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baren Rolle des Tischlergesellen Leim sehr geschickt ab. Da auch die spröde, und im übrigen muß man ja in Berlin gegenüber Opern Nebenrollen durchweg flott gespielt harden, so tönnte man sich- immer recht nachsichtig sein.

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von einigen Ungeschicklichkeiten der Juscenierung abgesehen mit Bum heutigen Schluß etwas besonders Freudiges oder sollen der Leistung des Gastspiel- Ensembles einverstanden erklären, wenn wir über das Auswachsen einer guten alten Zeit" nicht eher traurig nicht eine schier unglaubliche Geschmacklosigkeit dem sonst günstigen sein? Morgen Freitag, den 28. Juni wird Meister Josef Joachim Gesamteindruck schweren Eintrag gethan hätte. In den zweiten Aft, 70 Jahre alt sein. Fern von Berlin weilend bleibt er außer in die Abendgesellschaft bei dem durchs große Loos zum verschwendes Jubiläums- Schußweite. Wollen wir ihn- unter Absehen von trockenen rischen Barvenu gewordenen Schneider Zwirn waren einige Ein Lebensdaten recht würdigen, so müssen wir etwas wie einen Be lagen aus dem Ueberbrettl eingeschoben worden, die nicht griff von geologischen Schichten" zu Hilfe nehmen. Wie viele viel weniger als eine halbe Stunde in Anspruch nahmen und Schichten haben sich nicht seit Mendelssohn's Wirksamkeit über den zum übrigen Inhalt der Posse wie die Faust aufs Auge paßten. musikalischen Boden Berlins gelagert, und an wie vielen Stellen Daß derartig lange, zum Umfang des Stücks in gar feinem dieses Bodens haben sich nur ganz wenige oder gar keine Schichten Verhältnis stehende Einschiebsel, während deren die Fortentwicklung aufgebaut! Im Maße, als das letztere gilt, gehört Joachims Bes der Handlung nicht um ein Jota gefördert wird, zu den ältesten deutung zu den jüngsten Schichten. Als der weltberühmte Geigens dramatischen Grundsäßen von der Einheit der Handlung und der Künstler, als der wohl weitaus musikalischeste, wenn auch nicht an Proportionalität der Teile in unlösbarem Widerspruch stehen, tönnte Specialfunst und Tonschönheit unübertroffene Violinist beherrscht er man noch übersehen, da Nestroh selber einige Episoden eingefügt hat, das Gestalten der musikalischen Formelemente, das Phrasieren", in die dem Fortgang seiner Posse nicht dienen, die aber doch wenigstens einer Weise, hinter der das meiste übrige Musik- Berlin zurückbleibt. zu ihrem übrigen Inhalt und Geist passen. Das aber war mit den Ms Lehrer und Hochschuldirektor lagert er hoch über jenen früheren Einlagen aus dem Ueberbrettl nicht im mindesten der Fall. Schichten unsres musikalischen Schulwesens, die zu den Schrecken Auf deren Juhalt und Qualität näher näher einzugehen, liegt der Freunde einer Entwidlung gehören. Die ihm untergestellte tein Anlaß vor: das ist an dieser Stelle schon genugsam tönigliche Hochschule für Mufit." 1822 bloß für Kirchenmufit, 1833 geschehen. Wohl aber muß gesagt werden, daß die Dar- auch für musikalische Komposition eröffnet, wurde Ende der bietungen des Ueberbrettls mit ihren litterarischen Brätentionen fechsziger Jahre mit Joachim als neuberufener Straft insofern ers und ihrer listernen Schlüpfrigkeit zu den anspruchs- und harmlosen neuert, als sie seit 1. Oftober 1869 auch eine Abteilung für aus­Späßen Nestroys absolut nicht paßten: das heißt gänzlich disparate übende Tonkunst besitzt, die dann allmählich fertig gestaltet wurde. Dinge zusammenleimen wollen. Wenn die Einfügung in den Joachims segensreiches Wirken innerhalb dieser Entwicklung steht Zusammenhang des Stücks wenigstens geschickt erfolgt wäre, anstatt historisch so feft, wie derzeit die Zurückgebliebenheit der ganzen Ans rein äußerlich zu sein, wie hier, wo das Ueberbrettl auf einmal vor stalt feststeht. Und Joachims Verdienst als Führer eines im besten dem erstaunten Auge des Zuschauers antangt wie ein deus ex Sinn laffischen Streichquartetts steht ebenso fest, wie die im machina! Jedenfalls, wer über die mehr oder minder faulen Wige schlechtesten Sinn numoderne Haltung dieses Quartetts und wie der des Lumpacivagabundus" einmal herzlich lachen wollte, für den Abstand von unfres Meisters Kunstgeschmad zu dem der jüngsten waren die blasierten Bikanterien des Ueberbrettls ganz und gar nicht nufil- geologischen Schichten. So lange aber auch beim Spiel eines am Plage. Mufiters zuerst nach dem Gegensatz zwischen Künstlerisch im echtesten geni il predoff mot und künstlerisch in weniger echtem Sinn gefragt werden muß, fo Mufik. lange tönnen wir glücklich sein, einen den einen Joachim zu be fizen.

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In der äußeren Politit muß es derzeit recht man zugehen. 8war verstehe ich davon so viel, wie die Direktion eines Sommer­Theaters von dem Bedürfnis eines begabten Mitgliedes, seine Rolle

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Humoristisches.

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Geistliche auf der Kanzel eingesperrt war, er hat doch recht ge­Kirchgang." Gelt, Mama, es war doch gut, daß der schimpft." ( Luft. Bl.")

