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Bonntagsplandevei.
weisungen gingen übrigens parallel mit dem Unterricht in] der Schule. Sobald dem Kinde die ersten Begriffe von Lefen nd Schreiben beigebracht waren, wurde es auf die andre Fünfundzwanzig Jahre, nachdem der große Lyriker fanft und Seite des Gartens geführt und ihm ein Werkzeug in die selig verhungert war, beschloß man, ihm ein Denkmal zu setzen. Hand gegegen; am Vormittag lernte es Grammatik, Rechnen, fammlungen, er war hundertfältig komponiert, und 10 000 Gefang Sonderbar, daß er verhungert war. Denn er stand in allen Gedichts Geschichte und bildete seinen Geist, am Nachmittag vereine sangen alljährlich seine Lieder. Auch fehlte er auf keiner arbeitete es mit seinen kleinen Armen, um seinen Muskeln deklamatorischen Abendunterhaltung". Leider blieb nur den Kraft und Geschmeidigkeit beizubringen. Die Arbeit war eine Veranstaltern solcher Unternehmungen, nachdem sie die Saalmiete, das nüzliche Erholung, eine Entlastung des Gehirns, ein freudiges Gas, die Kleider ihrer Töchter, den Recitator oder Sänger bezahlt hatten, Spiel der Kräfte. Es wurde als Grundsak festgehalten, daß fein Pfennig mehr übrig, um den eigentlichen Schöpfer des Schönen zu jeder ein Handwerk kennen müsse, und der Schüler hatte, besolden und die Verleger der Anthologien sahen keinen Grund, die wenn er die Schule verließ, nur das ihm am besten zu nötigerweise zu erhöhen. Einmal drang ein Hoffnungsschimmer in Herstellungskosten ihrer einträglichen Werke durch Honorare un fagende Handwerk zu wählen, um sich sodann in einer wirt seine Schlafburschenherrlichkeit. Man sprach von einem neuen wunders fichen Werkstatt zu vervollkommnen. Und auch die Schön- vollen Urhebergesetz. Auf diese Hoffnung hin lieh der Poet sich einen heiten des Lebens wurden nicht vergessen, die Kinder wurden Thaler, wofür er sich eine halbe Flasche Wein und ein Beefsteak in Musit, Zeichnen, Malerei und Bildnerei unterrichtet, faufte, außerdem aber ernstlich mit dem Gedanken umging, einen ihre Seelen den höheren Genüssen des Daseins erschlossen. Familienstand zu begründen. Indessen das löbliche Parlament Selbst denen, die bei den ersten Elementen stehen bleiben forgte zwar dafür, daß keinem Poffenfabrikanten ein seit mußten, wurde dadurch die Welt erweitert, alles auf der Jahrhunderten bewährter Wig gratis entlehnt werden durfte, Erde bekam Leben und Stimme, auf die bescheidensten mit wenig Zeit und Mühe herstellten, wurden im Interesse die Lyriker aber, die doch meist mur ganz kurze Gedichte Existenzen fiel der Goldglanz der Kunst. Am Abend schöner der Bevölkerung verpflichtet, vogel- und abgabenfrei für allen und Lage, im zauberischen Licht des Sonnenuntergangs vereinigte jeden zu singen. Unser großer Boet mußte mithin den Thaler man die Kinder im Garten, ließ sie Lieder von Frieden und schuldig bleiben, alle Ehegelüfte aufgeben, und als er endlich an der Glück fingen, begeisterte ihre jungen Seelen an Bildern der durch das neue Urheberrecht gewährleisteten Nahrungsentziehung Wahrheit und Schönheit. facht einging, verweigerten die Erben die Annahme der durch einen Thaler Schulden dargestellten Nachlassenschaft.
Lucas war mit seinem Rundgang zu Ende, als jemand herbeikam, um ihn zu benachrichtigen, daß zwei Bauern aus Combettes, Lenfant und Yvonnot, ihn in dem kleinen Bureau erwarteten, das an den großen Festsaal stieß.
