Anterhaltungsblatt des Vorwärts
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Drauf los!
Dienstag, den 15. Oftober.
( Nachdrud verboten.)
Am gleichen Nachmittag wurde der versammelten Mann schaft mitgeteilt, daß" Juhl" zu dem Posten und der Hener eines Untersteuermannes an Bord des„ Alert" befördert sei, aus welchent Anlaß auf der Back Grog gegeben würde.
Es war Rejers Abschied vom Matrosentum. Merkwürdig genug," sagte Bootsmann Torgersen, welcher die Rede hielt, es ist nicht einer hier, dent nicht schiene, als ob Rejer Juhl gleichsam... gleichsam aufs Achterdeck gehöre... Ich habe es schon damals gemerkt, als er an Bord kam!"
Wir alle... wir alle!" tönte es im Chor der Gasten. Hurra, Steuermann Juhl!"
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1901
„ Standest im Schuppen und hacktest Holz? Das war auch ein Einfall
Wenn ich das geahnt hätte, würde ich Dir natürlich gleich Dein Geld gegeben haben, wie Du Dir denfen kannst.... Auf diese Art hast Du sie wohl täglich gesehen?"
Wen?" fragte Rejer verdrießlich.
Sara, die Tochter, selbstverständlich! Wie war sie im Hause, meine ich... wo sie all diefe Kanonenpfröpfe von Stiefgeschwistern zu warten hatte?"
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davon
sondern
,, Ach, ich gucke den Leuten nicht in die Töpfe; habe ich in der Kambüfe genug gehabt!" ,, Aber Du sahst doch wohl, was für eine Figur sie hat? Nicht bloß, wie Dit etwa eine steife Jungfrau in Papier ausschneidest, schmal um die Taille und so weiter. eine ordentliche Hals, Nacken, Schultern, die einem den Atem rauben können... und gar die Augen... Es war Gewalt... Gewalt in ihnen... die Gewalt der Schönheit! Genug, um den Hut zu streichen und das Bramsegel zu fieren!"
" Ich nicht!" lachte der Götheborger. Als er mit seiner Ach, Stenermann, Sie haben schon so viele Hüte und Banerntiste an Bord kam, war er recht flotig; seitdem er Mützen vor der Gewalt der Schönheit gestrichen, wie mir uns aber in Montreal aus der Roofwand herausschnitt, dachte scheint..." ich mir, er verdiene Kaperschiffer zu werden! Raperschiffer, und nicht ein Jota weniger!"
Wenn Rejer schon früher auf den Freiwachen die Zeit beuitzt hatte, Navigationsaufgaben zu studieren und auszurechnen, so geschah es mun, da er einen gesonderten Verschlag besaß, in den er sich flüchten konnte, und da er an den täglichen praktischen Observationen teilnehmen mußte, mit vermehrter Kraft,-er fühlte den Drang, möglichst bald feiner Stellung ganz gewachsen zu sein.
Obgleich Steuermann Lind nicht der Mensch war, der über dergleichen viele Worte verlor, so erriet Rejer dennoch, daß er ihm diesmal beim Kapitän einen wahrhaft kamerad schaftlichen Dienst erwiesen. Und so etwas behielt Rejer im Gedächtnis, vielleicht kam einmal der Tag, an welchem er beweisen konnte, daß er auch nicht einen Freund zu verlassen pflegte, der in der Klemme steckte!
Lind saß auf der Bank vor der Kajüte und rauchte und guckte zu den Sternen hinauf. Rejer ging auf dem Verdeck vor ihm auf und ab; es war noch zu schwül für die Koje. Manchesmal fiel ein Wort zwischen ihnen. Lind stellte melancholische Betrachtungen darüber an, daß sie nun auf der andern Hälfte der Erdkugel waren, und Rejer antwortete immer nur mit" Ja".
Sich zu denken, daß wir vor noch nicht drei Monaten zu Hause im Schnee wateten!" rief Lind. " Ja wohl, sonderbar genug!"
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200 An jenem Morgen nach dem Ball bei Singdalsen.
"
es war falt und klar und
300
Rejer blieb plößlich vor ihm stehen. Heute flogen uns eine Zeitlang zwei Albatrosse im Kielwasser nach!" sagte er..
