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Konstantinopler Vierteln Balat und Lasstjö schon früh der Broletarisierung anheim gefallen sein, die jetzt so weit vorgeschritten ist, daß jemand aus ihrer Mitte, der ungefähr neunzig Mark monatlichen Gehalts bezieht, schon als ein sehr wohlhabender Mann angesehen wird.
In der alten Türkei wurden fast alle Bedürfnisse der materiellen Kultur im Julande gedeckt. Der Ackerbau war in Aubetracht der geringen Bevölkerungsziffer vollständig im stande den Bedarf zu
decken.
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Kleines Feuilleton.
Kleines
- Die Bienenzucht der alten Römer. Die Bienenzuch bildete im Altertum, speciell bei den Römern, einen wesentlichen Bestandteil der Landwirtschaft, und das eine Erzeugnis derselben, der Honig, spielte im Haushalt eine wichtigere Rolle als zu unsres Zeit, weil er beim Baden und Kochen die Stelle des Zuckers vertrat denn vom Zuckerrohr hatten die Alten nur wenig Kenntnis. Die Römer fennen wir als ein Volt, das von jeher regen Sinn für Lands Von dem alten hochentwickelten orientalischen Gewerbe waren wirtschaft hatte; es ist bezeichnend, daß die älteste uns erhaltens noch ansehnliche Reste vorhanden, die selbst Lurusansprüche be- Profafchrift der römischen Litteratur eine Schrift über den Ackerbau ist, friedigen konnten, obwohl der Verfall schon begonnen hatte. Der die des alten Cato, und nicht minder bezeichnend, daß der Stoff den größten fremde Handel, der vor allem im Export mit Rohprodukten bestand Epiter Roms, Virgil, begeisterte, ein Lehrgedicht über den Landbau zu und zum bei weitem Hleineren Teile im Import, befand schreiben, in dem auch„ des duftigen Honigs himmlische Gabe" besungen sich zuerst, wie uoch im Mittelalter, in den Händen der ivird. Es bedarf keines besonderen Hinweises, daß die Bienenzucht Italiener und Ragujaner. Im Anfang des 17. Jahrhunderts fingen die Franzosen an, sich am Levantehandel zu beteiligen; sie waren die ersten Europäer, die infolge der politischen Freundschaft, die zwischen Frankreich und der Türkei bestand, sogenannte Kapitula fionen" bewilligt erhielten, die ihnen außer der eignen Jurisdiktion große Privilegien zuerkannten. Gegen Ende des Jahrhunderts erschienen die Engländer im östlichen Mittelmeer , gründeten eine Handelscompagnie für den Levantehandel und machten Smyrna zu dem Mittelpunkt des letzteren. Die anderen Nationen, vor allem Oestreich, das das Erbe von Venedig und Ragusa antrat, folgten, und der Segen der europäischen Kultur ergoß sich in Gestalt von Schundwaren über den Orient.
Inzwischen waren aber wichtige Veränderungen in den ökonomischen Verhältnissen der Reichsbevölkerung eingetreten: die mit Füßen getretenen christlichen Unterthanen, die Rayas, hatten die ritterlich- feudale Dentweise ihrer Zwingherren dazu benugt, sich auf ihre Kosten zu bereichern. Die Griechen vor allem waren nicht nur im Befige des Binnenhandels, und sie bemächtigten sich auch eines Teils des Auslandshandels, und eine große Zahl von ihnen ließ sich in den neueroberten russischen Gebieten am Schwarzen Meer nieder, um hier bedeutende Vermögen zu gründen und im Besige eines großen politischen Einflusses das ehrgeizige Ruffentum zu neuen Abenteuern in der Levante anzutreiben. Das Zeitalter der luabhängigkeitsfriege brach an. Die befizenden Klassen, die sich im Auslande in Sicherheit gebracht hatten, hezten die große Masse des Volkes auf, die allerdings unzeit gemäße, liderliche und faule türkische Herrschaft abzuschütteln. Griechen, Serben und Bulgaren haben int Laufe des vorigen Jahrhunderts für ihre sich entwickelnde wohlhabende und darum feige Bourgeoisie die Kaftanien aus dem Feuer holen müssen. Die Türkei ging aus all den Krisen stark verändert hervor. Sie wollte jegt ein Polizeistaat fein, trug aber noch die Eierschalen des Feudalstaates an sich. Man hatte mit Hochdruck reformiert; das heißt, man hatte mit vielen schönen Redensarten um sich geworfen, deren schönste in dem berühmten Hatt- i- Humayun Abdul Medschids von 1839 zu lesen sind.