Nun aber sollte der Dichter ein Denkmal erhalten. Erst gab es etlichen Widerspruch im Lande; denn er galt manchen Leuten als uns moralisch und umpatriotisch. Jedoch der freie Geist siegte. Und bald war der große Tag der Enthüllung gekommen, nachdem der Bildhauer, ein wohlgesättigter Mann, der sich in der guten Gesellschaft sehen lassen konnte und deshalb mit Aufträgen überschüttet war, das Werk zur allgemeinen Zufriedenheit hergestellt. ildoal tune
Die Einweihung war sehr feierlich. Das Komitee strahlte im Glanz der Namen, Orden und haarlosen Schädel. Selbst der Poesieminister hatte seinen Wagen gefchidt.
Der Litteraturprofessor der Landesuniversität hatte soeben die Festrede beendigt. Sie wirkte ergreifend durch die Schilderung menfchlichen Glends und erhebend durch den Hinweis auf der Ewigkeit im verlierbarer Kunst. Inzwischen war man hungrig geworden und gedachte, wie sich's geziemt, zu dem Festmahle sich zu begeben.
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Der Literaturprofessor hatte eben den vierunddreißigsten Händedruck seitens der dankerfüllten Verehrer des Dichters und seines genialen Interpreten entgegengenommen als Honorarzuſchuß für seine Weiherede und ermunterte nun mit fieghaftem Lächeln auf den stolz geschwungenen Lippen das Komitee, eiligst den Weg zum marmorne Boet oben auf dem Bostament schüttelte seine Locken, Festhause zu wallen da geschah etwas ungewöhnliches! Der bewegte die Hände mit den krampfhaften Anstrengungen eines Mannes, dem die Extremitäten eingeschlafen find, und öffnete den Mund. Alles schaute gebannt und ein wenig verängstigt das Mirakel, der Boet aber verneigte sich anmutig und sprach:
Sie tommen wohl wegen des Bachs?" fragte Soeurette. " Jawohl. Sie haben mich um eine Unterredung gebeten; aber ich selbst habe sehr gewünscht, mit ihnen zusammen zu tommen, denn ich habe neulich wieder mit Feuillat gesprochen, und ich bin mehr als je überzeugt, daß ein Einvernehmen zwischen der Crêcherie und Combettes nötig ist, wenn wir siegen wollen." Sie hörte ihm lächelnd zu, denn sie kannte alle seine weitausschauenden Gründerprojekte. Dann drückte sie ihm zum Abschied die Hand und kehrte mit ihren leichten, gelaffenen Schritten zu ihren weißen Bettchen zurück, aus welchen sich das Volk der Zukunft erheben sollte, dessen er bedurfte, um seinen Traum zur That werden zu lassen. nobom Feuillat, der Bächter auf der Guerdache, hatte schließlich feinen Vertrag mit Boisgelin erneuert, unter Bedingungen, die für beide Teile schadenbringend waren. Man muß wohl leben, sagte er; aber das Bachtsystem war so schlecht ge worden, daß es keinen rechten Ertrag mehr abwerfen konnte. Die Erde hatte Bankrott gemacht. Daher arbeitete Feuillat in feiner zähen, beharrlichen Weise weiter an der Ausführung des Gedankens, von dem er mit niemand sprach, an dem Projekt, das er so gern neben seinem Bachtgut verwirklicht gesehen hätte: Hochverehrte Festgenossen! Es ist eine muhöfliche Angewohnheit die Versöhnung der durch alten Haß entzweiten Bauern meiner Gefährten in der Unsterblichkeit, daß sie die längste Denkmals bon Combettes und die Vereinigung ihrer Kleinen Bodenlappen rede schweigend über sich ergehen lassen und ohne Dant für die lieben, zu einem einzigen großen Gute, das, nach modernen Brin- begeisterten Menschen, die Geld, Willen und Weisheit auf solche cipien bewirtschaftet, reichen Ertrag liefern mußte. Und sein Ehrung verwandten, in