-

479

-

Walderdbeeren?"

Sie jubelte auf.

In der Socialdemokratie führen bekanntlich verbummelte Akademiker Giebt es hier Erd­das große Wort. Nachdem sie es in der bürgerlichen Gesellschaft beeren?" wegen ihrer Liederlichkeit und Unfähigkeit zu nichts gebracht haben, Na, es scheint doch so, sonst würden die Leute doch nicht versuchen ste es bei den Arbeitern, die sie, leichtgläubig suchen gehen." wie sie sind, mit offenen Armen aufnehmen. Zu dieser Gesellschaft

"

Aber dann wollen wir doch schau'n, ob wir auch welche finden. gehört der ehemalige Kandidat der Theologie Ignaz Auer  . Erja, komm, Erdbeeren pflücken. Ist das reizend, daß man hier faullenzte als Student, geriet in Schulden und ergab sich dem Trunke Erdbeeren pflücken kann!" Sie riß sich von seiner Seite los und sowie zahlreichen andren Lastern und Todsünden. Mit Gott   und der eilte in den Wald hinein: schon nach wenigen Schritten niete sie Welt zerfallen, wurde er Socialdemokrat, führte lästerliche Reden, mit einem hellen Jauchzer nieder: predigte blutige Revolution und gewann bald einen großen Anhang." Ich hab' eine. noch eine, ein ganzes Feld, da.. Unter dem Namen Karl Marg" schrieb er die fürchterlichen gott: da! Tosen Schmähschrifteit, die so viel Unheil unter den braven Arbeitern Er folgte ihr etwas langsamer: Wenn Du Erdbeeren essen angerichtet haben. Unter dem Socialistengesetz verwaltete er die willst, kauf' doch lieber der Alten welche ab, das Bücken greift Dich Parteikasse. Aus dieser Zeit stammt sein bedeutendes Vermögen. bloß wieder an!" Da er aber der Spielleidenschaft in höchstem Maße fröhnt und Tag Ach wo, gar nicht fie lachte auf das macht ja Spaß, und Nacht bei den Karten sigt, leidet er fortwährend unter Schulden. riesigen Spaß macht ja das. Sieh mal, ich hab' schon bald eine Weiß er sich nicht mehr ein und aus, damn reist er einfach nach ganze Hand voll. Jetzt such' ich mir mindestens einen Liter, die London   und holt sich aus der englischen Bank, wo die Revolutions effen wir heute mittag zum Dessert mit Schlagsahne. Hm, wird kasse der Socialdemokratie aufbewahrt wird, das nötige, und er kann das fein! Erdbeeren mit Schlagsahne! Hast Du auch welche?" wieder aufs neue hazardieren. Arbeiter! So geht man mit Eurem Gelde um.

Auch die Unteroffiziere" der Socialdemokratie, die fleinen" Agitatoren führen durchweg eine Existenz, daß sie mit feinem Minister tauschen mögen. In den vornehmen Restaurants Berlins  : Dressel, Hiller, Hotel Bristol usw., trifft man sie scharenweise an. Das ist auch ihre Hauptbeschäftigung. Im Sommer gehts nach Pontresina  oder Ostende  , im Winter veranstalten sie jeden Monat einmal wüste Champagnergelage; fie nennen das Preßkommissionen". Breßtommissionen". Es ist berechnet worden, daß jeder, auch der kleinste socialdemokratische Agitator, ein Jahreseinkommen von 8000 Mark bezieht. Und da reden sie über Brotwucher.

#

"

"