im Altertum sich zu hoher Blüte entwickelt hat, wenn sie auch heutzutage vielleicht rationeller und daher mit größerem pekuniären Erfolge betrieben wird. Zur Zeit als Kaiser Diocletian seinen Maximaltarif erließ, war der Preis des Honigs etwa derselbe wie heute; für 1/2 Liter wurden 20-40 Denare( 37-74 Pf.) gezahlt. Dagegen wurden mit dem Wachs schlechte Geschäfte gemacht. Die neueste Behandlung des Gegenstandes liefert Professor Old in Königsberg in zwei längeren Artikeln der Pauly- Wissowaschen Realencyklopädie der klaffischen Altertumswissenschaft(„ Biene" und" Bienenzucht"). Hier ist aber noch nicht, schreibt ein Mitarbeiter des„ Leipz. Tageblatt", auf die kulturgeschichtlich wichtige Erscheinung hingewiesen, daß verschiedene Arten von fünstlichen Bienenstöcken, die das Altertum kannte, noch heute in Gebrauch sind. Varro zählt in seiner Schrift über den Landbau fünf Arten auf. Danach lieferte das best Material zu fünstlichen Stöden die Rinde der Korkeiche, weil sie den meisten Schuß gegen Hige und Kälte gewährte. Demnächst waren besonders geschägt die aus den Ruten des Steckenkrauts( Ferula thyrsiflora) und aus Weidengeflecht gefertigten Stöcke. Ferner bes diente man sich ausgehöhlter Baumiſtämnie und endlich werden thönerne erwähnt. Diese legteren galten als die schlechtesten, weil sie dem Eindringen der Temperatur den geringsten Widerstand entgegenfeßten. Dr. Hamy, Mitglied der Pariser Académie des inscriptions et belles- lettres, machte anfangs vorigen Jahrs die interessante Mitteilung, daß die drei ersten von Barro erwähnten Sorten von Bienenstöcken noch heute bei den Berbern Nordafritas in Gebrauch find. Ein aus den Ruten des Steckentrauts hergestelltes Exemplar von länglich- quadratischer Form befindet sich in den ethnographischen Sammlungen des Trocadéro. Derselbe Gelehrte konnte in der Akademie- Sigung vom 25. Januar d. J. feine erste Mitteilung dahin ergänzen, daß auch die thönernen Bienen stöcke nicht ausgestorben find. Ein französischer Reisender traf sie in einem Dorfe Oberägyptens . Sie bestehen aus Cylindern von rotem Thon, die wagerecht über einander geschichtet sind, so daß der Querschnitt pyramidenähnlich ist. Die etwa 1 Meter langen, 20 Centimeter im Durchmesser haltenden Thonröhren sind an den Enden geschlossen, an dem einen hermetisch, während an den andren eine An Es war einfach lächerlich von dem liberalen Europa , zu erzahl kleiner Löcher den Bienen Zugang gewährt. warten, daß die Türkei , deren gesellschaftliche und Produktions- 19 91019 - Die ,, Hilfsgattin" in China . Ein Chinese schreibt, nach verhältnisse teine tiefgreifende Aenderung erfahren hatten, nun der Frantf. 3tg." über die Eheverhältnisse in seinem Vaterlande: wirklich Reformen einführte, die selbst in Europa , z. B. in Rußland noch etwas Unterhörtes waren. In allen Gebieten des Bleibt eine Ehe kinderlos, so gestattet das chinesische Gesez, Abhilfe Reichs verfiel jedoch nach und nach das Lehnssystem, die Erträge der zu schaffen. Wenn ein Chinese 40 Jahre alt geworden ist, ohne daß Ländereien, samt Fronleistungen der Bewohner, wurden durch ein ihm seine Gattin einen Nachkommen geschenkt hat, so tommt er sich Figum ersetzt, das die legten Spahis von Stambul erhalten sollten, bei dem Gedanken, daß seine Familie mit ihm aussterben werde, In diesem Falle sucht seine Gattin aber nicht mehr ihre Nachkommen. Nur Bosnien widersezte sich mit fast wie ein Verbrecher vor. Erfolg dieser Reform und die dortigen Beys trieben ihr Unwesen selbst für ihn eine sogenannte Hilfsgattin, und zwar aus dem Die befreite Bauernschaft tam aber aus dem Regen Rechte und Vorteile, wie die legitime. Handwerkerstande. Natürlich genießt diese nicht die gleichen Man bringt sie ohne in die Traufe die Umgestaltung des Stenersystems legte ihnen Musik und Freudenfeuer in einer blau ausgeschlagenen Sänfte schwere Abgaben auf, und die Einführung des Militädienstes entzog in in ihr neues Heim, und fie wirft sich beim Eintritt in dem spärlich bevölkerten Lande der Bevölkerung die Arbeitskräfte auf das Haus zuerst vor ihrem fünftigen Gebieter und liebunbillig lange Zeit.
