in
Br. 229. 16. Jahrgang. 2. Beilage des ,, Vorwärts " Berliner Volksblatt, Sonnabend, 30. September 1899.
Gesamt- Parteitag
der Socialdemokratie Oestreichs.
In der
Diskussion über die Nationalitätenfrage
Der
der Sigung vom 27. September hält Prähausen Salzburg die Beschäftigung mit der Nationalitätenfrage überhaupt für überflüssig. Ein demokratisches Destreich wird es überhaupt nicht geben, also auch keinen Nationalitäten- Bundesstaat. Wir kämpfen als proletarische Armee gegen dies Destreich und die Rationalitätenfrage ift für uns nur für unsere inneren Barteiverhältnisse von Bedeutung. Wenn in einem Partei- Ausschusse z. B. ein Czeche darauf besteht, czechisch zu reden, das keiner versteht und das er dann selbst ins Deutsche übersetzen muß, so ist das Zeitversäumnis. Sprachenstreit entspringt den wirtschaftlichen Streitigkeiten der bürgerlichen Klaſſen, und wir können ihn durch unsere Resolution nicht beseitigen. Die deutsche Sprache wird eine Verkehrs- und Kultursprache bleiben, ob die czechischen Genossen es nun wünschen oder Dr. Victor Adler : Vor allem möchte ich konstatieren, daß es sich bei dieser Diskussion nicht um etwas handelt, dem wir aus weichen könnten. Wir sind nicht leichtfertig und nicht ohne langes Zögern und Widerstreben herangegangen. Die Dinge stehen in Oestreich so, daß die Partei gezwungen ist, auch auf die nationale Frage
nicht wünschen.
eine deutliche Antwort
Genossen, die eine Aenderung des Programms wünschen, sollen ihr ihre Vorschläge schriftlich unterbreiten.( Lebhafter Beifall.)
Repräsentanten. Das ist eben Altöstreich. Und wenn wir so steht. Die Kommission soll das Recht der Kooptation haben; alle schimpfen über dieses Luder( Große Heiterkeit), so deshalb, weil wir jede politische Vernunft darin vermissen.( Lebhafter Beifall.) Die Etablierung der Nationen als Staaten ist ein großer Zug in der Geschichte des 19. Jahrhunderts. Zu dieser Etablierung aber gehört das allgemeine Wahlrecht. Das hat selbst Bismard anerkennen müssen. Das eine geht nicht ohne das andere. Wennt wir aber das allgemeine Wahlrecht erkämpfen wollen, müssen wir alle nationalen Boltsschichten aufrütteln.( Lebhafter Beifall.)
Artikel der„ Leipz. Volksztg.", der als Gast dem Parteitage beiFriedrich Stampfer, der Verfasser der angegriffenen wohnt, bittet ums Wort zur Verteidigung.
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Der Parteitag beschließt einstimmig nach diesen Vorschlägen. Die Parteivertretung soll Borschläge für die Zusammensetzung der Kommission machen, deren Wahl später vorgenommen werden sol. Schluß 6 Uhr.
V.
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Brünn , 28. September 1899. Der Parteitag tritt in den sechsten Punkt seiner Tagesordnung: Arbeiterschutz, ein. Der Referent, Abgeordneter Josef Hannich Reichenberg, weist Vorsitzender Popp will den Parteitag befragen. Stampfers Name fei nicht genannt; er habe sich dem Parteitage nur Laufe der leyten 20 Jahre über den Arbeiterschutz geändert hätten. Schuhmeier Wien bittet, dem Wunsch nicht stattzugeben. darauf hin, daß sich die Anschauungen vieler Parteigenossen im hier verteilen ließ.( Widerspruch Stampfers.) Wir würden uns die bei der Maffe der Partei die Ueberzeugung festgelegt habe, daß die schriftlich aufgedrängt, indem er seine Artikel in der„ Leipz. Volksztg." Der Arbeiterschutz werde mit ganz anderen Augen angesehen, seit sich glänzende Debatte verderben, wenn wir mit Stampfer debattieren heutige wirtschaftliche und staatliche Ordnung durchaus noch nicht so wollten. Er könne seine Ideen auch innerhalb der deutschen Social- gelockert erscheine, wie man früher angenommen habe. Früher habe demokratie in Destreich vertreten und Artikel in der östreichischen man sich die Umgestaltung der Gesellschaft viel näher ges Parteipreffe veröffentlichen. Der Parteitag beschließt hierauf gegen dacht, und eine Art socialistischer Manchesterlehre habe viele der immer größer Anhänger gehabt, die von der immer 10-15 Stimmen, Stampfer das Wort nicht zu erteilen.
