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bor Grimm die Hände ballt. Aber, was wird er sich ärgern!| duft einer Illufion, die sich über eine jammervolle Wirklichkeit er Und gar erst streiten! Das fällt ihm nicht ein. hoben hat und der ernsten Fragen des Lebens nur mit schmerzlicher

Er steht auf und nimmt seine Emaillekanne, worin er Resignation gedenkt. Ein Boll kann sich aber auf die Dauer nicht fich Kaffee zur Arbeit mitgenommen, vom Tisch.

,, Gute Nacht, Heinrich!"

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Willst schon geh'n? Na denn adjes, alter Freund! Und lag' Dir von Lene ein hübsches Süppel zur Abend­mahlzeit kochen."

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Er kann die verfluchte Spötterei nicht lassen, denkt Alt­mann beim Hinausgehen. Ja, Heinrich, das ist auch so einer, so ein Luftikus! Aber er, Altmann, wird sich nicht abhalten laffen, sich sein Glück zu gründen, so, wie er denkt und wie's ihm behagt. Und auf der Straße fängt sein sonst schwer in Wallung zu bringendes Blut plößlich an, schneller durch die Adern zu fließen. Ihm wird warm. Er denkt an die kleine, freundliche Stube, und er denkt an sie, an sie, wie er sie umfassen wird, den weichen Leib mit den starken Armen Und so sollte es immer sein, immer und stets bis ans Ende. dan' imino

2.

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bergeffen und im Erwachen vergißt es feine Träume. Nestroy ers faßt das Wienertum in einer Selbstbesinnung, wie es zum ersten male bewußt seine Stellung zu den Dingen der Welt findet. Daß das Bild fein erhebendes ist, ist nicht seine Schuld. Und zum Glüc für ihn spüren das die Wiener gar nicht. Der geniale psychologische Naturalismus der Nestroyschen Bossen ist die Quelle ihrer Wirkung und diese wird so lange nicht vergehen, als der Wiener   Charakter feine Grundzüge behält.

