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buch geführt, in das sie all' ihre Gedanken und Gefühle hinein­schrieb Unter anderm schimpfte sie auch mal ganz schrecklich auf ihre Eltern. Na und eines schönen Tages fand ihre Mutter das Tagebuch und nahm es ihr weg Es gab eine schreckliche Scene. ihre Mama in Thränen und solche Sachen... Ich zerreiße mein Tagebuch lieber zu Papilloten, dann brauch ich Papa nicht immer um Kanzleipapier zu bitten... Er wird jedesmal so böse, wenn ich danach komme

" Dent Dir bloß mal, Manja, was mir gestern abends bei Sussuosiows passiert ist!"

Na, was denn, Marja? Jst Dir beim Abendbrot wieder eine Gräte im Halse stecken geblieben, wie voriges Mal?"

" Nein, viel schlimmer!... Dimitri Wassiljewitsch hat mir eine Liebeserklärung gemacht!"

"

Wie kam denn das?"

" Das weiß ich eigentlich selbst nicht mehr!... Nach der Mazurka gingen wir ins Kabinett, um auszuruhen Außer uns war keine Menschenseele im Zimmer.

mir eine Liebeserklärung zu machen

Na und was thatest Du?"

" Jch fing natürlich an zu weinen!

Und plöglich begann er

-

Aber ich bitte Sie, quädiges Fräulein.

Ach bitte, keine Höflichkeitsphrasen... Mir ist es ja selbst schrecklich unangenehm, Sie bemühen zu müssen... Aber was ist da zu machen?' S ist doch mal so gang und gäbe, daß eine Dame unter allen Umständen nachts nach Hause gebracht werden muß... Aber damit Sie dieser lästigen Verpflichtung schneller ledig sind, schlage ich vor, wir nehmen eine Droschke Mit Vergnügen!"

" Jedoch nur unter der Bedingung, daß wir die Droschke zu gleichen Teilen bezahlen... Ich wünsche weder, Ihnen verpflichtet zu sein... noch Sie meinetwegen in Unkosten zu stürzen. Hier sind fünfzehn Kopeken... Aber nehmen Sie bitte eine geschlossene Droschke. und noch eine Bedingung: in der Droschke dürfen Sie mich nicht um die Taille fassen!...

Kleines Feuilleton.

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k. Wie Franz Schubert komponierte. Die Art, wie Schubert seine Lieder entwarf, schildert ein Abschnitt in der neuesten Biographie, Denk doch bloß: Das die Richard Heuberger soeben hat erscheinen lassen.( Franz Schubert . Berlin , Harmonie".) Schon im Jahre 1813, als der Komponist sechzehn Jahre alt war, stand sein Arbeitssystem, das auf schritt­

passierte mir ja zum erstenmal in meinem Leben!"

Na und was that er?"

Er erschrat heftig und entschuldigte sich, er habe nur geweises Ausmerzen aller Unvollkommenheiten gerichtet war, fest. Nach Spaßt..."

"

Wie blaß Du bist, Sina!

Ach, Jenny, ich bin verliebt!

a

Um Gottes willen!... In wen denn?"

" In Victor Pawlowitsch

Und wer ist dieser Victor Pawłowitsch?"

" Der Held des legten Romans, welchen ich gelesen habe. Gott , was für ein Mensch das ist!... Ich kann überhaupt keine Nacht mehr schlafen. Immerfort muß ich an ihn denken.

"

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dem ersten Entwurfe. den er fast immer ganz und in allen Einzel­heiten zu Ende sührte, pflegte er dasselbe Stück, und zwar meistens gleich wieder vorzunehmen und alle etwaigen Mängel der ersten Faffung zu beseitigen. Manchmal genügte ihm auch diese Form noch nicht, und er schrieb dasselbe Stück ein drittes, ein viertes Mal. Zwei feiner berühmtesten Lieder, Der Erlkönig " und die Forelle", existieren in vier von einander abweichenden, immer vollendeteren Lesarten. Schubert schrieb die Melodie und die für die harmonische und thematische Gestaltung der Begleitung wichtigsten Stellen mit größter Schnelligkeit in ein paar Minuten hin, und schritt sodann gleich an Wie kann man bloß so dunum sein, Sina!... Sich in den die Ausarbeitung, so daß das Ganze in einem Zuge angefangen und Helden eines Buches zu verlieben!..." vollendet wurde. An seinen Skizzen ist zu sehen, daß er im Momente " Was ist dabei? dies war eins bei ihm Dieser Victor Pawlowitsch ist doch sicher des Schaffens und Schreibens jogleich verschiedene Versionen überdachte, verglich, beurteilte und die beste derselben schließlich beibehielt. Diese Gleichzeitigkeit von Inspiration und Schreibarbeit war bei Schubert wesentlich. Man besitzt keine Nachricht darüber, daß Schubert je- gleich Beethoven sich auf Freien, auf Spaziergängen Notizen gemacht hätte; auch hat er wahrscheinlich nie ein Skizzenbuch gehabt. Selbst für eine größten Werke scheint er keine Pläne von langer Hand vors bereitet zu haben. Aus dieser Art des Schaffens ist die Sorgfalt, Gleichmäßigkeit und Genauigkeit von Schuberts flüssiger, von jeder Pedanterie freien Schrift erklärlich. Unter den zahllojen vors handenen, zusammen nach tausenden von Seiten zählenden Auto­graphen von Schubert sucht man fast ganz vergebens nach einer zweifelhaften Note oder nach einem Schreibfehler.

nach irgend einem lebenden Menschen geschildert... Na und vielleicht begegne ich dem einmal im Leben..."