weiter.
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Die Christen, die nicht mit der Waffe dienten, mußten für ihre Befreiung vom Dienste eine einmalige, nicht niedrig bemessene Abgabe, den Bedel" zahlen. Die Türkei ging aber auf der Bahn Dieser Reformen, nachdem sie sich während des Krimkrieges am Auf leben des alten Kriegsruhms und seiner Machtstellung berauscht hatte, so mutig vorwärts, warf so mit dem Gelde um sich zur Anschaffung des fulturellen Spielzeugs, der Schiffe und Kanonen während die Hände und Taschen seiner Beamten immer noch mit Klebstoff bestrichen waren, an dem die öffentlichen Gelder hängen blieben, daß sie Mitte der 70er Jahre infolge der ruinösen Finanz politik Abdul Aziz' unmittelbar vor dem Ruin stand.
In diesem Moment erfolgte die Juvasion des europäischen Kapitalismus . Nachdem noch der russisch - türkische Krieg neue Schulden zu den alten gefügt, war das mittelalterliche Ideal für die Türkei ein für allemal zu Ende. Die Dette publique " nahm einen bebeträchtlichen Teil der Staatseinkünfte für die Befriedigung der europäischen Gläubiger des Staates in Beschlag. Eine Tabalsregie berteuerte der Bevölkerung den ihn unentbehrlichen Tabak. Die Gründung der Banque ottomane war das Zeichen, daß der europäische Mammonismus feinen Sitz in dem Lande aufgeschlagen hatte, dessen religiöser Gesetzgeber ausdrücklich das Nehmen von Zinsen verboten hatte. ( Schluß folgt.)
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reichen Beschüßer nieder, sodann vor der legitimen Gattin, der Herrin des Hauses, endlich vor den Verwandten und den älteren Personen, die im Hause wohnen, und bringt ihnen ihre respektvolle ihres neuen Heims. Wird sie Mutter, so ist die ganze Familie hochHuldigung dar. Dann empfängt sie die Glückwünsche der Bewohner erfreut. Dieses Kind wird selbstverständlich Erbe des Vaters. Die legitime Gattin selbst widmet dem Neugeborenen so zärtliche Fürforge, als wäre es ihr eignes Kind. Um die Hilfsgattin für die Demütigungen, die sich zuweilen aus ihrer untergeordneten Stellung des Sohnes einen Ehrentitel. Stirbt die legitime Gattin, so hat jene ergeben, zu entschädigen, bewilligt ihr öfter die Regierung auf Bitten Aussicht, in deren Stelle einzurücken.-
Aus dem Tierleben.
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Spaß und Späßin. Der Straßb. Bost" wird aus Sennheim i./E. geschrieben:„ Ein Spatzenpaar hatte sich unter dem Dache des Hauses gerade über der Haustreppe eingenistet, was dem Dienstmädchen täglich Veranlassung gab, über die rücksichtslose Unreinlichkeit der neuen Hausgenossen zu schimpfen und immer dringender die Entfernung des Nestes zu verlangen. Der Hausherr war sanfteren schaft schonen in der stillen Hoffnung, mit den Jungen würden wohl Gemüts und wollte wenigstens die inzwischen entstandene Nachkommen auch die Alten von dannen ziehen. Aber hierin hatte er sich verrechnet. Das Spatzenpaar hatte offenbar Freude an seinen Kindern erlebt, denn kaum waren diese in die weite Welt gezogen, da schickten die zurüdgebliebenen Alten sich an, eine neue Familie zu gründen. Jetzt