Nestroys Jugend fällt in die Zeit, in der der Name des europäischen   China  ", den Ludwig Börne   dem östreichischen Staate berliehen hat, noch viel zu schmeichelhaft erscheint. Kaiser Franz   sieht als wichtigste Aufgabe seiner Regierung die Be­Der gute" tämpfung der Revolution" an. Und Revolution ist alles, was nur halbwegs wie unabhängiges Denken in politischen oder religiösen Fragen oder auch nur wie die Lust zu einer nicht in den unzähligen Hofdekreten und Verordnungen vorgesehenen Thätigkeit auf irgend einem Gebiet eanssieht. Die Reaktion gegen die Aufklärung hat schon mit Leopold II.   begonnen und seit der Hinrichtung Marie Antoinettens, mit der die Schicksalshand der Revolution die Habsburgische Dynastie traf, hat die von einer unaufhörlichen driut Das fab feltfam aus. Zwei hochstrebende, bierstöckige Angst angetriebene Wut des Herrschers die josefinischen Schöpfungen Häuser; dem Auge ordentlich aufdringlich in ihrer Neuheit, so mit Stumpf und Stiel ausgerottet. In der ausgezeichneten Geschichte glatt und weißglänzend waren sie. Die Fassade reich mit Deftreichs von Anton Springer  , dem berühmten Seunsthistoriker, Stud verziert, mit teilweise vergoldeten Balkons und Loggien. findet man eine vorzügliche Charakteristik Franzens und feines Sitzt nicht auf dem einen Haus hoch oben an der Border bleiichier über den ganzen Staat. Alles ist verdächtig, die Wissen Regimes. Die unerträglichste, armseligste Rüchternheit sentt sich front sogar ein pausbäckiger Engel und bläst die Posaune? schaft, die Dichtung, ja selbst der Patriotismus, indem er sich allzu­Na, es ist erfreulich, die Posaune des jüngsten Gerichts bläst viel um das Land und feine Bewohner fümmert und sich damit in er den Bewohnern noch nicht. Auf dem andern Haus macht Privatangelegenheiten des Monarchen einmischt. Der Zusammenhang fich da oben ein Uhu breit. Er soll wohl die angenehme von illusionärem Phrasentum und jämmerlich serviler Praxis läßt Nacht berfinnbildlichen, die hier im Haus den Mietern ver- sich nicht besser darthun als durch die Thatsache, daß die mystisch sprochen wird. Richtig, unter dem Uhu grinst auch mit und historisch gestimmten Romantiker, die Jarde, Friedrich seinem breitesten Lächeln der Mond herab. Durch die Glas- Schlegel, GenB, Bacharias Werner befliffene Diener des scheiben der schweren eichenen Hausthüren sieht man, wie durch und durch unhistorischen und plattrationalistischen Wohlfahrt Marmortreppen, belegt mit dicken Teppichläufern, zu den staates" wurden, dessen Geschicke Metternich leitete. Wohnungen hinaufführen. Und zwischen diesen beiden prozen wolle: Die Leichtfertigkeit in geschlechtlichen Dingen und das Zwei Freiheiten nur gestattet die hohe Polizeiweisheit dem Dingen hebben haft ausschauenden Häusern die armselige Hütte mit dem Theater. Kaiser Franz  , der selbst, sei es infolge feines dürftigen roten Ziegeldach, auf dem grünes Moos wuchert, den Holz. Temperaments oder seiner berechnenden Bigotterien, ein spießbürger­läden vor den niedrigen und fleinen Fenstern, an denen liches Familienleben führte, deffen patriarchalifche Einfachheit gerne jedoch wie ein freundlicher Gruß blühende Granien und dem Bolle als erhabenes Ideal unter die Augen geführt wurde, jah Fuchsien stehen. An der Wand rantt sich üppig wilder es ganz gerne, wenn sich seine Vertrauten feguellen Ausschweifungen Bein empor. Die schönste Zierde ist jedoch das fleine, wohl- bingaben; hatte er sie doch gerade dieser Schwächen wegen un fo gepflegte Vordergärtchen. Und doch sieht man's dem Hänschen beffer in der Hand. Die Unfittlichkeit, die von oben immer tiefer an, daß es auch bald ausgedient haben wird. Dann wird fich auch ein so hohes, glänzendes Gebäude hier erheben, fo hoch, wie die Nachbarn es sind. Das große Berlin   streckt feine Arme weit hinaus auf die stillen Dörfer, sie städtisch auspußend und in den Bereich des Verkehrs ziehend. Und während dieser Periode der Entwicklung fallen die Gegensätze zwischen Dorf und Stadt manchmal gar so seltsam auf. droj ( Fortsetzung folgt.) is chlinis

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eindrang, begegnete der naiven Lebensfreudigkeit, die von jeher im öftreichischen Bolls- Naturell gelegen hatte. Aus dieser Verbindung entvidette fich ein allgemeiner Cynismus, eine Freude an der gote, deren offene Kundgebung in einer Zeit des engherzigsten Polizeitreibens zunächst seltsam aumutet, bei näherem Anblick fich aber als ihr logisches Produkt erweist. Der seguelle Wig war eine gute Ab­lentung der Geister, der fich fonft zur politijchen Satire angereizt von der Botenfabritation in der Ludlamshöhle  , der beühmten gesehen hätte. Castelli erzäblt in jeinen Memoiren behaglich ( Vereinigung der Wiener Sutellektuellen", der u. a. and Grill. parzer angehörte. Die Gesellschaft bestand übrigens nicht lange. Eines Tages wurde sie von der Polizei aufgehoben. Sie hatte nach mase hatte, den Wahlspruch: Schwarz   ist rot und rot ist schwarz". ihrem Präsidenten, dem Burgschauspieler Schwarz  , der eine Trinker­Schwarz und rot waren aber die Farben der Carbonari  . Das genügte, um fie in den Berdacht des Verschwörertums zu bringen.

