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des Bürgerlichen Gesetzbuches , daß der natürliche Bater nicht habe." Ob dieses dunklen Nätselwortes erstaunten Bettern und verwandt mit seinem Kinde sei. Der Satz ist offenbar die Grundlage Basen und sie drangen auf die Erklärung: Aber das ist doch ganz der Stuttgarter Entscheidung: ein Assessor verbitten, daß use hen nicht kompromittiert; denn das Kindlein irgend jemand eine solche Verwandtschaft behauptet. Es ist das die ist nicht von ihm al si mort psi! Behauptung einer nicht erweislich wahren Thatsache, die geeignet ist, Gin erstaunliches Summen und Raunen ging durch die gute den natürlichen, aber nicht verwandten Vater verächtlich zu machen Gesellschaft. Von Mund zu Mund lief das Wort:" Die Frau Ober­oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen. 1 staatsanwalt hat ihren Mann nicht beleidigt, weil ihr Kind nicht Für den Juristen ist damit der Fall glänzend erledigt. Für den von ihm ist." jutot natürlichen, aber mit dem Juristischen nicht verwandten Verstand wird die Entscheidung zu einem Marterquell des Unfaßlichen.

mit ſeinem Stinde, jo tan sit her natürliche Bater nicht verwandt einfach", rief luſtig lachend die junge Mutter, ich habe sein

Wie? Jeder Mensch, auch ein angesehener Assessor, hat das Recht auf natürliche Vaterschaft. Wenn aber die Mutter die That­fache wahrheitsgemäß behauptet, wird sie wegen Beleidigung ver­urteilt!

Bald erfuhr's auch der Herr Oberstaatsanwalt. Er raste vor Born. Als er seine Frau zur Rede stellte, lachte sie ihn aus und berief sich auf den Stuttgarter Spruch: Es sei doch für ihn gerichts­notorisch beleidigend, wenn er von einer Frau ein Kind kriege! Der Herr Oberstaatsanwalt kaufte fich darauf ein Duzend Revolver und beschloß, die trenlose Frau und ihren Buhlen nieder­zuschießen. Da aber einerseits seine Gattin jede Auskunft über der wirklichen Bater verweigerte, andrerseits es ihm noch zur rechten Zeit Geinfiel, daß es sich für einen Oberstaatsanwalt nicht gezieme, eine strafbare Handlung zu begehen, so verzichtete er auf die Knallerei und ließ sich von seinem Weibe scheiden. Außerdem aber verklagte er sie wegen Beleidigung! 1900 9000

Es ist keine Schande, wenn ein Assessor außerehelich ein Kind friegt. Aber es ist eine tödliche Beleidigung für ihn, wenn die Mutter sich zu ihrem Geliebten bekennt.

Ein Assessor wird nicht in seiner Carriere gestört, wenn er ohne Standesamt ein Mädchen zur Mutter macht. Aber er muß im Jutereffe seiner Carriere geschützt werden davor, daß das Mädchen das süße Geheimnis verrät. tuolitoidu

Ein Assessor wird keineswegs in seinem Ansehen gemindert, wenn er sich weigert, eine von ihm verführte Frau zu beiraten. Die Frau aber wird ins Gefängnis gesperrt, wenn sie den Anspruch auf Heirat erhebt und begründet.

Die That ist weder schändlich noch strafbar, aber die Be­hauptung der That ist sowohl höchst schändlich als auch höchst strafbar. Siehe da: die bürgerliche Sittlichkeit in einem Sag!

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Darf hinfort mun noch ein Mädchen, wenn es die Alimentierung ihres Kindes gilt, dem Vormundschaftsgericht den Namen des Erzeugers offen nennen? Ist das nicht beleidigend, nicht geeignet, angesehene Männer zu tompromittieren? Und man stelle sich vor, daß Fräulein Rosa eine Generalstochter ge­wesen. Wer ist der Verführer" donnert der Vater. Der Assessor X" flüstert das Fräulein weinend. Der General eilt zu dem Assessor: Heiraten Sie meine Tochter oder ich schieße Sie nieder wie einen tollen Hund." Der Assessor aber lächelt spöttisch:" Ich kann Ihnen nur raten, Ihren Mund zu halten und das Gerücht nicht weiter zu verbreiten. Ich bin allerdings der Vater. Wenn Sie das aber öffentlich sagen, citiere ich Sie wegen Kompromittierung meiner Person vors Militärgericht. Das wird Sie eklich verknacken! denn ich bin ein angesehener Beamter!" isdad moji

d Fräulein Rosa war offenbar feine Generalstochter!...