stumme Würde sich hüllen. Ich mag nicht legter Gedanke mochte wohl sein, daß er, wenn der Versuch die menschliche und ästhetische Nierenprüfung des verehrenden Boralso ein Undankbarer gescholten werden, und gestehe offen, daß mich gelang, Boisgelin würde bestimmen können, in die neue redners mit innigftem Dank erfüllt hat. Wenn man zu meinen Vereinigung mit einzutreten. Benn Boisgelin widerstrebte, Lebzeiten nur ebenso gut meinen Magen verstanden hätte, so würde so würden die Umstände ihn bald zum Nachgeben zwingen. ich es wohl bis auf den heutigen Tag vorgezogen haben, lieber als In dem wortfargen Feuillat, der still das Unvermeidliche auf ein felig- unseliges Häuflein Sauer- Waffer- Stid- und Kohlenstoffs fich nahm, war etwas von einem geduldigen, zähen Apostel, nebst einer Dofis Schwefels und Phosphors zu vegetieren, denn in der Schritt für Schritt seinem Ziele entgegenstrebte, ohne je zu der solideren Form des Calciumfarbonats, Ca CO3 , der Ewig ermatten. Sein erster Erfolg war, daß er vor kurzem end- feit entgegenzuwittern. Aber das ist nun nicht zu ändern, und ich lich den Frieden zwischen Lenfant und Yvonnot hergestellt hatte, weiß es, zu würdigen, daß man beim Calcium- Karbonat- Poeten nachholt, was man bei dem Eiweiß- Lyrifer versäumte." deren Familien seit Jahrhunderten im Streite lagen. Lenfant war nämlich zum Gemeindevorstand gewählt worden und Yvonnot zu seinem Stellvertreter, und Feuillat hatte ihnen begreiflich gemacht, daß sie beide die Herren sein würden von dem Tage, wo sie einig miteinander wären. Dann hatte er fie allmählich mit seiner Idee einer allgemeinen Vereinigung befreundet, welche allein bewirken fonnte, daß die Gemeinde aus dem Elend der althergebrachten schlechten Wirtschaft herauskomme und in der Erde wieder eine Quelle unerschöpflicher Kraft finde. Gerade da- Damit fletterte der Marmorne herunter, schob seinen Arm in mals wurden die neuen Werke der Crêcherie gegründet, und Feuillat hielt sie ihnen als Beispiel vor, wies auf ihr steigendes Gedeihen hin und brachte schließlich Lenfant und Yvonnot in persönliche Verbindung mit Lucas, als es eine Wasserfrage zwischen Combettes und der Crêcherie zu regeln gab. So kam es, daß der Gemeindevorstand und sein Stellbertreter heute in der Fabrik vorsprachen.
( Fortsetzung folgt.).
Danach schwieg der Dichter, scheinbar verlegen, räusperte fich, daß es wie feiner ties knirschte es mochte ihm ein Marmorstäubchen in die Luftwege geraten sein und fuhr dann mit einem tühnen Entschluß fort.
„ Verehrte Festgenossen! So will ich denn nicht nur mit dem Bort, sondern auch mit der That meinen Dank beweisen. Ich werde Sie nicht einsam zu dem Festessen ziehen lassen, ich werde Sie bes gleiten und unter Ihnen weilen, daß Sie nicht mit Wehmut im Herzen ob meines viel zu frühen Hinfcheidens all die guten Dinge zu ver zehren brauchen."
den des Litteraturprofessors und ging mit schweren, die Lackschuhe seines Begleiters wiederholt gefährdenden Schritten an seiner Seite. Dem Komitee und seinem Vorsitzenden, dem Profeffor, war durchaus nicht behaglich zu Mute, und die Pferde des Poesie- Minister- Wagens scheuten, als der wunderliche Zug vorbei trottete. Der Festsaal war ächtig dekoriert. Blumen und Früchte, Leuchteten auf dem weißen Tischtuch und bei jedem Couvert standen. etliche Gläfer und je eine Flasche Not- und Weißwein. Kaum aber hatte der Poet die Schwelle berührt und die lockenden Kostbarkeiten