-

315

-

In die Gruppe eindrängte. So stieß er auch auf Hilde und mit ewig frischem Jugendmut in die Händel dieser bösen Welt zu Konrad, die miteinander lachten.

Bohrmann faßte seinen Freund hart an der Hand. Was soll ich thun?" fragte er mit unterdrücktem Grimm. " Was ist denn?" fragte Konrad ganz erstaunt, und Bohr mann berichtete ihm mit steigender Aufregung den Sach­berhalt.

,, Sei froh, daß Du für den alten Ladenhüter überhaupt was gefriegt hast," sagte Konrad. Mit Deinem König Salomo hättest Du keinen Hund hinter dem Ofen hervor gelockt. Wenn die Bande wirklich was damit macht, so macht fie's mit den Tänzerinnen. Ich habe von den bloßen Titeln Harmonie heben sie sich in Björnsons Wesen auf? Im Glauben, der Tänze einen Riesendurst bekommen. Das ist ein gutes Zeichen."

Alle sprachen durcheinander, niemand kümmerte sich um Bohrmann, und so stieg in ihm der Wunsch auf, von sich zu reden, seinen Namen zu hören, seinen Anteil anerkannt zu wissen. Er trat mit mahnenden Augen vor Doktor Hantinger hin, aber der sah ihn gar nicht an. Er stellte sich drohend Mascha gegenüber, aber sie nickte ihm zerstreut und freund­lich zu.

Eine schwere Hand legte sich auf seine Schulter. " Ist Ihnen was, Herr Clausing?" fragte Frau Kietz herzlich. Sie sehen ganz misepetrig aus."

"

Die Herren und Damen fanden es im Boudoir furchtbar gemütlich und wollten gar nicht gehen. Mascha mußte lachend einen nach dem andren hinaustreiben. Dradlin versteckte sich im Scherz hinter eineu japanischen Ofenschirm und mußte von da mit scheinbarer Gewalt fortgeholt werden.

