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einen traumreichen Schlaf verfenft, aus dem sie bei fortdauerndem übermäßigen Geng häufig nicht wieder erwachen.

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Von der Parfumbörse. Nach einer Studie über den gegen­wärtigen Stand der Industrie des künstlichen Parfums, welche Der eßbare Reizfer( Agaricus deliciosus) in feiner schönen Eugéne Charabot in der Revue générale des Sciences" veröffent­orangefarbenen Uniform unterscheidet sich von seinem gefährlicht, bringt Das Wissen für Alle" folgende Angaben: Die genannte lichen Doppelgänger, dem Birkenreizker( A. torminosus) durch Industrie, welche namentlich in Deutschland   sich hoch entwickelt hat, die Farbe des beim Zerschneiden hervortretenden Milchsaftes. die aber auch in Frankreich   einen bedeutenden Rang einnimmt, ist Während dieser beim eßbaren Reizker rot oder orangegelb erscheint, aus einer Entdeckung hervorgegangen, welche im Jahre 1874 von ist er bei der giftigen Art weiß. Auch kennzeichnet sich der gute den deutschen Chemikern Tiemann und Harmann gemacht wurde, Reizker noch dadurch, daß sein Fleisch beim Zerschneiden grünlich an die durch Oxydation des Coniferius das Banillin, den in läuft. Erwähnenswert ist noch die Gift, Gicht und Stinkmorchel der Vanille enthaltenen charakteristischen Ricchstoff darstellten. ( Phallus impudicus). die sich durch ihren widerlichen Leichen Diefer fünstlichen Herstellung des Vanillins folgte die geruch von der eßbaren Speisemorchel( Morchella esculenta) nuler Fabrikation andrer, in der Parfumerie verwendbaren Niechstoffe, so scheidet. Die anfangs einem Ei nicht unähnliche Giftmorchel ent- des Terpincols, im Handel unter dem Namen Waldmeister- Essenz widelt erst mit der Zeit Sticl und Hut. Ihr zäher Schleim stand bekannt, und des künstlichen Moschus. Die genannte Industrie vera vordem als Heilmittel der Gicht in großem Ansehen. wendet jedoch nicht blos fünstlich erzeugte Substanzen, sondern auch Morcheln müssen überhaupt vor dem Gebrauch gehörig aus- in bedeutendem Maße Stoffe, welche die Natur liefert. Hierher gehört getrocknet oder gekocht werden, da sie in frischem Zustand oft schädlich das Menthol, welches in allen Pfefferminzarten vorkommt, aber Haupt­wirken. Lonicer, der Verfasser eines alten Kräuterbuchs, stellte die sächlich aus der japanesischen Pfefferminze( Mentha arvensis varietas Morchel als Delikatesse allen Bilzen voran: Das erst sind die piperascens) gezogen wird, weil es in dieser Gattung am reichlichsten Morcheln, allenthalben bey uns gemein, mit welchen die verlederten enthalten ist. Dieses japanesische Menthol hat eine Glanzepoche ges Mäuler sonderlichen Lust haben, fochen sie mit Butter und Würz, habt. Man wird sich noch an die Migränestifte" erinnern, welche vor zuvor in ein Wasser gequellt, und braten sie auch an Spießlin, mit mehreren Jahren ganz allgemein im Gebrauche waren, um den als Würtz bereytet. Sie wachsen auf feisten Wiesen, auch vmb die Migräne bekannten quälenden Kopfschmerz zu heilen, oder wenigstens Accker an den Bechen  , ihre wärung ist im Mayen  , sie werden die zu lindern. Heutzutage sieht man diese Migränstifte nur mehr hier andre Zeit des Jahres nicht besehen. Sie sind rund wie