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er sich im Theater umsieht, daß etiva sieben Achtel des Publikums| Proben ihres Talents und ihres Könnens. Vor allem muß den Söhnen und Töchtern Israels zugezählt werden müssen, daß Herr Laurence, früher Regisseur am Schiller- Theater, rühmlichst diese den intellektuellen, und, was wichtiger, auch den finanziellen hervorgehoben werden. Was er als Künstler und Regisseur bot, Untergrund namentlich der neueren und neuesten Bühnenkunst zengte von viel Wissen, reicher Erfahrung und persönlicher, echter abgeben? Unter so bewandten Umständen bekundet ein Dichter nicht ünstlerschaft. Wärme und Einfachheit durchwehten seine Vorträge allein Klugheit, sondern auch Christenfinn und Seelengüte, wenn und Inscenierungen. In Herrn Stampa befigt dieses Theater eine er Jsrael einmal im bengalischen Feuer erglänzen läßt. vielseitige, mit schönem Organ begabte Kraft. Das EngagementsUnd solches that Herr Richard Stowronnek in gesuch", musikalischer Scherz von Genée , gab ihm besonders Gefeinem neuesten Schauspiel Die goldene Brücke", auf der legenheit, seine Begabung zu zeigen. Frl. Dora Dorsay, cine wir drei Generationen der Familie Guhrauer lustwandeln sehen. ebenso schöne Erscheinung wie temperamentvolle Künstlerin, wußte in Der alte Guhrauer aus Nafel, dreiundsiebzigjährig, fühlt sich zum außergewöhnlicher Weise durch ihr gefangliches Können und reifes alten Eisen geworfen, als er, ein würdig Abbild der Erzväter, nach Spiel zu fesseln. Wegen der Gleichmäßigkeit ihrer Leistungen ist Wannsee kommt, wo sein Sohn, der Rittergutsbesitzer und elffache es schiver, etwas hervorzuheben. Frl. bon Toreiro wirkte Millionär, gerade Kirchenfenster stiftet, ein bisher liberales Blatt vor allem durch ihre Grazie im Spiel und durch ihre Erscheinung ins Mirbachische ummodelt, einen abgebrannten Grafen zum selbst. Gesanglich läßt manches zu wünschen übrig. Besonders Eidam sucht und andre Exercitien im Christentum macht. auffallend ist die Unausgeglichenheit der Töne und der Aussprache. Die dritte Generation, ganz feudal lackiert, tritt uns in Herr Dr. Quedenfeldt hatte in der Operette Marquis und dem zwanzigjährigen Siegfried Guhraner entgegen, der ein Nimrod Marquise" besondre Gelegenheit, fein schauspielerisches Können zu vor dem Herrn ist und es im Stöcker- Christentum schon so weit zeigen. Die Damen Margarete van der Ney und Else bringt, daß er seinem eignen Großvater wegen dessen jüdischem Sosseg haben jedenfalls auch ihr Schärflein zu dem Gelingen des Aeußeren ruppig kommt. Aber die dritte Generation schließt, als Abends beigetragen. Frl. Maria Eisenhut machte das, allerNegation der Negation sozusagen, auch Judas Triumph in sich. dings sehr dankbare, Bierbaumsche Gedicht recht hübsch. Helene, Siegfrieds idealgesinnte Schwester, vereinigt Judentum und Christentum zu gemeinsamer, edlerer Blüte, aber nicht, indem sie einen Grafen heiratet, sondern sich dem Dichter und Journalisten Hermann Wisselink aus Neidenburg in Ostpreußen , einem Leitartikelredner von unwandelbar liberalem Hoffen, liebend in die Arme wirft.
Diese Handlung, von den altbewährtesten Theatertypen getragen, muß man sich nun mit Wigen in Ostar Blumenthals Genre verbrämt vorstellen, die bekanntlich die Eigenschaft haben, daß auch der Denk fautste ihr Eintreffen im voraus ahnen und sich so über seine Sutelligenz freuen muß. Das allerdings stark interessierte Publikum gab Begeisterung zu erkennen, jubelte stürmisch der Tendenz des Stücks zu und rief den Dichter Skowronnet ein über das andre Mal vor die Rampe.
Das Programm vom Sonnabend war ein Kunterbunt von Meyer beer und Hartleben , Genée und Salus, Mozart und Lemaire, Beethoven und Franz v. Blon usw. und sollte, wie Herr Laurence in seiner Ansprache fagte, mur eine Stichprobe dessen sein, was das Ensemble dieſes Theaters zu bieten vermag. In Zukunft müßte das Programm fürger und einheitlicher sein, damit man nicht an den Anfänger erinnert wird, der gar zu gern alles giebt, was er vermag. Die Hellasbilder z. B., so schön sie auch als Bilder wirken, sollten doch nur felten kommen und auch nur dann, wenn das übrige Programm des Abends auf diese Gattung hin gestimmt ist. Jedenfalls aber müßten dabei die Deklamationseinleitungen wegfallen, die doch gar keinen Sinn haben, wenn die Gestalten selber zu leben und zu singen sprechen wäre fünstlerischer beginnen. Unter allen Umständen jedoch sind die neue Kunstgaftung und ihre Darstellung sehr interessant Aufgeführt wurde das Schauspiel von dem„ Emil Meßthaler - und amüsant, und man kann ihnen die besten Wünsche für weiteres Ensemble" Sein Leiter, Herr Meßthaler, ist ein Münchener, Gedeihen mit auf den Weg geben. der seine Gesellschaft um sich versammelt haben soll, um die Berliner Bühnenlitteratur auch der Provinz zugänglich zu machen. Die- bisher einzig in Hamburg aufgeführte Goldene Brücke" erscheint dem Herrn Direktor vielleicht als der mittlere Durchschnitt der Berliner Gattung.
