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sie jetzt mit ihm, als ob er auch so einer gewesen wäre. Sie sind ein braver Vater. Ich dachte auch an nichts Hans Bohrmann sei doch eigentlich ein ganz abscheulicher Böses, als ich herfam, erst wie Sie wieder so findlich Heuchler. Früher als alle andren habe er die Zukunft ich fant eigentlich wegen Dracklin.... Sie hören doch nicht Hantingers voraus berechnet, habe sich mit ihm geeinigt und auf die Klatschereien über ihn und mich? Es ist nichts als werde jetzt den Vorteil einstreichen. Es thue ihr zwar leid, Güte und Freundschaft, was ich für ihn empfinde... daß sie ihn nicht mehr als ein Naturkind betrachten könne, heute endlich die Rolle des Königs Salomo zugeschickt be­aber eigentlich sei es so richtiger. Sie habe dabei was ge- fommen. Da ist im vierten Aft die erste dramatische Scene... lernt. Sie hätte früher nie geglaubt, daß ein Gemeindelehrer sagt er... und da hat die Königin von Saba das mit einer so prachtvollen Bauchwelle ein so geriffener Ge- Schlußwort. Wer das Schlußwort hat, wird herausgerufen. schäftsmann wäre. Dracklin will das Schlußwort haben, und Sie müssen mir Er verstehe sie nicht, antwortete Bohrmann. Er habe den Gefallen thun, da noch ein Dutzend Verse anzufügen. diesem Herrn Hantinger in einer Notlage alle seine Rechte Bitte, lieber Hans!... Das muß Ihnen doch eine Kleinig­verkauft. Und nach den Aenderungen, die man an dem keit sein." Stücke vorgenommen habe, werde er einen starken Entschlußfassen.

Bohrmann antwortete nicht gleich. Er fühlte die Ver­Wieder wurde ihm jezt froh ums Herz. Seine Auf- lockung, Mascha gegenüber sich als Dichter zu bewähren und regung legte fich, und wie im Traume glaubte er seinen vielleicht auch dem Hantinger den Herrn zu zeigen, so oder guten Engel über sich zu erblicken, sein Gewissen, Fräulein so. Am Ende, das Hohe Lied " war doch sein Werk. Reymond.

Mascha blickte ihn neugierig an.

Man weiß wirklich nicht, was man von Ihnen denken foll. Und daß Sie sich den Direktor bei Ihrer Frau gefallen laffen! Daß Sie zu der ganzen Geschichte schweigen! Soll ich da auch an Ihre Unschuld glauben?"

Bohrmann verstand nicht, es stieg ihm nur etwas wie Born oder Scham heiß ins Gesicht empor.

Da nadte es an der Thür. Mascha rief:

"

Wenn Du nicht gleich zu Bett gehst, Du freche Göre, so setzt es Keile!"

"

Da hörte er gedämpft die feifende Stimme von Frau Spindler. Er stellte sich das abgehärmite Geficht von Fräulein Reymond deutlich vor und sagte:

mann

"

Nein, teuerste Frau Mascha. Mögen die andern aus meinem Werke machen, was sie wollen. Ich bin kein Handels­Da unterbrach ihn Mascha. Er solle doch nicht jetzt noch den Naturburschen spielen. Sie durchschaue ihn ganz gut. Er fei auch nicht anders als alle. Ihre Sehnsucht nach einem Urmenschen sei wieder einmal betrogen worden. Aber dumm machen lasse sie sich nicht. Mascha Lose nicht! Auch er wolle ja nur irgendwo in der bunten Reihe seinen Plat finden. In Ostende habe er doch nur Schulden gemacht, um Lizzi zu schmeicheln und durch fie Neumann zu gewinnen; das Bohrmann schreckte auf, dann lächelte er. Also Geschäft mit Hantinger sei sehr flug gewesen; Hilde laffe er Mascha war eifersüchtig. Nun klärte sich vielleicht alles auf. gewähren, um den betrunkenen Direktor für sich zu haben. Von Eifersucht wußte er auch etwas zu erzählen. Eifersucht Jetzt habe er sogar ihr selbst wieder den Leidenschaftlichen gab häßliche Gedanken ein. Darum also hatte sie ihn ge- gespielt, trotzdem er doch sehe, daß ihr der Dracklin lieber mieden, darum hatte sie eben abscheuliche Dinge über Hilde sei. platonisch natürlich. gesprochen, die er nicht verstehen wollte, die ihn aber trotzdem nicht in Ruhe ließen.

Sehen Sie, Sie können noch rot werden.... Und dann werden Sie doch auch nicht leugnen, daß die Reymond Ihre Geliebte ist?"

Da hörte man den Drücker im Schlüsselloche der Flur­thür, und Hilde trat mit dem nassen Regenschirm in der

" Nein," sagte er ruhig. Sie thun dem Fräulein Hand ein. Reymond unrecht. Wer so glücklich war Wer so glücklich war... eine Huld- Bohrmann göttin..."

