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für einen Groschen?" Wollte der Kutscher darauf eingehen, so hielt der stählerne Hohlmeißel am andren Ende entsprechend fenter an, sonst begnügte er sich mit einem verächtlichen Kopfschütteln. rechte Stinnen in den Marmor gräbt. Soll z. B. ein MarmorAm Brandenburger Thor, die Stadtmauer bis zuni Potsdamer ent- topf nachgebildet werden, so zeigt sich der Umriß des Gefichts lang, hielten die Thorwagen, und keiner fuhr eher ab, bis er ganz beim ersten Mal, wenn der Hohlmeißel über den Marmor geht. Er gefüllt war. Ging die Füllung" langsam vor sich, so schneidet den Marmor äußerst leicht. Zunächst wird mit einem trat der Kutscher wohl neben die Pferde und ließ, mit großen groben Werkzeug und dann mit feineren Geräten gearbeitet, furzen Unterbrechungen, sein langgedehntes:„ Es fehlt noch bis die Details mit einem Hohlmeißel ausgeführt werden, der nicht eene lumpigte Person!" erschallen. Eine elegante Neuheit dicker als ein Pfriem ist. Mit diesem Juftrument wird die Arbeit waren den Berlinern die„ Kremser", die der gleich mit außerordentlicher Schnelligkeit vollendet. Der Gegenstand wird namige Fuhrherr rechts vom Brandenburger Thor halten und mit der Maschine bis auf 1/16 Zoll in der Größe des Modells fertig pünktlich, gleichviel ob ganz oder halb gefüllt, abfahren ließ. Es ist gemacht, und dann erst fügt der Künstler dem Werk die letzte Durchaber bezeichnend für die Weltstadt- Verhältnisse der Zeit und die Macht arbeitung, Ausdruck und Individualität hinzu. Die Maschine fann der Gewohnheit, daß die Zahl der versuchsweise eingeführten Kremser in drei Stunden soviel leisten, wie ein Mann in drei Tagen; fich nicht allmählich vermehrte, obwohl die Fahrt nur um einen jeder geschickte Arbeiter kann mit ihr arbeiten. Für SchnörkelSechser" teurer war, als in den sonstigen Thorwagen. verzierung auf Architraven und Kranzgefimsen leistet sie ausgezeichnete Dienste.-
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Hygienisches.
- Neber Wohnungshygiene sprach unlängst Dr. Albers heim in Köln auf Veranlassung der Stadt. Die Köln . Boltsztg." berichtet über den Vortrag: Der Vortragende beantwortete zunächft die Fragen, welche hygienischen Anforderungen man an eine Wohmung stellen soll und was der Bewohner thun muß, ut in einer guten Wohnung gesund zu wohnen. Was die letztere Frage betrifft, so spielt hier die Beschaffenheit der Luft die Hauptrolle. Die Luft ist gut, wenn sie von Staub und Gasen frei ist und genügend Sauerstoff enthält. Redner führt verschiedene Beispiele aus früherer Zeit an, wo Gefangene, die in zu fleinen Räumen untergebracht worden waren, infolge von Sauerstoffmangel gestorben sind. Die Hygiene nemut im allgemeinen übervölkert ein Zimmer, welches sechs Personen, oder zwei Zimmer, welche mehr als zehn Personen Personen beherbergen. tommt auf den
Nun fuhren freilich diese Fuhrwerke auch nicht im Tempo unsrer heutigen Wagen. Der Berliner von damals hatte mehr Beit als der heutige geheizte Weltstadtmensch und wer fuhr, Der Maisban in Megifo. Die Art und Weise, wie der wollte dieses Vergnügen" voll auskosten, weshalb ihm Mais gebaut wird, ist in den verschiedenen Landesteilen außerordentmit schnellem Fahren gar nicht gedient gewesen wäre. Das schnelle lich verschieden. Gewöhnlich werden drei Bearbeitungen im MaisFahren hinderte aber einmal auch der Zustand der Straßen und feld vorgenommen; die erste etwa einen Monat nach der Aussaat, dann der Zustand der Pferde. Die gewöhnlichen Bauernpferde faben Ende des zweiten Monats folgt die zweite und zwei bis drei Wochen fast tomisch aus; fie waren flein, trugen den Kopf in der Höhe des