-

35

-

Mängeln schuld sei. Eine rühmliche Ausnahme muß freilich gemacht mit Fragen zu, daß er sich schließlich mit der Lüge rettete, es sei werden; das war der große Philosoph Plato , der auch die sociale darüber beraten worden, ob mit größerem Nuzen für das Staats­Lage der Frau verbessern wollte und die Anerkennung ihrer wohl ein Mann zwei Frauen oder eine Frau zwei Männer haben Gleichberechtigung mit dem Manne eindringlich forderte. Damit folle. Andren Tags erschienen die Frauen in Masse vor dem Senat ragt er hoch empor über den ihm sonst vielfach überlegenen Dent- und baten mit Thränen und Händeringen die versammelten Väter, riefen Ariftoteles, der in Bezug auf die Frauenfrage sämtlichen Vor- um Gotteswillen zu beschließen, daß jede Fran zwei Männer bes urteilen seiner Landsleute und seiner Zeit huldigte. Erklärte er doch fäme Daraus sprach denn freilich nur der ohnmächtige Groll ganz unbefangen für Zweck und Mittelpunkt der irdischen Natur des alten Weiberfeindes über die veränderten Zeiten. nicht den Menschen, sondern den männlichen Menschen. Ein weibliches Kind ist ihm ein minderer Grad von Mißgeburt, und das Weibliche überhaupt etwas Verstümmeltes im Vergleich zum Männlichen.

Er

-

n,

-

Theater. Freie Volksbühne .

