hand deren wir hier eine Schilderung geben.
Arbeit veröffentlicht
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Bu jener Zeit, da Eisenbahn - Betrieb und D- 8ug noch unbekannte Dinge waren, erschien der Leiter des Postwesens als ein wichtigerer Mann wie heute. Es war dies der General Postmeister Nagler, neben seinem Amte noch Bundestags Gesandter in Frankfurt a. M. Während heute von den Berliner Bahnhöfen fast ununterbrochen die überfüllten Eisenbahn- Züge abgelaffen werden, war damals das Reisebedürfnis der Berliner noch außerordentlich gering. Noch einmal Hundert Personen fuhren täglich mit mit der Und doch gab es nur dreizehn Schnellpost
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Bu jener Beit, etwa um 1830, waren, im Gegensatz zu unsren heutigen Riefenbauten, Häuser von einer Höhe die Regel, daß man Dächer im Vorübergehen wohl mit der Hand berühren konnte; felbft in den Querstraßen der Friedrichstadt fehlte es nicht an dergleichen. Die Bürgersteige waren mit fleinen runden spizen Feldsteinen ge- Schnellpost" weg. pflastert und der Fahrdamm wies, an Stelle des heutigen Asphalts, routen von Berlin in die Provinz, wobei man es für etwas Begroße grobe Feldsteine auf. In der Mitte des Belle- Alliance- Blazes fonderes hielt, daß auf den meisten zweimal die Woche gefahren wurde. Daneben besorgten reitende Boten( Neitposten) die Brieflag ein mächtiges Exemplar und von ihm aus liefen größere Steine strahlenförmig nach allen Seiten, während die Zwischenräume mit beförderung und besondere Fahrpoften dienten dem Gepäckverkehr. Heineren ausgefüllt waren, so daß diese Kunstpflastering" nach dem Mit welchen Umständlichkeiten war aber besonders auch das Bürgersteig zu einen Stern bildete. Zwischen dem Fahrdamm und Reisen verknüpft! Sämtliche Posten wurden aus den engen Höfen. Bürgersteig liefen in allen Straßen als besondere Schönheit, die des Postgebäudes in der Königstraße abgelassen. Hatte dann der lieblich duftenden Remusteene" dahin. Sie nahmen jede erdent- Reisende zu Hause alles in Ordnung gebracht, feine Stoffer gepackt, liche Flüssigkeit auf, um sie bei trockenem Wetter zu Schlamm wohl auch sein Testament gemacht, so ging er bei guter Zeit auf die Post berdicken zu laffen oder bei Regenwetter sich in die Spree oder in und ließ sich, unter Vorlegung feiner Legitimationspapiere ,,, einschreiben". den Schafgraben zu ergießen. Wie unter solchen Verhältnissen die War großer Andrang, so wurden Post- Beiwagen aus dem Posthofe Spree aussah, tann man sich ungefähr ausmalen, und es ist in der Oranienburgerstraße geholt. Je früher man sich meldete, Friedrich Rückert nicht zu verdenken, wenn er grimmig nieinte: Die desto sicherer hatte man einen Edplatz im Jiniern oder einen Blaz Spree fommt nach Berlin als ein Schwan und verläßt es als ein im Kabriolet" neben dem„ Kondukteur". Zu all' den Unbequemlich Schwein!" feiten war überdies das Reisen ziemlich teuer. In der Schnellpost kostete die Meile 10 Silbergroschen, in der Fahrpost 4 bis 6. Nur nach Potsdam hatte man eine mehrmalige tägliche Verbindung. Sechsmal täglich fuhr ein Sammelwagen, die berühmte Journaliere", von der Post ab, und die Reisenden hielten es für eine große Be quemlichkeit, daß in der Leipzigerstraße, nahe der Mauerstraße, ein Wartejaal eingerichtet worden war, so daß sie ihren bestellten Plazz beim Vorüberfahren des Wagens einnehmen konnten..
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Aber man liebte trotzdem die Reinlichkeit! 8weimal die Woche wurde die Länge des Hauses bis zur Mitte des Straßendammis gefegt, aber der Pferdemist und was sich sonst dabei ergab, wurde auch bloß in den Rinnstein versenkt. Im Winter, wenn das Eis dicke Kruften zog und das Aufeisen Schwierigkeiten machte, stellten sich zwar der Reinlichkeit große Hindernisse in den Weg, aber mit Biden, Hauen und Schaufeln wurden die Eiskruften doch endlich beseitigt.