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„ So! und die dünne Eisrinde, die nicht recht tragen wollte... Der Kanonier ging mit seinem Stelzfuß natürlich mitten auf dem Trottoir und ich mußte auf der vom Schneepflug aufgeworfenen Furche bleiben, wenn ich mich neben der Tochter halten wollte
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"
„ So! Im Flug sind diese Vögel doch unglaublich schön... weiß, mit langen schwarzen Flügeln..."
,, Wir fliegen alle ums Licht, Juhl!" antwortete er nachsinnend, aber... diesmal, glaube ich, hat sich Steuermann Lind ernstlich verbrannt."
Nejer ging auf und ab.
Wollte der erste Steuermann nicht bald unter Deck? So spät in der Nacht und noch nicht in die Stoje? Es war ja ganz unerträglich, all das anzuhören und darauf noch Antwort zu geben! Er fühlte, daß er sich nur noch mühsam beherrschte
„ Und dann hast Du nientals auf Erden ein so schlagfertiges Weib getroffen, Juhl... Das zeigt, wie prächtig und stolz sie im Innerbord... ich meine, in der Seele... ist!" begann Lind aufs neue.
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" Ich möchte wissen, ob der Ausguck schläft, nicht eine Meldung die ganze Nacht!" brüllte Rejer und lief auf die Back vor; er hätte Lust gehabt, eine Handspake zu nehmen und alles niederzuschlagen, was ihm begegnete!
Lind war hinabgegangen, und Rejer wanderte umher in der glanzvollen Nacht die Sterne, am Himmel hängend, als seien sie im Begriff, herabzutropfen, und Phosphorschein über die ganze See gebreitet; das Steuerrnder ging durch fließendes Feuer, und der Kiel zog leuchtende Furchen durchs Wasser.
Aber es wäre eine falsche Behauptung, daß er etwas von all dem gesehen.
Also meinte es der erste Steuermann mit seiner Bewerbung um Sara Rördam ernst! Es war vergebens, sich darüber täuschen zu wollen. So, accurat so, stand es nun einmal!
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Er, Rejer, hatte die Wahl, mit Lind um sie zu kämpfen oder sich für ihn zu opfern... geradehin zu opfern... fie aufzugeben... sie zu vergessen suchen... es ganz aus dem Gedächtnis zu streichen, daß er sie jemals gesehen, je mit ihr gesprochen und so von ihr Abschied genommen.
Er sah ihre Gestalt, ihr Gesicht vor sich- aber er wies das Bild ab.
War Lind sein Freund oder war er nicht sein Freund? Hatte derselbe sich als sein guter Kamerad gezeigt in all diefen Jahren oder hatte er es nicht? Sprach er zu ihm nicht von ihr mit allem Zutrauen? Wer einen solchen Kameraden verließ, der war ein Lump! " Ja, mein lieber Rejer Jansen Juhl, es fostet etivas, wenn man sich in gleiche Linie stellen will mit Männern, welche eine breite Brust haben...
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" Ja freilich! Hast Du nie dergleichen vorher gesehen? Wir werden bald genug davon zu Gesicht bekommen... Aber, weißt Du, wie ich dort oben durch den Schnee ging und jeden Augenblick bis ans Knie versant... und sie lachte. ... da hatte ich meinen Verdacht, sie gehe uur des halb so hart am Rand, um mich auf die andre Seite des Stanoniers zu manövrieren, damit ich im Lee des Stelzfußes abtrifte Da sie aber merkte, es sei vergeblich, wurde sie und weißt Du, was sie mir ant letten Abend sagte, den vernünftig und ließ mir Plaz..." ich beim Kanonier zubrachte?" nahm Lind beim nächsten Male " So?" Das Erscheinen der Albatrosse bedeutet wieder auf.„ Wenn ich heimkomme, sind Sie längst verwohl, daß wir nicht mehr weit bis zum Kap haben, nicht, heiratet, Jungfrau!" scherzte ich. Steuermann?"
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" ch? Weshalb sollte ich heiraten? Al die Arbeit auf mich nehmen! Als ob ich nicht genug hätte an diesen hier!" deutete auf die Kanonenpfröpfe." Ich danke schön, der Weg gehe ich nicht!"
" Ja wohl, obgleich sie jetzt Hunderte von Meilen aufs Meer hinausfliegen... Aber, was ich sagen wollte.. Aber, was ich sagen wollte... Sie Du kanntest ja die Kanonierschen?"
,, Allerdings!",
Hätte sie nicht das geantwortet
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nicht so ent