Der Vater führte ihn geduldig und vorsichtig in den Kreis feiner Geschäftsinteressen ein, nahm ihn zur Börse mit, er zählte ihm von den übernommenen Lieferungen, von seinen Kollegen, beschrieb ihn, wie sie Carriere gemacht hatten, was für ein Vermögen sie jetzt besaßen, wie ihre Art war. Foma begriff das Geschäft bald, da er sich allem gegenüber ernst und nachdenklich verhielt.
,, Unser Kraut blüht wie roter Mohn auf!" sagte Majakin lächelnd und zwinkerte Ignat zu.
Und doch hatte. Foma, selbst als er sein neunzehntes Jahr vollendete, etwas Kindliches, Naives in sich, das ihn bon seinen Altersgenossen unterschied. Diese verspotteten ihn, da sie ihn für dumm hielten; er blieb ihnen fern, weil ihn ihr Verhalten ihm gegenüber kränkte.
Aber dem Vater und Majakin, die ihn nicht aus den Augen ließen, flößte die Unbeständigkeit seines Charakters ernste Befürchtungen ein.
Ich verstehe ihn nicht!" fagte Ignat betrübt.„ Er führt ein folides Leben, hat, glaube ich, mit den Weibern nichts zu schaffen, ist mir und Dir gegenüber ehrerbietig, läßt sich alles fagen, er ist ein sittsames Mädchen und kein Bursche! Und er scheint doch nicht dumm zu sein."
Es ist feine auffallende Dummheit an ihm zu sehen," antwortete Majakin.
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diese Einquarlierung fraß alle Vorräte mitfamt ihren Besitzern weg, und wenn diese Söldnerhorden weiter zogen, sah es in den Bürgerhäusern jo kahl aus, als habe jia) ein Heuschreckenschwarm auf einem Getreideacker niedergelassen. In den Straßen und Gaffen Berlins herrschte damals ein wüstes Bald stampften die schweren Rosse eines Reiterhaufens daher, bald zog eine betrunkene Notte johlend an den Häusern dahin, um einzubrechen und zu plündern, wo es lohnend erschien und fein stärkerer Arm sich zur Wehr erhob.
geben.
In den Trinkstuben, wo sonst die Bürger und Handwerker zusammen faßen, fab man jetzt nur noch die trunkenen Söldnerhaufen fißen, die die Bürger längst durch ihre rohen Späße vertrieben hatten. Was der Söldner im Bürgerhause ergatterte, verfaufte er unmittelbar an den Trödler, der im Troß eines jeden Heerzuges zu finden war. Das Tuch verkauften die Söldner nach Schwertlängen und auch bei den zusammengeraubten goldenen und filbernen Kostbarkeiten wurde nicht groß nach dem wirklichen Werte gefragt. Meist jagte der Söldner das erhaltene Geld ja sofort in der nächsten Trinkstube wieder durch die Gurgel. Der Trödler vom Heerhaufen aber lief eilend zu dem Bürger, dem das Gut geraubt, um es ihm gegen hohes Auslösegeld wieder zum Kaufe anzubieten.
lichen Heeres wie feine andern. Im Keller, im Rauchfang, in ver Auf das Beutemachen verstanden sich die Söldner des kaiserstedten Kisten, unter den Treppen und Dielen wußten sie die verborgenen Lebensmittel und Habieligkeiten des Wirtes aufzuspüren. Mancher Berliner Bürgersmann glaubte besonders flug zu sein ,, Wie soll man aus ihm flug werden! Er scheint auf und vergrub seine Kostbarkeiten in dem fchmußigen Gange, der zu etwas zu warten, es ist, als hätte er einen Schleier vor den jener Zeit die einzelnen Grundstücke von einander trennte und Augen. Seine verstorbene Mutter ging ebenso tastend auf als Schricht, Kot- und Küchenablagerungsstelle diente. Aber der Erde herum. Der Afrikan Smolin ist ja nur zwei betrieben und aus der Erfahrung wußten, daß ganz bestimmte die scharfen Blicke dieser Söldner, die das Rauben als Handwerk Jahre älter, und sieh' ihn Dir einmal an! Es ist sogar läge immer wieder zum Vergraben und Verbergen benutzt wurden. schwer zu sagen, wer bei ihnen jetzt das Oberhaupt ist, der fanden die Kostbarkeiten, das Geld, die Lebensmittel immer wieder Vater oder er. Er will in eine Fabrik gehen, um dort zu heraus. Nichts war vor ihnen sicher. Iernen, und schimpft: hr habt mich schlecht gelehrt, Vater," sagt er.... Ja- a! Und der meine zeigt nichts dergleichen. Gott !"
