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hätte aus diesem Stoff schon etivas machen können. Gelegenheiten zu Streitfenilletons scheint es mir nun wahrlich überflüssig, die fartastisch ironischer Sittenmalerei und beißend epigrammatischen dort vorgebrachten. Für und Wider, die man sich wohl ohne Ausfällen giebt er in Hülle und Fülle. Im so ärgerlicher viel Mühe denken kann, dem Leser zu reproducieren. Ohne ist es, daß dies alles in dem Skowronnetschen Stück hin geht ja Probieren über Studieren und Raisonnieren, und so ungenügt vorüberstreicht. Nicht daß es hier au satirischer einiger sorgsam variierter Versuche dürfte die Sache wohl auch Absicht fehlte, aber sie bleibt ganz im allgemeinen steden. Statt für Berlin wert sein. Indessen darf doch auf eine Seite sinnvoll origineller Ausprägung des Allgemeinen zum lebendig der Sache aufmerksam gemacht werden, die anscheinend noch nicht Konkreten, wodurch allein der Dichter zünden kann, wird nur eine berührt worden ist. Emancipieren wir uns nämlich von den be breit auseinanderfließende Exemplifikation gegeben, bei welcher tannten äußerlichen Eindrücken prosaisch störender Art, indem wir man auf Schritt und Tritt die Absicht herausmerkt. So ver- bloß lauschend zuhören, so wird uns, wie ich fürchte oder hoffe, das puffte die Schilderung des Aufruhrs, den das schwarze Schäfchen, Unvollkommene unsres Konzerttreibens erst recht zum Bewußtsein cine junge leidlich aufgeklärte bürgerliche Offiziersfrau, die sich der kommen; wir werden dann den Mischmasch noch weniger vertragen, herrschenden Kasinoschablone nicht ohne weiteres fügen will, unter und es wird uns vielleicht sein, als müßte jezt und jetzt aus dem den Herren und Damen der Garnison hervorruft, ohne rechte Wirkung. Dunkel heraus eine Bühne sichtbar werden, mit all dem vollen Bild Nirgends weder in der Charakteristik, noch in der Intrigue, noch im Dialog von Menschlichkeit, das uns ein musikalisches Drama geben kann. eine lustig überraschende, schlagende Wendung, die sich dem Ich glaube, wir würden innerlich schreien nach einer echten, Gedächtnis hätte einprägen fönnen. Journalistenarbeit und wahren Oper. Journalistenausfälle gegen den boruierten fleinlichen Hochmut Wir in Berlin vielleicht ganz besonders. Täglich und täglich militärischen Kastengeistes, die aber auf daß die Kühnheit nicht lesen, was draußen in der Provinz und in andren Landen zu groß erscheine durch mancherlei zierliche Verbeugungen vor des an Opernfunft geleistet geleistet wird, und was die Berliner Königs Rock, sofort auch wieder thunlichst gemildert werden. fönigliche Oper nicht leistet; wie sie wieder ein Jahr mit 2, 3 fümmerlichen Halbnovitäten dahingebracht hat; wie sie jetzt thut, als wollte sie mit einem Riesenprogramm tommen, aus dem voraussichtlich gerade noch ein Wilhelm Kienzl in die Wirklichkeit springen wird: das würde nachgerade tragisch sein, wäre es nicht verwünscht komisch. Man ehrt eine kleine, mit Dürftigkeit ringende Bühne wie das Carl Weiß Theater, indem man, ohne Scheu vor einem Wehethun, ihre neuen Leistungen nach strengen Maßen miẞt; welche Maße sollen dann für die Depofitenbank Ünter den Linden bleiben?!
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SZ.