später die dritte Bearbeitung. Für die Aberntung des Maises kommen Rückens oder niedriger, hatten lange Mähnen, dünne Beine und von hauptsächlich zivei Verfahren in Betracht. Nach dem einen werden dem vielen Grünfutter dicke Hängebäuche. Wenn eine schwerere Laft die Pflanzen, sobald die Körner anfangen, fest zu werden, bis hinab als ein paar Milchkannen zu ziehen war, so spannte der Bauer drei zum obersten Kolben gelöpft und manchmal auch ihrer Blätter beraubt; oder vier solcher Mähren vor seinen Wagen, dessen Räder, des später, wenn die Kolben ganz reif geworden sind, werden sie aus ihren Staubmehls auf den Landstraßen halber, nicht mit Eisen Hüllen herausgebrochen. Nach dem andern Berfahren werden die beschlagen waren. Kam er auf der Heimfahrt an den ganzen Stämme, ohne vorher entblättert und geföpft zu sein, mit der Tempelhofer Berg, so wurde unten ein Halt gemacht, Sichel abgeschnitten, im Haufen auf dem Felde zufanumengestellt, wo damit die Gäule frische Kräfte sammeln, und dann wieder oben, man sie bis zum Eintritt des ersten Frostes liegen läßt, ehe die damit sie etwas verschnaufen konnten. Kolben ausgebrochen und ausgedroschen werden. Die Entkörmung Wie das Bürgertum, die Stadt, das Verkehrswesen und alles erfolgt in der verschiedensten Weise: teils durch einfaches Ausrebbeln andre, so befand sich auch der Militarismus des Jahrhunderts noch der Körner mit der Hand oder durch Reiben der Kolben zwischen völlig in den Kinderschuhen. Die Berliner Garnison bestand uni zwei Steinen, oder auf einer Anzahl dicht nebeneinander, aufrecht1830 aus 3 Infanterie- Regimentern, 1 Schüßen- Bataillon, 3 Ka- stehender und fest zusammengebundener entkörnter Maistolben, teils ballerie- Regimentern, der Fuß- und der reitenden Artillerie und durch Ausdreschen mit Pfählen auf dem Erdboden oder auf einem 1 Abteilung Pionieren. Dennoch aber fiel das Militär in seiner fiebartigen Gerüst aus Ballen, teils mit Hilfe von Pferden und Zahl noch mehr auf als heute, schon deshalb, weil der Dienst Mulen und teils durch kleine Handentkörnungsmaschinen oder endlich fich, bei dem Mangel geräumiger Kasernenhöfe, zu feinem auch durch große mittels Wasserdampftraft getriebenen Dampf größeren Teile auf der Straße abwickelte. Ein Teil maschinen. Die Erträge des Maises find sehr verschieden; ste der Stadtplätze, Gendarmenmarkt, Belle- Alliance- Play, Dönhoffs- schwanken zwischen einem 80-100 fachen Ertrage auf nicht platz gehörte tagsüber dem übenden Militär. Uniform und sehr gutem und einem 800 fachen auf sehr gutem und bewäfferten Art des Dienstes bilden heute oft noch einen beliebten Scherz- Lande. gegenstand der Fliegenden Blätter ". Berhältnismäßig die meiste Beit widmete damals das Militär dem Wachtdienst, wobei wir hier die Thorwachen besonders erwähnen wollen. Von den Thor- und andren Wachen des 18. Jahrhunderts( Wallstraße, Spittelmarkt, Mauerstraße, Neue Wache , am Neuen Markte usw. bis zur Stralaner Brücke) war kaum eine oder die andre eingegangen. Der Soldat war ja damels großenteils auch Polizist. Wurde der biedere Bürger durch irgend ein Ereignis aus der Ruhe geschreckt, so rief er die Wache alles, was arretiert wurde, vom Mörder bis zum Schwerbetrunkenen und zu dem Frevler, der beim Tabakrauchen im Freien abgefaßt wurde, kam auf die Wache. Trotz des reichlich bemessenen Wacht dienstes aber hatte der Soldat noch Muße zu allerhand Neben arbeiten. Wie der russische Soldat sich durch Strümpfestricken ein paar Pfennige verdiente, so machte der Soldat in Berlin beim Quartalsumzug durch Möbelschleppen, als Handlanger in faufmännischen Geschäften, wo Lasten zu bewältigen waren, dem Kubitraum an, den jeder Bewohner