-

, Dantons Tod ." war also zweifellos durchaus einverstanden mit der griechischen Drama in drei Aften von Georg Büchner . Als Georg Praxis, die Frau in der Abgeschiedenheit der ghnaikonitis", des Büchner Dantons Tod " schrieb, war er einundzwanzig Jahre alt; Weibergemachs, von der Außenwelt gänzlich abzusperren, und in 38 Tagen hat er sein Stück vollendet, das im Pathos der mit der griechischen Auffassung, daß die Frau und die Ehe mur Sprache vielfach an Schillers Jugendwerk Die Räuber" erinnert. dazu da sei, dem Mann zu einer" echten" Nachkommenschaft zu ver- Strenge historische Treue fann man dem Büchner'schen Drama nicht helfen. nachrühmen. Dem Dichter war es auch weniger darum zu Diese prächtige Anschaug galt denn auch im älteren Rom , thun, als um den rein menschlichen Gegensatz zwischen Danton während hier allerdings die Bewegungsfreiheit der Frau etwas größer und Robespierre , dem lebensfrohen, temperamentvollen Genuß­Büchner hat sich und war. Es geht jenes allein schon aus der Thatsache hervor, daß die menschen und dem starren Dogmatiker. römischen Bürger alle fünf Jahre vor dem Censor beschwören mußten, feine Weltanschauung in der Figur des Danton selbst gezeichnet: es fie hätten ihre Frauen, um Kinder zu bekommen. Dieser Eid soll ist eine spitfindige Philosophie, die gern mit großen Worten um sich die Veranlassung zu der ersten Ehescheidung bei den Römern ge- wirft. Sein Danton kennt nur Epifuräer auf der Welt, feine" geben haben, indem Spurius Carvilius, der seine Frau sehr liebte und grobe"; er kennt keine Gegensätze zwischen gut und böse"; und hochschätzte, es wegen ihrer andauernden Kinderlosigkeit nur das persönlich vorteilhafte" ist ihm erlaubt und der" Gipfel­231 b. Chr. nicht länger mit seinem Gewissen vereinbar punkt aller menschlichen Weisheit ist ihm das Nichts". Eigentlich fand, jene Formel nachzusprechen. Unter solchen Umständen eine ganz moderne Philosophie, die die Bühnenlebensfähigkeit des kann man sich nicht wundern, wenn ein Censor aus dem Geschlechte Stückes garantieren könnte; allein die Schönheiten des Dramas find der Meteller im Jahre 131 v. Chr. seinen Mitbürgern die Pflicht des zu zerrissen, zu wenig mit Bedacht verteilt, der Aufbau zu un­Heiratens in der Weise einschärfte, daß er den Ehestand als eine gegliedert. Die Bearbeitung und Inscenierung von Alfred Halm drückende, aber von dem Patrioten gleichmäßig zu übernehmende öffentliche Last bezeichnete: Wenn wir ohne Gattin sein fönnten, machte aus dem Stücke das, was irgend zu stande zu bringen war. Quiriten, meinte er, so würden wir freilich alle von dieser Last Die Streichungen und Scenenzufammenziehungen waren noch größer, uns befreien. Da aber die Natur es so eingerichtet hat, daß weder doch auch geschickter, als bei der Aufführung der Neuen Freien mit den Frauen sich bequem, noch ohne die Frauen überhaupt sich Boltsbühne". Der einheitliche Charakter des Ganzen blieb gewahrt; leben läßt, so ziemt es sich, auf dauernde Wohlfahrt mehr namentlich zerriß nicht das allzuhäufige Fallen des Vorhanges zu achten, als auf furze Wollust." Man sollte also schier wie dies bei der Aufführung der Neuen Freien Voltsbühne" der die Illusion des Zuschauers. Auch die Dekoration glauben, daß im alten Rom die reine Weiberherrschaft be- all war standen habe. Wie es aber, wenigstens in der älteren Zeit, damit ließ auf scenische Wirkung hin nicht viel zu wünschen übrig; be­ausiah, darauf wirft deutliches Licht ein charakteristischer Saz eines fonders fiel dies in den Volksscenen auf, die durch die ge­in der Gerichtsscene und in der Ver­berühmten Römers: Wenn Du Deine Gattin beim Ehebruch eignete Inscenierung borzüglich zur Geltung famen. Das betriffst, so fannst Du sie ohne richterliches Urteil straflos töten. sammlungsscene Wenn sie dagegen Dich beim Ehebruch ertappt, so darf sie es nicht Schauerliche einzelner Episoden wurde durch Spiel hinter den wagen. Dich auch nur mit dem Finger anzurühren. Und so ist es Coulissen sehr gemildert. allzu start aufgetragene Kraftstellen waren recht und billig." So sprach der alle Cato, der in der ersten Hälfte zum Besten des Gesamteindrucks gestrichen worden. Die Aufführungen des 2. vorchristlichen Jahrhunderts für die gute alte Zeit eiferte und der beiden Volksbühnen unterschieden sich so wesentlich von einander, demgemäß auch mit vieler Vorliebe schwärmte für die allmählich daß wer Gelegenheit hatte, der Vorstellung der Neuen Freien Volts­anger Uebung geratenen Gesetze, die die Frau zur willen bühne" beizuwohnen, in der Bearbeitung des Dramas in der losen Sklavin des Mannes machten. Man fann sich also" Freien Volksbühne " ein ganz andres Stück sehen fonnte. feinen Grimm vorstellen, als im Jahre 195 v. Chr. ein paar Gutes. Der Danton Josef Kleins war eine geschickte schau­Die Darstellung bot im einzelnen und in den Boltsscenen Volkstribunen den Antrag stellten, ein in vergangenen Kriegs­nöten erlassenes Gesetz gegen den weiblichen Lurus aufzuheben, spielerische Steigerung vom sicheren Selbstbewußtsein und spöttelnder das den Frauen Tragen von bunten Kleidern und goldenen Schmuck- Trägheit bis zum flammenden Pathos des Helden, der un sein sachen untersagte Die Frauen betrieben eine eifrige Agitation für Leben kämpft. Von Scene zu Scene wuchs Temperament und Feuer, diesen Antrag und setzten den zur entscheidenden Volksversammlung um erst kurz vor dem Gang zur Guillotine effektvoll zu verlöschen. ziehenden Beamten und Bürgern auf den Straßen und dem Forum Carl Müller- Hausen spielte den bedeutend schwieriger dar­Er brachte das Starre, Kalte dieses heftig im Sinne ihrer Forderung zu. Cato donnerte nicht schlecht zustellenden Robespierre. wider solche Neuerung. die ihm gleich den Umsturz der ganzen Fanatikers nach bestem Können zum Ausdruck, er verstand es, in die Staatsordnung vor Augen treten ließ: Wenn jeder von uns", er- nächtliche Scene, in der sich Robespierre über die Notwendigkeit des flärte er u. a., bei seiner Frau Recht und Majorität des Mannes Todes Dantons klar wird, jene Weichheit hineinzulegen, die diese Scene eine Wirkung, erfordert, allein sein Spiel ließ falt, riß nicht mit, mit Bedacht aufrecht erhalten hätte, so würden wir hier weniger deren Ursache mehr in der Rolle selbst, als in der Leiſtung des Schwierigkeiten mit den sämtlichen Weibern haben: jegt wird unsre in der Häuslichkeit überwundene Freiheit auch hier auf Schauspielers zu suchen ist. Desto wirksamer und zündender war dem Forum schon von der weiblichen Unbändigkeit zerbrochen und das Spiel Julius Irwins, der den jugendlichen Camille Des mit Füßen getreten, und weil wir den Einzelnen nicht Stand halten moulins verkörperte, und Oskar Wagners, der den blut­fönnen, fürchten wir sie auch insgesamt.... Unsere Vorfahren dürftigen St. Just gab. Die Frauenrollen treten in der Halmschen wollten, daß die Frauen feine, nicht einmal eine private Angelegen- Bearbeitung des Stückes gänzlich in den Hintergrund. Tilly heit ohne Eintreten eines Vommunds betreiben fönnten, daß sie in Traun spielte die Julie, Marie Mayer die Lucile; beide der Hand ihrer Väter, Brüder; Männer sein sollten wir dulden so- Leistungen zeugten von Fleiß und Temperament. gar schon, daß sie von der Republik Besitz ergreifen und sich sogar in die Volksversammlungen einmischen.. Laßt die Zügel ihrer herrschsüchtigen Natur, dem unbändigen Geschöpf und hofft dann noch, sie selbst würden ihrer Willkür eine Schranke segen. Dies ist noch das Geringste von dem, was die Frauen unwilligen Geistes als durch Sitten oder Geseze auferlegt leiden. Sie wünschen, um die Wahrheit zu sagen, Freiheit, nein, Zügellosigkeit in allen Dingen. Und wenn sie erst angefangen haben, uns gleich zu sein, werden sie alsbald überlegen werden."

