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Russische   Zustände herrschen nach wie vor im Großherzogtum sie dem ersten Wahlgang fern geblieben waren, oder aus den verfügt worden wäre. Auch die unaufhörlichen, aber von den Sachsen- Weimar  . Dieser Duodegstaat ist im Rekord der Ver 1825 Stimmen der freisinnigen Partei erwachsen ist, läßt sich Staatsanwälten unbemerkt gebliebenen Vergewaltigungen des sammlungsverbieterei unerreicht. In Wenigenjena   sollte am Dienstag nicht sicher beurteilen. Sehr wahrscheinlich ist aber, daß zahlreiche Koalitionsrechts der Arbeiter durch die Unternehmer rechneten abend eine öffentliche Zimmerer Versammlung stattfinden. freifinnige Wähler, wie es schon 1893 geschah, für den Anti- niemals zu den Zeitverhältnissen", welche ein Einschreiten der Das Thema lautete: Unsere Lohnbewegung. Als Referent war der femiten gestimmt haben. Der Freisinn hat seine Wähler nicht oberen Anklagebehörden herbeinötigten. Zimmerer   de aus Hamburg   in Aussicht genommen. Die Ver

5timmen. Ob dieser Zuzug mehr aus den Reserven, Industrieherren und der Agrarier wider das Vereinsgesetz

Deutsches Reich  . Eine Gegendenkschrift

in der Hand; es sind unklare, zum politischen Krakehl neigende Elemente ohne ernsthaft freiheitliche Gesinnung; der Unter­schied zwischen Freisinn und Antisemiten ist ihnen nicht allzu groß, er verschwindet völlig hinter dem Gegensat zu den Arbeiterforderungen. Aber auch die frei­finnige Presse Berlins   hat fürwahr nicht den mindesten An- zur Zuchthausvorlage wird der Vorstand der socialdemokratischen Laß, den Ausgang der Wahl zu bedauern, denn sie trägt ihr gut Teil Schuld daran, indem das höchste, wozu sie sich auf zufchwingen vermochte, die Empfehlung an die Wähler war, nicht für den Kandidaten der antisemitischen Reaktion zu stimmen.

Die deutsch  - sociale Reformpartei triumphiert, daß sie ge fiegt habe. Die Die Staatsbürger- 8tg." überschlägt sich in drolligsten Purzelbäumen:

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" Die deutsch  - sociale Reformpartel darf den Tag von Birna mit goldenen Lettern in ihre Parteigeschichte eintragen, bie Reichstags- Nachwahl hat in einem glänzenden Stege ber Antisemite the bat ber Gocialbemokratie eine ber Antisemiten über die Socialdemokraten ihren Abschluß ge­( Loge)

Niederlage bereitet, die diese nur schwer überwinden dürfte, die deutsch  - sociale Nteformpartei aber hat nun den Be weis geliefert, baß fie bas festeste Bollwert gegen die

Sturmfluten des Umsturzes bildet....

Der Tag von Pirna   ist aber auch in anderer Beziehung er­freulich er hat das Bürgertum in treuer Waffen­brüderschaft gefunden und gezeigt, daß dieses sehr wohl in der Lage ist, aus eigener Kraft die Socialdemokratie zu besiegen. Hoffen wir, daß der Tag von Pirna   einen Martstein in der Geschichte des deutschen   Bürgertums bildet, daß mit diesem Tage die Socialdemokratie ihren Höhepunkt überschritten hat!"

Die Herren Großmäuler des sächsischen Radau- Antisemitis­mus find sehr bescheiden geworden. Wir erinnern uns der Reden der Zimmermann und Liebermann vor einem halben Duzend Jahren; wie blähte man sich damals! Jett mußte Herr v. Liebermann selbst bekennen, daß die antisemitische Bewegung auf den toten Punkt angelangt set, und Herr Zimmermann fiel kläglich durch in der Hauptrefidenz der Reformpartet und die ganze ostsächsische Antisemitenherrlichkeit brach zusammen. So ist es denn jetzt schon ein Großes, wenn ein Wahlkreis mühselig erhalten bleibt, wenn der focialdemokratische Vormarsch nicht völlig sein Ziel erreicht. Einst wollte man der Socialdemokratie Wahlkreise entreißen, jezt ist man trunken, wenn die Socialdemokratie nur nicht jeden antisemitischen Wahlkreis im ersten Ansturm erobert.