Die Darstellung zeugte übrigens von guter Schulung. In den Herren Emil Höfer, der den jüdischen Emporfömmling gab, Morvey, der den Alten spielte, und klein besitzt das Ensemble, wenn auch keine start hervorragende, so doch leistungsfähige Kräfte. Ein bischen gespreizt gab sich Frl. Bilma Illing in der an sich schon gespreizten Rolle der idealen Helene.-
Musik.
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Wiederum ist eine neue Kunstgattung entstanden:„ Lebende Lieder". Vor einem geladenen Publikum fand am Sonnabend im Trianonsaale bei Kroll die Eröffnungsvorstellung statt. Als ich dies erfuhr, fragte ich mich: welcher künstlerische Zweck wird dabei verfolgt, wohin verirrt sich nur die menschliche Phantasie mit ihrem Hasten nach Neuem, nicht Dagewesenen? Mit einem gewissen Bangigkeitsgefühl ging ich hin; allein es war eine angenehme Enttäuschung. Was waren nun diese lebenden Lieder"? Eigentlich keine Lieder, sondern dramatisierte Scenen. Greifen wir als Beispiel Schüchterne Liebe" von Rossin Rosenfeld berans, unter den Novitäten wohl die musikalisch gefälligste. Wir erblicken eine hübsche Gartenscene. Ein junges Mädchen sitzt auf einer Bank und näht. Man sieht es ihren erwartungsvollen Augen an, daß sie ihn erwartet. Er kommt schüchtern heran und gesteht ihr, ein Lied singend, seine Liebe. Ihr Gebärdenspiel und lautes Schweigen verraten, wie gut sie ihm ist. Durch dieses Mitspielen, während der andre singt, gewinnt das Ganze Leben und wird zum„ lebenden Lied". Fräulein Elsa v. Toreno und Herr Paul Stampa waren darin ausgezeichnet. Wie Fräulein v. Toreno die schüchterne Mädchenhaftigkeit gepaart mit feiner Koketterie zur Darstellung bringt, ist lieblich und reizvoll.
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Humoristisches.
C. S.
Niederträchtig. Hausfrau:„ So eine boshafte Person, diese Amtsrichterin! Wenn sie bei uns eintritt, putt aber wenn sie heraussie niemals draußen die Füße ab geht!"
- Ein ängstliches Gemüt. regt, Frau Wampert?"
Warum sind Sie so ers Ich bin in einer Vorlesung gewesen. Da hat ein Astronom behauptet, daß die Sonne nur noch 56 Millionen Jahre leuchten wird!"
,, Und das erregt Sie so?"
" Ja wissen Sie, wenn das unser Kaufmann hört, schlägt er gleich wieder mit dem Petroleum auf!"
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Aus dem Bericht eines Gemeindevorstehers. Bei der darauf entstandenen Rauferei wurde dem Hintertupfer Sepp sein 3 weites und legtes Ohrwasch'l abgerissen.-
Bücher- Einlauf.
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-Paul Mongré : Ekstasen". Gedichte. Leipzig . Hermann Seemann Nachfolger. Eduard Sokal:„ Dolorosa". Drama. Hannover . Gebrüder Jänecke.
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- Friedrich Dutmeyer: Des Sittenmeisters Aergernisse". Komödie. München . Stägmeyersche Verlagshandlung. Glaube, Fernanda Lantes- Uhlemann:
In diesem Mitleben der andern und Wirkenlassen auf den Hoffnung, Liebe". Sociale Dichtung in drei Aften. Berlin . Zuschauer liegt das Neue. Es ist gewiß schön, etwas Neues fennen Emil Apolant. Preis 1 M.
zu lernen; aber den eigentlich künstlerischen Zweck kann ich immer
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Arthur Schnigler: Lieutenant Gust I". Novelle. Wilhelm v. Polenz:
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noch nicht herausfinden. Der Vergleich mit dem Ueberbrett! liegt Berlin . S. Fischer. nahe. Aehnlichkeit ist auch sicher vorhanden. Dort das„ lleber Luginsland". Dorfwort", das mit der ganzen Modernität der Litteratur hinausstürmt geschichten. Berlin . F. Fontane u. Co. Pr. 1 M. und nicht fragt, ob es sich oder andern Leuten den Kopf einrennt, hier das„ lleberlied", jedoch mit den poefievollen Stimmungen der Auflage. Berlin . F. Fontane u. Co.- Stanislaw Przybyszensti: Bigilien". Zweite
guten Alten, die wahrlich nicht wehe thin.
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Dem Direktor des neuen Unternehmens Herrn Julius Kayser Magim Gorki:„ Das Ehepaar Orlow". Novellen. und seinem Regisseur Herrn Mag Laurence ist wirklich viel Berlin . Bruno und Paul Cassirer . Glück zu wünschen, daß es ihnen gelungen ist, ein im allgemeinen recht gutes Ensemble zusammenzustellen. Und diesem hinwieder, daß es einen so tüchtigen und fein Bestes einsetzenden Regiffeur, gründen". Slizzen. Leipzig . Herm. Seemann Nachfolger.
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Rudolf Klein:
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Aus Gründen und Ab=
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Moderne
wie Herr Laurence es ist, als Leiter und Lehrer hat. Die DarArnold Böcklin". steller gaben im allgemeinen, bis auf Frl. Antje Hendrit, Essays zur Kunst und Litteratur. Heft 7. Berlin . Gose u. die noch gar zu sehr in den Anfängerschuhen steckt, schöne Tetzlaff.
Verantwortlicher Redacteur: Carl Leid in Berlin . Drud und Verlag von Mag Bading in Berlin .