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Ueber den Erdgrund.
poble
So, dem Blitz gleich, stiegst du herab und fragtest, Sel'ge, mit unsterblichem Antlig lächelnd:
Welch' ein Gram verzehrt dir das Herz, warum doch Niefst du mich, Sappho? "
Was beklemmt mit sehnlicher Bein so stürmisch Dir die Brust? Wen soll ich ins Nez dir schmeicheln? Welchem Liebling schmelzen den Sinn? Wer wagt es 2016 si Deiner zu spotten?
Flicht er: wohl, so soll er dich bald verfolgen, " Wehrt er stolz der Gabe, so soll er geben,
Liebt er nicht: bald soll er für dich entbrennen, Selbst ein Verschmähter."
Komm dem, fomm auch heute, den Gram zu lösen! Was so heiß mein Busen ersehut, o laß es Mich empfahu, Holdselige, sei du selbst mir
" Bundesgenossin!"
"
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Sondern huldvoll neige dich mir, wenn jemals que Was Sangeskunst bedeutet, konnten wir wieder einmal so recht Du mein Fleh'n willfährigen Ohrs vernommen, dan gründlich kennen lernen, als wir von dem jezt viel Aufsehen ere Wenn du je, zur Hilfe bereit, des Vaters regenden Gastspiel d'Andrade's im Theater des Westens Halle verlassen. dinding diadis einen Abend besuchten. Es wurde der Rigoletto " gegeben, Raschen Flugs auf goldenem Wagen zog sich tjenes erste Stück aus Verdi's Blütezeit( 1851), deffen Text nach einem Durch die Luft dein Taubengespann, und abwärts i vielgenannten, seiner Zeit verbotenen Drama Victor Hugo's ( Le roi Floß von ihm der Fittiche Schatten dunkelnd stings'amuse", 1832) eine packende Darstellung der Leiden eines Hof dignarren unter dem Treiben des Fürsten und seiner Umgebung giebt. Jener Abend zeigte den echt dramatischen Baryton des berühmten Sängers in sehr vorteilhafter Weise. Vor allem sind es die gleichsam erzene Festigkeit und erstaunliche Fülle seines Tones und die vollkommene, höchst deutliche Verbindung desselben mit dem Worte, die seine Kunst so groß machen. Im Hörer rührt sich da das kritische Gewissen mit der Frage, ob sein Urteil in den Zwischenzeiten zwischen den seltenen Fällen solcher Erlebnisse nicht zu lag geworden ist wozu ja gerade das Theater des Westens leicht verführt. Um so interessanter war die Frage, wie sich nun neben diesem Gaste das Uebrige und das Ganze bewährte. d'Andrade sang, während die andren alle beim Deutschen blieben, in italienischer Sprache, aus genommen Einen, als Antwort bedeutungsvollen, deutschen Satz. Diese Sprachenmengung ist heutzutage bereits so häufig, daß man fast versucht wird, sich mit ihr abzufinden; um so dringlicher erscheint eine Verwahrung dagegen. Auch sonst war die Aufführung nicht recht gleichmäßig. Wir lobten an jener Bühne mehrmals den Vorzug, daß fie nicht so wie das fönigliche Opernhaus einen störenden Gegensatz zwischen loderer Gesamthaltung und ausgezeichneten Einzelleistungen darbietet. Solche fehlen hier wohl ganz; im Verhältnis dazu ist der Gesamtgeist, zumal die Regie, nicht übel. Gerade lettere war dies. mal zuweilen recht sehr diskutabel und die Orchesterleitung ins besondere ohne Rapport mit dem mannigfachen, so charakteristischen Spielerischen dieser Musik alles wahrscheinlich infolge des Fehlens von Zeit zum Einstudieren und von einer das Ganze bannenden großen fünstlerischen Persönlichkeit. Im einzelnen hatten die Mita wirkenden einen besonders schweren Stand zwischen dem einen Sangestünstler und den Mängeln des Uebrigen. Louise v. Bonomi, eine unfres