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sich von der tragischen Kunstform am ersten dadurch unterscheide, 152 Prozent Manuit, 7,8 Prozent glukoseartigen, reduzierenden guder, daß man es in ihr mit der Aesthetik nicht so genau zu 9,3 Prozent durch Alkohol fällbare Substanz und 13 Prozent Waffer. nehmen brauche, hat nie auch nur eine Komödie empfunden, ge- Den Rest bilden Trümmer von Jnsekten, Rindenteile und andre Ber­schweige denn, daß er jemals eine wird schreiben können. Sobald unreinigungen. ( Prometheus.") Musik.

in der Tragödie der tragische Untergang zu vermeiden wäre, hört

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Ein

die Tragödie auf und das Reich der unglücklichen Zufälle beginnt. Häufig geschieht es, daß ein Kunstwerk einen geschichtlichen oder Und wiederum, sobald wir in der Komödie um das humoristische in eine bestimmte Geschichtsperiode verlegten Stoff im Gewand einer Motiv auch ohne die Befreiung des Lachens oder Lächelns herum- andren geschichtlichen Zeit vorführt. So etwa, wenn griechische oder kommen, hört die Komödie auf und das Reich der willkürlichen römische Bersonen im Milien der Rokokozeit dargestellt werden, oder Einzelspäße beginnt. Die humoristische Notwendigkeit ist genau so wenn biblische Stoffe in altdeutschem Gewand erscheinen. zwingend wie die tragische. Erst wenn wir um einen Charakter gar musikalisches Drama wird es nicht leicht haben, einen historischen nicht anders herumkommen, als indem wir uns vor seinen Wider- Gegenstand auch im Sinne der Tonformen der betreffenden Zeit zu sprüchen in das Reich des Humors flüchten, haben wir es mit einem behandeln; hier wird wohl was ja keineswegs unhistorisch ist- die Humoristischen Charakter zu thun. Daß ein Mensch dann und wann gegenwärtige Musit die passendste Formensprache sein. Statt dieser kann zum Lachen Veranlassung giebt, macht ihn noch lange nicht aber unfreiwillig auch eine veraltete Kompofitionsweise benutzt werden, zu einer humoristischen Natur im Sinne der Komödie, wie ja auch um einen Stoff einzukleiden, der hinwiderum noch ein paar einzelne Unglücksfälle den Menschen noch lange nicht zu einer Generationen hinter der Zeit dieser Weise liegt. Rokokospiel mit tragischen Natur machen. In beiden Fällen wollen wir vor der Musik aus der um hundert Jahre später liegenden Zeit des unerbittlichen Notwendigkeit stehen. Davon haben die wenigsten Singfangs unsrer Großeltern, der gefühllosgefühlvollen Can­Komödienschreiber eine Ahnung. Hauptmann aber hat davon nicht tilane dididi dih di- di- di- dih- das war das Kennzeichen und nur eine Ahnung, sondern in seinem Biberpelz  " steckt thatsächlich wohl auch das einzig Interessante an einer einaftigen ein humoristischer Charakter( nämlich die Wolffen") und das unter- Operette, die Sonntagnachmittags im Friedrich Wilhelm= scheidet allerdings die Differenz in ihrem innersten Wesen, sozusagen städtischen Theater herausfam. Sie heißt Das Medaillon" grundsätzlich von dem landläufigen Schund, der uns gewöhnlich und dreht sich darum, daß der Liebhaber, um von der Herzogin die belästigt. Einwilligung zur Heirat mit seiner Geliebten zu erreichen, jener ein Im ersten Aft spürt man deutlich eine Schwäche der Haupt- Medaillon zeigt, auf deffen einer Seite die Geliebte gemalt ist, und mannschen Dramen, die ihnen gefährlich werden kann. Jusofern ge- deffen andre Seite aus einem Spiegel besteht; die Herzogin faßt das fährlich, als sie in gewissen Partien sehr schnell der Zeit zum Haube Medaillon unrichtig an, erblickt sich selbst und fühlt mun eine Gemein­fallen werden, die Milieuzeichnung ist im ersten Aft recht sehr verheit gegen sich begangen, bis endlich die Sache aufgeklärt wird. Dies blaßt. Zum Teil liegt das natürlich an der Aufführung. Sobald alles ist in einem unoriginellen, doch bequem einwiegenden Singfang die Dichtung das Deutsche Theater" verläßt, um in die weite Welt von jener erwähnten Art getaucht. Einen Meister- und Mustergesang zu gehen, fällt ein Teil der Milienzeichnung weg, kommt abends gab die Aufführung gerade nicht. Doch war der äußere Erfolg recht zn der Darstellung einfach nicht zur Geltung. Das ist schon eine recht böse Sache und sollte jedem eine Mahmung sein, das Milieu in die bescheidene Rolle eines ſtimmunggebenden Moments zurückzudrängen. Es kommt aber noch ein andrer Um­stand hinzu. In den Anfängen des Materialismus war die breite forgfältige Milieuzeichnung etwas Neues. Man intereffierte sich da für, hörte aufmerksam hin und kam so auf seine Kosten. Inzwischen ist die Sache aber alt geworden und da sie an sich undramatisch ist, entstehen im Drama tote Partien, die nicht angenehm find. Der Reiz der Neuheit ist hin.