Partei herausgeben. Es werden bereits umfassende Erhebungen über die Angaben der famosen Regierungsdenkschrift veranstaltet, bon der dann nicht mehr viel übrig bleiben dürfte.

Auch ein Flugblatt gegen die Vorlage wird der Partei vorstand noch in diesem Herbst herausgeben.-

sammlung ist in legter Stunde durch folgenden Ulas verboten worden:

Der Gemeindeborstand.

J.-Nr. A 1257/99.

Wenigenjena  , 25. September 1899.

Die auf Dienstag, den 26. I. Mts. abends 7 Uhr, nach dem Saale des Gasthofs Zur Tanne" anberaumte öffentliche Bimmerer- Versammlung wird hiermit verboten.

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Das Verbot wird dadurch begründet, daß der in Aussicht ge­nommene Referent für seine aufreizende Sprechweise genügend bekannt ist. Der Bürgermeister. Kindler. Das liberal klerikale Kartell. Liebers verschämtes Bündnis Bartet fowie auch für die Gewerkschaften das Versammlungsrecht ebers beridiantes Bimbris- Die Polizei- Organe heben damit für die focialdemokratische Angebot findet bei der liberalen Kölnischen Zeitung  " ein ebenso auf und stellen diese außerhalb des allgemeinen Rechts. Die Früchte berschämtes Entgegenkommen: Eine unmittelbar praktische Folge fann die Liebersche An- werden bis zur nächsten Reichstagswahl ausgereift sein.- Kündigung haben, daß das Centrum sich damit beschäftige, pofitive ohne die ber Vorschläge zum Schuge der Arbeitswilligen zu finden, ohne die der Mißbrauch des Koalitionsrechts nicht getroffen werden tönne. Wenn das Centrum wirklich etwas derartiges findet, wird man ihm nur dankbar sein können."

Die Nationalliberale Korrespondenz" schreibt:

Er( Bieber) stellte den Nationalliberalen das Zeugnis aus, daß sie bei der letzten Reichstagswahl in einer ganzen An­zahl von Wahlkreisen treu das gegebene Wort gehalten und Sentrums tandidaten den Socialdemokraten gegenüber unter ftützt haben. Wir sind in der angenehmen Lage, dies zu bestätigen."

Und weiter:

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Wir haben der Arbeitswilligen- Vorlage gegenüber den Stand­punkt vertreten, daß angesichts des offenkundigen Terrorismus der Socialdemokratie alles daran gesezt werden muß, aus der Vorlage den erreichbaren Stern herauszuschälen, der dem Arbeiter den jest nicht vorhandenen gesetzlichen Schutz gegen Bedrückung seiner persönlichen

wa mitindoll : i

Slane Ausland. Oestreich- Ungarn  .

Zur Krise. Die deutsch  - liberalen Blätter fonstatieren, daß Chlumecky nicht mit der Kabinettsbildung bes dieselben Blät traut wurde; auch erachten dieselben Blätter die Bildung eines Beamten Ministeriums als das zur Zeit wahrscheinlichste. Authentisches liegt nicht vor, die Krise dauert fort. 23503

Der Polnaer Mädchenmord. Aus Wien   wird gemeldet: Hilsner hat mit seinen Demunziationen Fiasko gemacht. Die beiden Juden, die er der Mitschuld an dem Morde der Hruza bezichtigte, wurden verhaftet, bewiejen aber fofort ihr Alibi. Josua Erbmann wurde mit seiner Frau gestern in Schlan   verhaftet. Die östreichische israelitische Union fonstatierte authentisch, er habe sich zwischen dem 25. und 28. März in Neurausnitz in Mähren   auf gehalten. am 29. begangen würde. Salomon Wassermann wurde Daher verzeichnen wir die Liebersche Ankündigung haben, der er will aber am 27. den Mord mit ihm verabredet mit Befriedigung, und sehen davon ab, principielle am 24. September in Auscha   verhaftet, wo er an einem Bau Gegensäge in diesem Zusammenhange wieder in Erinnerung zu arbeitete. Er konnte durch sein Buch nachweisen, daß er vom bringen." 13. März bis 8. April im Spital in Deutschbrod   var. Wassermann Die Buhlschaft der feindlichen Gesellen verdient ernste Bewurde heute bereits freigelassen.

