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die Schattenpartien des Kleides und vor allem das Durchschimmern| Schrift und Medizin verwischen. Das Heilmittel ist fertig! Folgende der weißen Arme durch den leichten durchbrochenen Stoff, mit dem Gebrauchsanweisung wird zum Schluß dem Kranten zu teil: fie bekleidet find, behandelt. Diskret hebt sich die Gestalt von dem Gehe jetzt nach Hause; dort nimm die Scherbe in die rechte Hand Hindergrund ab, den dämmernden Schatten zwischen den und schreite dreimal um die Beluah eine Art Sentgrube- deines starten Stämmen der Waldbäume, in die nur hier und da ein leichter Hauses, von rechts nach links, und sage mit zum Himmel gerichteten Sonnenblik einfällt. Das Ganze ist auf eine vornehme weißgrane Blick den Vers, den ich früher dir vorgelesen. Dann nimm die und graugrüne Farbentonreihe gestimmt. Es fällt dem Beschauer Scherbe in die linke Hand und gehe um die Beluah von links nach schiver, von dieser Feinheit die Brücke zu finden zu der Art des rechts und sprich abermals den Vers. Und dann trinke die Medizin fleineren Bildes Der Gedanke", von demselben Künstler, das aus aus der Scherbe und du wirst gesund werden, Juschallah, so Gott der letzten Zeit stammt. Es ist das Brustbild einer Dame, die sich will! Juschallah, wenn Gott will! nachdenklich in die Kissen zurücklehnt. An die Stelle der Zurück haltung in der Farbe ist ein großer Reichtum von vollen Tönen ge­treten, die wohl weich und reizvoll find, aber an die ältere Art nicht entfernt heranreichen,- an die Stelle der sorgfältigen Mo­dellierung eine verblasene Zeichnung.