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Die geschiedene Frau Oberstaatsanwalt wurde rechtskräftig zu vier Monaten Gefängnis verurteilt, weil sie einen angesehenen Be amten dadurch beleidigt hätte, daß sie zu Dritten geäußert, fie habe kein Kind von dem Oberstaatsanwalt gehabt.is Joc. an@ stud blou 101 tu stun loddad uthi R hindi wake tut

Kleines Feuilleton.

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th. Bahnhof Alexanderplatz. Drüben, wo die Stadtbahn donnert in die Halle, Wagen auf Wagen. hält, steht das Leben den ganzen Tag nicht still. Bug auf Zug Eilt der eine hinaus, tommt schon der andre. Die schüttern, der Boden dröhnt, phantastische Gestalten malt dt der weiße Rauch an Wand und Decke. Auf dem Fernbahnhof ist es stiller, halbe Stunden vergehen, ehe ein Zug einläuft. Wer den seinen verpaßt hat, muß lange warten. Er kann nicht gleich mit dem nächsten fahren, fie flattern hier nach allen Windrichtungen auseinander. Weit her tommen sie: von Ost und West, von Ungarn und vom Rheine her. Weithin eilen fie: nach Paris und Petersburg , nach London und nach Bukarest und weiter noch.

Und Menschen kommen und geben. Was für Menschen? Keine Dußzendgesichter, aber ganz und gar nicht!

In den oberen Klassen allerdings, da wo man in bequemen Schlafwagen auf eleganten Plüschbänken fährt, da allenfalls. Dieses gute Publikunn" bleibt sich immer gleich, ob es aus Frankreich oder Deutschland tommt. Es trägt elegante Toiletten und thut riefig vor­nehm. Die Damen schauen gelangweilt auf das Bahnhofstreiben, die Herren sehen kaum von ihren Zeitungen auf, nur wenn sie Bier taufen wollen, oder ganz und gar aussteigen müssen, richten sie sich empor aus ihren sammetnen Polstern. Besonderes ist nicht dar­unter.

Fräulein Rosa hatte ihre Gefängnisstrafe verbüßt. Kaum war sie heraus, da begann sie aufs neue, den Assessor au seine Pflicht zu mahnen und zu erzählen, daß er von ihr ein Kind gehabt habe. Da machte sich der Affeffor auf und floh nach Berlin . Das Fräulein folgte ihm. Diesmal wandte sich der Assessor nicht an die Gerichte, sondern an die Polizei. Und alsbald erhielt Fräulein Rosa den polizeilichen Ausweisungsbefehl für Berlin und sämtliche Vor­orte. Sie wurde in der Zuschrift als eine Person bezeichnet, die für die öffentliche Sicherheit und Moral gefährlich sei. Denn abgesehen von ihrer unfittlichen Lebensführung habe sie sich einmal Hin und wieder zwar doch eine glutängige Ungarin, eine blaß­einer Assessorbeleidigung schuldig gemacht. Nun habe aber das Ober- blonde englische Miß, auch wohl ein Serbe oder ein lebhafter Fran­Verwaltungsgericht entschieden, daß auch eine Majestätsbeleidigung zose; die Leute sehen ihnen nach und staunen, aber es sind und genüge, um die Begriffsbestimmung des Vagabunden- Gesetzes zu er- bleiben Ausnahmen. füllen, das gegen gefährliche Individuen die lokale Ausweisungs­befugnis gewährt. Der Schutz, den der König genieße, müsse auch den Beamten des Königs zu teil werden. Folglich habe Fräulein Rosa unverzüglich Berlin und die Vororte zu verlassen. Das geschah denn auch!

