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Pflanzenansiedelungen find Vögel. Wie in Deutschland die Drosseln den Samen der Mistel, der an ihrem Gefieder hängen bleibt, verschleppen, so tragen auch brasilianische Vögel den Samen gewisser Schmarozerpflanzen mit sich fort, der, wenn sich die Vögel auf den Telegraphenstangen niederlassen, abfällt, keimt, feine Haftwurzeln in das Holz treibt und sich nun freudig entwickelt, da die Pflanzen ihre Nahrung durch Luftwurzeln aus der Luft beziehen. Natürlich sind auch diese Vogelbermächtnisse nicht von Vorteil. Denn die Pflanzen verwickeln sich in den Drähten, verwirren sie und stören die Leitung.
Unter den Säugetieren sind es die kleinsten, wie die größten, die geistig unentwickelten, wie die vorgeschrittensten, welche sich an der Zerstörung der Telegraphenlinien beteiligen. So geschieht es nicht selten, daß die Mäuse den Bleimantel der Kabel zernagen. Ferner fommt es vor, daß die Wale die Unterfeekabel zerreißen, wenn sie aus irgend einem Grunde bis auf den Meeresboden hinabtauchen. Vor einigen Jahren stieß die„ Chesterfield", eine Bark von 400 Tonnen zwischen Australien und Neuseeland mit einem Wal zu sammen, der mit gewaltiger Kraft dem Schiff in die Seiten fuhr. Die Bark hielt den Stoß ohne Schaden aus, dagegen wurde der Wal schwer verwundet. Er tauchte, eine rote Blutwelle hinterlassend, unter, erschien kurz darauf, matt umherschwimmend, wieder auf der Oberfläche und tauchte von neuem unter. Zu gleicher Zeit wurde das dort verlaufende Kabel betriebsunfähig. Man fand, daß es wie ein Bindfaden zerrissen war. Ein Vergleich mit dem Schiffsjournal der„ Chesterfield" zeigte, daß das Kabel genau an der Stelle zerrissen worden war, wo der Zusammenstoß mit dem Wal stattgefunden hatte. Es unterlag demnach keinem Zweifel, daß der im Todeskampfe fich wälzende Wal es fich wälzende Wal es gewesen war, der die Berreißung des Kabels herbeigeführt hatte. Ebenso gehören in Indien die Elefanten zu den Schädigern der Telegraphie. Sie benutzen nämlich die von allen Seiten zu gänglichen Telegraphenstangen, um sich an ihnen den Rücken zu reiben, wenn fie vom Ungeziefer arg geplagt werden. Selbstverständlich vermögen die Telegraphenpfähle auf die Dauer dem Druck der Koloffe nicht zu widerstehen, sie neigen sich zur Seite, werden auch völlig aus dem Boden gehoben und ziehen die Drähte nach fich. Endlich zählen auch die Vettern des Menschen, die Affen, zu den Miffethätern, die sich an den Telegraphenleitungen vergreifen. In Ostindien erscheinen ihnen die Drähte außerordentlich geeignet, um auf ihnen ihre Turutiinste zu üben, herumzuspielen und sich herumzujagen. Abschießen kann man sie nicht, da die Affen den Jndern heilig find. Ein findiger englischer Telegraphenbeamter fam deshalb auf den Gedanken, zur Vertreibung der ebenso mißtrauischen wie übermütigen Gesellen die Telegraphenstangen nach Art der Vogelscheuchen in den Getreidefeldern mit abgetragenen Kleidungsstücken zu behängen. Der Erfolg war anfänglich überraschend. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Denn bald hatten die Affen ihr Mißtrauen gegen den sonderbaren Schutz der Pfähle überwunden und eines Morgens tanzten sie, angethan mit alten Männerhüten und Kleiderfeßen, toller denn je auf schwankenden Drähten zum ungeheueren Jubel der Eingeborenen und zum desto größeren Verdruß des erfinderischen Schlaufopfes.-
Theo Seelmann.