.. eine Huld- Bohrmann war der Unterbrechung eigentlich froh. Dennoch fragte er in einem Ton, den Hilde nicht an ihm

Er stand dicht vor Mascha. Sie griff nach seinen beiden kamite:" Händen und schaute ihm aufmerksam ins Gesicht.

Hänschen, Hänschen! Am Ende sind Sie wirklich der reine Thor! Sie glauben gar nicht, wie oft ich deshalb an Sie denken mußte."

Bohrmann stürzte auf die Knie.

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" So früh? Ist das Theater denn schon aus?" Das ist mir neu, daß Du spionierst Guten Abend, gnädige Frau. Lassen Sie sich auch wieder einmal sehen?. Wir waren gar nicht im Theater... Es war schon wieder der Freischütz. Der wächst einem ja zum Nicht rein! Rein sind wir ja nicht!" Halse heraus. Wir sind spazieren gegangen." Leise und immer leiser während Mascha warnend während Mascha warnend Bei diesem Wetter?" fragte Bohrmann, und es war ihm, nach der Thür blickte stammelte er von seiner Sehnsucht als hätte eine fremde Stimme aus ihm heraus gefragt. Eine und den Bildern, die seine Sehnsucht ihm vormalte. Jedes Pause folgte. Dann legte Hilde ruhig ihren großen Hut auf böfe Wort berichtete er ihr, das er von ihren Freunden über den Tisch und sagte: sie gehört hatte, seine Zweifel und seine Verzweiflung, seine" Geht's also endlich los? Fängst Du zu schimpfen Leiden und seine Gewissensqualen. an?... Um so schlimmer oder un so besser, wie Du Langsam hatte sich unter seinen Worten Mascha ver- willst.... Na!... Frau Lose scheint ziemlich lange da­wandelt. Die Müdigkeit schwand und der Zug von Alter. gelesen zu sein?" So pflegte sie auszusehen, wenn ihre geistige Liebe sich in eine irdische verwandelte. Sie kniff die Augen ein und nette die Lippen mit dem roten Zünglein. Seine Hände hatte sie nicht losgelassen; fie lehnte sich zurück und flüsterte:

,, Stüsse mich! Komm!"

Da sprang er auf und ließ ihre Hände los. Es war still in der Stube. Er hörte seinen eigenen Atem und glaubte hinter den Thüren atmen zu hören.

Verzweifelt fuhr er sich über die Stirn und flüsterte: Mascha, was willst Du aus mir machen? Hinter dieser dünnen Bretterwand schlafen die Kinder."

Und er hätte hinzufügen mögen: und nebenan weint Fräulein Reymond.

Mascha blieb in ihrer Stellung.

"

" Ich glaube an Dich," flüsterte sie. Du wirst mich ent­fühnen und entfündigen, wie Deine Lippen mich immer ent­fündigt haben. Komm, küsse mich! Habe doch Mitleid mit mir! Gerade weil... Du verstehst das nicht!"

Wir haben uns verplaudert," sagte Mascha lächelnd. Das kann ja vorkommen. Aber ich muß jetzt fort. Mein armer Man wird sonst ungeduldig.... Das Kleidchen steht Ihnen wirklich ganz hübsch, Frau Hilde."

Lose."

Herr Dracklin hat es jüngst entzückend gefunden, Frau Nicht wahr, er ist ein reizender Mensch! Und so be­Mascha ging und duldete es nicht, daß Frau Hilde sie hinausbegleitete. ( Fortsetzung folgt.)

fcheiden."

Mai.

und alle loderen Vögel fingen wieder ihre verbotensten Lieder. Sie haben sich das unvernünftige Gewerbe immer noch nicht ab­gewöhnt. Zwar aus Berlin hat man jezt selbst die stimmlofen Spaßen von dem Asphalt gescheucht, seitdem die Pferde vor den elektrischen Straßenbahnmitrailleusen geflohen find, und die delikaten rosse der Nachegöttin der Reinlichkeit verfallen find deren flinke Burschen Verdauungserzeugnisse der paar noch übriggebliebenen armen Schlacht­jeden Fall in flagranti ertappen und verschwinden lassen. Auch nisten in den Schornsteinen teine Drosseln und die Großstadt- Finken beschränken und sich auf den verheerenden Firlefint des Luftigen Ehemanns vom leberbrettl, der zu einem wahren Raub- und Galgenvogel geworden

Kommen Sie zu sich, gnädige Frau," sagte Bohrmann leise mit gefalteten Händen. Sie werden es mir danken, daß ich der Versuchung widerstand. Denn nie wieder hätte die Erinnerung an die unschuldigen Kinder Ihre Seele zur Ruhe kommen lassen...."

Mascha stand auf, als ob nichts geschehen wäre, schraubte die Lampe höher.