Weißt Du," riet Majakin, versenke ihn ganz in irgend ein dringendes Geschäft! Das wäre was! Gold wird durch Feuer erprobt. Wenn wir ihm volle Freiheit lassen, werden wir sehen, was er für Anlagen, hat. Schicke ihn allein an
die Kama."
,, Soll ich's versuchen?"
,, Wenn er Schaden anrichtet, wirst Du etwas dafür wirst Du aber erfahren, was in ihm steckt."
"
Ignat.
verlieren,
Die Hauptleute dieser Haufen gingen den Söldnern mit bes rüchtigtem Beispiele voran. Während die Bürger um ein Stück trocken Brot betteln mußten, lebten sie in Saus uns Braus. Als der Oberst Graf Montecuculi im Lande Hauste, forderte er für seine Tafel täglich dreißig bis sechzig Essen und die Hauptleute, die in Berliner Bürgerquartieren lagen, thaten es ihm nach. Während das Tische schwelgte, stand der Bürger zitternd beiseite. Ein Wort konnte Kriegsvolt mit seinen Frauen und Töchtern spaßte und an feinem ihm ja das Leben kosten.
Als das Regiment endlich aufbrach, hatte seine Verpflegung der Stadt Berlin bare dreimalhunderttausend Thaler gekostet. Was geraubt worden war, blieb dabei noch unberechnet.
Mit seiner Neutralitätspolitik geriet der Kurfürst, als der
Das ist wahr- ich werde ihn hinschicken," beschloß Schwebenkönig Gustav Adolf in die Mark einbrach, als Magde
( Fortsegung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
aus dem dreißigjährigen Krieg. Unter allen deutschen Landesteilen hat die Mart mit am meisten unter den Verwüstungen, den Räubereien und blutigen Bestialitäten des dreißigjährigen Krieges gelitten. Sie lag völlig ungeschützt da und der Besitz des Bürgertums in den einzelnen Städten, so namentlich in Berlin , zog bald die Söldnerheere an, die unter der Kriegsfahne gierig dem Raube nachgingen.
Die Kriegszeiten machten sich den Berlinern zunächst nicht durch heranziehende Heereshaufen bemerklich. Bis zum Jahre 1627 hatten fie nur durch das Stocken ihres bedeutenden Handels gelitten; zwar waren auch diese Schädigungen schon schlimm genug, aber sie erreichten doch nicht die Brandschatzungen, die kaiserliche Generale an andren Landesteilen geübt hatten.
Der Kurfürst beobachtete eine ängstliche Neutralität und hoffte dadurch, daß er sich weder nach dieser noch nach jener Seite einmischte, dem Schicksal zu entgehen, als der schwache Dritte im Kampfe der beiden Starken zermalmt zu werden.