"

Troy dieses warnenden Kassandrarufes wurde der Antrag auf Aufhebung des Lurusgesetzes vom Volk angenommen, und alsbald ging der donnernde Jupiter Cato wutentbrannt zu seiner Armee nach Spanien ab, wo er denn unter lauter Männern war. In einer Anrede an seine Soldaten suchte er auch einmal Rache zu nehmen für die Niederlage in Rom . Wie er in seiner Art ein ver­schmitter Fuchs ivar, so erzählte er feinen militärischen zu hörern ein äußerst boshaftes Geschichtchen, das sich vor Jahr­hunderten in Rom zugetragen haben sollte. Da hätten die Sena toren noch ihre unerwachsenen Söhne mit in die Sigung gebracht. Nach einer wichtigen Beratung wurde einmal sämtlichen Teilnehmern Stillschweigen darüber auferlegt. Einem Knaben aus der Familie der Bapirii aber setzte seine neugierige Mutter dermaßen

-

-

Trianon Theater. Die zeitweilige Schließung der Bühne nach der ersten überstürzten Eröffnungsvorstellung ist ihr, wie sich am Sonntag zeigte, besser, als man erwarten mochte, bekommen. Mit Bierbaums, des liebenswürdigen aber theaterfremden Poeten, Rück­tritt aus der leitenden Stellung sind auch einstweilen wenigstens die phantastischen Märchenpantomimen, das neue Genre, dem die Bühne, wie es hieß, in erster Reihe dienen wollte, aus dem Programm verschwunden. Man ist viel bescheidener ge= worden. Doch für die so viel niedriger gesteckten Ziele scheinen jetzt auch die vorhandenen Mittel und Kräfte zu reichen. Nur ein kleiner vereinzelter Versuch in dem neuen Programm erinnerte etwa noch an die ursprünglichen Intentionen: das Sinnspiel: Der Einsiedler". In romantischer Bergwildnis entdeckt ein griechisches Liebespaar den ehr würdigen Alten tief in grüblerisches Sinnen versunken. Er bietet ihnen einen Trunk aus seiner Zauberquelle, und die Klarheit seiner eignen allen Schein durchschauenden Erkenntnis, teilt sich ihnen plöglich mit. In dieser Helligkeit erlöschen alle farben­frohen Reize des Lebens. Angst und namenlose Sehnsucht der Alte, ge­faßt den Jüngling wie das Mädchen, und rührt durch ihr Flehen, erlöst durch einen neuen, ihnen dargebotenen Trunk sie von der unwillkommenen Gabe. Auch dieses poetische Experiment, obwohl es durch die gelungene Kürze sehr vorteil