,, Nicht ausstehen kann ich diese Diners!..." Warum denn nicht, Lina?"

" Weil ich immer hungrig von Tisch aufstehe!... Eobald ein Gericht aufgetragen wird, zupft mich Mama, welche natürlich stets neben mir sigt, ganz heimlich am Aermel, ich soll nicht zu viel ejsen... Schrecklich, wie ärgerlich das ist!... Ich muß mich dann später am Kuchen schadlos halten.

" Ich habe gestern den ganzen Tag schrecklich viel gelacht..." Worüber denn?"

" Ueber nichts... Nur so... einfach fo... Gestern schien die Sonne so schön. Und wenn die Sonne scheint, muß ich vor Freude immer lachen... Dafür möchte ich bei Mondschein­Abenden, besonders auf dem Lande, am liebsten immerfort

weinen..."

Ach, wenn ich mich doch bald verloben könnte!..." Mit wem?"

"

"

Ganz gleich mit wem.

Merkwürdiger Wunsch!"

.

Nur Braut sein..."

im

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machen, wenn man aus den den Liedern beigefügten Kompositions­Von der Produktivität Schuberts kann man sich einen Begriff daten erfährt, daß der Meister z. B. am 15. Oftober 1815 acht Lieder, vier Tage später, am 19. Oktober, deren sieben schrieb. Bei diefer massenhaften Produktion ist dennoch keine Spur von Flüchtigkeit oder gar Oberflächlichkeit zu bemerken; Schubert ist immer mit ganzer Seele, mit glühendem Eifer am Werke. Das einzige, was hie und da auf die Gleichzeitigkeit der Entstehung hins weist, sind ähnliche Tonfälle in der Melodie, ähnliche Rhythmen in der Overstimme, ähnliche Begleitungsformen und die Gleichheit der Tonart. Nach einem Worte Schumanns hätte Schubert , dieser

Durchaus nicht. Ich esse schrecklich gerne Konfelt und Bräutigams müffen ihren Bräuten jeden Tag Konfekt mitbringen... fleißigste Künstler", dieser Mufitmensch der neuesten Zeit vor allem", Dann werde ich mich aber mal ordentlich daran satt essen!. ,, nach und nach wohl die ganze deutsche Litteratur in Musik ges Und was ich nicht aufesse, verwahre ich mir bis nach der Hochzeit... ſetzt". Man meinte eine Zeitlang, er habe ziemlich wahllos zus Ich weiß, die Männer sind sehr veränderlich: nach der Hochzeit gegriffen und, von seinem Genie gedrängt, die Verse genommen, bringen sie ihren Frauen niemals mehr Konfekt mit..."

Aber Sonja, so jung und schon so blajiert!".

wo und wie sie sich ihm darboten. Das ist durchaus nicht richtig. Schubert suchte sich seine Gedichte mit feinstem Geschmack aus, ließ aus ästhetischen Gründen hier und dort Strophen weg,

Das steht alles in den Romanen drin... Wir sind in der Leih- milderte oder verstärkte einzelne Ausdrücke und brachte, wo er in bibliothek abonniert!..."

Aber warum nimmst Du nicht die Medizin ein, welche Doktor verschrieben hat?"

"

Dir der Weil sie doch nichts hilft... Wozu soll ich denn das garstige Beng schlucken?" Und warum bist Du so fest überzeugt, daß die Medizin nichts helfen wird?" Weil der Doktor meine Krankheit nicht verstanden hat und auch nicht verstehen konnte."

Wie kommst Du darauf?"

,, Weil ich seine Fragen nicht richtig beantwortet habe..." ,, Und warum nicht?"

" Weil ich mich schämte.... Er that so... so unanständige Fragen, daß ich ihm um alles in der Welt nicht die Wahrheit hätte jagen können

Ja, aber warum bist Du denn überhaupt zum Doktor ge­Um Mama nicht zu betrüben

gangen?"

..

Versen oder Reimen geändert hatte, mit geschickter Hand wieder die 85 Dichtern fomponiert, und die Zahl der Lieder, die auf jeden der sprachliche Form ins Reine. Im ganzen bat er Gedichte von für den Wert litterarischer Produkte besaß. Goethe ist mit 72, selben entfallen, zeigen dentlich genug, ein wie tiefes Verständnis er mit 23. Kofegarten mit 22, Störner mit 13, Klaudius mit 12, Offian Schiller mit 46, Wilh. Müller mit 44, Matthisson mit 28, Hölth dichten vertreten. Von den ihm persönlich nahestehenden Dichtern mit 9, H. Heine der eben erst auf dem Blau erschien mit 6 Ge hat Schubert nur Meyerhofer bevorzugt.-

Die Mumien im Bremer Bleikeller. Zu der durch die Blätter gegangenen und auch von uns gebrachten Notiz Im Bremer Bleiteller" wird der Frantf. 3tg." geschrieben: Die in dem sogenannten Bremer Bleikeller aufbewahrten mumificierten Leichen verdanken ihre Konservierung nicht einer besonderen Eigen tümlichkeit dieses Kellers, sondern die Leichen sind künstlich konserviert, e inbalsamiert. Die in dieser wie in andern ähn lichen Krypten( z. B. in Bonn ) beigesetzten Leichen wurden von Kapuziner - Mönchen nach einer noch jezt bekannten Methode ein

Es ist Ihnen wohl sehr unangenehm, Wladimir Jwanowitsch, balfamiert, welche wohl ursprünglich von den Aegyptern stammt und daß Sie mich nach Hause begleiten müssen?

später durch arabische Aerzte auf die Kapuziner- Mönche überkommen