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Geht es dem Patienten trotz des verordneten Heilmittels schlechter oder stirbt er gar num, des Hadschi Mustafa Schuld ist das nicht, Gott wollte es so und gegen Gottes Willen fann man nichts ausrichten! Schwerkranke bestellen sich die Wunderdoktoren aus dem Bazar nach Hause. Wenn so ein Arzt zu einem Kranken Eine andere Linie der modernen Malerei zeigen die Bilder gerufen wird, dann reitet er niemals auf geradem Wege hin, sondern zweier Holländer auf. Von Jozef Israëls , dem ältesten der zieht kreuz und quer und steigt mehrmals abfichtlich vor den un holländischen Künstler, sind zwei Bilder ausgestellt, die zu dem Er- richtigen Häusern ab, um den bösen Geist irrezuführen, der sich an greifendsten gehören, was die moderne Kunst hervorgebracht hat. ihn herandrängt und die von Allah inspirierten Heilungswunder zu " Wenn man alt wird", ist das eine betitelt. Eine Greifin figt am flackernden stören sucht. Wie bei Tischlern und Schlossern sich das Handwerk Herdfeuer und wärmt sich die zitternden Hände. Ein Bild mensch von einem Geschlecht auf das andere vererbt, so vererbt sich in lichen Elends, diese Alte mit dem gebeugten Kopf, dem vertrockneten manchen Familien des Orients das Handwerk des Arztes. In den Gesicht und den zerarbeiteten Händen, das erschütternd wirkt. Das Provinzen, wo es keine Droguengeschäfte und keine Apotheken giebt, felbe gilt von dem andern Gemälde In Feld und Wegen". Bei verschaffen sich diese Aerzte ihre Medikamente bei Verkäufen der finkender Nacht wandert ein altes Weib mit einem Hundegefährt Borräte, die abgereifte oder verstorbene europäische Aerzte hinter­über das öde Feld, das unabschbar sich bis zu dem fernen Horizont lassen haben. Die in Massen wahllos aufgekauften Arzneien, von hindehnt. Ein schwaches Rot verglimmt am Himmel, dunkles deren Nützlichkeit oder Schädlichkeit sie nicht die geringste Ahnung Gewölk senkt sich herab, alles in tiefe Schatten hüllend. Wunderbar, haben, verwenden sie nach einem einfachen System: eine Arznei wie aus der tiefen Dämmerung die Umrisse der Figuren im nach der andern wird aufgebraucht! Verwechselungen innerer und Vordergrunde auftauchen, und wie die kaum erkennbaren Umrisse der äußerer Mittel und tötliche Vergiftungen sind die natürlichen mühsam wandernden Alten von ihrem Elend erzählen. Die fünft Folgen der häufig Jahrzehnte lang daneruden Wirtschaft dieser Terischen Mittel, mit denen dies erreicht ist, sind die denkbar ein Gistmischer. Vor mehreren Jahren geschah es, daß sich in Stambul ein fachsten. Die Bilder sind ganz in einem braungrünen und blau- gewiffer Mohammed Aga Kremli eines abends als Kapudschi oder grünen Gesamtton gehalten, die Zeichnung begnügt sich mit den Thorwächter niederlegte, aber nach einer traumreichen Nacht am großen Linien, und doch ist eine solche Tiefe der Empfindung damit andern Morgen als ein dreifach begnadeter Weiser der Wissenschaften erreicht. erwachte: als Münedschim, Sihirbas und Hetim, als Astrologe, Jakob Maris, der schon verstorbene Künstler, bietet größere Wahrsager und Arzt. Aga bedeutet einen, der nicht lesen und Neize auch in den rein künstlerischen Mitteln. Auch bei ihm herrscht nicht schreiben kann; Mohammed Aga konnte also nicht lesen und ein dunkler brauner Grundton vor, aber dieser ist reich muanciert, nicht schreiben, um so wunderbarer wirkte feine aus den Fingern und in Landschaften und Städtebildern hebt er fich von gejogene Gelehrsamkeit. Denn er heilte durch die bloße Berührung leichten hellgrauen Himmel wirkungsvoll ab. Man feiner Finger mit der franken Stelle. Er nahm als Honorar nies verfolge etwa, wie in der Ansicht von Dordrecht , in der mals mehr als einen Piaster für die Ordination, begnügte sich aber die schöne Stadtsilhouette mit der mächtigen Kirche im auch mit Naturalien. Trotzdem wurde er schnell ein reicher Mann, Mittelgrunde gegen den Himmel gesetzt ist, der Vordergrund mit den denn von morgens früh bis zum Untergang der Sonne drängte sich Booten durchgebildet ist und wie der Blick rechts über den Fluß hin ganz Stambul vor dem Eingang seiner Bretterbude. in die Tiefe auf die im Hintergrund liegende Stadt gezogen wird; oder wie in der" Flußlandschaft" die braune Ebene so gegeben ist, Die Bernhardiner Hunde und das Telephon. Ein daß sie in unendliche Tiefen zu führen scheint, und wie sich dann französischer Tourist, der kürzlich von Martigny aus über den darüber der weite Himmel wölbt, mit grauen Wolfen , die schwer St. Bernhard- Paß ging, geriet etwa eine Stunde unterhalb der zusammengeballt sind und doch wirklich in der Luft schweben. Das Paßhöhe in einen dichten Nebel. Da es ihm nicht ratsam erschien, find malerische Glanzstücke, in denen das Eigentümliche holländischer Kunst mit der Schwere ihres landschaftlichen Charakters zu voll­kommtenem Ausdruck gelangt ist.-

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Kleines Feuilleton.