Und bei alledem konnte die socialdemokratische Eroberung des Pirnaer   Wahlkreises nur durch einen schimpflichen Bund der buntscheckigen Ordnungsparteien" verhindert werden. Früher zogen die Antisemiten aus mit dem Kampfesruf: Gegen die alten, überlebten Parteien, gegen die feige, vor der Re­gierung ersterbende konservative Partei! Jekt beweisen sie Zur Vorbereitung der handelspolitischen Maßnahmen ihre Reformerart", indem sie sich der bösartigsten Reaktion schreibt die Nordd. Allg. 8tg." gegenüber dem Vorwurf, daß die der sächsischen Wahlrechtsgegner und Zuchthauspolitiker ver- Reichsverwaltung nicht genug Fühlung mit den Kreisen des deutschen  fchreiben. Und, auf daß auch das Lustige nicht fehle, auf Erwerbslebens gehalten habe: Krücken des berjudeten" Nationalliberalismus und Freisinns humpelt der Judenvertilger Loke in den Reichstag  .

Die Arbeiterpartei dagegen stand auf sich selbst allein. Mit der Macht ihrer Ideen zog fie neue Tausende von Wählern in einem noch stark ländlichen Wahlkreise an sich. Von Wahl zu Wahl war sie vorgedrungen, sicheren, unaufhalt­samen Schrittes, und bei dieser Wahl ist sie dicht an den Feind und nahe an den Sieg herangelangt. Noch einige Jahre rühriger Organisations- und Agitationsarbeit, noch einige Unthaten sächsischer Mißwirtschaft und gleich einer reif gewordenen Frucht wird der Sieg im Wahlkreise Pirna­Sebnitz der Socialdemokratie zufallen.-

Fabrikation von Zuchthausmaterial.