Erinnerns noch nicht oder wenig hervorgetretene jugendlich dramatische Sängerin, hatte in der Rolle der Tochter des Narren, Gilda, anfangs Mühe, fich gut zu halten; allmählich aber fonnte man merken, daß sie zu den Tüchtigeren ihres Faches gehört und auf die richtige Weise in ihrem Können unterstügt zu werden verdient. Auch Marg. Lieban- Groß bestand wieder in einer ihr so passenden Rolle eines Teufelsweibes als eine bes merkenswerte Gesangskraft. Zu d'Andrade's scharf bestimmten Tönen bildeten Desider Aranyi's wacklige, verwaschene Töne ein ungünstiges Gegenbild. Noch einmal sei es gefagt: nicht berühmte Gäste, nicht teuere Einzelkräfte bringen unser Opernwvesen vorwärts, fondern nur die Zusammenfassung des Vorhandenen, sei es auch weniger excellent, unter einen fünstlerischen Gesamtgeist, womöglich vertreten durch einen vollauf vortragskundigen Dirigenten oder einen ebensolchen Gesangsmeister oder einen ebensolchen Regiekünstler, am besten durch das einheitliche Zusammenwirken der Dreie. l
Sappho war nicht die einzige Dichterin ihrer Beit und ihrer Heimat, wo den Frauen mehr Bewegungsfreiheit und Entwicklungsmöglichkeit eingeräumt war, als im größten Teil des übrigen Griechenlandes. Ihre gleichzeitige Landsmännin Erinna z. B. preist ein ungenannter späterer Dichter:
Als Dir eben ein Lenz voll duftiger Lieder entsproßte, Und Dein Mund, wie des Schwan's Weise, so schmelzend erklang, Trieb Dich die Möra), die Herrin der fademumwundenen Spindel, Ueber des Acherons Flut hin zu der Toten Bereich. Laut verkündet jedoch Dein dichterisch Schaffen: Erinna Lebt, und den Musen gesellt singt sie und tanzt sie im Chor."
Aber diese Gefährtimmen in Apollo reichten doch nicht das Waffer der Sappho , die mit Alcäns zusammen das unerreichte Borbild aller späteren griechischen und römischen Liederdichter blieb. Sappho und Alcäus find die Eltern der Lyrik, die Insel Lesbos ist ihre Heimat.
Musik.
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Humoristisches.
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SZ.
-In der Schülerpension. Pensionsvater:, Siehe,
geld!"
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In der wogenden Flut der winterlichen Konzerte ist nicht bald eines alljährlich ein so fester und bedeutungsvoller Ruhepunkt wie das des Berliner Lehrer- Gesangvereins. Man kann einem solchen Verein schon aus pädagogischen und fast auch aus politischen Gründen Sympathie entgegenbringen und würde dabei felbft mittelmäßige Leistungen zu verstehen wissen. Um so erfreulicher, wenn ein derartiger Verein auch fünstlerisch Hervorragendes leistet Der genannte Verein leistet es nicht nur, sondern ist auch ob solcher Leistungen anerkannt. In seinem vorige Woche gegebenen Konzert konnte er neben andern Neuheiten drei Kompositionen zum erstenmal bringen, die ihm selber gewidmet sind. Unter diesen und den Winterbeschäftigung. Bergführer: Hent' hat übrigen neuen und alten Stücken des Abends befanden sich just mir ein Berliner Dichter telegraphiert, ich soll sofort hin kommen einige wilde Jagden" und dergl. Das eigens als Wilde Jagd" und ihn anseilen, damit er nicht aufs Ueberbrettl geschleppt bezeichnete Chorlied von Rudolf Buck ist zweifellos ein Zeugnis wird." von besonderem kompositorischen Können und ganz geeignet, ein Paradestück leistungsfähiger Chorvereine zu werden, wie es denn auch neulich lebhaft und mit Dacapo- Erfolg begrüßt wurde. Eine