werdenden
Der Vertreter der„ Leipziger Volfsztg." verläßt den Parteitag. Knechtung und Verelendung der Arbeiterklasse das Heil erwartet für die Resolution der Gesamtegekutive, ist aber auch mit der von beiterschaft desto unfähiger für den wirtschaftlichen und politischen Hankiewicz- Lemberg erklärt sich im Namen der Nuthenen hätten. Eine langjährige Erfahrung aber habe gezeigt, daß die ArNemez vorgeschlagenen Kommissionsberatung einverstanden. Er ver- Kampf sei, je elender ihre Lage wäre. Daraus ergiebt sich die AufSocialdemokraten stehen auf dem Boden der so
zu geben. Wie muß sie lauten? Wenn wir sie beantworten, so internationalen Solidarität des Proletariats aller Nationen in Dest- prob wie möglich herauszuschlagen, ihren Anteil am Gesamts zu erhöhen und ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern. darf es sich dabei um keinen Streit handeln, keine Gruppe darf reich, und wir wissen, daß nur in diesem brüderlichen Bündnis auch Dazu dient der Arbeiterschutz. Um den Kampf für die Hebung der majorisiert und es darf nur das festgestellt werden, was das gemein- unser Volt, das in einem seiner Teile diesem Staate angehört, seine Lage der Arbeiterschaft mit Erfolg zu führen, braucht die Social fame geistige Eigentum der gesamten Partei ist.( Beifall.) Es kann nationale Befreiung erringen kann. Wir wollen aber die Thatsache demokratie nicht bloß ein aktionsfähiges Parlament, sondern auch fich nicht darum handeln, eigensinnig an irgend einer Formulierung nicht aus dem Ange lassen, daß zwischen den Grenzpfählen dieses eine starke Stellung im Parlament. Darum steht an der Spize festzuhalten und die Majorität gegen die Minorität auszuspielen. Staates nur ein Teil unseres Volkes wohnt, und daß jenseits dieser des Arbeiterschutzes die Forderung des allgemeinen gleichen WahlWir sind daher mit einer Kommissionsberatung ganz einverstanden. Grenze die große Majorität der ukrainischen Nation unter dem Joche des rechtes. ( Zustimmung.) Die vorliegende Resolution der Gesamtegekutive ist zarischen Absolutismus alle nationale Entrechtung ertragen muß, die das Resultat langer Beratungen. Natürlich wollen wir nicht be- zu seinem nationalen Tode führen soll. haupten, daß wir die größte Schwierigkeit, die es in Europa giebt, gleich auf den ersten Guß gelöst haben. Unsere Ueberzeugung aber war, daß die Grundgedanken der Partei über die nationale Frage festgelegt werden müssen. Worin bestehen sie? Vor allem müssen nach unsrer Ueberzeugung die Bedingungen geschaffen werden, die die nationalen Schwierigkeiten mindern können. Demokratie. Das ist die
Die Demokratisierung der Gesetzgebung und Verwaltung in allen ihren Verzweigungen ist die unerläßliche Vorbedingung für die Lösung der Nationalitätenfrage.( Beifall.)
Zweitens müssen, um die nationalen Reibungen zu vermindern, an Stelle der jezigen Verwaltungseinheiten möglichst national einheitliche Verwaltungseinheiten geschaffen werden.
Unsere czechischen Genossen haben in ihrer Erklärung gegen das böhmische Staatsrecht und gegen den Prager Centralismus im Reichsrat eine historisch denkwürdige That gethan. Wir fordern sie in unserer Resolution auf, eine Erklärung gegen das östreichische Staatsrecht, gegen den Wiener Centralismus abzugeben. Wir fordern, daß die zusammengeraubten, zusammengeschacherten, zu fammengeheirateten Provinzen selbständige Körper mit eigener
Das ist unser Ziel, das sezen wir fest. Nun kommen Sie uns mit Schwierigkeiten und sagen, wie soll das wirtschaftlich werden. Nun, auch der nationale Stanton kann zum mindesten die Befugnisse haben, die heute jedes Krouland für sich in Anspruch Wenn wir diefe Grundlinien ziehen, so thun wir es aus der Absicht, daß aus den Völkern Oestreichs, nicht aus diesem Destreich, das jedem gleichgültig ist, noch etwas werden kann.
nimmt.