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zmatida

figenden gemacht werden? Son ergehen mit dem Wirrwarr,

achtung.- Schweiz.us avelut to Friedenssehnsucht. Die Kreuz 8eitung" fagt in einer notio Bolemik mit der Lägl. Rundschau": Zürich  , 26. September.  ( Eig. Ber.) Das socialdemo Wir dächten überdies, daß es der Kränkungen und Ver- kratische Wahltomitee hat auf die Nationalrats­dächtigungen nunmehr endlich genug wäre, als daß nicht jeder wahlen hin bereits einen Aufruf veröffentlicht, in dem es u. a. wahre Freund des Vaterlandes, aber auch besonders jede Zeifung, heißt: Wie lange noch wollen wir mit ansehen, daß die Hundert die Anspruch auf Achtung erhebt, die vornehmste. Auf- tausende von schweizerischen Arbeitern nicht zu einer angemessenen ausschließlich von den Be gabe darin fuchen müßte, nach allen Seiten hin Vertretung in Bern   fommen, die berföhnend und beschwichtigend zu wirken." es Die Wolke, die vom Throne her dräut, muß den konservativen den wir in letzter Zeit in der Bundespolitik beobachten tönnen? Sollen nicht Männer den Nationalrat, welche Vasallen gar stark elektrisch geladen scheinen! gründlichen Social Willen besitzen, einer ernsthaften, zit reden und den Mut haben, den reform das Wort Volksvertretern und dem Bundesrat zu fagen, was dem Bolle frommit und nüzt? Wollen wir nicht einmal Brot statt Steine? Ja wohl, solche Männer sollen nach Bern  , tönt es wie tausendfaches Wir dürfen feststellen, daß seit den nicht ganz zwei Jahren Echo aus den Werkstätten, Fabriken, Arbeiterquartieren. Wir Arbeiter des Bestehens des Wirtschaftlichen   Ausschusses dieser teils in seiner haben genug von der Arbeiterfreundlichkeit der Herren, sie sollen Gesamtheit, teils durch seine Kommissionen und einzelnen Mitglieder ihre Vertreter selber wählen, wir aber betteln nicht länger vergeblich in unausgesetzter Mitarbeit mit den Organen des Reichs seiner um ein Mandat, sondern ringen in frischem Kampfe um den Sieg, Aufgabe obgelegen hat. Es haben 2 Plenarversammlungen und der sich an unsere Fahnen heften wird und muß, wenn einmal die bis in die neueste Zeit hinein in ununterbrochener Aufeinander gesamte stimmberechtigte Arbeiterschaft des Wahlkreises ihre Gleich­folge insgesamt etwa 40 Sigungen der verschiedenen Stommiffionen, gültigkeit ablegt und zur Urne geht für die Männer ihres Ber wie der Textil, der landwirtschaftlichen, der Montan- und Hütten- trauens! tommission usw. in Berlin   stattgefunden; außerdem sind mindestens Von den 6 Nationalratsmandaten des Züricher   Wahlkreises ist 100 Sigungen in den hauptsächlichsten Industriecentren und land- nun eins frei geworden, in dem der alte Demokrat Schäppi eine wirtschaftlichen Produktionsgebieten abgehalten worden. Da- Wiederwahl ablehnt. Vor drei Jahren war er erst nach heftigsten neben ist die Reichsverwaltung mit den vielen Tausenden Kämpfen im dritten Wahlgange gegen Greulich gewählt worden. in den Berufsgenossenschaften und in den in den landwirtschaft- Natürlich denken auch jetzt die bürgerlichen Parteien nicht daran, den lichen Korporationen vertretenen Interessenten auch unmittelbar frei werden Sig den Socialdemokraten zu überlassen. Visher war ins Benehmen getreten, um den Anteil und die Wünsche jedes die Situation so, daß die socialdemokratische Partei, welche allein nicht viel schwächer ist als die bürgerlichen Barteien zusammen, einen einzelnen Erwerbszweiges auf das genaueste festzustellen." Dies mag alles recht gut sein. Aber allenthalben hat sich die Vertreter( Vogelsanger) und letztere fünf Vertreter haben. Das nennt Reichsverwaltung nur mit den Unternehmern in Beziehung gesetzt. man dann Gleichberechtigung und Gerechtigkeit in der parlamen­Die Arbeiter, deren Lebensinteressen bei den vorzubereitenden tarischen Vertretung der Parteien., Handelspolitischen Maßnahmen auf dem Spiele stehen, sind den Willensvollstreckern des Unternehmertums Luft.-

Genf, 26. September.  ( Eig. Ber.) Auch die hiesigen Genoffen beschäftigen sich bereits mit den kommenden Nationalrats.