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in genügender Zeit künstlerisch auszuarbeiten. Allein ich darf doch 8 widmühle. Ich begreife nicht, Herr Doktor, warum wohl jene Behauptung regelrecht logisch erschließen aus dem Um heiraten Sie nicht wieder, wenn Sie das Witwerleben fatt stand, daß es in dem gegenwärtigen Berliner Musiksommer fein haben?" rechtes Operettenleben giebt. Voriges Jahr war es anders: da konnten wir in den Theatern großartige Weltpolitil treiben, balo Ja, die Ehe habe ich erst recht satt!"- mit England, bald mit China und bald mit Italien , bald mit Japan . SIDED Meine damalige Vermutung, daß es gleichzeitig in der Welt, welche die Bretter bedeutet, ebenso zugehe wie auf den Brettern, welche die Welt bedeuten, wurde mir von einem zeitungleſenden Freund leb­Haft bestätigt. Hener hoden wir still bei roll und hören uns ich denke an vorgestern die Berliner Liedertafel" an, uns heimlich umsehend, ob nicht dahinten ein Graf Waldersee sigt, und genießen refigniert, was es an allertypischeſter Sommermusit duit dengimo sisid d also upu nads giebt. Zu diesem allertypischesten( wohlgemerkt in der Sommermusita suds ordi Notizen. gehört die Zeitverschwendung, die unabsehbare und immer da capo tommende Bause, die tote Zeit". Jenes Konzert war für 5 1hr Testament! ünstler. Mag Klinger erklärt, bei seinen angefagt und hielt uns ausgerechnet 31/10 Stunden lang mit Garde- Anschuldigungen in dem offenen Brief" handle es sich um Unter­Grenadier- Regiments Kapellen Mitwirkungs- Nummern hin, bis fchlagung zweier zu fünstlerischen Zwecken bestimmten Schenkungen endlich, nach all den Phantasien aus R. Wagners Siegfried" durch zwei Berliner Künstler. und den zu Tode rührenden Piston- Soli, die Weißbehandschuhten! tamen und ihre vierstimmigen Repetitionsschlangen tanzen ließen. Sie machten es gut; ihren Tenoren, denen viel zugemutet werden tann, und ihrem würdigen Chormeister A. 3 ander unsre besondere Anerkennung! Ein von diesem geseztes amerikanisches Volkslied, Mein Alt- Kentucky- Heim", stach aus dem übrigen sänger­lichen Alltag heraus; es ist anscheinend eines der vielen Negerlieder aus der Sklavenzeit, wie sie vor einigen Jahren durch drei Neger Selber in Deutschland bekannter gemacht wurden, obschon jenes Bei­Spiel nicht gerade sehr innig an den tieferen Zug dieser Lieder erinnerte.

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Die Künstlervereinigung Schall und auch will fich als selbständiges Unternehmen im Hotel Arnim" etablieren und ist um die behördliche Bewilligung eingekommen.

Felix Dörmanns neues Schauspiel Der Herr von Abadessa" ist vom Berliner Schauspielhaus für die nächste Saison zur Aufführung angenommen worden. 50 do 19

Das Theater des Westens wird in der nächsten Saison an Novitäten zunächst A. Hubays Oper, Der Dorflump" und Zamaras Operette, Die Debutantin" bringen.

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nommen.

Mit der in solchen Fällen unentbehrlichen Todes, Zeit- und Raumberachtung waten wir weiter durch die musikalischen Regen­güffe des Sommers. Eine Boltsoper im Carl Weiß­Julius Türk, bisher Direktor des Stadttheaters in Theater, aus deren Anfängen wir über eine verhältnismäßig St. Gallen, hat das Apollo Theater in Mannheim über­recht gelungene Leistung berichten konnten, führte am Montag die Regimentstochter" Donizettis auf und hat so mit einem neuen Ensemble in ihren ersten drei Tagen vier erste Aufführungen Bei dem von der Verlagsbuchhandlung Seemann u. No. in Herausgebracht. Das muß mun unfehlbar zum Zugrunderichten der Leipzig ausgeschriebenen Wettbewerb u m moderne Leute und der Kunst führen. Wie soll sich da etwas künstlerisch Fassaden erhielten die ersten Preise die Entwürfe von Wunibald Durcharbeiten lassen, ja wie soll da selbst das beste können der Dar- Deininger( Wien ), Gerhard Welzel( München ), Arthur Fritsche steller zur Erscheinung kommen, wenn einzig dem Souffleur ver-( Klotzsche - Dresden ). gönnt ist, feine Leistung auszureifen! Man konnte merken, daß hinter diesen halb gelähmten Kräften manch tüchtiges Können Ein riesiger Mückenschwarm wurde jüngst in der steden muß; und Frl. S. Schidhardt vom Hoftheater Umgebung von Oberleutensdorf( Böhmen ) beobachtet. in Wiesbaden , für welche die Titelrolle wahrscheinlich ein Millionen Mücken fielen auf Bäume und Felder nieder und bedeckten längst gefestigter Besitz ist, war in ihr genügend sicher, die Straße auf einer Strede von 200 Meter vollständig, stellenweise wenn fie auch nicht fo wohlgefällig fang, als fie so dicht, daß die Paffanten in Gefahr tamen, auf dem schlüpfrigen spielte. Allein der Direktion darf doch gesagt werden, daß Wege auszugleiten.

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fie auf die Mitarbeit der Kritik und der intimeren Theaterfreunde

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nur dann zählen darf, wenn sie ihr wirken wenigstens so anlegt, t. Die Bevölkerung Jrlands hat seit 1841 von daß es fünstlerisch gilt. Das weitere Publikum ist hier ohnehin noch 8 197 000 Einwohnern auf 4 456 546 abgenommen.

Berantwortlicher Redacteur: Carl Leid in Berlin . Drud und Berlag von Mor Bading in Berlin . did