od med moral guild 19 mnd chinis his top Meffroy. 6 mi Bu seinem hundertsten Geburtstage: 7. Dezember.) al 19 Man spielt Johann Nestroy   noch immer in Wien  . Nicht mir an Gedenktagen und zur Beruhigung des litterar- historischen Ge­wissens, sondern im gewöhnlichen Spieljahr und zum unermeßlichen Bergnügen des Publikums. Zu diesem Sommer noch hat ein Klein bürger- Theater im Brater eine cyklische Aufführung Nestroyscher Bosien veranstaltet und seinen Finanzen damit tüchtig aufgeholfen. Im Repertoire der Sonntagnachmittage auch der großen Bühnen spielt Nestroy   eine bedeutende Rolle. Und wie das Publikum, so bewahren auch die Wiener   Schauspieler die Nestroy- Tradition. Die bedeutendsten Charakterkomiter jezen ihren Ehrgeiz daran, in der Verkörperung der Gestalten aus dem Lumpacivagabundus  " den Beifall der Wiener   zu erringen. Dem Geschlecht, das den Stil der Nestroyschen Komit noch im Zusammenwirken mit ihrem Schöpfer erworben hat und das heute nur noch durch den fiebzigjährigen, jugendlich- frischen Blaiche I repräsentiert wird, ist nacheiferud das jüngere Geschlecht der Girardi und Thaller gefolgt, und auch die einzige Komikerin Wiens, die urwüchsige Niese, hat sich am Schuster Knieriem" mit Glück versucht.

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Die zweite Freiheit, die des Theaters, darf nur in einem sehr beschränkten Sinne verstanden werden. Das Theatergewerbe erfreute sich einer besonderen Protektion von oben. So durften 8. B. in Wien   vor Schluß der Vorstellungen feire andren öffent lichen Luftbarkeiten beginnen. Dadurch kam das Theaterwesen, das fich damals in ganz Europa   raich entwickelte, in Oestreich zu bes fonderer Blüte, was schon in den relativ sehr günstigen Gagens verhältnissen zu Tage tritt. So bezog Nestroy   als Schauspieler in Provinzstädten wie Brünn   und Graz zusammen mit seiner Geliebten Demoiselle Weiler Jahresbezüge von 3000 Gulden. Auch die gesellschaftliche Stellung der Schauspieler wurde allmählich eine bessere, besonders als das Theaterspielen auch beim Adel in die Mode kam und die Berufsschauspieler citiert wurden, die vornehmen Dilettanten abzurichten. Jedenfalls war es teine Ungeheuerlichkeit mehr, wenn es auch nicht eben nach dem Wunsche der polizeilichen Eitern ſein mochte, als der junge Advokatenſohn Johann Neſtroy  nach dem vierten Semester aus dem juristischen Studium aussprang und zum Theater ging.

Auf diese Art wirde eine Theatersimpelei gezüchtet, die die Gedanken und Leidenschaften des Publikums in den nichtigsten Dingen verzettelte. Man tann heute ein Journal jener Zeit, etwa die Bäuerle sche Theaterzeitung", nicht durchblättern, ohne von einem tiefen Etel über das schale ästhetische Geschwäß und den un endlichen Theaterklatsch erfaßt zu werden. Einen tüchtigen Teil dieser Theaternarrheit hat das heute lebende Geschlecht noch über­

Die Thatsache dieser Popularität belveist, daß in den fünfzig und sechzigjährigen Possen Nestroys ein Gehalt vorhanden sein muß, der trop dem Wechsel des Geschmacks und der Entwicklung der drama­tischen Technik noch heute lebendig ist, daß die Wiener   Seele hier in einem wesentlichen Grundelement ergriffen wird. Und eben darin liegt die Größe Nestroys, die ihn auch über den echten Boeten Raimund stellt, deffen Popularität wiederzuerwecken man sich mit immer geringerem fominen. Erfolge müht. Die phantastische Geisterwelt, die in der Raimund- Aber die Theaterfreiheit hörte beim Gegenstand des schen Bauberfomödie die Geschicke der Menschen bewacht, ist das Pro- Theaters, bem dramatischen Wert, auf. Man tennt die zahllosen