Was von Handlung in dem Stücke ist, drängt sich in den letzten zwei Aften zusammen. Frau v. Disnack, das schwarze Schäfchen", hat einen alten Jugendfreund, der vor vielen Jahren um ihre Hand geworben, aber damals abgewiesen wurde, in der Nachbarschaft der Garnison wiedergefunden, einen echten Theaterhelden, der allen Ansprüchen genügt: Großgrundbesitzer, Reserve- Offizier bei den gelden Ulanen, und, was die Sache doppelt pikant macht, ein halber Demokrat und Gegner der Getreidezölle! Ihre Zusammenfünfte, obwohl unter strengster Steserve beider Teile verlaufend, scheinen der schlechten Welt verdächtig und geben Stoff zu unerschöpflicher Klatscherei. Sobald der Herr und Gemahl, der Rittmeister von Disnad, ein roher, jähzorniger Bursche, von der Geschichte Wind erhält, steht es für ihn fest, daß seine Frau ihn mit dem andern betrogen habe. Und wenn das auch nicht der Fall wäre, man hat geklatscht und dieser Schimpf auf seiner blizeblaufen Offiziersehre fann nur mit Blut abgewaschen werden. Vergevens, daß die Frau ihre Unschuld beschwört, daß sie Beweise liefern will. Das steigert mur noch jeine Wit. In tödlicher Angst eilt die Bedrängte num zu dem Freunde, um ihn zu be -Grillparzers Sappho " geht am Freitag nächster schwören, die Forderung nicht anzunehmen. Umsonst. Auch er ist es Woche im Schauspielhaus neueinstudiert in Sceite. feiner„ Ehre" schuldig, sich zu schlagen! Da endlich in der Furcht, Die Sappho spielt Roja Poppe, den Phaon Nudolf Christians. ihn zu verlieren, bricht die verborgene Liebe aus ihrem Herzen - Die Eröffnung des Charivari Brettls( Alte Jakobhervor, die Liebe, nach der er immer sich geschnt und die er nie straße 37) ist auf den 11. Januar angesetzt. mehr zu erhoffen gewagt hat. Und um für sie zu leben, weil eine Hermann Bahrs nenes Lustspiel„ Der Crampus" neue Lebensaufgabe in dieser Stunde ihm gestellt ist", schlägt er, geht am 13. Januar im Deutschen Schauspielhause zu den Hohn der Standesgenossen nicht länger fürchtend, die Forde- amburg in Scene.- rung aus.
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Notizen.
Die Sudermann- Premiere findet bereits am 24. Januar statt.
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Die Aufführung von Otto Ernsts Schauspiel„ Die Die Schauspieler, denen freilich wenig dankbare Aufgaben zu- größte Sünde" am Deutschen Volkstheater in gefallen waren, thaten ihr möglichstes; sehr gut waren insbesondereien ist von der Censur verboten worden. Frau Sauer als Frau von Disnack, Patry als ihr Freund und Die Wiesbadener Aufführung von dem neuen Lauffschen Herr v. Winterstein, der die robe, blutdürftige Eifersucht des innerlich verlumpten Rittmeisters in jedem Zuge echt herauszu- Drama" Sturmhut" ist vorläufig verschoben worden. bringen wußte. Das Publikum applaudierte lebhaft.- dt.
Musik.