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Da die Lohn und kulturdrückenden Arbeitswilligen von der Posadowsky  - Regierung zum besonders wertvollen Element im Staate erhoben wurden, sind rings im Lande die Hüter der Ordnung eifrig am Werke, den Schutz dieser Arbeits­willigen schon vor der Fertigstellung des ihnen gewidmeten Aus dem Wahlkampf in Pirna  . Ein alter Steinarbeiter 2 ahlen. Sie fordern diesmal eine socialdemokratische Vertretung, Sonder- Hilfsgefezes mit hochatmosphärischem Druck zu be- in Neuendorf bei Pirna   hatte ein Stück Land für eine socialdemo- die sie aus eigener Straft sich aber nicht zu erringen vermöchten. treiben. Mit einer hervorragenden Leistung auf diesem viel fratische Versammlung zur Verfügung gestellt. In der Nacht vor Nun scheinen die Radikalen, die im Bunde mit den Socialdemo der Versammlung ging glöglich seine Scheune in Flammen fraten die Mehrheit über die anderen Parteien haben, in der That beaderten Gebiete glänzt der Ober- Staatsanwalt in Köln  , auf, auch das Wohnhaus wurde von dem Feuer erfaßt und geneigt zu sein, der socialdemokratischen Forderung zu entsprechen. der eine besondere Verfügung zum Schutze der branite völlig herunter. Ein der Brandstiftung verdächtiger Mann als Kandidat wäre Genosse Triquet in Aussicht genommen. Es Arbeitswilligen" an die ersten Staatsanwälte erließ: ist verhaftet worden. Wie es scheint, liegt nur ein persönlicher Rache- fcheint, als sollte diesmial die Socialdemokratie doch eine stärkere Vertretung im Nationalrat erhalten. " Da es die Zeitverhältnisse notwendig machen, alle in den alt vor. bestehenden Strafgesehen gegebenen Mittel zum Schuze gegen den Wie würde die Ordnungspreffe einen solchen Vorgang ausnuten, Mißbrauch der Koalitionsfreiheit mit voller Energie anzuivenden, wenn ein solcher Fall in der lebhaftesten Wahlbewegung einen fonjer fo halte ich es für geboten, daß die ersten Staatsanwälte vativen Mann betroffen hätte. Wie Taut würde da über die Social: auch die Thätigkeit der Amtsanwälte auf diesem Gebiete genau demokratie als intellektuelle Urheberin solcher Schändlichkeiten ge­beaufsichtigen und leiten. Ich empfehle deshalb, die Amtsanwälte schmäht und nach strengeren Gesetzen gezetert werden! anzuweisen, daß alle einschlägigen Sachen, mag die Anzeige auch nur auf Uebertretung lauten, bevor sie eine Kammergerichtsrat a. D. Schröder, Mitglied des preußischen Entscheidung über die Anklage- Erhebung oder Einstellung treffen, Abgeordnetenhauses von 1862 bis 1877 und Reichstagsmitglied von mit einem besondern, ihre Auffassung kurz darlegenden Berichte 1873 bis 1898, zulegt der Freifimigen Vereinigung angehörend, ist der Staatsanwaltschaft vorgelegt werden und in Eisenach   im Alter von 70 Jahren gestorben. Im Jahre 1862 daß sie, wenn sie nach Aburteilung solcher Sachen Berufung wurde er wegen seiner Abstimmung zur Militärreorganisation als einlegen, die alten zur Prüfung darüber einreichen, ob eine Staatsanwalt zur Disposition gestellt. Er trat dann als Mitglied Berufung wegen ungerechtfertigter Frei in die Redaktion der National- Beitung" ein, der er auch in den sprechung oder zu geringen Strafmaßes durchzu- ersten Jahren des Stulturkampfes bis 1875 angehörte. Er war Bor­führen sei." fizender des Protestantenvereins.- Ginst galt es als vornehmste Würde der Rechtspflege, unabhängig von den Meinungen des Tages dem Geseze gemäß zu wirken. Nun scheut die deutsche Rechtspflege schon nicht bor dem Selbstbetenntnis, daß sie wie eine Wetter­fahne dem Winde der Zeitverhältnisse" zu folgen habe.

Welche Zeitverhältnisse" tönnten es aber sein, durch die der ungewöhnliche Erlaß des Kölner   Ober- Staatsanwalts der offenbar auf eine allgemeine Anordnung des Justizministeriums zurückzuführen ist verursacht fein foll? Im Kölner   Gerichtssprengel sind keineswegs außergewöhnliche Umstände eingetreten und die" Zeitverhältnisse" lassen sich fich nicht anders deuten, als daß in Unternehmer- und Regierungstreifen der Wunsch besteht, streikende Arbeiter harten Strafen zu überliefern und irgend welches Material für die zweite Lesung ihres Zuchthausgeseh- Entwurfes zu erspüren.

