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Bug etiva nimmt er das duftende Kraut aus dem Munde und prüft| Harmlosigkeiten, die das Gefängnis" vier Afte hindurch das glühende Ende, um ja sicher zu sein, daß er rundherum gleich bietet, versant aller Hader und Streit der Gegenwart, mäßig angezündet hat. Viele Männer halten die Cigarre mit den und dankbar blickte männiglich zu den Brettern empor, wo Vorderzähnen und stoßen den Nauch an beiden Seiten des Krauts eine Welt auflebte, in der das berühmte Stammpublikum des Hauses aus; andre wieder halten sie in einer Ecke des Mundes. Wer von sich selbst wiederfand. Ein Zuschauer im besten Mannesalter aber sehr lebhafter Gemütsart ist, hält die Cigarre selten einige Beit zerdrückte eine Thräne, indem er seufzend die Wahrnehmung von sich zwischen den Lippen, sondern macht ein paar Züge und läßt die gab, daß Zeit und Menschen anders würden. Als er zuletzt, vor Cigarre zwischen Finger und Daumen ruhen. Wer einen fünfzehn Jahren, das Stück im Schauspielhause gesehen, sei es noch entschlossenen, energischen oder auch streitfüchtigen und ungeduldigen unauffällig im modernen Kostüm gegeben worden, nun aber erinnere Charakter hat, verrät sich oft selbst dadurch, daß er beim Rauchen ihn das Schiller- Theater an den Flügelschlag der Zeit, indem es seiner Cigarre eine Neigung nach oben giebt. Ein beschau den guten Benedig historisch bringe in der Tracht der fünfziger licher, träumerischer Mann wird sie im Gegenteil nach Jahre. Da sieht man, daß einer alt wird, klagte er voll Wehmut. dem Kinn zu fenken, wohingegen gleichmäßig gestimmte So naturgetreu ward der historische Benedir auf der Bühne kopiert, Naturen ihre Cigarren gewöhnlich wagerecht halten. Leute daß vor allem die Frauen auch in jener süßlichen Zierlichkeit von mürrischer, nachdenklicher Gemütsart tauen das Ende zu einer lispelten, die damals die wahre Kunst ausgemacht haben soll. schrecklichen breiigen Masse. Nichts spricht deutlicher von schmutzigem Schade um die wadere Direktion, daß sie den Vorfag, ihr Publikum Geiz als die Gewohnheit, einen Cigarrenstummel auf die schmale aus dem Philisterqualm zu lichteren Höhen emporzuführen, zeit­Klinge eines Taschenmessers zu stecken und weiter zu rauchen, bis weilig mit solchen Schnurren fühnen muß.- die Glut fast die Lippen berührt.... Noch ein Wort über die Cigarette. Man beobachte einen Mann, der gern sarkastisch ist. Die meisten Menschen halten die Cigarette zwischen dem ersten und zweiten Finger. Er hält sie aber wie eine Stecknadel, das glühende Ende von der Hand entfernt, und während beißende Bemerkungen von feinen Lippen fallen, prüft er die Spize seiner Cigarette, als wenn sie eine Merkwürdigkeit wäre; der überlegene Mann aber hält sie gern lofe zwischen den Lippen und wirft den Kopf etwas zurüd.- Theater.

Leffing Theater.

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Der tolle Vismard bon

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Sumoristisches.