Nun endlich war der Assessor frei und unbehelligt. Briefe, die Fräulein Rosa an ihn schrieb, ließ er uneröffnet zurückgehen. Nichts störte mehr sein Ansehen und seine Carriere. Bald wurde er Staats­anwalt, erster Staatsanwalt, Oberstaatsanwalt. Abgesehen von den Gerichtsferien verging tein Tag, an dem er nicht mindestens zehn Jahre Freiheitsstrafen beantragen konnte.

Als seine Haare an den Schläfen grau wurden, beschloß er zu heiraten. Er hatte eine junge Dame ins Auge gefaßt, die außer ihrer Schönheit nichts besaß. Obwohl nun alle ernsthaften Leute, Bater und Mutter voran, dem Mädchen zuredeten, den ehrenvollen Antrag anzunehmen, da sie dann ihr Lebentang gut versorgt wäre, zögerte die Schöne; denn sie mochte den alten Kert" nicht. Eines Morgens erzählte ihr ein Onkel die Geschichte von dem Stuttgarter Gerichtsspruch, dessen Held der Oberstaatsanwalt in seinen jungen Jahren gewesen. Da zuckte ein eignes Leuchten über das Geficht des Mädchens und zum allgemeinen Erstaunen erklärte fie: Ich werde ihn also heiraten. Am Abend desselben Tages aber füßte sie vor dem Schlafengehen das Bild eines bettelarmen, schwärmenden Studenten.

Die Hochzeit wurde mit allem staatlichen und kirchlichen Zubehör pomphaft gefeiert. Nach der schicklichen Karenzzeit erschien ein kleines wunderniedliches Mädel auf dem Plan. Der Oberstaats­anwalt war so glücklich, daß er an dem Tage doppelt so hohe Strafen beantragte, wie sonst.

Als aber die junge Mutter fich von ihrem Lager erhoben, tanzte fie jubelnd mit dem Kindchen umber, und kam einer von der Ge­vatterschaft zur Gratulation, so rief sie strahlend aus: Das Aller­schönste aber ist, daß ich meinen Mann nicht beleidigt

Bei den übrigen Wagen ist das ganz anders. Dritter Klasse, vierter Klasse: was bekommt man da nicht alles zu sehen! Das Leben! Wie ein aufgeschlagenes Buch liegt es da, und die Seiten fehren sich von selber um, man braucht nicht einmal zu blättern. Jede Seite zeigt ein andres Bild.

Donnernd fährt der Zug in die Halle; nach Osten geht er: Nach Schlesien " zeigt der Weiser. Nach Schlesien , irgendwo da unten hin nach der polnischen Grenze; Nester liegen da, die kein Mensch kennt.

Das junge Mädchen schluchat, während sie den Koffer in den Wagen schiebt. Sie schluchzt herzbrechend. Die Mutter klopft ihr tröstend auf die Schulter: Aber Miezeken, is ja doch' ne gute Stelle, die De kriegst, und ich schreib' Dir ja auch alle Woche." Thre Stimme zittert.

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Das junge Mädchen schluchzt noch lauter, aber sie wehrt der Mutter Hand: Laß doch man, Mutter, des is es ja jar nich, aber nu da unter die Pollacken, und elektrisches Licht jiebt's da nich, und niemals kann man mehr tanzen jehen nach de Hasenheide!" Der Mann mit der zerlumpten Jacke geht ganz langsamt. Lief­gebeugt, als schleppte er Centnerlasten, trägt er sein armseliges Bündel. Einen langen Blick wirft er durch die Bahnhofsfenster auf die Stadt zurück auf Berlin .

Oh Berlin ! Was liegt in diesem Blick! So viel Hoffnungen, die jäh zerschellten, so viel Wünsche, die sich nie erfüllten. Oh, Berlin ! Die fleine Dame mit den vielen Paketent rennt, rennt aber sehr gravitätisch, jeder Laufschritt noch repräsentierende Würde, Beamten­frau aus Kleinstadt, muß sehr rechnen, spielt aber doch eine Rolle im Nest.

Die beiden Frauen auf der Bank sehen ihr nach und lachen: Du, die und ihr Sammetcapes, die passen zusammen." Wie faurer Hering und Schlagsahne."

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Det Kleid und der Hut sind von Anno Toback und nich mal tener, und nu det elegante Sammetcapes, neuste Mode und sogar