Uner Vorschlag ist in der Leipziger Volkszeitung" von einem Mann kritisiert worden, der nicht mit dem Herzen bei der Sache ist, sondern dem es mehr um ein Spiel des Geistes zu thun ist. Man wirft uns da logische, juristische, stilistische Fehler vor; mag sein, das find Quengeleien. Aber mit dem Standpunkt, der in diesen Artikeln hervortritt, daß die Demokratie in Destreich Oestreich den Czechen und Slaven ausliefern würde und daß die deutsche Bourgeoisie in ihrem Widerstand gegen die Taafesche Wahlreform einen Berzweiflungskampf gekämpft hat, können wir uns nicht beschäftigen. Der Mann, der das böhmische und das öftreichische Staatsrecht zugleich vertritt und dabei noch Socialdemokrat sein will, ist ein einzelner, einflußloser Genosse, der sich einen ihm nicht zustehenden Einfluß durch die ausländische Parteipresse zu verschaffen sucht. ( Buftimmung.)
Die Resolution der füdslavischen Genossen hat keine praktische Bedeutung. Wenn schon ein Staat ohne Territorium gedacht werden kann, ein Bundes staat ohne abgesonderte Territorien kann nicht gedacht werden. Das ist ein Widerspruch, der die ganze Resolution hinfällig macht.( Zustimmung.)
Einspruch gegen unsere Resolution könnten allein die Deutschen erheben. Täuschen wir uns nicht: die Internationalität wird in Oestreich auf Kosten der Deutschen bestritten. Trozdem stößt man sich am meisten an§ 5, der doch nur die Thatsache ausspricht, daß die Verkehrssprache notwendig deutsch ist. Wenn es Ihnen( zu den Czechen) unbequemt ist, wir können's aushalten.( Heiterkeit.) Die czechischen Genossen können die kleine Straftanstrengung machen und auch diese Thatsache anerkennen. Mehr als gehenft fönnen sie doch nicht werden.( Heiterkeit.)
Darüber besteht kein Zweifel. Was wir vorschlagen, ist eine revolutionäre That, insoweit das Beschlüsse sein können. Die Resolution schlägt dem heutigen Oestreich im ganzen wie in seinen Teilen ins Gesicht, trifft es durch diese Trennung der Nationen ins Herz und tötet den Prager wie den Wiener Cen tralismus. Wir bringen damit eine geschichtliche Notwendigkeit zum Ausdruck und thun wir es nicht auf diesem, so müssen wir es auf dem nächsten Parteitage thun.( Lebhafter Beifall.)
Wir sind überzeugt, daß die internationale Macht des Proletariats nur dann sich entwickeln wird, wenn jede Nation über ihre Geschicke wird entscheiden können. Wir wissen, daß die sociale und politische Befreiung auch die nationale Emancipation voraussetzt. Die ruthenischen Socialdemokraten erstreben deshalb auch die nationale Freiheit ihrer ganzen Nation, damit das geeinigte und befreite ruthenische Volt als ein ebenbürtiges Glied in der Reihe der Völker dasteht."( Beifall.)
Redner verweist auf die Thätigkeit, die trog ungünstiger Bes dingungen der socialdemokratische Verband im Reichsrate entfaltet habe; der Schutz der Bergarbeiter, der Handlungsgehilfen, der jugendlichen Arbeiter usw. jei in Gesezentwürfen gefordert worden, ebenso der Ausbau der Arbeiterversicherung, die Regelung des Berhältnisses der Eisenbahngesellschaften zu ihren Angestellten, der Ausbau des Gewerbe- Juspektorates usw.
