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die fein türkischer Hausstand sein kann, von fupfernen Kohlenbecken 1 In den von diefen eröffneten Ateliers arbeiten diese armen zur Heizung der Zimmer, von Wiegen und Kinderspielzeug Frauen für einen Tagelon von einem, höchstens zwei Biastern alttürkischer Form und andren noch nicht aus dem Gebrauch ge-( 36 Pfennig.) In einem Lande, das sich in einem wirtschaftlichen schwundenen Dingen. Auch die Lebensmittel produzierenden Zünfte Uebergangsstadium befindet, wird natürlich die Ausbeutung der bestehen zum größten Teil aus Mohammedanern, die dann ihre Pro- Arbeitskraft durch den Unternehmer am schonungslosesten bedufte durch ambulanten Straßenhandel abseßen, Süßigkeiten, Kuchen, trieben; aber solche Löhne find gewiß ein Zeichen von großem Elend Basteten und dergl. Leckereien, wie sie der Levantiner liebt und selbst der beherrschten Klasse, das alle offiziellen Deklamationen von dem der Arbeiter hier in Verbindung mit Brot zu seiner Nahrung braucht. Baradiese in der Türkei nicht aus der Welt schaffen können. Auch hierin ist die Bevölkerung möglichst fonfervativ, und der Ver- Also auch schon die Schranken des türkischen Harems hat der such eines Ungarn , hier eine Fabrik von schweinefleischfreien Wurst- Kapitalismus gebrochen was feiner Macht auf Erden gelungen waren zum Abfaz unter der mohammedanischen Bevölkerung zu gründen, wäre, die unerbittliche wirtschaftliche Notwendigkeit hat es vollbracht: ist kläglich gescheitert. die Frau verläßt das Haus und betritt die Arbeitssäle der Fabrit, wo sie nur durch dünne Scheidewände von den männlichen Arbeitern getrennt ist.
Die Zünfte find nicht nur nach Religion, sondern auch nach Nationen gegliedert. Einer Nation wird eine größere Geschicklich teit in der Herstellung eines bestimmten Artikels vor den andren Nationalitäten zuerkannt. So find z. B. alle Zinngießer Lasen aus dem Gebiet von Trebisonde und Kerasunt, die Süßigkeitenbereiter Arnauten aus dem Distrikt von Prisrend, die Gemüsegärtner fast alle Bulgaren , die Brotbäcker Chioten usw.
Die Zunft wird noch wie früher von einem Kehaya gelenkt, den die Regierung bei dem hier herrschenden System für Spionagezwecke benutzt. Das Interesse der Regierung am Gewerbe zeigt sich sonst nur in der sehr scharfen Kontrolle von Maß und Gewicht, die aber auch durch Backschisch zu umgehen sein soll.
Die Lage des Arbeiters in dem Handwerksbetrieb ist eine völlig rechtlose. Er ist ohne Schutz der Willkür der Meister ausgesetzt, da er natürlich noch nicht die Spur von Klassenbewußtsein besitzt oder die Notwendigkeit einer Associierung mit den Genossen einsehen kann. Er ist außerordentlich schlecht bezahlt, empfängt gewöhnlich den Lohn in monatlichen Fristen und muß von seinen fümmerlichen 10 Biaster ( 1,80 M.) täglich nicht übersteigenden Einkommen der Regierung eine jährliche Gewerbesteuer( esnaf teskeresi) von 27 bis 50 Piaster, sowie, wenn er Christ ist, die in Geldsteuer umgewandelte Blutsteuer von mindestens 80 Piaster jährlich zahlen. Wennt er in Konstantinopel verheiratet ist, wird ihm der Lohnt wöchentlich ausgezahlt; gewöhnlich aber ist er Wanderarbeiter und muß von seinem Einkommen auch noch die in der fernen Heimat weilende Familie ernähren. Seine Arbeitsleistung ist in Anbetracht seiner schlechten Ernährung eine minimale;
Während der Osten fast mur ungeschulte Arbeitskräfte auf die Wanderung schiebt, führt der griechische Westen, namentlich von den Inseln des Archipels, große Scharen geschulter Kräfte in die großen Städte des Reiches. Auch hier kann man wieder beobachten, daß gewisse Berufe an bestinumte Lokalitäten gebunden sind. Der Arbeits geber nimmt die Arbeiter von dort, von wo man sie seit Jahrhunderten genommen hat und wo vielleicht in alter Zeit die be= treffende Beschäftigung mit besonderem Geschick betrieben worden ist. Die Bäcker bezieht man aus Chios , die Maurer, denen die Kurden Handlangerdienste verrichten, kommen aus Nagos, die Tabakarbeiter kommen zumeist aus Jecudscha in Macedonien; die Tischler, Schmiede, sowie die Matrosen der Segelschiffe liefert die Insel Andros .