Genau dasselbe Leben führen die Journalisten in den social­demokratischen Redaktionen, von denen das Volt mit Gott- und Baterlandslosigkeit, Unzufriedenheit und Königshaß verpestet wird. So erfahren wir ganz verbürgt, daß in der Redaktion des Vorwärts" im ersten Quartal 1901 ein einziges Mitglied nicht weniger als 86(!!) faure(!!!) Heringe(!!!!) verzehrt hat. Erinnert das nicht an die schlimmsten Schlemmereien der sinkenden römischen Kaiferzeit? Wir würden an diese gewissenlose Bergendung von Arbeitergroschen nicht glauben, wenn unsre Quelle nicht völlig einwandsfrei wäre. Oder wird der Vorwärts" es wagen, diese Thatsache zu leuguen? Er wird es nicht. An dieser Thatsache kann selbst seine Lügeukunft nicht rütteln. Und mm bedenke man, was es heißt, wenn ein einziger Mann in drei Monaten 86 faure Heringe verschlingt. Deutet das nicht sichtbarlich darauf hin, daß der Mensch jede Nacht sinnlos sich befäuft? Sonst wäre der Consum dieser ungeheuren Summe von Heringen unbegreiflich. Aus solchem geistigen Zustand aber erklärt fich dann auch die giftgeschwollene Unzurechnungsfähigkeit der Schreib­art des Vorwärts". Arbeiter so sehen Eure geistigen" Lehrer und Erzieher aus! Werdet Ihr nicht endlich erwachen?

"

"

Kleines Feuilleton.

-

Joc.

gb. Walderdbeeren. Hinter dem Dorfe fing der Wald an, ein wundervoller Wald. Statt der dürftigen Föhren und Fichten des Grunewalds wirkliches Laubholz, Buchen und Eichen. Dunkel und dicht verzweigt breiteten fie ihre mächtigen Zweige aus.

Die junge Frau blieb einen Augenblick stehen und atmete tief auf: Nein, ist das schön! Zu schön ist das, man hat gar keine Worte mehr dafür!"

Ihr Mann nichte, mit einem glücklichen Lächeln sah er auf ihre jubelnde Fröhlichkeit:" Ich habe es Dir ja gleich gejagt, wir brauchen gar nicht an die See und ins Gebirge, die märkischen Wälder sind ebenso schön. Sieh' mal, da wächst auch Wachholder."

" Ja, und das viele Unterholz, zu herrlich!" Sie klatschte in die Hände, dann horchte sie plötzlich auf:" Was ist das für ein Vogel, der da singt?"

Er horchte gleichfalls: Nun, eine Grasmücke." Grafemückchen, Grafemückchen, schenk mir ein Viergrofchen­stückchen." Sie fummte den alten Voltsreim vor sich hin und lachte übermütig. Siehst Du, ich werde noch ordentlich findisch, aber das macht der Wald. Ach, dieser wundervolle Wald!"

allee!"

"

Wir wollen hier links hineingehen," sagte der Mann und zog ihren Arm unter den seinen: Sich einmal diese prächtige Birken­Sie folgte feiner weisenden Hand mit den Blicken, wandte aber schon im nächsten Moment die großen Augen wieder nach der andren Seite: Nein, aber was machen die?"

An dem Abhang der Hügel, die sich tief im Waldinnern er­hoben, tauchten zwei Gestalten auf, eine alte Frau und ein kleiner Knabe; fie trugen Spantörbe und gingen tief gebückt, den Blick fest auf den Boden geheftet. Ab und zu beugten sie sich nieder und fuchten mit den Händen im Grase, pflückten etwas ab und warfen es in drn Korb.

Bflüden Sie Blumen?" fragte die junge Frau.

-

" Ja, zwei sehr schöne sogar." Er bückte fich gleichfalls. Eine ganze Weile schritten sie schweigend neben einander hin, bald hier bald da eine Beere vom Boden aufnehmend. Manchmal entfernten sie sich etwas von einander, dann kamen sie wieder zusammen. Die junge Frau jubelte bei jedem neuen Fund, allmählich wurde sie jedoch stiller. Auf einmal blieb sie stehen, strich die Haare aus dem erhigten Gesicht und rang nach Atem:" Ach jetzt kann ich aber nicht mehr! Dieses Bücken, da wird man ja frumm und lahm bei. Wieviel haben wir denn überhaupt nun? Ein Pfund muß es doch bald sein, zeig' mal!"

Er hielt ihr statt aller Antwort das lederne Touristentäschchen hin, in das sie ihre Ernte gethan. Sie schlug die Hände zusammen: Aber das sind ja gerade ein paar Hände voll, und dabei pflücken wir schon zwei Stunden bald! Wie lange soll das dauern, ehe man einen Liter zusammen hat? Dabei kann man ja verrückt werden! Au, hab' ich Rückenschmerzen!"

