wilden Wunsch, etwas zu zerbrechen, zu zerreißen, sich auch mit der Brust gegen den Strom zu stemmen und dessen An- drang an seiner Brust und seinen Schultern zerschellen zu lassen. Ja. das Schicksal!" sagte jemand neben ihm mit heiserer, müder Stimme. Dieses Wort war ihm bekannt: die Tante Anfissa hatte damit oft FomasFragen beantwortet, und er verband mit diesem kurzen Wort die Vorstellung einer Macht der die Macht Gottes ähnlich war. Er blickte die Sprechenden an: der eine davon war ein grauhaariger, alter Mann mit einem gutmütigen Gesicht, der andre war jünger und hatte große, müde Augen und einen schwarzen Spitzbart. Seine große, knorpelige Nase und die gelben, eingesallenen Wangen erinnerten Foma an seinen Paten. Das Schicksal!" wiederholte der Alte mit Bestimmtheit den Ausruf seines Nachbars und lächelte.Er steht über dem Leben, wie ein Fischer über den: Fluß: es wirft in unser Getümmel eine Angel mit Köder aus, und der Mensch schnappt gleich mit gierigem Mund nach dem Köder... da zieht es auf einmal den Angelstock in die Höhe und nun zappelt der Mensch auf der Erde, und wenn man hinschaut, ist sein Herz zerrissen... so ist's, mein Lieber!" Foma schloß die Augen, als hätte sie ein Sonnenstrahl getroffen, und sagte laut, indem er mit dem Kopf nickte: Stimmt! Ja, das stimmt!" Die beiden, die das Gespräch führten, blickten ihn scharf an: der Alte mit einem feinen, klugen Lächeln, der Groß- äugige unfreundlich und �abweisend. Das machte Foma ver- legen, und er trat errötend beiseite, indem er über das Schicksal nachdachte und nicht begreifen konnte, wozu es ihn durch das Geschenk einer Frau erfreut hatte und dann ihm das Geschenk so ohne weiteres und so kränkend aus den Händen entriß? Und er begriff, daß das unklare, bittere Gefühl, das er in sich trug, die Empörung über das Schicksal, über sein Spiel mit ihm war. Er war vom Leben zu sehr verwöhnt, um den ersten Tropfen Gift in dem eben an die Lippen gesetzten Kelch ruhiger hinzunehmen, er verbrachte die ganze Zeit der Reise ohne Schlaf, dachte an die Worte des Alten und zog seine Empörung groß. Doch sie erregte in ihm keine Niedergeschlagenheit und Trauer, fondern ein zorniges, rachedurstiges Gefühl. (Fortsetzung folgt.) Sonnksgsplerndevet. Und eines herrlichen Tages, wenn alle Knospen springen, wird der Grunewald zum Berliner Volkspark gelvorden sein. Nicht mehr wird er zu 09/100 verbotener Weg und zu 1/100 Stullenpapier sein, nein, überall werden in voller Freiheit und Ungebundeicheit die Straßenbahnen fahren, Leitungsstangen sich erhebe», Anschlagssäule», fesselnde Bilder gewähren und patriotische Denkmäler das Volk erheben. Um Verkehrsstörungen zu vermeiden, werden die Kiefern sauber eukfernt werden, und damit den mit recht unbeliebten Knöchclbrilchen vorgebeugt werde, wird der jetzt so holprige gefahrvolle Boden elegant asphaltiert werde». Nichts, gar nichts wird dann die sonntäglich in den Park hinaus- strömende Menge von den weltstädtischen Genüssen entbehren, mittels künstlicher Raucherzcuger wird sogar peinlich genau die Berliner Atmosphäre in allen Einzelheiten nachgeahmt. Kurz, der Grunewald wird zum Paradies werde», und in ihni werden hochgesinnte junge Liebespaare selig wandeln, versunken in die Erhabenheit der civili - fierten Natur, und wenn sie Glück haben, wird ein abgerissener Leitungsdraht