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-„ Odysseus Tod", der letzte Teil des Bungertschen Musikdramen- Cyklus Homerische Welt" ist vollendet. Die Klaviers auszüge des Werkes find bereits zum Versand gelangt; über die Einen in jugendlich frischer Entwicklung begriffenen Künstler wie Erstaufführung steht noch nichts fest.- Günther Freudenberg hört man, auch wenn man sich Zu dem Konzert des Philharmonischen Chores über ihn schon ausgesprochen hat, gern zum zweiten oder dritten am Montag findet teine öffentliche Hauptprobe stalt. Male. Er besitzt in seinem Klavierspiel eine wohlthuende Klarheit, Im 6. Philharmonischen Konzert( Dirigent zumal was das Herausspinnen des melodischen Fadens betrifft. Arthur Nifisch), das ant 20. Januar stattfindet, gelangt u. a. Also Gerade einem solchen Künstler sagt man dann mit besondrer Vorliebe, was ihm eben auf seinem eigensten Gebiete noch zur Aus- prach Zarathustra", eine sinfonische Dichtung von R. Strauß , reifung fehlt. Jenes Herausspinnen des melodischen Fadens ist zur Aufführung. noch nicht die letzte Kunſt in der Herausgestaltung des Die Perle von Jberien", ein Ballett der Wiener motivischen und sonstigen Zonfolge Gehaltes. Auch dazu Tänzerin Irene Sironi, wird im Februar in der Wiener nimmt Herr Freudenberg einige Anläufe; doch das wenige Sofoper gespielt werden. „ schmeďt nach mehr". Heraus mit dem" Nubato" und mit der Abstufung der Accente je nach dem Formbau! So könnte es schon in Schuberts Impromptu G- dur geschehen, einem Urbild zahlloser ähnlicher Stücke. Der Betrag von Sentimentalität, den der Interpret dahineinlegte, mag bleiben; die etwas biedermeierische Taftstrenge, von der er nur wenig abging, braucht in unsrer Zeit wahrlich nicht bleiben. Auch das andre Impromptu Schuberts, das dahinperlende in Es- dur entweder man macht daraus ein Virtuofitäts- Tenfelei, wie es seiner Zeit Rubinstein gethan hat, oder man trägt es mit eindringlicher Gliederung vor.
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Vom Simplontunnel lauten die Nachrichten außer ordentlich ungünstig. Das Wasser, welches auf der italienischen Seite des Tunnels in denselben unaufhal: jam eindringt, die Arbeiten hindert und die Maschinen verdirbt, scheint sich noch immer zu vermehren. Die Hoffnung, daß man durch ein Ablenken des Wildbaches Cairaso den Wassermassen, welche fast 1000 Liter in der Sekunde betragen, Einhalt thun tönne, hat sich als eine verfehlte erwiesen. Jezt glauben die Fachleute, daß alles Unglück vom Wildbach Nembro tomme, welcher ebenfalls oberhalb des Tunnels sein Bett hat. Schwarze Beize, die von Säuren und Laugen nicht Herr Freudenberg hatte( am vorgestrigen Mittwoch im Beethoven - angegriffen wird, stellt man, nach der Leipz. 8tg.", her, indem man Saal) den Mut, ein Klavier- Konzert ohne jede fremde Mitwirkung zu 1 Teil Anilinschwarz mit 60 Tropfen tonzentrierter Salzsäure und geben, mit Beschränkung auf eine ziemlich enge Art von Stücken 6 Teilen Alkohol verreibt. Die so erhaltene tiefblaue Lösung wird vorwiegend Chopin und Chopin Aehnliches. Dazu gehört, mit einer füßen Lösung von 11/2 Teilen Gummi arabicum in zehn namentlich wenn der Konzertgeber nicht gerade einer der Ueber- Teilen Wasser verdünnt. Diese Beize greift nicht an und kann auch wältigenden ist, ein gut fachmännisches oder auch gut dilettantisti weder durch konzentrierte Mineralsäuren noch durch starke Langen sches Publikum, das sozusagen mitarbeitet. Den Kritiker führt zerstört werden. Verdünnt man die Anilinschwarzlösung nicht mit schließlich ein solches Konzert zu mancherlei Besinnungen über Gummiwasser, sondern mit einer Lösung von 1/2 Teilen Schellad in Konzertwesen überhaupt. Bor einiger Zeit wurden in Darmstadt 4 Teilen Weingeist, so erhält man einen Anilinlad, der sich durch und in Mannheim Versuche einer Verdunkelung der Konzerträume eine außerordentlich tiefe Schwärze auszeichnet.- gemacht, anscheinend mit gutem Erfolge. In südwestdeutschen
Beitungen war denn auch entsprechend viel darüber berichtet Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am und gestritten worden. Beim Anblick solcher Berichte und Sonntag, den 12. Januar.
Verantwortlicher Redacteur: Carl Leid in Berlin . Drud und Verlag von Mag Bading in Berlin .