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war
der Ansicht,
es
Die Regierung habe sich bei der Kommission der Gewerkschaften erkundigt, wie sich die organisierten Arbeiter zur Aenderung der Be stimmungen über die Kündigungsfristen gewerblicher Arbeiter stellten. Kristan Laibach verteidigt die südslavische Resolution: Die Die Gewerkschafts- Kommission" habe sich für die gesegliche EinDie territorial- nationale Teilung jei beispielsweise im Küstenlande führung der vierzehntägigen Kündigungsfrist ausgesprochen. gar nicht durchführbar. Parteileitung aber unter dem fet Gerin( Italiener) hält es für einen Aberglauben, daß die§ 14- Regiment nicht geboten, von der Regierung irgend eine Konnationale Frage ins Programm gehöre. Die nationale Frage sei nur zession anzunehmen. In dem Arbeitsbeirat des von dem früheren eine Magenfrage der Bourgeoisie, ein Streit um Beamten- und Handelsminister Dr. Bärnreither geschaffenen Arbeitsstatistischen Offizierstellen. Kein Grund sei für die Socialdemokratie vorhanden, Amtes hätten 8 Arbeiter, 8 Unternehmer, 8 Fachleute und 8 Beamte Destreich zu retten. gesessen. Wenn gleich die Arbeiter bei dieser Zusammensetzung nicht Pernerstorfer Wien : Alle demokratischen und socialdemo- viel hätten erreichen können, hätte der Nachfolger Bärnreithers, der fratischen Parteien in Oestreich sind darin einig, daß die Völker aus den Tiroler Weinhändler Baron Di Bauli, die Zusammensetzung in soheutigen Formen loskommen und neue finden müssen. Gelingt das fern verschlechtert, als er jede Gruppe um 2 Mitglieder vermehrt, nicht, so wird Destreich in dieselbe Existenz versinken, wie die Türkei , in die Arbeiterabteilung aber zwei seiner politischen Freunde berufen es wird verjumpfen, wenn auch diese Versumpfung, wie bei der habe. Es werde daher die Frage ventiliert, ob es nicht besser sei, Türkei Jahrzehnte dauern kann. Aber wir wollen nicht in aus dem Arbeitsbeirate auszutreten. einem Sumpf leben, sondern in frischer Luft. Die Aufrollung der Redner legt schließlich seine beifällig aufgenommenen Dar nationalen Frage ist keine Berfälschung des socialdemokratischen Ge- legungen in folgender dankens. Wir haben damit eine demokratische Forderung übernommen, wie manche andere. Wir treten dafür ein, daß dem Wolfe die nationale Existenz gesichert werde. Der Vorschlag der Südslaven sieht auf den ersten Blick sehr schön aus, ist aber nicht durchführbar. Durch die Schaffung eines Nationalitäten Bundesstaates würde für die Czechen ein Staat von fünf Millionen geschaffen, der durchaus lebensfähig ist. Der Vorschlag Nemez jetzt an Stelle fünf konkreter Vorschläge eine theoretische Deflamation.( Beifall.)
V
Dr. Ellenbogen Wien tritt für die Resolution der SüdSlaven ein und erklärt sich gegen die Resolution der Gesamterekutive; durch die Schaffung nationaler Selbstverwaltungsgebiete werden die nationalen Reibungen nicht aufhören, weil überall nationale Minoritäten vorhanden sind, deren Verhältnisse geregelt werden müſſen. Damit werde die nationale Frage aus dem Reichsrate nicht verichwinden, so wenig wie das Durcheinanderfluten der Nationalitäten aufhören werde. Der Befizstand der Nationalitäten kann nicht für immer festgesetzt werden. Eine Lösung der nationalen Schwierigfeiten sei im Organisationsstatut der Partei gegeben; dies müsse als Vorbild für die Staatsorganisation dienen.
Dr. Liebermann Galizien hält die Resolution der Gesamtexekutive für ein halbes und darum für ein schlechtes Programm. In der wichtigsten Frage der gemischt sprachlichen Bevölkerung vertröste sie auf ein in Zukunft zu erlassendes Gesez. Das sei schlecht angebrachte Zukunftsmusit. Der Vorschlag von Nemetz, an Stelle der fünf Punkte eine allgemeine Erklärung einzufügen, jei nicht so anspruchtsvoll. Wir dürfen uns durch die nationale Frage nicht zu sehr absorbieren lassen. Die Anerkennung des Deutschen als Verkehrssprache schaffe den czechischen Genossen überflüssige Schwierigkeiten. ( Beifall der Czechen.)
Ein Schlußantrag wird hierauf angenommen und ebenso dem Antrage Winiarski zugestimmt mit der Erweiterung, daß die beiden Referenten Seliger und Nemez zugezogen werden.