Kleines Feuilleton.
th. Bernsteinsuchen. Das ist an der Mole von Swinemünde , da wird das Meergold gefunden. Wenn Nordwest die Wogen jagt und peitscht, daß sie sich heben und hoch aufbäumen, werfen sie das bleiche Gold der Tiefe mit vollen Händen über den Strand. Keine großen Stücke, wie der Händler sie braucht, wertlose Körner nur und Körnchen, aber der ganze Strand liegt voll. Dunkelrot, blaßgelb goldenklar leuchtet und glüht es zwischen dem weißen
Dünensand.
Und alle die Großen und die Kleinen, und alles, was heraus fam für wenige Wochen, für einen furzen Sommertag, fucht nach Bernstein . Die Damen haben die Röcke hochgehoben, die Herren und die Kinder gehen mit bloßen Beinen. Es ist ein Lachen und Jubeln, ein Rufen und Jauchzen über den ganzen Strand, und es thut ihnen gar nichts, daß die Wellen ihnen über die Senöchel fpritzen... Ich habe welchen."" Ich auch, ich auch."" Ich habe ein Stüd, wo was drin ist." Das ist das höchste, ein Stück, wo was drin ist." Am ausgiebigsten ist der schwarze Schlick. Schlick? Ich glaube, das Wort ist nicht richtig. Schlick ist eigentlich noch etwas andres, aber schwarz ist das Beug, fohlschwarz. Die elegante Dame auf der Düne schlägt in die Hände und wirft ihrem Manne einen empörten Blick zu:„ Aber Aujust, Du hast doch nu genug, wat suchste denn nu immer noch in dem ollen Dred?"
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daran, bis seine Finger erstarrten und erlahmten. unten im Grunde!
Runt liegt er
Und das Brett daneben, es gleicht einer Thür, dem Teil einer Thür.
Das tommt aus Vineta, aus der Stadt im Meer. Von den Maueru des Palastes rissen es die Fluten und nahmen es mit und wirbelten es hoch, und mir zu Füßen werfen sie es ans Land. Ein Gruß aus Vineta, weit draußen im Meere liegt die versunkene Stadt. Und ich schließe die Augen und höre im Wasser die Glocken läuten. Ja, ich liege im Dünensand und träume. Es ist ein schönes Träumen hier.
નવી
Am Himmel Getvitterneigung, die Sonne scheint fahl. Schwarzgraue Wolken hängen tief über schwarzgranem Meer. Draußen in der Ferne schläft die Flut, eine einzige unbewegte Fläche, aber unten am Strande rauscht die Brandung. Weiße Schaumtämme tanzen auf den Wellen, steigen auf und sinken zusammen und steigen wieder auf, wachsen und schwellen. Nach rechts und links hin dehnen sie sich und fließen zusammen mit audren Wellen. Wie eine Schar neckischer Mädchen nehmen sie einander Hand in Hand und laufen in einer einzigen langen Reihe über das flache Ufer. Und jede neue Welle bringt neu den Bernstein herauf. Durch meine Finger gleitet des Meeres Gold in großen flammenden Tropfen. Jetzt weiß ich, woher das Treibholz kommit.
Aus den Bernsteinwäldern steigt es herauf, aus den versunkenen Wäldern der Urzeit, die stehen tief unten auf Meeresgrund. Stumm und tot stehen sie da, mit ihren erstorbenen Riesenbäumen, mit ihren Büschen, die nie mehr grünen; halb vergraben in Sand und Schlamm. Aus dem Harz ihrer kahlen Aeste sind selten Blumen aufgegangen. Bernsteinblumen, märchenhaft, wunderbar. Wenn der Sturm die Fluten aufwühlt bis zum Grunde, brechen sie die Aeste mit den gelben Blumen und wirbeln sie nach oben aus Tageslicht. Da der Zweig, der auf den Wellen herumtanzt, er stammt von der großen Tanne, unter der einst das Mammut geruht. Vor der Höhle des Urmenschen breitete er seine grünen Nadeln aus! Am Ende warf ihu Kaffee
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Aber am Ende ist das gar nicht wahr. nur der Schiffer über Bord, weil er zu naß war zum tochen. Ja, so wird es gewesen sein. Und die Thür aus Vineta, sie hing drüben in dem alten Bauernhaus, da hängen solche Thüren noch heut'. Fahr wohl alle Boefie!