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lebhaft. Walter Mortier heißt der Komponist, und als Librettist fungierte der bewährte Textmacher Victor Léon  . Dem Ein after folgten, als eine wahrhaft musikalische Erholung, der 2. und 3. Att der Fledermaus", eine der vielen Borstadtaufführungen dieses Bugstücke." Einen solchen Abstand von der Königlichen Oper, was Mangel an Feinheit und Durcharbeitung betrifft, follte man denn doch dem aus hoher Kunst und tiefer Unkunft zusammengesetzten Haus unter den Linden nicht einräumen.

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Sumoristisches.

SZ.

Naiv. Wirt( den meteorologischen Bericht in der Zeitung lefend): An dem Tage, an welchem Sie Ihr 25 jähriges Dienst­jubiläum feiern, findet ja auch eine Mondfinsternis flatt!" Nachtwächter( bescheiden): Das kann ich aber eigentlich gar nicht verlangen!" Anzüglich

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... Und ich bleib dabei: das viele Bier­mert an mir no' nig: an' Jeden kann's halt net so ant,

Den eigentlichen Wert des Biberpelzes" macht der Charakter der Wolffen" aus. Sie ist im Grunde eine gefcheidte, strebfame, fleißige Frau, aber es läßt sich nicht lengnen, fie stiehlt. Daß das ein Fehler ist, muß jeder zugeben. Andrerseits aber hat man an ihrem fecken Wesen so viel Freude, daß man ihr unmöglich gram fein fann und so sprengt man den ganzen Widerspruch in die Luft, indem man lacht. Mit der Gestalt der Wolffen wird nur und ausschließlich der Humor fertig das eben ist ihr Wert mud ihr künstle- trinken macht den Menschen dummm!" rischer Rang. Zum Erfolg des Studs hat eine zweite, ebenfalls sehr gelungene Geftalt beigetragen- der Amtsvorsteher wie Eahna!"- Herr v. Wehrhan. Hauptmann   geißelt hier einen Typus, der im neuen deutschen Neich sehr häufig vorkommt den schneidigen" Beamten, der den Leuten die Kandare" anlegen will nnd eins der höchsten Güter der Nation in der Kleinlichen Chikanierung der Opposition sieht. Daß dieser schneidige" Herr von dem Mutterwit der Wolffen in so prächtiger Weise düpiert wird, bildet nicht den geringsten Reiz der Komödie. Aber auch sonst find eine Reihe von hübschen Gestalten vorhanden, so der schwerfällige Mann Wolffen", der krakehlsüchtige freifinnige Nentier Krüger, der biedere verschnapste Amtsdiener usw. Die Aufführung in der Freien Voltsbühne", der ich leider nicht bis zum Schluß beiwohnen konnte, sette im ersten Aft etwas matt ein. Der atveite strahlte aber schon in viel frischeren Farben und die Be­fehung der Hauptrollen schien mir einen luftigen Berlauf der Vor­stellung zu verbürgen.- Erich Schlaitier.