sie beide innig umschlingen und in das dem Vernehmen derKreuzzeitung " nach bessere Jenseits befördern. In solcher nicht mehr fernen Zukunft wird nur noch eine Stätte 4ln die barbarischen Zeiten erinnern, da eS im Grunewald noch Bäume statt Leitungsstangen, Rehe statt Straßenbahneir Eichkätzchen statt stubenreine Seidenpinscher gab. Wie ani Nordpol in der Welt ewigen Eises, so wird es in» Stadtpark Grunewald den Namen kann man ruhig beibehalten: denn auch in der Ackerstraße wächst ja kein Roggen~ eine stille, einsame, hochberühmte Aug» st-Scherl- Insel geben. Mit dem znkunftsdurchdringeuden Weitblick, der den Präceptor Germaniens auszeichnet, hat August Scherl die Entwicklung des Grunewalds zum verkehrsgesegnsten Stadtpark vorausgeahnt, und es lvar ihm ein tiefes Bedürfnis, den Urenkel-Abonnenleu des Lokal-Anzeigers" dereinst zu zeigen, ivas die Urgroßväier-Abonuenten des damals erst zweimal täglich erscheinenden Blattes unter einem Wald verstanden. Am Frühlingsanfang des Jahres 1900 hat August Scherl in der Kolonie Gruneivald eine Waldinsel angekauft, zu dem Zweck, daß sie unbernbrt erhatten bleibe. Dem Landtage ist kürzlich ein Bericht über Forstverkänfe vor- gelegt und daraus ergiebt sich, daß dem Verleger August Scherl in Berlin durch Vertrag vom 21. März 1900 6,0071 Hektar des als stelle Hundekehle in der Oberförsterei(Grunewald für 1 300 000 M. verkaust worden find.p. Scherl will", so heißt es in dem Akten- stücke,.durch den Ankauf des Grundstückes dessen Bebauung ab- Ivenden, um sich die Annehmlichkeit des Aufenthaltes in der ihm gehörenden, nahe an der Grenze er- richteten Villa auf die Dauer zusichern. Scherl hat sich verpflichtet, den größeren Teil des Grundstückes ohne Genehmi- gung des Ministers für Landwirtschaft usw. weder zu verkaufen noch sonst zu veräußern, widrigenfalls er einer Vertragsstrafe von 300 000 M. verfällt." Man kann ohne weitere? annehmen, daß August Scherl nicht bloß durch seine Abneigung gegen nachbarliche Konkurrenten zu diesem Kauf veranlaßt worden ist, sondern daß ihn auch die große Idee leitete, ein Stück Grunewald in seiner jetzigen Gestalt zu erhalten. Und außerdem mag er noch durch ein praktisches Beispiel haben be- weisen wollen er ist ja auch der Erfinder eines PatcntsparsysteinS wie der Teii der socialen Frage, den man Wohnungsfrage nennt, einfach und vollkommen zu lösen sei. Man beklagt die gesundheitlichen, ästhetischen und moralischen Nachteile des engen Massenquartterwohnens. August Scherl zeigt uns, wie kinderleicht Abhilfe zu schaffen ist. Jeder kanfe sich um seine Villa sechs Hektar Land und verpflichte sich, die steie Fläche nicht zu bebauen, und niemand wird mehr Klage erheben, daß die Menschen zu dicht aneinander Hausen. August Scherl ist in jeder Hinsicht ein Bahnbrecherl » Außerdem hat jener Kaufvertrag den großen Vorteil für August Scherl , daß er Rudolf Mosse für alle Zeit der Möglichkeit beraubt, sich neben ihm anzubauen. Es ist schon schlimm genug, daß die beiden in Berlin in unmittelbare Nachbarschaft geraten find. Masses Betrieb in der Jerusalemerstraße ist allzu nahe der Zimmerstraße, und wennScherl privatim in derBellevuestraße ivohnt, so ist der Moss epalast am Leipziger Platz nur wenige Schritte von ihm entfernt, wenn allerdings auch der Verkehr auf dem Potsdamer Platz einen fast unübersteig- baren