Carteret

Lucchent im Gefängnisse. Grand- Carteret, der Verfasser von Büchern fiber internationale Starikaturen, berichtet im Figaro" über einen Besuch in dem Gefängnisse in Genf  , wo Luccheni   seine Strafe abbüßt. Am 21. November geht die Einzelhaft Lucchenis zu Ende. Eine weitere Verlängerung derfelben macht das Gesetz un möglich. Luccheni   unterwirft sich ohne Widerstreben dem Gefängnis­regime. Er hat zwei Bellen, eine Wohn- und eine Arbeitszelle; in legierer verfertigt er Schachtein. Beide Zellen haben Fenster und empfangen nicht nur Tageslicht, sondern auch Strahlen der Luccheni   liest so viel, als er faun, aufgehenden Somme  . - teilweise aus der Gefängnis Bibliothek, teilweise das, was man ihm von außen kommen zu lassen gestattet. fab unter den Büchern auf seinem Tische neben Romanen ein Ge schichtswerk über das alte und neue Streta, sowie ein protestantisches Missionsbuch. Sehr schwer entbehrt er die Lektüre von Zeitungen, Eine vernünftige Gefangenen Arbeit. Der Reichsbote" nach denen er immer wieder verlangt; es scheint, daß er etwas über sich selbst lesen möchte. Seit seinem Strafantritt fiud bloß Im dänischen Jütland   will man die Heide durch Jnsaffen des zwölf Briefe an ihn gekommen. Elf davon wurden ihm übergeben. Zuchthauses in Horsens   urbar machen lassen. Vorläufig find mur Es waren durchaus religiöse Mahnungen zur Neue. Ein Brief war 15 Buchthäusler, lauter schwere Verbrecher, die sich aber durch ihr chiffriert, die Polizei fonnte ihn nicht entziffern, hält ihn aber für gutes Betragen ausgezeichnet haben, unter mehreren Aufsehern eine Mystifikation. Es wird angenommen, daß Luccheni teine nach einer kleinen Ansiedelung mitten in der großen Alheide ge- Komplizen hatte. Carteret sab Luccheni auch im Hofe spazieren schickt worden, wo fie an der Urbarmachung der Heide arbeiten gehen. Er ist dicker geworden und hat noch die militärische Haltung sollen. Wenn die Versuche sich als erfolgreich erweisen wie früher. sollten, beabsichtigt man, größere Kolonien der Zucht­häusler über die Heide zu verteilen und die Arbeiten in größerem Maßstabe fortzusetzen.

meldet:

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Wäre es nicht auch

Frankreich  .

Paris  , 27, September. Das Bureau der Untersuchungs­bei uns zeitgemäß, mit der Ausführung von Moorkulturen durch fommiffion des Staatsgerichtshofs unter dem Vorsitz Berengers Gefangene vorzugehen? Das wäre eine Arbeit, die dem Laudes  - ist weiter mit der Prüfung der ihm zugewiesenen Aften beschäftigt. wohlstand diente, ohne den freien Arbeitern eine üble Konkurrenz Das Verhör der Angeklagten wird voraussichtlich am zu bereiten. Nach der ersten Durchführung der Moorkultur fönnten Sonnabend beginnen. auf den gewonnenen Flächen dann ja freie Ackerbauern angesiedelt werden.

Seltsam, daß gerade diese Zeitverhältnisse" eine Ausnahmeverfügung erzeugten. In anderen Fällen, So der Reichsbote". Bon socialistischer Seite ist in Deutsch­obschon in ihnen allerdings ein eingeschläfertes Rechts- land schon vor 25 Jahren eine ähnliche Verwendung der Gefangenen empfinden -insbesondere für die Urbarmachung der Lüneburger Heide  - die Verfolgung bon Gesetzesübertretungen bergaß oder nur mit rüdsichtsvollster Milde betrieb, ist von borgeschlagen worden.-

einer besonderen Verfügung an die unteren Instanzen der Osnabrück  , 27. September.  ( Boff. 3.") Das gegen den be­Anklagebehörde nichts vernommen worden. Es hat nichts fannten nationalsocialen Führer v. Gerlach durch den hiesigen berlautet, daß ein ernstes Einschreiten gegen den Unfug der Staatsanwalt eingeleitete Verfahren wegen Aufreizung zum Klassen­Duelle oder etwa gegen die zahlreichen Uebertretungen der haß und Beamtenbeleidigung ist eingestellt worden.-

Der Marineminister Lanessan ordnete den Bau von vier neuen Unterfeebooten in Rochefort  - sur- Mer an.-

England.

London  , 27. September. Heute hier umlaufende Gerüchte, denen zufolge das Parlament in den ersten Tagen des Ottober einberufen werden solle, entbehren durchaus der Bestäti gung. Es ist sehr wahrscheinlich, daß vor dem Zusammentritt des nächsten Stabinettsrats, der voraussichtlich Freitag statt­findet, hierüber etwas beschlossen wird.-