Gewählt werden in die Kommission: Dr. Adler, Pernerstorfer, Krapta, Dascynski, Waniek, Berner, Hannich, Resel, Dr. Liebermann, Hankiewicz, Gerin, Kristan.
Es wird hierauf noch zur Erledigung des Punttes 5 der Tagesordnung geschritten:
Wahl einer Kommission zur
Revision des Parteiprogramms. Referent ist
nieder:
Resolution
Ausgehend von der vielfach erhärteten Thatsache, daß der moderne Großbetrieb, selbst bei einer mur mäßig langen täglichen Arbeitszeit und bei entsprechenden Schutzmaßregeln zu Gunsten der Arbeiter eine intensive Anspannung der Sträfte der Arbeiter, somit eine maßlose Aus- und Abnutzung des menschlichen Arbeitsin Landwirtmaterials bedingt, wogegen der Kleinbetrieb schaft und Gewerbe sich mur durch eine ins maßlose ausgedehnte Arbeitszeit zu erhalten erhalten vermag, fordert der gir Brünn tagende Gesamt Parteitag der östreichischen Socialdemokratie für die der Berelendung preisgegebenen arbeitenden Bevölkerung in Stadt und Land den weitest gehenden Arbeiterschutz. In Rücksicht darauf, daß das östreichische Barlament in seiner heutigen Zusammensetzung erstens die ausgesprochene Klassenvertretung ist, und daß überdies zweitens die Klassenvertretung durch das Ungeschick und die absoIntistischen Neigungen der gewesenen Regierungen wie durch den maß und ziellojen Sprachenstreit der bürgerlichen Parteien total lahm gelegt und zur Lösung socialpolitischer Aufgaben unbrauchbar und unfähig geworden ist, fordert der Gesamt- Parteitag die Arbeiterschaft Oestreichs auf das eindringlichste auf, durch den Anschluß an die schon bestehenden, sowie durch den Ausbau der gewerkschaftlichen Organisationen zur Selbsthilfe zu greifen, um die Hebung der Lage der arbeitenden Kelasse zu bewerkstelligen und um die Arbeiterklasse für den wirtschaftlichen und politischen Befreiungskampf zu befähigen. Die Arbeiterschaft läßt sich nicht darüber täuschen, daß jede wirkliche sociale Reform vor allem den arbeitsfähigen Arbeiter zum Gegenstand und die Eins dämmung seiner Ausbeutung zum Ziel haben muß. Sociale Re formen in diesem Sinne fönnen nicht von den Ausbeutern, sondern nur durch zielflares Eingreifen der Ausgebeuteten erreicht
werden.
Eine Arbeiterschuß- Gesetzgebung, die ihren Zweck erreichen soll, muß zum mindesten umfassen:
1. Bolle Koalitionsfreiheit und gesetzliche Anerkennung von Lohnverabredung und Kartellen der Arbeiter.
2. Den achtstündigen Maximalarbeitstag ohne Klauseln und ohne Ausnahmen.
3. Verbot der Nachtarbeit( mit Ausnahme jener Betriebe, deren technische Natur eine Unterbrechung nicht zuläßt).
früh.
4. Bolle Sonntagsruhe von Sonnabendabend bis Montag
5. Berbot der Beschäftigung von Kindern unter 14 Jahren. 6. Ausschluß der Frauenarbeit aus den für den weiblichen Organismus besonders schädlichen Betrieben.
7. Alle diese Bestimmungen haben für Betriebe jeder Stufenleiter( Großindustrie, Transportgewerbe, Handwerk, Hausindustrie) zu gelten. 8. Ausdehnung des Arbeiterschutzes in geeigneter Weise auf die Landarbeiter. 9. Auf lebertretungen dieser Bestimmungen von seiten der Unternehmer find Arreststrafen zu sezen.