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weiter zu gehen, setzte er sich auf einen Felsblock und wartete auf die berühmten Bernhardiner Hunde, die ihn auffinden und geleiten sollten. Aber es kam kein Hund; nach einer Stunde Wartens ver zog sich der Nebel und der Reisende erreichte wohlbehalten das Hospiz. Dort erfundigte er sich bei den Briestern, weshalb kein Hund ausgeschickt worden wäre, und erhielt die Auskunft, daß die Hunde nur mehr auf telephonischen Anruf ausgesandt werden. So sonderbar das flingt, so guten Grund hat die Einrichtung in den bestehenden Verhältnissen. Der St. Bernhards Paß, dessen Höhenwege während acht Monate im Jahre mit Schnee be­Türkische Heilfünstler. Der Köln . Blg." schreibt man: deckt sind, wird jetzt auf einer wohlgeführten und wohlgehaltenen Gestern noch saß Hadschi Mustafa im Bazar und verkaufte Grün- Straße überschritten, an deren Kehren Schutzhütten angebracht sind, zeug und Melonen. Wie ist die Welt überrascht, am heutigen die selbst bei Nebel gesehen werden können, die, immer offen, gegen Morgen statt des Gemüses und Obstes lange Reihen von Medizine Sturm und Schnee Schuß gewähren. Jede dieser Schutzhütten ist flaschen in den verschiedensten Größen zu finden, Kräutersäcke und mit dem Hospiz telephonisch verbunden, so daß der Wanderer bei be­Bulverbüchsen! Hadschi Mustafa sigt vorn am Eingang seiner Bude, denklichem Wetter, starter Erschöpfung durch das Telephon um Hilfe hat vor sich ein dickes altes Buch und leiert unermüdlich Seite um bitten kann. Diese Einrichtung ist zu beiden Seiten des Passes all­Seite herunter. Kommen die Kunden und fragen: Salem aleitum gemein bekannt und wird jedem Landfremden, der dieses Weges zieht, Hadschi Mustafa, was ist geschehen? Dann hebt Hadschi Mustafa in den Thälern von Wallis und Piemont mitgeteilt. Wenn nun das ernste Antlig und entgegnet: Allah ist groß! Mohammed solcher telephonischer Hilferuf kommt, so weiß man im Hospiz auch erschien mir nachts im Traume und verkündete mir: Du bist sofort, von welcher Schutzhütte aus die Hilfe erbeten wurde. von Allah bestimmt worden, fortan die Leiden der Menschen zu Dann wird ein Mann und ein Hund ausgeschickt. Der Hund trägt lindern. Und alles verneigt sich vor ihm und murmelt: Allah ist ein Körbchen um den Hals, in dem Brot, Käse und Wein enthalten groß, sein Wille geschehe, Jnschallah! Solch ein Traum genügt den find; er wittert schon auf zwanzig Minuten Distanz den Menschen strengsten Forderungen des ärztlichen Befähigungsnachweises, groß und läuft nun voraus mit seiner Labung. Diese Einrichtung und klein eilt zum neuen Doktor von Gottes Gnaden. Da die erleichtert die sichere Hilfe und erspart den Insassen des Hospizes wirklichen Aerzte einen Puls fühlen, so faßt auch Hadschi Mustafa das oft unnötige planlose oder vergebliche Absuchen des Passes, und Efendi seine Patienten irgendwo am Arm und schaut dabei mit es war nur Leichtsinn des Franzosen , daß er sich vorher nicht er­affettierter Berzückung bald zum Himmel, bald zur Erde. Schließlich fundigt hatte. Der Sankt Bernhards- Paß ist heute noch sehr stark sagt er dem Kranken mit ernster Stimme: Hole ein Stückchen Scherbe! frequentiert. Das Hospiz bewirtet jährlich 4-5000 Touristen, Dieses Wort, gleichlautend mit dem deutschen Worte Scherve, be- 5-6000 Bilger und etwa 15 000 piemontesische Arbeiter, die in der deutet ein Trintgefäß aus Thon, das porös ist und infolgedessen Schweiz Arbeit suchen. Selbst im strengsten Winter passieren sechs das Wasser frisch und kühl erhält. Scherbestücke findet man bis acht Gäste täglich das Hospiz. Das Telephon als Rettungs­auf allen Gaffen. Der Kranke holt also schnell das Verlangte und anstalt bewährt sich jährlich an etlichen Tausend Menschen. reicht es dem Hadschi. Nun muß der Krante einen Finger in das dicke Buch, gewöhnlich den Koran , stecken, der Arzt schlägt die be rührte Seite auf und liest andächtig die Stelle oder den Vers ab, worauf des Patienten Finger ruht; dann taucht er seine Schreib­feder in das Tintenfaß und schreibt auf den inneren Rand der Scherbe den Vers nieder; darauf greift er nach einer beliebigen Medizinflasche die göttliche JInspiration läßt ihn die richtige er raten und er gießt auf das Geschriebene so viel hinauf, bis sich

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Theater.

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Theater Charivari"( Secessionsbrett!). Wie doch die Menschen, wenn einmal etwas einen Erfolg gehabt hat, dahinter her sind, es tennen zu lernen, zu applaudieren, zu kopieren! Nun ist der Bombenerfolg von Wolzogens Ueberbrettl da, und schon schießen seine Epigonen allorts aus der Erde hervor. Doch daß wir ein gutes Wort nicht mißbrauchen: das sind nicht die Epigonen,