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Neues von Serenissimus. Serenissimus reitet mit Forstmeister durch den Wald. Ist ganz entzückt von dem prächtigen Bestand und will Forstmeister allerhöchste Zufriedenheit zu erklären geben. Ach schöner Kiefernvald! Haben Sie gut gemacht, lieber Forstmeister! Haben Sie gut gemacht!" Forstmeister räuspert sich, als ob er was sagen wollte. Aeh was dagegen? Lob ver­dient! Reichlich verdient!" Serenissimus lächelt gnädig. Mit Ver­laub! Wollte mir nur allerunterthänigst zu bemerken erlauben, daß Kiefernivald eigentlich nicht Kiefernwald, sondern Tannenwald!" Walter Harlan  . Ich bin häufig andrer Meinung gewesen Serenissimus runzelt Stirn; ärgert sich, daß Unterthan besser wissen will wie Serenissimus, schweigt aber. als Herr Neumann= Hofer. Heute aber bin ich in der Lage, Bald darauf ein freies Feld. Rechts Hafer, links Gerfte. Serenissimus deutet auf Haferfeld: Prächtiger Weizen! Wahrhaft prächtiger Weizen!" Forstmeister lächelt nur. Und hier herrlicher Roggen ба lints mein ich!" Forstmeister schweigt wieder. Sereniffimus gekränkt: Aeh warum fagt er nichts, Forstmeister? Weiß schon wieder besser?"" Mit Verlaub Was? Schon dafür eben wieder Berlaub? Bom Laub mag er was verstehen Forstmann Aber Getreide? Das versteh ich besser!" ( Südd. Postillon".)

ihm voll, ganz und unentwvegt zustimmen zu fönnen. Er beging eine That direktorialer Weisheit, eine That des feinsten künstlerischen Verständnisses, als eine That sympathischer Menschenliebe, er den Tollen Bismarc" des Herrn Harlan un­mittelbar vor Thoresschluß herausgab. soll Tange Man suchen, ehe man eine so seichte und traurige Dilettanten­arbeit wiederfindet. Das Publikum spendete übrigens rauschenden Beifall. Ich kannte das Publikum des Leffing Theaters gar nicht wieder. Vielleicht kannte Herr Harlau die Versammelten besser.

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Notizen.

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Der erste Aft spielt auf dem Kniephof, wo ein paar stiermäßig besoffene Kumpane Bismards auf dem Fußboden schnarchten. Der eine" Darsteller" legte sich so ins Zeug, daß man ihn Für eine Biographie Verdis ist ein Preis von auch in den hinteren Parkettreihen gehört haben muß. Der Mann besitzt entschieden Talent und muß zudem von einem 3000 Lire ausgeschrieben worden. Die Schrift soll eine erzieherische ungewöhnlich glühenden Kunsteifer beseelt sein. Ein Diener ver- Tendenz haben. Die hoffnung", ein Drama des Holländers Hermann sucht die Schlafenden durch Trompetenfiguale zu weden- ohne Erfolg. Man schläft halt gut, wenn man vernünftig, oder jeeberman, wird anfangs der nächsten Saison im Deuts nach der Auffassungsweise auch unvernünftig gezecht hat. Theater aufgeführt werden.- - Leipziger   Litteraten wollen in Verbindung mit Leipziger  Bismard weiß die Sache aber zu deichseln. Er schießt eine Pistole los, daß der Kalt nur so von der Decke praffelt. Das Schauspielern anfangs Oftober ein Buntes Bretti Perpetuum hilft. Die Schläfer werden wach und sagen Guten Morgen". mobile" eröffnen. Im selben Att rettete Bismarc auch einem Reitknecht das -Panim Busch", das Tanzspiel Felix Mottls und Leben und wir haben so Gelegenheit, die historischen Kenntnisse des Otto Julius Bierbaums, gelangt im Juni am Münchner  Herrn Harlan zu bewundern. Dann wäre noch eine verrückte Eng- oftheater zur ersten Aufführung. Beide Teile von Björnsons Ueber unsre Kraft" länderin zu verzeichnen, die Bismarck   anschwärmt und ihn durchaus heiraten will. Vielleicht ist es auch nicht unwesentlich, daß Bismarck   sind mit unvesentlichen Strichen von der Censur für die Aufführung damals die Voffische Zeitung" las. Ich will es jedenfalls nicht Saison freigegeben worden. im Wiener Deutschen Volks Theater" für die nächste verschweigen.