liebe Agnes, auch das Böse hat seine Berechtigung auf der Welt; andre Frage ist, ob man dieser Komposition auch Geschmad und man giebt den Rangen Straffasten und spart dabei an Verpflegungs feineres Künstlertum zuschreiben kann; wenn nicht, so ist daran ( Simpl.") jedenfalls auch der nicht eben ungewöhnliche Text von O. F. Gensichen schuld. Einige andre, analoge Stompofitionen entfalteten ein geringeres Aufgebot von Kompositionstechnik und von Darstellungsgeschick im einzelnen, machten mir jedoch zum Teil einen fünstlerisch volleren Eindruck. So die neue Spanische Weise" von Ottomar Neubuer auch eine Veranschaulichung eines Dahinfliegens; gerade dieses scheint mir hier mehr direkt dargestellt zu sein als andren diesmal gebrachten Kompofitionen solcher Vorwürfe. Gottfried Angerer's Germanenzug" erwies fich trotz mancher gewöhnlicher Wendungen ebenfalls als gute Gesamtleistung; und der gewichtige Schritt, in welchem dieses Stück zumal mit seinen weiten Juter wallen- dahinschreitet, ist eine interessante musikalische Charatteristit. Als Solojängerin vervollständigte den Reiz des Abends Frau Rose Ettinger. Seit einiger Zeit vielgerühmt und auch dies mal reich an Ehrungen, fordert diese jedenfalls hervorragende Sängerin doch zu einer schärferen Diskussion heraus. Ihre Specias lität sind die weichen, zarten, freien Kopftöne der Höhe; neben diesen stehen die übrigen Töne merklich zurüd. Sie scheint denmach einer in Berlin oft genannten Gesangsschule anzugehören, die eben dadurch viel leistet und also in dem Maße verdienstlich heißen darf, als man in jener Eigenart eine besondere Stufe der Kunst sehen will; ob damit unfrer Musikpflege wahrhaft gedient ist, mag ebenso zweifelhaft bleiben, wie es zweifellos ist, daß wir in diesem einen und wohl auch in verwandten Fällen reizvolle und geschmeidige Koloraturen zu hören bekommen.
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Notizen.
Die zehnte russische Auflage der vollständigen Werfe Tolstojs in 15 Oftabbänden ist bis jetzt in 80 000 Exemplaren abgesetzt worden eine stattliche Ziffer, denn es ist eine Art Luruss ausgabe und toftet 80 Fr. In der russischen Abteilung des British Museum befinden sich 200 deutsche Lebersegungen, 150 französische, 120 englische, 50 dänische und schwedische Uebersetzungen von Tolstojs Schriften, sowie etliche Bearbeitungen in der tatarischen, in der japanischen und in der hindostanischen Sprache.
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„ Dionysische Phantasie", ein neues Werk von Siegmund v. Hausegger , fommt im zweiten Großen Sinfonischen Abonnements Konzert des Berliner Toutünstler Orchesters( Dirigent: Richard Strauß ) am 18. November bei Kroll zum Vortrag.
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Aus der Reichenheim Stiftung wurden zwei Stipendien von je 600 M. dem Maler Paul Hildebrandt aus Tuchel und dem Maler Hans Lindenstädt aus Frankfurt a. D. für das Jahr 1901/1902 verliehen.
-Im Verein für deutsches Kunstgewerbe wird am Mittwochabend in Festsaale des Künstlerhauses Walter Elkan einen Vortrag halten über: Der japanische Hand. werter bei seiner Arbeit. Beobachtungen und Er. Tebnisse". Der Vortrag wird durch Lichtbilder und Ausstellung japanischer Kunstwerke und Handwerksgeräte erläutert werden. Verantwortlicher Redacteur: Carl Zeid in Berlin . Druck und Verlag von Mag Vading in Berlin .
*) Die Schidfalsgöttin.
sid, Algotun