Die Ausbeutung des Arbeiters durch den Unternehmer hat im Orient schon vor dem Eindringen des Kapitalismus stattgefunden. Von Arbeiter- Associationen, ähnlich den russischen Artels, findet man nur Anfäge.. So bilden die, wie erwähnt, gewöhnlich von Andros kommenden Maurer Genossenschaften, ohne sich einem Meister unterzuordnen. Sie treten direkt mit dem Architekten in Verbindung.
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Die vom Pontus kommenden Holzhacker haben so eine Art Artel" mit einer Centralstelle in Stambul . Die Laftträger bilden ebenfalls in jedem Stadtviertel Konstantinopels eine Korporation, die die Eintiinfte ich tonnte allerdings nicht erfahren, nach welchem Princip unter fich teilt, er iſt notgedrungen Vegetarier, denn die Fleischreiwenn sie diefer Arbeit besonders eignen. Er hält gute Kameradschaft mit find in Der verträgliche, gutherzige orientalische Arbeiter sollte sich zu
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so niedrig wären, wie in den Vilayets, würde er selten sich den Genossen und läßt es höchstens zu Wortgefechten kommen, tvenn zu der Extravaganz eines Fleischgerichts hinreißen lassen, denn er es an die Lohnteilung geht; es findet sich dann immer ein dritter, spart, um sich später bei der Rückkehr in die Heimat den herz- der durch ein salomonisches Urteil den Streit schlichtet. erfreuenden Anblick einiger Goldmünzen zu gönnen, die er dann ent weder seiner Frau als Schaumünzen um Stirn und Hals hängt oder sie hübsch in die Erde gräbt, wo sie am besten aufgehoben sind und der Tachsildar( Steuereinnehmer) sie nicht wittert.
Das Handwerk wird nirgends industriemäßig betrieben. Die industriemäßigen Betriebe und Fabriken in der Türkei find in geringer Zahl vorhanden. Die Zeit für eine Industriegründung in der Türkei ist noch nicht gekommen; noch wird sie möglich gemacht durch die billigen Preise der europäischen Konkurrenz.
Das Arbeitsangebot ist ein sehr starkes, der europäische Unternehmer, der sich nach einheimischen Kulis umsicht, wird da niemals in Verlegenheit sein. Seit einigen Jahren, namentlich seit der Gründung der anatolischen Bahn, drängen die in den primitiven landwirtschaftlichen Betrieben des inneren Klein- Asiens entbehrlichen Arbeitskräfte massenhaft in die großen Städte, zunächst nach Kon stantinopel , wo auf den Bahnlinien und im Handelsbetrieb eine große Menge eingeschulter Arbeiter verlangt werden. Diese werden als Kulis natürlich erbärmlich bezahlt. Wenn aber dann die Zeit kommt, wo diese Arbeiter nach soliderer Nahrung verlangen, als nach Reis, Brot, Zwiebeln und Früchten, müssen die Unternehmer schon tiefer nach Asien hineingehen, um neue Kulis zu finden. Ein ganz neuer Zug in der Arbeit des Orients, das Zeichen einer tiefgehenden Revolution in den socialen Verhältnissen ist das Vorkommen der Frauenarbeit. Die orientalische Frau, wes Standes sie auch sei, ist nach den social- ethischen Anschauungen des ganzen Ostens, nicht nur des Islams, auch in ihrer Arbeit auf das Haus beschränkt. Das griechische Dienstmädchen hält es für unter ihrer Würde, über die Straße zu gehen und Einkäufe zu machen, ebenso wenig wie die Türkin sich au Orte begeben wird, wo Männer sich aufhalten. Hausarbeit jedoch, selbst Hausindustrie ist von den Frauen stets betrieben worden und zwar mit großem Fleiß und echt orientalischer Geduld. Namentlich betrieben die türkischen Frauen der Donanländer allerhand Heimindustric, die sie wohl von den christlichen Frauen gelernt haben mochten, wie Weberei, Kunststickerei, womit sie den Winter verbrachten, nachdem sie in Sommer im Schweiße ihres Angesichts das Feld bestellt und die Ernte besorgt hatten. Man kann fagen, daß sie, wenn nicht mehr, so doch ebenso viel Arbeit leisten mußten als ihre Männer.