Diese ängstliche Neutralitätspolitik nügte aber der Mark und den Berlinern gar nichts. Lag die Mark den wüsten Kriegshaufen bequem, so fümmerten sie sich den Teufel un des Kurfürsten Neutralität. Sie raubten und plünderten, daß es eine Art hatte. Im Herbst 1627 brachen zum erstenmal die Kaiserlichen unter Wallenstein in die Mark ein. Der Kurfürst weilte in Preußen und feine Märker konnten unterdessen Betrachtungen anstellen, wie groß des Kurfürsten Macht sei. Wallenstein tam von seinem Hauptquartier Bernau nach Berlin , stieg im Schloß ab und ließ sich's wohl sein. Als der neutrale Kurfürst aus der Ferne eine Bitte um Schonung fandte, erhielt er von dem neutralen Wallenstein die höhnische Antwort: der Krieg sei kein Kinderspiel und seine Soldaten müßten leben.
In Berlin war damals das Torquato Contische Regiment einmarschiert und lag bei den Bürgern in Quartier. Hatte bisher fchon das Daniederliegen des Handels die Berliner Bürger schwer geschädigt, so begann jetzt erst recht eine schwere Zeit für sie. Denn
burg gefallen und zerstört worden war, gänzlich in die Brüche. Sowohl die Kaiserlichen als die Schwedischen betrachteten jetzt die Mark als feindliches Land. Der erste Einbruch der Kaiserlichen war nur das Vorspiel geweien; die Tage des Leidens und des Schreckens brachen mim erst an.
Im November 1633 stand der kaiserliche Oberst Winß mit einem Teile des Wallensteinschen Heeres vor den geschlossenen Thoren, den verschütteten Gräben und widerstandsunfähigen Mauern
Berlins , und begehrte Einlaß. Die brandenburgische Verteidigungsmannschaft hatte es für ratiam gefunden, sich hinter die festeren Wälle Spandaus zu flüchten. Die Bürger waren in ratloser Augst und der Probst George Lilien flehte um himmlische Hilfe, während bereits die faiserlichen Reiter aus den Ställen der Schäfergasse vor dem Köpnicer Thore die Schafheerden wegtrieben. Gesandte des Rates unterhandelten mit Winß, der bei Androhung der Plünderung 20 000 Thaler von der Stadt erpressen wollte. Die Ratsgesandten boten 2000 Thaler, aber während sie noch verhandelten, erschienen fächsische Heereshaufen und trieben die Kaiserlichen in die Flucht.
Fortan ging es Berlin nicht mehr so gut. Seit 1635 war die Mark der Schauplatz der Excesse der verrohten Söldnerhaufen von " Freund" und Feind. Auf die Dauer des Krieges wurden die Heere zu organisierten Räuberbanden, der„ Kampf um den Glauben" und die Herreninteressen zu organisierter Räuberei. Wehe dem Landstrich, den die wüste Notte irgend eines Heeres heimsuchte.
Berlin zog die in der Mark hansenden bewaffneten Banden vers lockend an. Berlin galt als reich, und es ließ sich viel herausholen. Dazu war es fast wehr- und waffenlos. Der Kurfürst hatte sich wohlweislich aus der Mark begeben und sah von Preußen aus den Dingen zu. Im Januar 1636 hatte er von Spandau aus seinen festen und gelahrten Verordneten 2c. zu Cölln a. d. Spree " eine Verordnung zugesandt, in welcher er die beiden Residenzstädte Berlin und Cölln sicherte", indem er Löhnung und Verpflegung seiner Leibcompagnie den Bürgern auferlegte und ihnen empfahl, sich abzuteilen und die Stadt zu defendieren". Das war alles. und wir bleiben Euch in Gnaden gewogen." Darauf reiste er nach Preußen.
"
Aber mit den des Krieges ungewohnten Bürgern wurden die Söldner bald fertig. Bereits im Oftober 1636 fiel Oberst Jenß von Hadersleff mit 12 000 Mann in die Stadt. Die Berliner konnten sich noch einmal durch Zahlung von 30 000 Thalern bar retten. Dem folgenden General Wrangel fonnten sie nur noch 1000 Thaler in barem Gelde geben; dafür aber entblößte dieser Räuber die Hand