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Lass nur," sagte Hilde. Sie betrachtete träumerisch den schlafenden Mann, legte ihm dann ein Küchenhandtuch unter seine Stiefel, ließ ihren Rock hinuntergleiten und breitete ihn sorgsam über die Beine des Schläfers.

Aber gut war sie doch, und er nahm sich vor, sie nicht merken Als Lenchen endlich über Müdigkeit zu flagen anfing, zu lassen, daß er ihren einzigen Fehltritt kannte. Er mußte bemerkte Hilde, daß Direktor Schmidt- Lefebvre eingeschlafen bitterlich weinen. war. Ausgestreckt lag er auf dem Blauplüschenen. Stoßweise, wie aus dem Schlaf, begann Konrad wieder: Er ist an feine Ordnung gewöhnt," sagte Bohrmann ,, Und jetzt glaubst Du, fündiger Mensch, fie fei nachher entschuldigend. Ihm hat wohl immer eine bürgerliche Häus­meine Geliebte gewesen.. Alles habe ich ihr geboten, alles lichkeit wie die unsre gefehlt. Ich werde ihn wecken und hat sie abgelehnt... durch den Schmutz ist fie geschritten, es ihm vorhalten, daß er das neue tostbare Stück nicht ge­und selbst der Nand ihres Gewandes ist rein schont hat." geblieben wie ein Tautropfen in einer Rosenknospe.. nichts hat sie verführt... nicht einmal meine Konzession. nicht einmal meine Konzession. Meine Schuld war es nicht, daß sie ein Engel geblieben ist in meiner Nähe... dann freilich bin ich selbst brav geworden, ein braver Schuft, ein reuiger Sünder... wie ein treuer Hund... vor ihrer Kammerthür, hinter den Coulissen. wie ein treuer Hund, und seitdem weiß sie nichts hat sie gelernt, nicht den Kopf gerade halten, und nicht einen Arm bewegen... auf der diesseitigen Bühne wird sie nie die Arme bewegen können. drüben aber, vor dem himmlischen Throne, wo man in die Augen sieht, ins Herz, in die Nieren, da werden die himmlischen Heerscharen kommen und sie be­grüßen. Sie ist die Kunst.. sie ist die Reinheit... heilige Elifabeth... was?... laß mich schlafen." XXVII.

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Lass' nur," wiederholte sie fast herzlich. Das könnte mir eher an ihm gefallen, daß er sich gehen läßt. Nur nicht immer so gebildet. Also Dein Stück wird jekt bestimmt aufgeführt?... Ach, bist Du schläfrig!.

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Bohrmann wachte spät auf. Als er ins Wohnzimmer trat, verlegte ihn jekt, bei Tageslicht, die Farbe der neuen Plüschmöbel. Noch mehr verlegte ihn die Art, wie Hilde und Konrad, gleich alten Kameraden, am Frühstückstisch saßen, weniger achtsam gekleidet, als sich das wohl selbst zwischen Mann und Frau schickte. Ronrad hatte feinen Kragen und keinen Schlips umgelegt; Hilde hatte ihr Haar nicht gemacht und ihre Füße in Pantoffeln stecken. " Du mußt dem Herrn Direktor," sagte sie lachend ,,, einen Kragen borgen, Du hast ja jekt genug davon."

Auf dem Bahnhofe Alexanderplatz   erst hatte sich Konrad erwecken lassen. An Ort und Stelle mußte die siegreiche Heimkehr trotz Bohrmanns Widerstreben mit einer Flasche Wein begossen werden, die der Direktor fast allein austrant. Dann Lebhaft fuhr Konrad in der unterbrochenen Erzählung mußte eine Droschke genommen werden, obgleich Konrad fort. Er habe lauter vorteilhafte Verträge abgeschlossen: mit gar kein Gepäck besaß und der Lehrer nur seinen Rucksack. dem reichen Petters, mit den ersten Künstlerinnen Deutsch­Als sie kurz vor zehn Uhr vor dem Hause hielten, fühlte lands, mit den besten Autoren, nur sein Direktor Lopinsky Bohrmann ein beängstigendes Gefühl. Er mußte plöglich an sei die Freundschaft in Ehren- ein ganz erbärmlicher den Tag seines Examens denken. Er hatte zwar jeden Tag Hallunke.

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eine der merkwürdigen internationalen Postkarten, über und Die Kinder tamen, und Bohrmann mußte ordentlich er­über beschrieben, nach Hause gesandt, aber seine Ankunft zählen. hatte er nicht rechtzeitig angezeigt. Er sehnte sich danach, Vom Rauschen der Nordsee  , von Ebbe und Flut und von Frau und Kinder wiederzusehen und ihnen von den der ersten Eisenbahnklasse. Die Kinder horchten( auf, und Wundern des Meeres, von den Tagen unter fremden Nationen Lenchen wollte wissen, wie die Damen im Wasser gekleidet zu berichten. Aber er hatte noch mehr zu verschweigen, als gingen. Hilde lachte. So ein Racker. Aus dem Modejournal zu erzählen. wußte sie alles besser als Bohrmann es an Ort und Stelle be­obachtet hatte. ( Fortsetzung folgt.)

Er stieg aus der Droschke und wollte von Konrad Ab­schied nehmen.

" Nein, Bruderherz, Du wirst mich nicht preisgeben! Jch wüßte ja doch nicht, wo ich mein Haupt niederlegen soll in

dieser ungewöhnlich schwarzen Nacht, denn ich glaube, ich bin Kleines Feuilleton.

bezecht. Ich weiß, ich bin ein Lump, aber bringe mich zu Deiner Frau. Mascha Lose hat mir Deine Frau empfohlen.

