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Ah, so viel habe ich Dir schon ein paar Tage lang Wir wollen natürlich nicht behaupten, daß von Hauptmann, angemerkt, daß Du auf die See hinaus wolltest ob nun Halbe, Hartleben nichts Gutes mehr zu erwarten sei. Wir hoffen der Expreßbote so oder so sagt!" sogar in ausgesprochener Weise das Gegenteil. Nur hoffen wir
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Innig vergnügt drehte Rejer sich auf der Ferse um und nicht, daß irgend etwas geboten werden wird, das die bisherigen Höhepunkte der Richtung erreicht oder gar rieb sich die Hände. schreitet. Eine Ausnahme wäre vielleicht einzig mit Hart Das war prächtig, Sara!... prächtig, sage ich Dir... leben zu machen, der künstlerisch in seiner Generation immer eine mindestens drei Tage erspart! Das ist eine Hausfrau! Hättest Sonderstellung eingenommen hat und darum auch von einem allgeFischmeister werden können, wenn es notwendig gewesen meinen Bankrott nicht so viel zu fürchten braucht. Ich erinnere zur wäre!.. Prächtig, prächtig!" Illustration an seine feine Sprachbehandlung zu einer Zeit, als das Gegenteil Mode war; auch seine Sittliche Forderung" hat beispiels weise mit der Kunst Halbes und Hauptmanns wenig gemein. Bon Otto Erich steht noch immer zu erwarten, daß seinem grauen Rosenmontag ein festlicher Komödiensonntag folgen wird. Worauf aber alles ankommt: die Mittel der jüngstdeutschen Richtung sind in peinlich empfunden zu werden. Die Gewißheit, daß wir nichts zu erivarten haben, als was wir schon hatten, breitet sich aus und
" Ja, nun habe ich mit allen Weibern für Dich gebacken und gebraut und gearbeitet und habe die Julvorbereitungen dahinstehen lassen; da bist Du doch zufrieden!"
" Freilich bin ich zufrieden!"
" Nun, siehst Du, Rejer!- Nun folge mir aber auch in ihrer Beschränktheit und Kleinheit allseitig erfannt; fie fangen an
etwas!"
„ Also!"
" Ich will nicht, daß Jan Konrad dies Jahr mit auf Fisch damit ist die Richtung fertig. Es können nur noch Episoden fang geht, wie Du erwähnt hast."
" So? Er soll aber gerade mit!"
Ueberlege doch! Er wird erst nächstes Jahr sieben zehn; der Bursche ist fast drei Ellen hoch und gar nicht start!" Ach, er ist stark genug, ganz stämmig; wenn er nur nicht daheim herumtreibt und verzärtelt wird!" " Ich brauche ihn zur Hilfe in der Wirtschaft; hier ist genug zu thun, das weißt Du!"
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" Jan Konrad- soll mit!" fagte Rejer mit gewichtiger Betonung. Ich begehre von ihm nicht strenge Arbeit, aber mit soll er! Er muß anfangen, zu sehen und zu lernen, damit, wenn mir etwas zustößt, fein solcher Grünschnabel von hier ausfliegt, wie ich selbst einer war."
Sara ging zu ihm hin, legte ihm die eine Hand auf die Schulter und strich ihm mit der andern über die Wange. Gieb mir den Jungen noch dieses Jahr, im nächsten magst Du ihn nehmen!"
"
wußte ich es nicht, wußt' ich's nicht, wußt ich's nicht! Immer hast Du etwas im Hinterhalt... bei Dir ist alles Kauf und Handel, Sara! Ich glaube, Du bist gewinnsüchtig bis in die innersten Herzfasern! Also darum legtest Du mir so glatte Rollen unter das Boot! Ich sollte es bezahlen natürlich!"
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Rede, so viel Du willst, Rejer! Diesmal laß aber mich schalten! Ich habe den Knaben allein in seiner Stammer figen und oftmals seufzen gehört. Jan Konrad ist schwach, fage ich Dir!"
Wie er auf einmal so gebrechlich geworden! Darum schau nur, daß er etwas Warmes auf den Leib bekommt, denn mit soll er!"
" Das ist nicht Deine wahre Meinung, Rejer! Wenn ich Dich, so wie jetzt, bitte!... Ich bin ja des Jungen Mutter!" Sie sagte es mit zitternder Stimme. " Ja, und ich bin sein Vater!" Er ging hastig auf und ab.
Sara runzelte scharf die Augenbrauen. Ein achtloser Strahl hatte sich von ihrem schweren Haar über ihre Wange berirrt; es ließ sich nicht leugnen, es lag etwas Mächtiges in dieser Frau.
( Fortsetzung folgt.)
tommen.