-

mischen, ohne philiströse Besorgnisse um seine dichterische Objektivität" und derartige Raritäten. Im Gespräch merkt man diese Seite seines Wesens, wenn er erregt wird und die Augen durch die Brillengläser eine Seite des Manns. In der Ruhe ist er so mild und gut und blizen, daß selbst die Gläser zu blizen scheinen. Es ist indessen nur verzeihend, wie etwa ein stiller Superintendent meiner Heimat. Dann blitt sein Wesen nicht mehr; dann geht väterliches Vertrauen davon aus. Dann ist die Flamme, die in ihm ist, zu ruhigem Schein ge­worden. Dann ist er gläubig und naiv wie ein Kind. Eine harte Kampfnatur und naiver Kindessinn, das scheinen nicht mur, das sind für sich betrachtet, Widersprüche. Wo ist die Synthese? In welcher ihn so mild und menschlich fromm und der Glaube lodert in ihm im reinen Glauben an die Jdee. Der Glaube an das Gute macht wie eine heiße Flamme und macht ihn zum harten unerbittlichen Streiter. Ein dänischer Kritiker hat diese doppelseitige( und doch ganze) Natur unvergleichlich zum Ausdruck gebracht. Ich habe das Wort schon früher citiert; aber man darf es zweimal brauchen, ohne daß es ermüdet. Er hat, sagt der Däne, zwei Bären in seinem Namen( Björn Björn), aber zwischen beiden leuchtet ein milder Stern. Und nun zu der Dichtung. Es wird notwendig sein, sie in furzen Worten im Gedächtnis der Leser zu beleben, um Björnsons Worten einen Hintergrund zu geben. Paul Lange, der eigentliche Held, ist Staatsminister. Er legt sein Amt nieder und steht eben im Begriff zu gehen, wie man in der Politik so häufig geht". Die Gäste wurden von Herrn Lose eingeladen, ihm in um wiederzukommen, wenn die Zeit seinen freiheitlichen Ideen ents den Salon zu folgen und dort die gehabten Eindrücke freund- gegengereift ist. Majestät wünscht, daß er noch vor seinem lich auszutauschen. Man erwarte zu der bescheidenen Mahl- Scheiden den Chef des Ministeriums gegen ein Mißtrauens das in votum schützen soll, der Kammer zeit noch weitere Gäste. gegen ihn eins feine Unabhängigkeit über jeden Zweifel erhaben und seine Worte gebracht werden soll. Da er das Ministerium verläßt, ist müssen Eindruck machen. Paul Lange kann sich nicht entschließen und giebt eine ausweichende Antwort. In diese Situation tommt ein radikaler Politiker, der den Chef unter allen Umständen beseitigen will, da er unzuverlässig und intrigant sei. Der Staatsminister wendet ein, daß der Mensch doch mehr sei als seine Fehler, läßt sich aber von der bewußten unerbittlichen Politik des andren fortreißen und verspricht, den Chef nicht zu stüßen. Dasselbe Versprechen bunden. Nun erscheint Tora Barsberg in seinem Hotel, das stolze, schöne, giebt er dem Präsidenten des Storthings und ist damit zweimal ge= aristokratische Weib, das er liebt. Sie facht mit ihrem selbst­bewußten Wesen seinen Mut und fein Vertrauen an und macht ihn start genug, feine eigne Meinung den Parteipolitikern gegenüber zu behaupten- und Paul Langes Meinung geht ja dahin, daß der Chef trotz allem- Unterstügung verdient. Also unterstützt er ihn wirklich im Storthing. Nun ist er in den Parteikampf hinein­geraten, der bekanntlich nicht mit sich spaßen läßt. Die Zeitungen nennen ihn Verräter" und drucken aus früherer Zeit Briefe ab, in denen er sich unter andren Umständen sehr herb über feinen Chef äußert; man meidet ihn, als venn er über Nacht von Aussatz befallen wäre und als num gar bekannt Lindau fandte mir eine Einladung, in der er mich bat, mit wird, daß er den Gesandschaftspoften in London bekommt, bringt Björnson zusammen bei ihm zu speisen, da der Dichter mir einiges man das mit seiner Verteidigung in einen tausalen Zusammenhang über Paul Lange und Tora Parsberg" sagen wolle. und tausendstimmig gellt der Schrei Lump" gen Himmel. Das Stid sei hier und da mißverstanden worden, selbst von Georg Paul Lange fühlt sich feige, geschändet, bespieen, der Berachtung Brandes, und Björnson möchte mun selbst seine Intentionen dar preisgegeben und in diese niedrige Existenz will er die strahlende, legen, damit sich die Mißverständnisse nicht wie eine ewige Krankheit stolze Tora nicht hineinbringen. Seine Excellenz der Herr Staats­fortschleppten. Daß mir die Einladung eine Freude war, brauche ich minister geht in ein Nebenzimmer und schießt sich eine Kugel durch teigem zu sagen, der einmal mit dem Dichter zusammen war oder den Kopf. besser: feinem, der ihn aus seinen Werken kennt, wirklich Wenn man die Dichtung als politisches Drama auffaßt, kennt und versteht. Außer dem Gastgeber und einer nahen ist man sofort den schwersten Mißverständnissen ausgesetzt. Es ist Verwandten waren mur Björnson, seine Frau und feine eine psychologische Tragödie und als solche ist sie sehr tief, Tochter anwesend. Während das Gespräch nun hin- und herüber sehr wahr, sehr erschütternd. Der Gegensatz heißt nicht flog, erzählte der Dichter dann und wann von seiner Dichtung. Ich werde wiedergeben, was mir im Gedächtnis geblieben ist, wobei ich glaube garantieren zu dürfen, daß ich die Hauptsache richtig treffe. Für den Wortlaut und derartige Aeußerlichkeiten kann ich natürlich nicht einstehen, da ich ja zu einem Mittagessen und nicht zu einem Interview gekommen war.