Große Schwierigkeiten bot die Straßenbeleuchtung. So lange nicht englische Unternehmer das Gas brachten, war Berlin auf die Dellampen angewiesen. Etwa 10 Fuß hoch waren an den Häusern auf herausragenden Eisenstangen die dreiedigen, nach unten spitz zu laufenden Laternen mit ihren fleinen Dellampen angebracht. In weiten Abständen, diagonal gestellt, erhellten sie nicht die Straßen, sondern nur wenige Schritte im eigenen Umfreis. Schon nach Mitternacht löschte der Laternenanzünder die Laterne wieder aus. denn mit dem Del ging man sparsam um, und bei Mondschein gabs überhaupt leine Beleuchtung.
Heute tann man sich nur schwer vorstellen, daß in den dreißiger Jahren, in den Straßen, deren Fahrdamm man heute nur mit größter Borsicht überschreiten tann, so wenig Wagenverkehr herrschte, daß die Berliner Jugend ungestört darin Ball schlagen konnte. Der Equipagen gab es nur wenige; das Fiakerwesen war in den Jahren 1807-14 eingegangen, später zwar wieder aufgeblüht, doch zählten die umherstehenden Droschten kaum nach Dußenden. Borherrschend war das Arbeits- und Laftfuhrwerk. Langsam rollte der Wagen des Frachtfuhrmanns durch die Straßen, ein hellblau gestrichener Leiterwagen, mit weißem Leinwandplan überzogen, darunter der Schlitten", hinten eine Schraube für den Hemmballen. Drei oder vier Pferde mit Schellen, Meffingblech oder roten Tuchstücken geschmückt, zogen die schwere Laft und daneben schritt, peitschenknallend der Frachtfuhrmann im breitkrempigen Filzhut, lose um den Hals geschlungenem Tuch, hellblauem Staubhemd, furzen Manchesterhofen, grauen Gamaschen und gewaltigen, nägelbeschlagenen Schnürstiefeln.
In ganz andren Bahnen als heute bewegten fich auch Handel and Gewerbe. Um 1880 gab es in Berlin etwa 1100 Kaufläden. In
Die Poft fonnte gelegentlich der Messen dem Verkehr natürlich nicht genügen und es machten alsdann die Hauderer ein gutes Geschäft. Ihre Mietsfuhrwerte legten den Weg nach Frankfurt a. O., 12 Meilen, ohne Pferdewechsel in 3/4 Tagen zurück; nach Leipzig zur Messe aber gebrauchten sie zwei Tage, wobei in Wittenberg Nachtquartier genommen wurde.
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Eine weit wichtigere Sache als heute war auch das Briefschreiben. Schon der Umstand, daß in Berlin 14 Briefträger zur Bewältigung der täglichen Austragungen genügten, zeigt, daß ein Brief zu den Ereignissen" im täglichen Leben gehörte. Briefschicken war eine kostspielige Sache, denn das Porto betrug bis 30 Meilen in allmählich aufsteigender Scala 1, 11/2, 2, 21/2 bis 5 Silbergroschen, darüber hinaus je 1 Silbergroschen für 5 Meilen, also nach Köln z. B. 16 Silbergroschen. Seit 1827 hatte Berlin StadtBriefpost. Der ehrsame Bürger ging mit seinem Briefe in das nächste Materialwaren- Geschäft mit Briefannahme, wartete geduldig, bis der Kaufmann den Hering oder die Butter verkauft, und gab dann umständlich den Brief ab, wofür er eine mit Datum und Tageszeit gestempelte Marte als Quittung erhielt.
An Verkehrsmitteln" besaß Berlin anßer der Post die Thor wagen", die jezt nur noch an schönen Sommer- Sonntagen umhers stehen. Dauernd waren fie am Potsdamer und Brandenburger Thor stationiert; an den übrigen auch mur des Sonntags. Wie der heutige Omnibus, so fuhr der Thorwagen stets dieselbe Strecke und der Fahrpreis war überall der gleiche: acht" Gute Groschen". Nur des Abends, wenn der Andrang von den Bergnügungsorten groß, steigerten die Kutscher willkürlich den Fahrpreis. Wurde man, zu Fuße gehend, von einem spärlich besetzten Thorwagen eingeholt, so hielt man den Zeigefinger hoch, das bedeutete Rest der Tour