für sich hat. Die Wissenschaft Arbeiter der damaligen Zeit eine empfindliche Konkurrenz. fordert 16-20 Kubikmeter. Für Kinder genügt die Hälfte diefes Die Thorvache behütete sorgsam des Staates Wohl. Niemand, Raums, so daß also eine Arbeiterfamilie mit zwei Kindern 50 bis der verdächtig war, gelangte heraus oder herein, und um die 60 Kubikmeter Schlafzimmerraum nötig hätte ein Maß, welches Kontrolle besser zu ermöglichen, gab es, außer am Branden- aber nur selten erreicht wird. Gesundheitsschädigungen können bei burger und am Potsdamer Thor, teine Einlässe für Fußgänger. fleineren Räumen nur durch fleißiges Lüften verhütet werden. Diese Nicht immer ging es dabei glatt ab. Oft fonnte man Gesundheitsschädigungen sind zwar nicht unmittelbar wahrnehmbar, lange auf Einlaß warten. So war es eine viel gefürchtete Gedulds- aber in fauerstoffarmer Luft wird auch das Blut sauerstoffärmer, probe, wenn eine Hammelbeerde eingetrieben wurde. Wegen der wodurch die Lebensvorgänge, besonders der Kinder, geschädigt Schlachtsteuer wurde sie genau gezählt. Beide Thorflügel waren ge- werden. Man hat lange Zeit angenommen, daß die Ursache fchloffen, nur eine zwei Fuß hohe Klappe stand auf, durch die, nach der sogenannten englischen Strankheit die schlechte Ernährung dem erst der Leithammel hindurch war, die ganze Heerde so schnell sei; aber genaue Feststellungen haben ergeben, daß natürlich hüpfte, als es der vorgehaltene Fuß des Steuerbeamten gestattete. ernährte Kinder denselben Prozentsatz für die Krankheit stellen, Da dauerte es denn mitunter über eine halbe Stunde, bis der wie fünftlich ernährte. Dagegen machte man die Beobachtung, daß biedere Residenzler von Anno dazumal wieder seinen Fuß auf Ber - die Krankheit in ihrem höheren Grad und schlimmeren Formen in liner Pflaster setzen konnte. E. R. den Wintermonaten auftrat, wo die Kinder sich nicht mehr in frischer Luft, sondern in Räumen, wo gekocht und gewaschen wird, bewegen. Die Frage, wie man lüften soll, ist dahin zu beantworten, daß die Fenster für einige Minuten ganz geöffnet werden sollen. Da der Wärmevorrat eines Zimmers nicht so sehr an der darin befindlichen Luft haftet, als am Ofen, an den Wänden und der Decke, so ist die Wärme wenige Minuten nach dem Deffnen wieder hergestellt. Auch nachts ist der Einlaß von frischer Luft in das Schlafzimmer zu empfehlen, natürlich muß sich die Oeffnung des Fensterspalts nach der Temperatur richten; aber es ist ein vielverbreitetes Vorurteil, die Nachtluft für schädlich zu halten; fie ist sogar meist reiner, staub freier als am Tage. Die Heizung des Schlafzimmers wirft als Luftventilation gut, ist aber im allgemeinen als Luxus und Ber wöhnung zu verwerfen. Bezüglich der Heizung machte der Redner darauf aufmerksam, daß der billigste Ofen immer noch der Kanonen- oder Röhrenofen ist, nur darf er nicht zum Glühen gebracht werden, weil sonst die Staubteilchen der Luft verkohlen und verbrennen und die
Kleines Feuilleton.
k. Automatische Bildhauerarbeit. Ju einem englischen Konfulatsbericht über den Handel Süditaliens findet sich folgende interessante Mitteilung über automatische Bildhauerarbeit: Signor Buontempi hat einen Apparat erfunden und patentieren lassen, durch den eine Marmorreproduktion eines Bildhauerwerts automatisch durch Erosion hergestellt werden kann. Die Maschine kann durch eine beliebige motorische Kraft getrieben werden. Ste besteht in der Hauptfache aus einem horizontalen Stab, der an einem Ende einen abgeftumpften hölzernen Arm und am andren einen stählernen Hohlmeißel hat; beide arbeiten sentrecht. Der hölzerne Arm ist so eingerichtet, daß er genau den Linien des Modells folgt, während