Es handle fich um eine leberraschung, erklärte der ein­geweihte Better den Intimen des Hauses. Für die Vor­lesung sei Mascha schwarz und hoch gekleidet gewesen. So an der Tafel zu erscheinen; wäre ein Verstoß gegen die gute Sitte, den Maschalinchen sich niemals zu Schulden kommen lassen würde. Und das neue Kleid sei noch gar nicht an­probiert, es sei erst während der Vorlesung abgeliefert worden. Das Boudoir stoße an Maschas Schlaf- und Ankleidezimmer. Der Assessor half die Gäste unter Lachen hinaustreiben. ( Fortjegung folgt.)

"

Bei Björnson .

-

"

Baul Lange( Individualität) und Parteigeist", sondern, wie der Titel schon andeutet, Paul Lange und Tora Parsberg. Die Politik ist Milieu, nicht Motiv. Im Gegensatz zwischen dem Helden und dem glänzenden Weib, das er liebt, liegt der Schlüssel zum Verständnis. Ein politischer Held, der ein zweifaches Wort nicht aus politischen, sondern aus psychologischen Gründen bricht, wäre ein sonderbarer Held. Was aber dem Politiker Lange genommen wird, das kommt der tief erfaßten Menschenmatur

Björnson ist ein in Deutschland mit Recht gefeierter Dichter und so sei es mir gestattet, in einigen Worten den menschlichen Ein­druck zu schildern, den ich von ihm erhalten habe. Vielleicht zu gute. wird der Kenner seiner Dichtungen finden, daß der mensch liche Eindruck in feiner Art auch ein Kommentar iſt. Ich fand Björnson frischer und wohler, als da ich vor seiner Reise nach Paris hier in Berlin mit ihm zusammen war. Nicht daß er lebhafter im Gespräch gewesen wäre( lebhaft war er auch damals), aber er war lebhaft, ohite daß man die Erschöpfung fürchtete, die ihm seine Lebhaftigkeit verursachen könnte.

Bei einem Freund in meiner nordschleswigschen Heimat ( tvo ja die Volkssprache dänisch ist) steht im Arbeitszimmer eine Büste Björnsons. Ich weiß nicht, von wem sie ist, glaube aber, sie tren in der Erinnerung zu haben. Ein mächtiger Kopf, der streng, immerbittlich, fühn ins Zimmer blickt, ein Mann des Kampfs, der Idee, der Agitation, des Radikalismus; ein aggressives vulkanisches Temperament; ein Mensch, der sich zornig erhebt, wenn in sein Revier ein Unglückswurm hineingerät, der nicht hineingehört. Die Bilder, die ich kenne, atmen denselben Geist und dieser Geist lebt auch in seinem Wesen. Es ist dieser Geist, der ihn treibt, sich

Im Privatleben, sagte Björnson, schüßen wir die feinen, aber schwachen Charaktere. Es sind nicht die schlechtesten Menschen, die trinken. Sind es feine Seelen, schützen wir sie, sind milde, ver­zeihen und suchen zu retten, was zu retten ist. Ju der Deffent­lichkeit thun wir das nicht. Da treten wir nieder, zertreten, zers stören. Die ganze Mahnung des Dramas läßt sich auf die ein­fache Formel bringen: Seid gut! Die Frommen wollen das Reich Gottes mehren. Ich wollte durch diese Dichtung für das Reich der Güte einige Menschen gewinnen. Feine Naturen hervor zubringen, ist der Sinn der Kultur. Paul Lange ist eine feine Natur, aber schwach. Er ist von unten heraufgekommen,( ein Emporkömmling Int guten Sinne des Worts); er ist zu viel getreten worden, trägt zu viele Wunden, um frei und stolz zu sein. Sein Gegenbild ist Tora Pars­berg, die von oben tommt und den unbekümmerten Stolz mit fich bringt. Ich glaube nicht an die Juitiative des Weibes, aber ich glaube an ihre Hilfe. Eine ganze Reihe von