Dr. Wilhelm Ellenbogen : Es ist unser Stolz, daß wir Daszynki Kratau: So wie bisher, geht es in Oestreich die Kraft unsrer Partei, daß wir auf den Thatsachen fußen. Grade uns nicht auf bestimmte Formeln einschwören. Grade darin besteht nicht weiter; das harmonische Zusammenleben der Völker in diesem bei der Socialdemokratie ist die Gefahr einer Dogmatisierung in Staate muß geregelt werden. Wir müssen Stellung nehmen zu dieser künftigen Gestaltung. Wir sind dazu schon aus parteipolitischen hohem Maße vorhanden. Wir sind eine Partei von Leuten, die Gründen gezwungen. Noch giebt es ganze Völker, wie die Ruthenen, Summe tief durchdachter Anschauungen an unsere Parteigenossen feine große Vorbildung genossen haben. Wir treten mit einer die Polen in Deftreich- Schlesien , wo das Mißtrauen gegen die heran. Da ist es leicht begreiflich, wenn sich der von der Tages Socialdemokratie dadurch geweckt wird, daß man berbreitet, die Lüge arbeit ermüdete Proletarier eine Anzahl Formeln einlernt und sich die Socialdemokratie ſei national indifferent. Es wurde gesagt, wir sollten uns als proletarische Partei nur daß wir mit unserem Programm im Kampfe des Tages stehen; dann dem Wahne hingiebt, er sei Socialdemokrat. Dazu tommt, um die wirtschaftlichen Interessen fümmern. Wäre das richtig, dann hätten wir ja vor zwei Jahren den größten Fehler begangen, als auch das verleitet leicht dazu, daß wir gewisse Formeln als Grundwir die einheitliche Partei in nationale Lager teilten. Es war aber gleichbedeutend mit der Versumpfung. Als Gegengewicht haben wir Grimblage beruhen, haben durch die von ihnen gewählten Inlagen nehmen. Die Verknöcherung unserer Grundsäge wäre aber 10. Arbeiterorganisationen, welche auf fachlicher und lokaler So sehen wir erst die volle Entwickelung des Parteilebens gebracht hat. Das denn, wie an allen Eden und Enden der Partei mehr oder minder ſpektoren bei der Kontrolle der Durchführung der Arbeiterschutzwirtschaftliche Interesse ist durchaus nicht allein bestimmend für fruchtbare Diskussionen über Gesetzgebung mitzuwirken." unsere Partei. Wir müssen mit Wirklichkeiten rechnen und auch mit das Programm hervorbrechen. Zu dieser Resolution werden aus der Mitte des Parteitages den nationalen Eigentümlichkeiten. So wie heute die Kronländer mag dabei auch manches Liebgewordene abgestoßen werden, zum 27 Anträge gestellt, die Einzelwünsche auf dem Gebiete des Arbeitereingerichtet sind, befinden sich ganze Völker darin in der Minorität, weise auf die Bernstein- Debatte in Deutschland , ja in Europa , die ichuzes enthalten, Schluß ergiebt sich doch ein klarer und fruchtbarer Gedanke. Ich verEin solcher Zustand einer ganzen Nation in der Minorität muß zum trotz der einschneidenden Gegensäge, die dabei zu Tage treten, doch Verzweiflungskampfe dieser ganzen Nation führen. Durch unseren dazu dient, die Anschauungen zu klären. Vorschlag erhält Im Laufe der Ent- gewählt. wicklung treten Fragen auf, die anfangs als gleichgültig bei seite jeder Volts stamm sein eigenes Ha its. gelassen worden. So enthält unser Hainfelder Programm fein Jezt leben die Minoritäten in beständiger Furcht vor der Ver- Agrarprogrammi. gewaltigung. Dadurch wird die gesamte Bolitif gefälscht. Jede Heute handelt es sich nicht um eine Programmdebatte, sondern berzweifelte Nationalität greift nach einem Strohhalm und geht die nur um die Wahl einer Kommission von fünf Mitgliedern, die binnen unnatürlichsten Bündnisse ein. So spielen sich die Ruthenen als fünf Jahren das Programm revidieren soll. Es handelt sich nicht Tiroler des Ostens auf, die Jungczechen vereinigen sich mit Thun nur um den Inhalt, sondern auch um die Form unseres Pround Schwarzenberg und mit den fleritalen Tiroler Bauern gramms, das jetzt nur aus aneinander gereihten Resolutionen bes
Zu ihrer Zusammenfassung wird eine Redaktionskommission Es folgt nunmehr der
Bericht der Nationalitäten- Kommission. Der Referent Selige Teplig teilt mit, daß die Kommission Einleitung und Schlußsäße der Resolution unverändert gelassen, dafür aber an Stelle der Punkte 1-5 folgende Bestimmungen getroffen habe:
1. Oestreich ist umzubilden in einen demokratischen Nationalitäten- Bundesstaat.