Grenzwnll zlvischen den feindlichen Lagern türmt. Im Grüne- wald also ist Scherl sicher. Sechs Hektar Waldbodens trennen ihn auf jeden Fall für alle Zeiten von Rudolf Mosse , er hat auf einer undurchdringlichen Insel sein Königreich der öffentlichen Meinung etabliert. llebrigens bin ich den Lesern noch Nachricht über den Fortgang des Scherl-Mosse-Krieges schuldig. Er wird in der That mit äußerster Grausamkeit. Verschlagenheit und Hinterlist weiter geführt. Mosse begann das neue Kriegsjahr mit einem furchtbaren strategischen Einfall. Tag für Tag brachte das.Tageblatt" von empörten Lesern lange Listen(über Druckfehler und Irrtümer im Scherlschen Adreßbuch. Masse bewies, daß dieses Adreßbuch«ine Quelle ent- setzlicher Verwirning sei. Niemand in Berlin und Vororten wüßte mehr, wie er richtig heiße und wo er wohne. DasTageblatt" er- zählte von Bankerotten, die infolge falscher Adrctzbuch-Angaben ent- standen, von schauderhaften Familientragödien. Ehebrüchen, Wahnsinns- anfüllen und Selbinorden, die alle veranlaßt feien dnrcii Fehler des Adreßbuchs. Kurz. August Scherl stand da vor der Welt als Stifter allen Unheils, als gewissenloser Zerstörer der Gesellschaft, als Tod- feind der Kultur und liederlicher Geschäftsmaiui obendrein. Aber August Scherl nahm fürchterliche Rache. Er erklärte in großen Inseraten, daß das Moffesche Druckfehlerverzeichnis nicht der Bülowschen Rücksicht auf das Gesamttvohl, sondern uielinchr durch­aus böswilliger Absicht entsprossen sei. Und triumphierend ver- kündete er zugleich, daß er die Gelegenheit beimtze, um künftig statt eines zwei Nachträge zum Adreßbuch erscheinen zu lassen. Mosses Angriff war abgeschlagen. Er soll am Busen Lcvhsohits sich ausgeweint haben, als er die neue Bosheit seines Feindes er- fuhr. So viel Schlechtigkeit hatte Mosse der Menschheit doch nicht zugetraut: Zwei Nachträge k... «» Indessen von einer andre» Seite droht Scherl jetzt schlimme Gefahr: von dem Gesetz gegen Verunstaltung landschaftlich hervorragender Gegenden durch Reklamen. Anfangs glaubte ich, es sei gegen die Siegesallee gerichtet. Aber Begas be- ruhigte mich; jeder, der die Denkmäler ansehe, erkenne sofort, daß sie nicht als Rellanie für die brandcnbmgijch-prenßischen Fürstlich- leiten beabsichttgt seien. Dann erfuhr ich, daß der Entwurf bestimmt sei, August Scherls Macht zu brechen. Es soll ihin künftig nicht mehr gestattet sein, beispielsweise die landschaftlich hervor- ragende Gegend zlvischen Friedenau und Großgörfchcustraßc durch Lokalanzciger-Reklameu zu verunstalten. Ich erlaubte mir, Scherl meine Besorgnisse schriftlich mitzuteile», und er geruhte daraufhin mich in Audienz zu empfangen. Nachdem ich ihm meine Meinung auseinandergesetzt, nahm der gewaltige Mann das Wort und mit einem träwnerischen Ausdruck, der i» die Rätsel der Zukunft und Vergangenheit verjeukten Augen, sprach er ungefähr das Folgende: Sie glauben also, daß das Gesetz sich gegen mich richtet? Ich kann nicht annehmen, daß man meine Absichten maßgebendeuOrts so mißverstehen könnte. Ja früher, als ich noch ein arnrer Teufel ivar, da verkannte nian mein Streben. Wenn ich noch daran denke, wie man einst mir Hindernisse i» den Weg legte I Ich fing meine Mission auf Erden an, indem ich versuchte, Kunst und Litteratur im ganzen Volke zu verbreiten. Herr dcS Himmels, Ivar das eiu