Er nahm besorgt von neuem ihren Arm:

Ich hab' es Dir ja gleich gesagt, streng' Dich nicht so an, Du wirst Dich trant machen mit Deinem Büden. Wir können uns ja doch auch welche kaufen, da drüben ist ja die Alte noch. Heda, Sie... Mutterchen Er nahm den Schirm und winkte: Haben Sie Walderdbeeren?"

Die Alte horchte auf, sie war ein fleines verhuzeltes Weiblein, mit gerunzeltem Gesicht. Mühselig humpelte sie auf bloßen Füßen über den unebenen, rauhen Waldboden heran:" Walderdbeeren, ja, lieber Herr, schöne, frisch gepflückte."

Sie hielt ihnen das Spankörbchen hin, es standen mehrere Gläser darin, alle mit roten Früchten gefüllt. Vielleicht so'n gläseten gefällig, lieber Herr?" Mit ihren gichtgekrümmten Fingern mühte sie sich ein großes Seidelglas aus der Reihe der andern heraus­auziehen. Die junge Frau tam ihr mit einer ungeduldigen Hand­bewegung zu Hilfe, riß das Glas heraus und schüttelte seinen Inhalt in das Ledertäschchen; dann nahm sie noch zwei Wassergläser und schüttelte auch diese aus:" Was tosten sie denn nun?"

" Sechs Froschen, junge Frau,' s is über'n Liter.

Aber die junge Frau machte ein empörtes Geficht: Was? Sechs Groschen so ein paar Balderdbeeren? Was soll man denn dabei eigentlich noch bezahlen? Sie haben sie doch umsonst. Und das bißchen Pflücken? Hier haben Sie ein Fünfgroschenstück, das ist aber übergenug."-

"

-

Grillparzer und die Censurbehörde. Ueber seine Er fahrungen mit der östreichischen Censurbehörde äußerte sich Grill­ parzer   öfters gesprächsweise halb bitter, halb humorvoll. Jetzt wird nach Mitteilungen des Dichters eine Unterhaltung veröffentlicht, die er mit dem damaligen Censur- Hofrat bei einer Fahrt im Stellwagen nach Hiezing geführt hat. Nun, Grillparzer  ," fragte der Censur­Hofrat, warum schreiben Sie nichts? Warum hört man nichts von Ihnen?" Ich erwiderte ihm: G'rad Sie, Herr Hofrat, hätten mir die Frag' nicht stellen sollen. Mein Ottokar liegt jetzt schon bald zwei Jahr auf der Censur." Ja, ja, ja," jagt er, so seid's Ihr Herr'n Dichter, Ihr glaubt's immer, wir sind Eure Feinde. Wissen Sie, wer Ihren Ottokar verboten hat?" Nein, Herr Hofrat." Ich", sagte er, und Sie wissen doch, daß ich's gewiß immer gut mit Ihnen ge meint Hab'." Ich war ganz erstaunt und frag'. weshalb er ihn eigentlich verboten hat?" Ob was Anstößiges vortäm'? Nein", er­widert er, das ganz und gar nicht. Aber ich hab' mir immer ges dacht: Man tann halt doch nicht wissen." Also sch'n Sie", schloß Grillparzer  , deshalb, weil man doch nicht ivissen kann, hat er den Ottokar verboten."

"

p Ein griechischer Schüßenkönig. Ein in den Ruinen der alten griechischen Stadt Olbia   gefundener, jezt im Museum zu Odessa  aufbewahrter Stein enthält unter einem freien Naum, der vielleicht mit Malerei geschmüdt war, drei Verse, deren Inhalt ist: Ich künde, daß 282 lafter weit mit dem Bogen gefchoffen hat der berühmte Anaxagoras, der Sohn des Demagoras, Philtes, der Sohn des aber Klafter Dann ist der Stein abgebrochen, auf dem sicher noch andre Weita schüsse berzeichnet waren. Es war also Schüßenfest in

-

Der Mann lächelte etivas: Aber Elfie Erdbeeren, Wald- Olbia oder ein großes Wettschießen, und den Siegern zum ewigen Gedächtnis wurde eine schöne Marmortafel aufgerichtet, wie oft bei

erdbeeren!"