Daß aus den verhältnismäßig reich bevölkerten Distriften des westlichen Kleinafiens teine nennenswerte Einwanderung in die werdenden Handels- und und Industriebezirke stattfindet, hat seinen Grund in der verhältnismäßig bedeutenden Entwicklung der ländlichen sowie der Heimarbeit in jenen Gegenden. Hier werden doch noch zahlreiche Hände beim Acker-, Gemüse- und vor allem beim Weinbau verwendet, während namentlich die griechische und dann auch die türkische Bevölkerung sich mit Teppichweberei, Kunstiveberei, Spigentlöppelei und der Bucht der Seidenranpe befaßt. Die Lage dieser Leute, die in ausschließlich ländlichen Bezirken wohnen, vor allem in Wilayet Hudawenditiar um Brussa herum, leidet unter dem allgemeinen Daniederliegen des Handels. Sowohl die Regierung als auch die Verivaltung der„ Dette publique " bemüht sich um die Hebung dieser Industrien, damit fie nachher Schäfchen zum Scheren haben. Die Leute arbeiten teils für einen Verleger, teils auf eigne Rechnung, wenn sie über Kapitalien verfügen, und exportieren ihre Seide bis nach Perfien hinein, wohin der Absatz lohnender ist als nach Europa .
Arbeiter sind schließlich auch die kleinen Händler, die nach der Ernte oder zu bestimmten Zeiten des Jahrs ihre Produkte ohne Hilfe des Zwischenhändlers selbst abseßen. Ihr Profit ist infolge der großen Reise- Unkosten ein äußerst geringer: die ländliche Bevölkerung der Pontustüsten thut fich zuſammen im Spätsommer, schlägt Holz im Walde( der Holzschlag dort ist fast völlig frei) und chartert einen Küstensegler, mit dem sie die langwierige Reise nach Konstantinopel unternehmen.
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Kleines Feuilleton.
F. S.
Die
Die Sonne als Eismaschine. Tyndall hat einmal ge sagt, daß zur Erzeugung von Kälte oft viel Wärme nötig sei. Dieser anscheinend paradore Satz verliert seine Wunderlichkeit, wenn man beispielsweise an jene Eismaschinen denkt, in denen Amoniakgas durch Erhißen aus einer Lösung ausgetrieben wird. Daß die Sonne selbst als natürliche Eismaschine wirken fann, zeigt eine Beobachtung, die türzlich Th. Glangeaud der Pariser Akademie mitgeteilt hat. Vosi. 3g." berichtet hierüber: Auf den Lavafeldern der erloschenen Bulkane in der Auvergne tritt im Sommer bei Temperaturen von Aus jenen Ländern kamen die zahlreichen Mohadschirs oder 55 Gr. C. in der Sonne und 34 Gr. C. im Schatten hier und da Auswanderer, die massenhaft nach dem Kriege von 1877 in die starke Eisbildung ein. Die Lavaströme haben sich einst in Niede Türkei einwanderten, wo sie einer schnellen Proletarisierung anheim- rungen ergossen; häufig sind Thäler, die von Wafferläufen durch fielen und den Grundstock zu einem türkischen Proletariat bildeten, strömt wurden, von ihnen vollständig ausgefüllt worden. Das Wasser das im eigentlichen Sinne bis dahin noch nicht vorhanden gewesen hat dann seinen Lauf unterirdisch fortgesetzt; am Ende der Lavawar. Ihre Frauen fanden min in der Tuch, Seiden- und Tabats- ströme treten die Bäche in Gestalt klarer and frischer Quellen wieder industrie, allerdings von den Männern streng getrennt, eine lächerlich aus Tageslicht. Die aus dem Schmelzflusse erstarrten Gesteins niedrig bezahlte Beschäftigung. Außerdem wurde ihre Kunstfertigkeit massen sind häufig porös und mit Höhlungen erfüllt, weshalb fte von den für den Export nach Europa arbeitenden Händlern der ein durch Leichtigkeit ausgezeichnetes Baumaterial bilden. Diese Teppich- und Stickercibranche ausgenutzt. Boröfität und zudem das Vorhandensein zahlreicher fleiner