ein und da, sie sind einfach aus der Mode gekommen, was aber nicht Sütlin, grav von Farben und voll Löchlin wie die Immenhäußlin." ausschließt, daß das Menthol ein in mancher Beziehung vortreffliches Im ganzen wäre die Ausbreitung der Pilzkenntnis sehr zu Mittel ist, welches namentlich bei den Entzündungen der Schleim wünschen, da man bei uns aus unbegründetem Mißtrauen alljährlich häute, beim Schnupfen 2c., sehr gute Dienste leistet. Wie groß die einen großen Speisevorrat zu Grunde gehen läßt. Auch die an Wirkungen der Mode oft sind, dafür liefert das Menthol ein hervor­gebliche Schwerverdaulichkeit der Pilze beruht bei den meisten auf ragendes Beispiel. Das Kilogramm diefer Substanz kostete im Jahre 1883 Vorurteil und wird gewöhnlich erst durch falsche Zubereitung, durch im Großhandel, nach östreichischer Währung berechnet, K 163, worauf Ueberladung mit Fett und Gewürz hervorgerufen. Allerdings ist eine derartige Entwertung eintrat, daß im Jahre 1887 das Kilogramm auch der Nährwert nicht zu überschätzen Er kommt keineswegs, bloß K 2 föstete. Im Jahre 1899 erholte sich der Preis auf K 24, wie man häufig animmt, dem des Fleisches, sondern höchstens dem da es mittlerweile wieder, wenn auch zu andern Zwecken, als zur eines guten Gemüses nahe, da trotz des hohen Stickstoffgehaltes nur Bekämpfung der Migräne, stärker gesucht wird. Ein andres Beispiel wenig Eiweis in den Bilzen vorhanden, ihre Ausnützung im Körper von außerordentlichen Preisschwankungen auf diesem Gebiet liefert auch im allgemeinen nur unvollkommen ist. das Heliotropin, welches in der Parfumerie meistens in einer Mischung mit Vanillin häufig verwendet wird. Das Heliotropin ist nicht wie das Menthol ein direktes Naturprodukt, sondern wird fabriksmäßig aus dem Saphrol hergestellt. Im Jahre 1879 tostete das Kilogramm Helio­tropin K 3790, 1883 fiel der Preis auf K 1250 und fostet das Kilo­gramm gegenwärtig, 1901, nur mehr K 36, so daß bei dieser Fabrikation Selbstverfaßte Grabschriften werden in der Kölnischen welchem das Kilogramm im Jahre 1876 K 8800, im Jahre 1885 fein Gewinn mehr erzielt wird. Aehnlich ging es dem Vanillin, von Boltsztg." mitgeteilt: Die im vorvorigen Jahrhundert verstorbene K 1890 wert war und das mumehr im Preise zwischen K 75 und Wirtin des Gasthauses" Zur Flasche" im Orte Steinach   im Kinzig  - K 110 das Kilogramm schwankt. Man sollte nun meinen, daß bei thal( Baden) bestimmte für sich folgende lehrreiche Grabschrift, die jetzt noch an der rechten Außenseite der dortigen Kirche zu lesen ist: Komm, lieber Gast und lese da. Hier lieg ich tot Rosalia, Nachdem ich 44 Jahr Eine gute Ehe- und Wirtsfrau war. Da mun mein Fleisch in Staub vergeht. Wie meinst, daß' s um meine Seele steht? Wo ich kein Heller Zech mehr lös, Als nur für das, was gut und bös. Ja, was ich auch nicht selbst gethan, Rechnet man mir aufs genaueste alt. Und muß bezahlen fremde Schuld, Wenn ich was Böses hab geduldt. Laßt dieses Euch zur Warnung sein Ihr Wirt und alle ins­gemein. Sprecht bei meinem Wirtshaus zu, Sprecht: Gott geb ihr die ewig Ruh. Anno 1780, 10. Augusti. In Seekirchen   bei Salzburg   fand sich die jetzt beseitigte Grab­schrift des als Sonderling bekannten Portraitmalers Schauer, die er selbst gemacht hatte:

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( Kölnische Zeitung.  ").

Kleines Feuilleton.

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Hier an dieser Freithofmaner

Liegt der alte Maler Schauer;

Bet' ihm einen Rosenkranz,

Dem verdammten Kazenschwanz.

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derartigen gewaltigen Preisstürzen verschiedene Parfumerien beträcht lich billiger hätten werden müssen. Im Großhandel ist das aller­dings der Fall, in den wohlriechenden" Läden aber merkt man nicht viel davon. An Feinheit und Reinheit des Geruchs stehen noch immer und die natürlichen Parfums voran werden den fünstlichen zugesetzt, wenn es sich darum handelt, ein ers quifiteres Produkt auf den Markt zu bringen. Einen hohen Preis hat gegenwärtig das Jonon, welcher Stoff den Wohl­geruch des Weilchens besitzt. Das Jonon findet sich in der Natur in den Wurzeln der bekannten Schwertlilie, wird aber gegenwärtig auch künstlich hergestellt und kostet das Kilogramm einer 10prozentigen alkoholischen Lösung dieser Substanz K 1000. Als das Jonno in den Bereich der künstlich hergestellten Niechstoffe eintrat, bemächtigte sich ein panischer Schrecken der blumenzüchtenden Bevölkerung des Veilchens landes", wie das Arrondissement Grasse in Südfrankreich   genannt werden kann, wo die wohlriechendsten Beilchen in Massen gezogen und an die Parfumerien zu guten Breisen abgesetzt werden. Man ers innerte fich nämlich an das Schicksal jener Landwirte, welche durch den Anbau von Krapp zum großem Wohlstand gelangt waren und durch die Erfindung des Alizarins berarmten. Die Gärtner von.

Grabschrift des Dichters F. Sauter auf dem Friedhofe zu Grasse   fürchteten, daß es ihnen ebenso gehen werde wie den Krapp­

Hernals bei Wien  :

Viel genossen, viel gelitten, Und das Glück lag in der Mitten; Biel   empfunden, nichts erworben, Froh gelebt und leicht gestorben. Fragt nicht nach der Zahl der Jahre, Kein Kalender ist die Bahre. Und der Mensch im Leichentuch

Ist ein zugeklapptes Buch.

Darum, Wanderer, zieh dich weiter, Denn Verwesung stimmt nicht heiter.

Der Schuster und Bauerndichter Umiger in Kematen  ( Tirol) ordnete für sich folgende Inschrift an:

Da liegst du, Schusterle, da kannst du ruhig schlafen, Ein schön's Quartier, ja wohl, hat dir die Welt geschaffen, Ein Haus, wo ist kein Fenster drin, sechs Bretter dein Gemach, Darneben deine Totenbein, die Erde ist dein Dach.

Vor einigen Jahren starb in einem Dorfe des Untereliaß der hochbetagte Lehrer Joseph Beck; er wünschte, daß, falls ihm Grabschrift gewidmet werde, fie folgenden Wortlaut habe:

Hier in dieser Eck

Liegt Joseph Beck;

Er lehrte die Kinder das AVC, Jett requiescat in pace!-

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eine

banern. Bisher sind diese Befürchtungen nicht bloß grundlos ge­blieben, es hat sich vielmehr seit der Entdeckung des Jonons der Ab­satz der Veilchen von Graffe beinahe verdreifacht. Die Parfum­fabrikanten sezen nämlich ihrer künstlichen Veilchenessenz die natür liche hinzu und da das Veilchenparfum sehr beliebt und dessen Abfazz ein sehr bedeutender ist, so werden gegenwärtig mehr natürliche Veilchen als je gebraucht.-

Musik.

Wieder

Nun ist der steinerne Gast in Mozarts niemals aus­gefungenem und ausgepriesenem" Don Juan  " auch über die Bühne der Morwit Oper geschritten, mit manchen richtigen Tönen aus seiner Kehle und aus den Kehlen der übrigen Mit­wirkenden. Die Aufführung, die wir vorgestern hörten, war im gauzen recht gut, in vielem Einzelnen ebenfalls recht gut. fonnten wir uns im allgemeinen über die eingehend sorgfältige Regie Herrn A. Carlhof's freuen, die nur eben in Affettstellen Mangel an Temperament und überzeugender Schlagkraft leidet- so z. B. im zweiten Akt bei der Erkennung des verkleideten Leporello. Hoffentlich kommt man nächstens auch über einige scenische Vorbereitungen glatter himveg. Dringend wäre dem Orchester eine größere Zurüdhaltung zu gönnen, zumal es nicht gerade Besonderes Teistet.