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- Seit wann raucht man Cigarren in Deutschland  ? Wenn ich nicht bezecht wäre, ich würde zu Dir sprechen: Der Frtf. 8tg." wird geschrieben: Es ist bemerkenswert, daß das Gehe links, ich will rechts gehen. Aber ich bin ein Lump Tabakrauchen nicht in der primitiven Form gerollter oder gewickelter und bin bezecht, und Du mußt mich zu Deiner Frau bringen. Tabaksblätter der Cigarre sondern vermittelst eines wenn Thu's, Bruderherz, und denk, Gottes Wege find wnnderbar." auch einfachen Gerätes der Pfeife die weiteste Verbreitung Oben gab es Schrecken, Ueberraschung und Freude. Hilde in der alten Welt gefunden und daß erst verhältnismäßig spät die hatte mit einer fremden Frau und Lenchen bei einer Punsch- Cigarre als geeigneter zum Tabaksgenuß die Pfeife zu verdrängen bowle gesessen. Reste von Kartoffeln und Häringen waren nur feilweise gelungen, und in manchen Ländern behauptet sich die und zu ersetzen begonnen hat. Wie wir wissen, ist dies auch heute beiseite geschoben. Die fremde Frau, die rasch ein buntes Tuch Pfeife aus althergebrachter Gewohnheit, in andren, die das um die Schulter warf und eine große schwarze Tasche an sich abatmonopol haben, aus Sparsamteitsrücksichten. In Deutsch­nahm, machte sich zum Fortgehen bereit, um nicht zu stören. Sie habe den Ankauf der Plüschgarnitur vermittelt, für einen Spottpreis.

Während die Frau eilig fortging, bemerkte Bohrmann erst, daß die gute Stube ordentlich gefüllt war mit dieser dunkelblauen Plüschgarnitur. Hilde schien ein schlechtes Ge­wissen zu haben. Aber das war ihm lieb; so hatte auch er etwas zu verzeihen. Siegfried kam im Hemdchen herein gelaufen und schien glücklich, Vater wiederzusehen. Doch er schlief auf Bohrmanns Arm sofort wieder ein, bevor dieser noch die Mitbringsel für die Kinder ausgepackt hatte.

Konrad hatte sich recht gewandt der Frau Lehrerin vor­gestellt. Er sei der Direktor des Kronprinzen- Theaters. Wo das Drama.. Dingsda sie wisse schon... ein hoch­poetisches Werk... aufgeführt würde.

Mit Siegfried auf dem Arm, mit Lenchen auf dem Schoß, fing Bohrmann durcheinander zu erzählen an. Von den fremden Nationen und von der Brandung, von den französischen   Speisen und den Kellnern. Gewaltsam mußte er andre Erinnerungen unterdrücken. Um sich zu fassen, that er Konrad gern mit einem Glase Punsch Bescheid.

Hilde fragte nach diesem und jenem und bald auch, wie er mit seinem Geld ausgekommen sei. Errötend reichte er ihr seine Börse, die noch einiges deutsches Geld und zum Andenken zwei französische  Silbermünzen enthielt.

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land, wo man bis jetzt vom Tabakmonopol verschont geblieben ist und wo man noch verhältnismäßig nicht zu teuer und gut raucht, hat die Cigarre eine wohlverdiente Beliebtheit und große Verbreitung erlangt. Dieser Umstand rechtfertigt also die Frage, seit wann die Alleinherrschaft der Pfeife in Deutschland   aufgehört und die Mitherrschaft der Cigarre begonnen hat.

in Frankfurt   a. M. in verschiedenen Privatdurchgängen und Höfen Anfangs der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts waren warnungen angeheftet, in denen das Rauchen aus Pfeifen ohne Dedel und von sogenannten Cigarros" verboten war. Die Sprache dieses Verbots zeigt deutlich, daß die Cigarre in Frankfurt  damals etwas ungewohntes, wenn auch nicht Unbekanntes war, und beweist, wie langjam fich der Glimmstengel in Deutsch  land einbürgerte. Denn schon 1818 foll, wie Weber in seinem " Demokritos  " berichtet, der General Moreau   bei Abnahme seiner zerschmetterten Füße eine Cigarre ruhig fortgeraucht haben. Weniger heroisch aber glaubhafter flingt, was ein Doktor Christian Müller in der Beschreibung seiner Reise von Berlin   nach Paris   im Jahre 1812 durch Preußen, Sachfen, Oestreich zc." von der Cigarre meldet. Er erzählt nämlich, daß sein ihm unentbehrlicher Cigarrenvorrat von dem öftreichischen Zollbeamten überaus nachsichtig behandelt worden sei, als er bei Peterswalde die sächsich- böhmische Grenze überschritten. Da Doktor Müller mit seinem Cigarrenvorrat aus Berlin   fam, so muß dort das Cigarrenrauchen unter der besseren Gesellschaft schon verbreitet gewesen sein, wie dies sicher auch in Hamburg   der Fall war. In lekterer Stadt war schon im Jahre 1801 die Cigarre öffentlich zum Verkauf ausgeboten worden und ein hierauf bezüg fiches Inserat in dem Beiblatt Nr. 64 des Hamburgischen un parthehischen Correspondenten" vom 22. April 1801 lautet wörtlich:

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