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Kleines Feuilleton.

Notizen.

- Die Gesellschaft" ist am 1. April in den Besitz des Münchner   Schriftstellers Wilhelm Weigand   übergegangen. Als Redacteur zeichnet Dr. A. Seidl. Die Herausgeber beabsichtigen die Gesellschaft" wöchentlich erscheinen zu lassen und sie zu einem Centralorgan vorwiegend süddeutscher Kunst- und Kultur­intereffen zu gestalten. Ferdinand Bonn   wird nächstens im Schiller Theater in Ibsens Kronprälendenten" und Shakespeares Der Kaufmann von Venedig" gastieren.-

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Gerhart Hauptmann   arbeitet gegenwärtig an einer Komödie Der rote Hahn  ". Das Stück ist eine Fortsetzung des Biberpelzes". Dieser zweite Teil endet mit dem Tode der Waschfrau Wolffen; auch Wehrhahn spielt eine Rolle in dem Stüd. Ennas neue Oper, Hirtiu und Schornsteinfeger" erzielte bei der Erstaufführung in Kopenhagen   einen starken Oliven Manna. In der Gegend der Bibanberge( Algier  ) Erfolg. giebt es bei Manfurab eine ziemlich große Anzahl von Oliven­Richard Wagners Siegfried" wird Anfang bäumen, welche im Sommer eine beträchtliche Menge Manna nächsten Jahres in der Pariser großen Oper mit Jean absondern. Die Eingeborenen nennen dieses Manna, welches Trabut de Reszke und Mm. Afté in den Hauptrollen zur Aufführung ge­vollkommen identisch mit dem gewöhnlichen, arzneilich verwendeten langen. Eschen- Manna fand, Olivenhonig. Die Bäume, von deren Ninde-Eine Ausstellung der Sammlung Felix Königs  und größeren Aesten das Mama abfließt, find offenbar trant; es wird am Mittwoch im zweiten Cornelius Saale der scheint, als wenn sich der Bast unter Einwirkung eines Krankheits- Nationalgalerie eröffnet. erzeugers an den winden Stellen gänzlich in Mannazuder verwandle. Im Museum für Völkerkunde ist eine Sammlung Es bilden sich weite, trebsartige Wunden, die das nadte Holz zeigen. In japanisch buddhistischer Bildwerke zur Ausstellung dessen heilen solche Wunden und andre öffnen sich, wobei das Holz gelangt. fich schwärzt. Die von der Krankheit angegriffenen Bäume reifen Die an den bewaldeten Ufern des Victoria Nyanza früher inzwischen Früchte und bleiben ziemlich träftig; wenn man fie fällt, in Massen vorkommende Elen- Antilope ist fast ausge­findet man ein sehr dichtes, schwarz geadertes Holz, welches vielleicht stor ben. Ebenso befürchtet man, daß eine am Victoriasee noch zu Kunstarbeiten Anwendung finden könnte. Trabut glaubt, daß der häufiger vorkommende, sonst jedoch höchst seltene Ottern art Fisi Ansteckungsstoff, für den er eine vielleicht im Cambium lebende madji( Hyäne des Wassers), deren Fell zu den kostbarsten gehört, Batterie ansieht, durch Griffen oder andre Jusetten übertragen werde. bald aussterben wird, da die Nachstellungen nach diesem wertvollen Nach einer Analyse von Battandier enthält das Oliven- Manua Tier fortwährend zunehmen.

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Verantwortlicher Redacteur: Heinrich Wetter in Gr. Lichterfelde. Druck und Verlag von Mar Bading in Berlin  .