"
Die Empfindung, daß es so kommen würde, ging längst in weiteren Kreisen um, auch im eignen Lager der Richtung. Die Vermärchenmode, die ebenfalls der naturalistischen Müdigkeit entsprang, suche, über sich hinaus zu kommen, mißlangen indes und die war ein Verfuch, in dem Oberflächlichkeit, Spekulation auf das Schaubedürfnis des Publikums und unzulängliche Mittel Hand in Hand gingen. Es lag kein künstlerischer Ernſt dahinter; das Ganze war schließlich eine Spielerei. Nenerdings beginnen aber einzelne Talente ihre eignen Wege zu gehen, denen man mehr Bedeutung beilegen muß, schon weil sie im Dienst der Kunst stehen und nicht tommiffion" eine politische Komödie geschrieben, die dem im Dienst des Publikums. Kurt Aram hat in seiner„ Agrarjüngstdeutschen Drama noch nahe liegt, ohne doch dazu zu gehören. Die Komödie ist von der„ Neuen freien Voltsbühne" trob unzulänglicher Besetzung mit bestem Erfolg aufgeführt worden; auch in München ist sie über die Bretter gegangen. Jm Deutschen Theater" scheint man sie nicht bemerkt zu haben, obwohl sie besser ist, als das meiste, was in den letzten Jahren dort gespielt worden ist. Vielleicht nimmt in Berlin die Freie Boltsbühne" Sie besigt ja glücklicherweise die Mittel, das Stück wieder auf. tüchtige Aufführung herauszubringen. Kurt Aram hat dann in einem zweiten Drama noch entschiedener mit dem Hauptmannrealismus gebrochen, ohne doch den Realismus zu verlassen. In seinem Ananian" macht er den Versuch, endlich einmal wieder einen Helden auf die Beine zu stellen und findet dabei tragische Töne, die in der Litteratur keineswegs häufig sind. Das Stüd spielt im Orient, und die Fremdartigkeit des Milieus wird wahrscheinlich die Aufführung erschweren. Nichtsdestoweniger soll es, wie ich zu wissen glaube, in Prag gespielt werden, was unter allen Umständen mit Freuden zu begrüßen ist. Unter denen, die dem modernen Realismus tren bleiben, dabei aber mit dem Realismus Hauptmanns brechen, wird man naturgemäß danach streben, das Menschliche in den Vordergrimd zu stellen und das Zuständliche fallen zu lassen. Menschliche Offenbarungen, die aus einem reichen Innenleben stammen, find auf der Bühne immer neu. Milieudramen ermüden auf die Dauer; sie sehen einander zu ähnlich.
Neben denen, die dem modernen Realismits treu bleiben, gehen einzelne, die zwar den Realismus nicht fallen lassen, der Romantit zuwenden. wohl aber mit der modernen Welt brechen und sich Romantik zuwenden. Ich denke hier vor allem an erbert Gulenberg, der soeben bei Reclam ein Drama Leidenschaft" herausgegeben hat; aber auch Kurt Gende scheint mir hierher zu gehören. Herbert Eulenberg ist ohne Zweifel ein reicher Poet, wie sich seine dramatische Entwicklung mun auch immer gestalten möge. Seine legte Dichtung ist die reichste und beste. Einzelne Scenen sind von einer fast seltsamen Stimmungsfülle. Vielleicht verliert er sich mehr in Stimmungen, als für einen Neue Strömungen im Drama. Dramatiker gut ist. Es scheint mir etwas von einem Balladendichter großen Stils in ihm zu stecken. Jedenfalls sucht er Mit dem kleinen Realismus des jüngstdeutschen Dramas geht häufig die Stimmungen und Stoffe, die gerade der Ballade eigenes zu Ende. Im Deutschen Theater, wo er seinen klassischen" Aus- tümlich sind. Die Sprache, die zunächst etwas fraftgenialisch war, druck gefunden hat, war der letzte Winter eine ununterbrochene Reihe ist ruhiger geworden, ohne doch an Bedeutung zu verlieren. Die von grämlichen Mißerfolgeit. Ein Stück war immer kränklicher, Charaktere find lebendig und mit großer realistischer Kraft ge= blaffer, ohumächtiger als das andre. Von dem respektablen schildert. Er erinnert sowohl in seiner romantischen Art wie in Ringen, das hilflos scheitert, weil weil es mit zu großen feinem Stil an Shakespeare . Ohne Zweifel schreibt er aber dabei Stoffen tummelt, bis hinab zum blödesten Dilettantismus feine eigne Handschrift. ist uns feine Nüance der Beinlichkeit geschenkt worden. Hier ist vielleicht der Ort, einen Irrtum zu zerstören, der mir Immer wieder nahm man den trostlosen Eindruck mit nach heute in der Luft zu liegen scheint. Die Situation bringt Hause: es will nichts mehr gelingen. Auch was wir bisher in der es mit sich, daß man zu den alten Meistern eilt, nachdem man sich neuen Spielzeit sahen, wedi teine Zukunftshoffnungen. Halbes Haus an den Modernen übernommen hat. Dem Hirschfeld- Ekel folgt sehr Rosenhagen ist eine recht farblose Arbeit, unter allen Umständen leicht die Shakespeare- Sehnsucht. So begreiflich das ist, so ge aber eine Arbeit, die mit den bekannten Mitteln den bekannten be- fährlich kann es werden. Es verführt leicht zu der Annahme, als fcheidenen Wirkungen nachstrebt. Die Hoffnung", die augenblicklich ob man die Größe erreichen könnte, indem man den großen Stil der im Deutschen Theater gegeben wird, ist ohne Zweifel eine durchaus Alten kultiviert. Daraus kann bei schwächeren Talenten ein sympathische Dichtung, die wir gern gesehen haben. Sie trägt Epigonentum werden, gegen das der moderne Klein indes allzu deutlich den Stempel: Made in Germany; fie realismus angenehm wäre. Aber auch starte Talente arbeitet mit den alten Mitteln, die noch immer versagt haben, wenn wie Eulenberg erreichen schließlich auf diesem Wege das es einen großen Stoff zu bewältigen galt. In Holland hat sie einen Biel nicht. Ein großes Drama etwa im Geiste Shakespeares großen Erfolg gehabt. Uns Deutschen sagt sie nichts Neues und ist heute gar nicht möglich. Wie kraftvoll das Talent auch wedt teine neuen Hoffnungen. wäre, das es gestaltete, es würde unferm modernen