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Rassenstücke des Wiener   Burgtheaters. Es Im nächsten Att lernen wir Johanna von Buttkammer nebst brachten: Rosenmontag" mit 23 Aufführungen 100 000 kronen Ein­ihren Eltern kennen. Der Sicherblickende merkt hier, daß die Engländerin schließlich doch ohne Mann abdampfen muß. Ob Herr nahmen," Flachsmann als Erzieher"( 20 Aufführungen) 87 000 Kronen, Harlan damit eine politische Demonstration gegen England be- Note Robe"( 13 Aufführungen) 56 000 Stronen, wei Eisen im absichtigte, weiß ich nicht. Bei seiner ganzen Auffassung historischer Feuer"( 15 Aufführungen) 51 000 kronen usw. Die letzten Novitäten Dinge halte ich das aber nicht für ganz ausgeschlossen. Uebrigens brachten insgesamt in 88 Aufführungen 356 000 kronen. Gerhart Hauptmanns   Fuhrmann Henschel  " hat mir in diesem Aft am besten Frau Meyer gefallen, die ihre hat bei der Aufführung im Pariser   Théatre Antoine wenig Rolle kurz entschlossen parodierte. Meines Erachtens entsprach das durchaus dem Charakter des Stücks, das ja auch eine Parodie ist, angesprochen. wenn auch eine unfreiwillige. Im dritten Akt verlobt sich Bismard mit Johanna von Buttkammer. Damit schien mir das Wesentliche des Abends erledigt zu sein und ich verschwand. Es gab dann noch einen vierten Aft, den die Anwesenden Hoffentlich ohne Schaden überstanden haben.

Mit den Darstellern darf man nicht rechten. Daß Klein aus diesem Bismarck nichts zu machen wußte, ist allzu verständlich. Frl. Saner entfaltete als Johanna ihre ganze stille und unendlich gewinnende Anmut. Es blieb vergebens. Am richtigsten hatte, wie gefagt, Frau Meyer die Situation erfaßt.-

E. S.

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-Für die königl. Gemäldegalerie in Dresden   find auf der Internationalen Stunstausstellung aus Mitteln der Pröll­Henter- Stiftung 12 Gemälde, darunter auch ein Oskar Frenzel  : Abend in der Marsch" angekauft worden. Preisgekrönt wurden von den von Keller 1. Reiner ausgeschriebenen Entwürfen für ein modernes Speise immer die Einsendungen des Architekten Paul Troost   in Elber­ feld  ( 1000 M.), des Architekten Karl Sumetsberger in Wien  ( 600 M.) und des Beichners M. A. Nicolai in Dresden  ( 400 M.).

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Eine Thoma Ausstellung, die Gemälde, Original- Stein drucke, Radierungen und über 200 Reproduktionen nach Gemälden des Künstlers bringt, wird aufangs Juni in Heidelberg   ver anstaltet werden; die Ausstellung wird 14 Tage lang geöffnet sein.

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oe. Schiller Theater. Es giebt doch noch Idealismus auf der Welt. Am schwülen Pfingstabend, wo man jeden mit den Vorbereitungen zur Landpartie beschäftigt wähnt, ein volles Haus; Das größte Haus der Welt. Der Sultan   läßt in das allein geht schon nicht mit rechten Dingen zu. Und wenn mun Mekka   einen Khau errichten, welcher das größte Haus der Welt herauskommt, daß das Stück, dem dieser Magnetismus eigen, weder werden dürfte, insoweit darin die größte Anzahl von Menschen Auf­" Faust" heißt noch Flachsmann als Erzieher", sondern daß Noderich nahme findet. Es soll der Beherbergung der jährlich in großen Massen Benedir solches mit seinem Gefängnis" gethan hat, dann zusammenströmenden Pilger dienen und deren 6000 aufnehmen können. ist das Wunder doppelt groß. Es war aber auch wirklich schön. Das nächstgrößte ist das Freihaus in Wien  ; es befigt 1500 Zimmer, Ein Seelengleichklang von sanfter Reinheit schien Bühne und 13 Höfe und 31 Treppenhäuser und ist von über 2100 Personen Parterre Zu entzücken; in den unglaublich gemütlichen bewohnt.-

Verantwortlicher Redacteur: Heinrich Wetter in Gr. Lichterfelde. Druck und Verlag von Mag Bading in Berlin  .