Aber Märchen und Wunder raunt das Meeresgold. Drüben bei den Strandkörben haben sie wieder etwas gefunden. Die Kinder lachen und schreien. Das Kleine Mädchen im rosa Röckchen ruft: Ich habe schon zwei Hände voll! Eine Kette ziehe ich mir davon auf."
Das sollte der Mönch von Danzig hören. Der Mönch von Danzig ?
In den Fischerhütten am Strand erzählen sie von ihm mit heimlichem Grausen. Wenn die Nacht sich breitet über die See, wenn der Strand weiß liegt im Mondenschein, dann kommt der Mönch von Danzig " geritten. Er reitet auf einem Breußenschimmel, schwer Er reitet fällig tapst das ungefüge Roß durch den fahlen Sand. dahin, wo das Meergold liegt, und überzählt die blinkenden Schäße und sind es zu wenig, weiten sich seine erloschenen Augen und seine Knochenhände frallen sich, als wollten sie jemand erwürgen.
"
Das war vor vielen Jahrhunderten, als der Mönch" oben in Danzig saß. War's denn ein Mönch? Vielleicht auch ein„ Deutschherr", ein Ritter von Marienburg ", ein Pfaff auf alle Fälle.- Ein chriftlicher Pfaffe, und den Bernſteingewinnst hatte er zu überwachen. Das war die Zeit, wo das Meergold noch Gold wert war, wo die armen Fischer heimlich kamen, um die Schäße der Tiefe fortzuholen, sie zu verschmuggeln für wenige Groschen. Der Mönch von Danzig haßte die armen Fischer. Sie schmälten den reichen Gewinn des Ordens. Und er schrieb ein Gebot aus: Niemand solle hinab an den Strand, und wer doch käme, der würde gehängt. Da standen am ganzen Strand hin die Galgen und am ganzen Strand hin flogen die Raben, die fanden Nahrung in Hülle und Fülle; fostbare Nahrung: Menschenfleisch. Denn die armen Fischer Es war ja auch schließlich einerlei, ob sie gehängt wurden oder Hungers starben.
tamen doch.
Nun ist der Mönch von Danzig lange tot, aber die Fischer wissen es, ſein Sputbild reitet noch immer über den Bernsteinstrand. Brife kommt von der See und treibt die Wogen, daß sie hoch aufDie Sonne hat sich hinter den Wolken verkrochen, eine falte schäumen.
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Die kleinen Mädchen bei den Strandkörben schreien auf: das Waffer schlägt ihnen fast bis an die Brust lachend und jauchzend springen sie die Düne hinauf und schütteln die nassen Tropfen aus den Locken. Nur die Kleine im rosa Röckchen bleibt zurück und jammert:„ Mein Bernstein , mein schöner Bernstein, mun liegt er alle wieder in der See!" Sie hat ihu richtig fallen lassen vor Schreck. I
Oder war es der Mönch von Danzig , der ihn neidisch aus ihren Händen riß? Wie schwarze Schatten fliegt es über den Strand.-
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Dreck ist es aber wirklich nicht. Treibholz ist es, Tang und Algen, wie das Meer es eben ans Ufer wirft. Wunderbare Sachen findet man da. Steinkohleftückchen und Samenkörner, Wasserpflanzen und Bretter und Planten, morsch gefressen, schwarz gebeizt Geigen aus Porzellan. Das allerneueste auf dem Gee von der Flut. Mag der Himmel wissen, wie alt sie sind, und wo biete der Keramik ist die Herstellung von Geigen und Mandolinen die Wellen sie aufgegriffen. Haus Borzellan. Das„ Meißner Tageblatt" schreibt: Dem hiesigen Da das Teil eines zerbrochenen Steuers, woher fommt es! Otarina - und Porzellanorgel Fabrikanten Mar Freher ist es geVielleicht von dem gescheiterten Schiff, der bleiche Matrofe hielt sich lungen, ein Verfahren zu erfinden, welches die fabrikmäßige